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Nein, es ist in diesen Dingen im Ganzen und Grossen nichts der Willkür, viel weniger dem Zufall überlassen, sondern es walten hier eben jene Naturgesetze, welche die Wissenschaft dem Leben abgelauscht und von denen es abhängt, wie die ,,Willkür" der Menschen, welche kein ,,Zufall" ist, im Durchschnitt verfahren soll. Der Vf. selbst aber sagt gleich darauf: wir behaupten, gegen die Socialisten und gegen die Ockonomen, nicht, dass man die Arbeit organisiren muss, nicht, dass sie organisirt ist, sondern dass sie sich organisirt. Sie ist seit Anfang der Welt daran, sich zu organisiren, und wird sich bis ans Ende organisiren“. Nun ganz dasselbe behaupten wir auch, aber desshalb protestiren wir gegen die Annahme, es könne irgend Jemand die Arbeit, die sich eben selbst, durch Alle, organisch, mit Naturgewalt, organisirt, es könne irgend Jemand die Arbeit mit Bewusstsein, planmässig, erfinderisch organisiren, kleine Ausbesserungen und Nachhülfen ausgenommen. Der Vf. scheint in der That an dieser Stelle dasselbe zu meinen. Wenn er dann weiter sagt: „, Dagegen ist die politische Oekonomie nichts, als ein impertinentes (soll hier wohl heissen: bedeutungsloses) Stoppelwerk, sobald sie die von Adam Smith und J. B. Say zusammengetragenen Thatsachen für absolut giltig erklärt", so bemerken wir, dass sie das nur unter gewissen Voraussetzungen thut, welche allerdings zeither immer und überall bestanden haben, auch jetzt noch bestehen und deren Aufhebung wohl noch in sehr weitem Felde sein dürfte. Was, wenn solche Aufhebung erfolgt, an deren Stelle treten würde, weiss jedenfalls noch Niemand und es würde daher sehr müssig sein, wollte sich die Wissenschaft auf Untersuchungen über eine ganz problematische Zukunft einlassen. Dann spricht der Vf. vom Leihen auf Zins, was der Uebersetzer fälschlich mit Wucher wiedergibt. Er erkennt zwar an, dass die Oekonomen Recht hatten, wenn sie sagten: so gut man für das Darleihen eines Grundstücks einen Pacht nimmt, so gut kann auch für das Darleihen eines Capitals einen Zins fordern. Aber er behauptet, der Satz: dass die Arbeit allein die Quelle des Einkommens sei, könne eben so gegen den Landpacht, wie gegen den Capitalzins ins Feld geführt werden. Nun ist aber erstens jener Satz nicht wahr, denn es entsteht zwar kein Einkommen ohne alle, aber auch keins bloss durch Arbeit, sondern überall wirken Naturkraft, Arbeit und Capital zusammen, nur dass bald das Eine, bald das Andere im Vordergrund steht. Weiter ist auch das Capital, wie das Grundeigenthum, durch Arbeit, sei es eigene, oder fremde, in ihren Früchten auf den Eigenthümer Uebertragene, erworben worden und der Eigenthümer hatte das Recht, es selbst zu seiner Arbeit zu verwenden und durch diese zu befruchten, folglich auch, wenn er es einem Andern zu gleichem Zweck darlich, sich einen Theil von dem Gewinn auszubedingen, zu dessen Erwerbung er dem Andern ein wichtiges Requisit darbot. Die Hauptsache ist: es wird Niemand gezwungen, ein Grundstück zu pachten, ein Ca

pital anzuleihen; dass sich so Viele bereit finden, für ein Solches Pacht und Zins zu zahlen, beweist, dass sie ihren Vortheil dabei finden und die Sache in der Ordnung ist. Der Betrag wird aber auch hier nicht willkürlich bestimmt, sondern durch das Verhältniss von Nachfrage und Angebot regulirt. Etwas mehr Recht hat der Vf., wenn er manche Inconsequenzen in der Anwendung des Grundsatzes der Expropriation findet; wie man z. B. bei Anlegung der Eisenbahnen zwar die Grundstücksbesitzer, nicht aber die Frachtfuhrleute entschädigt habe. In der That würde es schwer gewesen sein, anders zu verfahren und ganz in der Ordnung ist die Sache nicht. Es folgt aber daraus keineswegs, dass man die Grundeigenthümer nicht hätte entschädigen sollen. Mit Recht hält der Vf. den Socialisten vor, dass sie Jedermann expropriiren und Niemandem entschädigen und sicherstellen wollten. Weiterhin führt er gewisse schroffe Sätze des Malthus ins Feld, die er für zur Zeit wahr erklärt, um durch sie die politische Oekonomie vervollkommnen zu können, die aber auch in diesem ,,Uebergangszustand" keineswegs wahr sind. Dann kommt wieder eine Stelle, wo er der Wissenschaft Gerechtigkeit widerfahren lässt. Die ökonomische und legislative Wissenschaft haben, versichert er, in ihren Anfängen nichts Anderes sein können, als was sie gewesen seien.

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Vor dem System die Facten; vor dem Jahrhundert der Kunst das Jahrhundert der Gelehrsamkeit. Wie jede andere dem Gesetz der Zeit und den Bedingungen der Erfahrung unterworfen, musste die ökonomische Wis senschaft, ehe sie untersuchte, wie die Dinge in der Gesellschaft zugehen sollen, uns sagen, wie sie zugehen, und alle die Herkömmlichkeiten, welche die Autoren, ungeachtet ihres unzusammenhängenden und widerspruchsvollen (?) Wesens, in ihren Büchern so pompös Gesetze, Principien und Theorien nennen, mussten mit ängstlichem Fleisse gesammelt, mit strenger Unparteilichkeit verzeichnet werden. Um diese Aufgabe zu erfüllen, bedürfte es vielleicht mehr Genie, besonders Hingebung, als der weitere Fortschritt der Wissenschaft erforderlich machen wird".

Gleich darauf aber sagt er:

,,So ist die Theilung der Arbeit, ohne welche die Production fast Nu!! sein würde, tausend Inconvenienzen unterworfen, von denen die Demoralisation des Arbeiters die schlimmste ist; die Maschinen bringen ausser der Wohlfeilheit Ueberproduction und Arbeitsaussetzung hervor. Die Concurrenz läuft auf Unterdrückung hinaus; die Steuer, das materielle Band der Gesellschaft, ist meist (?) nur eine Landplage, die man eben so sehr fürchtet, als Feuersbrunst und Hagelschlag; der Credit hat zum nothwendigen Begleiter den Bankerott, das Eigenthum ist ein Ameisennest von Missbräuchen; der Handel artet in Glücksspiel aus, wo es sogar oft erlaubt ist, zu betrügen: kurz, da die Unordnung überall im gleichen Verhältniss zur Ordnung steht, ohne dass man absieht, wie diese jene ausmerzen soll, so haben die Oekonomen sich bei dem Schlusse beruhigt, dass Alles aufs Beste eingerichtet sei, und betrachten jeden Besserungsvorschlag als feindselig wider die politische Oekonomie“.

Nein, das thun sie nicht; sie erkennen sehr wohl, dass auch die nothwendigen und nützlichen Principien, schon an sich, noch mehr aber, wenn sie in schroffer Unbedingtheit auftreten, ihre Schatten mit sich führen; sie wissen sehr wohl, dass die Orga

nisation unserer wirthschaftlichen und sonstigen socialen Zustände weder eine vollkommene, noch eine fertige, sondern immer im Werden und mit Mängeln behaftet ist; sie gehen bereitwillig auf Verbesserungsvorschläge, welche mit den Grundgesetzen des wirthschaftlichen Lebens irgend vereinbar sind ein und sic legen dabei mehr und mehr auch auf die sittlichen Momente besonderes Gewicht. Aber sie können nicht davon ablassen, nachzuweisen: was unter gegebenen Verhältnissen bestimmte Ursachen für Wirkungen haben müssen. Darauf bestehen sie. Der Vf. kommt nun im 2. Cap. auf die Lehre vom Werthe und zunächst auf den Gegensatz des Nutzwerthes und des Tauschwerthes. Hier stellt er im Anfang die gewöhnlichen Lehrsätze auf, will aber den ersten Widerspruch darin entdecken, dass man, um tauschen zu können, arbeiten müsse, durch Mehrproduction aber den Tauschwerth herabsetze. ,,Je häufiger eine Waare wird, desto mehr verliert sie im Tausche, und entwerthet sich commerciell". Nun das weiss die politische Oekonomie auch, sie weiss es aber besser und mehr, denn sie setzt hinzu: wenn nicht auch die Nachfrage im entsprechenden Verhältnisse zunimmt, oder die Erzeugungskosten sich dergestalt vermindern, dass der Tauschgewinn sich erhält. In diesen beiden Momenten, die der Vf. verschweigt, liegen wichtige Corrective und er ist durch seinen ungenauen Satz keineswegs zu dem Ausrufe berechnet:,,Ist es nicht wahr, dass ein Widerspruch zwischen der Nothwendigkeit der Arbeit und ihren Resultaten obwaltet?" Von Derartigem aber ist das ganze Buch voll. Er schafft sich Schwierigkeiten, die er nicht selbst lösen will, obwohl er es, bei seinem Scharfsinn und seiner Kenntniss, recht wohl könnte. Er fordert,,jeden ernstlichen Ockonomen auf, ihm zu sagen, wesshalb der Werth abnimmt, je mehr die Production steigt und wodurch der Werth wächst, wenn die Production sich vermindert". Das letztere ist erstens keineswegs in allen Fällen wahr. In beiden Fällen verwechselt der Vf. Werth und Preis. Die Beantwortung der ganzen Frage würde ihm leichter geworden sein, wenn er sich weiter gefragt hätte: wodurch die Production zu steigen pflegt. Er fragt, wie es scheint mit grossem Erstaunen:,, warum die Seltenheit, nicht die Brauchbarkeit, gleichbedeutend mit Theuerkeit ist?" Nun weil der Preis zunächst durch das Verhältniss von Nachfrage und Angebot bestimmt wird und die Brauchbarkeit, die Arbeitskosten u. s. w. erst secundär, bei Begründung dieses Verhältnisses, in Frage kommen. Zu viel gesagt ist es, wenn er behauptet:,,Steigen und Fallen der Waaren(preise) sind unabhängig von der Masse der Arbeit, die auf die Production verwendet werden; und die grösseren oder geringeren Kosten erklären durchaus nicht den Wechsel der Marktpreise". Sie thun das allerdings, wenn und so weit sie auf die Verminderung des Angebots, bei gleichbleibender Nachfrage, Einfluss haben, oder umgekehrt auf die Vermehrung des Ersteren unter gleichen Umständen. Jeder Seekrieg z. B. kann den Vf.

lehren, dass die Preise der Colonialwaaren durch die Kosten ihrer Herbeischaffung steigen. Ganz bezeichnend ist die gleich folgende Stelle :

,,Der Werth ist launenhaft, wie die Freiheit: er sieht weder auf die Brauchbarkeit, noch auf die Arbeit; weit entfernt, es scheint, als ob im gewöhnlichen Laufe der Dinge, und abgesehen von gewissen ausnahms weisen Störungen, die nützlichsten Gegenstände immer die wären, die am wohlfeilsten zu stehen kommen; mit andern Worten (sic), als ob es sich gehöre, dass die Menschen, welche mit der meisten Annehmlichkeit (sic) arbeiten, am besten, und die, welche Blut schwitzen, am schlechtesten belohnt würden".

Mit den letzteren Worten fällt er in die ihm sonst nicht gewöhnliche Rolle des communistischen Demagogen. In der ganzen Stelle aber unterlässt er, zuvörderst nach den Gründen der Erscheinung und nach deren Lichtseiten zu fragen und heftet sich nur an die angeblichen Schatten. Keine Sache ist desshalb wohlfeil, weil sie nützlich ist, sondern sie ist es, weil sie mit geringem Aufwand von Arbeit, Kenntniss und Capital hergestellt wird. Kein Arbeiter bezieht desswegen nur niedrigen Lohn, weil er eine besonders nützliche Sache herstellt, sondern weil er eine Arbeit verrichtet, zu welcher wenig Vorbereitung und Geschick erforderlich ist, welche sehr Viele neben ihm eben so gut besorgen können. Wenn nun gewisse Güter von sehr augenscheinlicher und allgemein anerkannter Nützlichkeit von der Art sind, dass sie zu ihrer Herstellung nur einer sehr einfachen und überall zu beschaffenden Arbeit bedürfen, folglich wohlfeil werden, so ist das ein Segen, den wir der Vorsehung zu danken haben, denn er macht sehr Vielen den Genuss jener nützlichen Güter möglich und leichter und eine künstliche Erhöhung des Arbeitslohnes dabei, eine künstliche Steigerung der Preise dieser Güter würde ein unnatürliches Geschenk an die Einen auf die Kosten und unter Verletzung der gerechten Ansprüche der Andern sein. Uebrigens wird dem besser bezahlten Arbeiter seine Arbeit, wenn sie auch unter manchem äussern Scheine der Annehmlichkeit" verrichtet wird, oft viel saurer, als dem Holzhacker die seine und dabei wird noch nicht in Anschlag gebracht, wie lange Jahre der unbelohnten Anstrengung und der Entbehrungen vielleicht hingebracht wurden, um sich zur Verrichtung jener Arbeit geschickt zu machen. Im Uebrigen erkennt der Vf. an:

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,,Keiner hat das Recht, dem Andern seine Waare aufzudringen; der einzige Richter über die Brauchbarheit, oder, was dasselbe ist, über das Bedürfniss, ist der Käufer. Man nehme die beiderseitige Freiheit weg, und der Tausch ist nicht mehr die Ausübung der industriellen Solidarität, er ist ein Raub. Der Communismus wird diese Schwierigkeit nie überwinden. Indem ihr mir die Möglichkeit, zu wählen, nehmt, verdammt ihr mich zu einem Maximum, zerstört ihr die Concurrenz, die einzige Garantie der Wohlfeilheit und ruft den Schmuggel hervor. So werdet ihr euch, um der Willkür im Handel zu wehren, in die Verwaltungswillkür stürzen, um die Gleichheit zu schaffen, die Freiheit zerstören, was die Negation der Gleichheit selbst ist. Wollt ihr die Arbeiter in eine einzige Werkstatt bringen, vorausgesetzt ihr besässet diess Geheimniss? Das reicht noch nicht hin; ibr

müsst auch die Consumenten in eine einzige Haushaltung bringen: aber dann fallt ihr aus der Frage heraus“.

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In die Lösung dieser Widersprüche, die sich der Vf. gemacht, setzt er nun seine Hauptaufgabe, verliert sich aber zunächst in eine philosophische Vorlesung über die Antinomie. Sein Hauptirrthum besteht darin, dass er die Quelle vieler, allseitig beklagter Uebelstände darin sucht, dass ,,der Gebrauchs- und der Tauschwerth in beständigem Kampfe" seien. Schon die einfache Betrachtung hätte ihn in seiner Annahme wenigstens irre machen sollen, dass jene Erscheinungen keineswegs, wohl aber dieser Kampf stets und überall vorkommt. Unrecht aber thut er den Oekonomen", wenn er ihnen vorwirft, jeden Gedanken der Besserung und jede Hoffnung auf Reform zurückzuweisen. Aber sie können nicht etwas ändern wollen, was sie nicht für ein Uebel, sondern nur für ein ewiges Naturgesetz, folglich für etwas von überwiegenden Vorurtheilen Begleitetes halten. Es ist auch nicht wahr, was er behauptet: dass das Gesetz des Tausches nicht gefunden sei. Es liegt in dem Verhältnisse von Nachfrage und Angebot und in alle den Umständen, welche auf beide wirken und welche die Wissenschaft recht wohl ergründet und bestimmt hat. So ist es auch falsch, wenn er (S. 67) sagt:,,ein allgemein von den Oekonomen angenommener Satz ist jede Arbeit muss einen Ueberschuss lassen" und nun behauptet: der Satz sei zwar wahr, könne aber in der Theorie der Oekonomen gar nicht bewiesen werden. Der vernünftige,, Oekonom" wird jenen Satz gar nicht so allgemein und unbedingt aussprechen, sondern er wird sagen: jede Arbeit ist nur gewinnbringend, wenn sie einen Ueberschuss lässt. In dieser Weise geht es durch das Werk fort. Doch laufen auch eigne Irrlehren und Uebertreibungen des Vfs. genug mit unter. Er schliesst sich (S. 85) der Lehre an, dass sich

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die Intelligenz in den Individuen und durch ihre qualitative Bestimmtheit unterscheide, welche die jedem Einzelnen eigene Befähigung ausmache, während sie, im Wesentlichen, im Urtheile nämlich, bei Allen quantitativ gleich sei. Daraus folge, dass ein wenig früher oder später, je nach der Gunst der Umstände, der allgemeine Fortschritt (?) alle Menschen von der ursprünglichen und negativen Gleichheit zur positiven Aequivalenz der Talente (sic) und Kenntnisse führen müsse".

Die,, Hierarchie der Fähigkeiten" könne daher künftig nicht mehr als Princip und Gesetz der Organisation genommen werden; die Gleichheit allein sei unsere Regel, wie sie auch unser Ideal (!) sei. Von da kommt er auf die Theilung der Arbeit und bei ihr auf einen neuen Widerspruch, den er mit seinen gewöhnlichen Uebertreibungen so formulirt: die Theilung, ausser der kein Fortschritt, kein Reichthum, keine Gleichheit ist, ordnet die Arbeiter unter (welcher Gräuel!), macht die Intelligenz unnütz (?), den Reichthum schädlich, die Gleichheit unmöglich". Letzteres wäre das geringste Unglück. Er sagt weiter:,,Also was ist, nach der Arbeit, die Hauptursache der Vermehrung der Reich

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