Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

gerechtfertigt; ja wir können und müssen noch einen Schritt weiter gehen und ihr jetziges Hervortreten im festgehaltenen sicheren Anschlusse an den gegenwärtigen Standpunet der christlichen Wissenschaft und des von ihr zu weckenden Lebens für erfreulich, gewissermassen für nothwendig erklären. Letzteres schon wegen des Vis à vis der katholischen Schwesterkirche, welche aus den letzten Jahren zwei umfängliche theologisch - encyklopädische Werke (von Aschbach [4 Bde. 1846-50] und von Wetzer und Welte [12 Bde. 1846-55]) aufzuweisen hat, so dass die hier bewiesene Ausdauer uns, bei völliger Leerlassung dieses Terrains, leicht mit dem Vorwurfe, wenigstens mit dem Verdachte belasten könnte, als sei die Zerstückelung des Protestantismus ein fait accompli, da es doch trotz der divergirenden Parteien in ihm mit der Werthschätzung der gemeinsamen Güter, die durch die Reformation errungen wurden, noch vollkommen wohl steht. Bei dem weiteren Berichte über das vorlieg. Werk sei aber sofort genau der Standpunct angegeben, den er nach dem Charakter dieser Blätter inne halten will; ohne Eingehen in irgend materielles Einzelne soll er nur historisch vorschreiten, hauptsächlich zu Gunsten derer, denen von diesem Werke etwas Näheres noch nicht kund geworden ist, obwohl es mit seinem ersten in Heften geschehenem Vorschreiten über ein volles Jahr zurückdatirt und in dem oben nachgewiesenen Bestande seiner beiden ersten Bände das Trifolium des ABC fast überwunden hat, was einen annähernden Schluss auf den Umfang des Ganzen machen lässt, obgleich der des ersten Buchstabens für die folgenden nicht durchaus maassgebend sein kann. Gelingt es, dem hier Begonnenen noch Fernerstehende als Käufer und Leser zu gewinnen, so dürften wir gleichzeitig dem Interesse des Verlegers gedient haben, dem bei der Durchführung eines auf jedenfalls bedeutenden Umfang berechneten Werkes in schwerer Zeit bei spärlicherer Betheiligung leicht bange werden könnte, so wie dem Eifer des Herausgebers, der bei dem schwierigen Werke einer solchen Redaction in dem ihm zu erfreulicher Gewissheit gewordenen erweiterten Kreise der Leser und Benutzer seiner Zusammenstellung Aufmunterung zu fortgesetzter reger Thätigkeit finden wird. Ihm sei denn in dem noch Folgenden vorwaltend das Wort gegeben, indem wir aus seiner Vorrede zum 1. Bde. das Nöthigste zur Charakteristik des Ganzen hier herübernehmen, das er mosaikartig zusammengefügt hat und dabei zahlreichen gewiegten Mitarbeitern ein guter Herzog nomen et omen! geworden ist. Das Werk soll alle Disciplinen der Theologie umfassen; die räumlich grössere Berücksichtigung der einen vor der andern deutet nicht auf ihre Bevorzugung, sondern, wie bei der exegetischen und historischen Theologie, auf die grössere Fülle des ihr zufallenden Stoffes; auch die systematische und praktische Theologie werden angemessen vertreten und da die kirchlichen Interessen in den dazu geeigneten Artikeln (z. B. Abendmahl, Armenpflege, Mission u. dgl. m.) stets die nöthige zeitgemässe Berücksichtigung zu finden und zu nehmen bestimmt und geeignet sind, so inhärirt der,,Real

-

-

Encyklopädie" auch ein idealer Charakter durch Vorhaltung des Zieles, dem überhaupt in praktisch-kirchlichen Bestrebungen nachzugehen ist. Daraus rechtfertigt sich zugleich die Titelbezeichnung ,, för protest. Theologie und Kirche." Dass einerseits die Gegensätze innerhalb des Protestantismus selbst in Betracht kommen, andererseits das Verhältniss desselben zum Katholicismus, liegt auf der Hand. Aber es wird extremen Richtungen hier ein Bürgerrecht nicht eingeräumt, weil diess den Protestantismus selbst verflüchtigen hiesse; vielmehr sieht es die Encyklopädie als Pflicht an, solches Excediren zu bekämpfen, die Gott und Christo entfremdete Zeitbildung zur einigen Quelle der Wahrheit zurückzuführen und dabei sich eine grosse Mannichfaltigkeit der Auffassung und Lösung theologischer und kirchlicher Fragen angelegen sein zu lassen, also auf verschiedenen Wegen nach demselben Ziel. Zu den eigentlich confessionellen Gegensätzen innerhalb des Protestantismus nimmt die Encyklopädie keine ausschliessliche Stellung; sie will die oft herrlichen Kräfte, die jede Fraction in sich birgt, nicht verkleinern, vielmehr darin die reiche Entwickelung der protestantischen Theologie bezeugt werden lassen, unter Hervorhebung des Gesichtspunctes, dass, was Lutheraner und Reformirte Gemeinsames haben, von ungleich grösserer Bedeutung ist, als was sie trennt, dass die grossen Principien des evangel. Protestantismus für Angehörige der lutherischen, reformirten oder unirten Kirche stets dieselben bleiben. Hier namentlich dürfen Einreden von Seiten der römischen Kirche nicht irre machen, die aus leicht erklärlichen Gründen Zersplitterung des Protestantismus wünscht. In Betreff der Stellung zum römischeu Katholicismus will die Encyklopädie kleinliche, äusserliche, einzeln sach- und persönliche Polemik sorgfältig vermeiden und es sich angelegen sein lassen, in wissenschaftlichem Wege gegenüber der ihr Haupt aufs Neue kühn erhebenden röm.-kathol. Kirche den Schrift- und historischen Beweis hervorzuheben. Demnach soll die Schriftwahrheit klar an das Licht gestellt werden, unbekümmert um alle Zusätze, Auslassungen und Entstellungen, welche die römischkatholische mündliche wie schriftliche Tradition darin gemacht hat; sodann soll die Encyklopädie die Geschichte des Christenthums gründlich erforschen und mit dem Katholicismus dieselbe Arbeit vornehmen wie Bossuet mit dem Protestantismus in seiner histoire des variations des églises protestantes. So weit den Hauptsachen nach der Herausg. über Charakter und Tendenz des begonnenen Werkes. Ueber die Einrichtung noch dieses: Die lexikalische Durchführung bedingt zugleich vorwaltend die Anwendung der analytischen Methode; doch muss diese, wenn nicht die Zerstückelung des wissenschaftlichen Stoffes dem Verständniss des Einzelnen Eintrag thun soll, ihre Ergänzung und ihr Correctiv in Collectivartikeln finden, so dass das Ganze als eine Abwechselung zwischen allgemeinen und speciellen Artikeln sich abwickelt. Für den wissenschaftlichen Charakter des Ganzen leisten die Namen der Mitarbeiter vollgültige Bürgschaft; die Darstellungen selbst geben die Puncte an,

bis zu welchen die wissenschaftliche Entwickelung fortgeschritten ist. Könne daher das Werk als compendiöse Zusammenfassung der deutschen Theologie in ihrer gegenwärtigen Gestalt angesehen werden, zum Behuf bequemer, übersichtlicher Orientirung auf allen Gebieten des theologischen Wissens und kirchlichen Lebens, so solle doch damit dem wissenschaftlichen Studium durch diese Erleichterung kein Abbruch geschehen, es vielmehr anregen und ihm Anleitung geben; diess aber thue um so mehr noth, da eine gewisse Richtung der protestantischen Frömmigkeit recht eigentlich mit Geringschätzung der Wissenschaft verschwistert sei und mit einem Zustande der Erstarrung und Stagnation bedrohe, durch den alle Geistesarbeit seit Jahrhunderten vernichtet würde und wir tief unter die Zustände der römisch-katholischen Welt beruntersänken. Ref. fügt noch hinzu,

dass das Verzeichniss der Theologen und Gelehrten, welche der Herausg. als Mitarbeiter zu nennen hat, von A bis Z über hundert Namen der geachtetsten Gottesgelehrten auf deutschen und schweizerischen Universitäten und in geistlichen Aemtern nennt. In der auf dem Titel angegebenen Begrenzung enthält jeder Band zwischen 500 bis 600 einzelne nach Umständen längere oder kürzere Artikel; bis auf wenige sind sie mit dem Namen ihrer Concipienten bezeichnet. Der Preis ist so billig gestellt, dass von dieser Seite wenigstens bei sonst gutem Willen der Verbreitung dieses zeitgemässen Werkes, das der deutschen Theologie zur Ehre gereicht, kein Hinderniss im Wege steht.

[2] Encyklopädie und Methodologie der theologischen Wissenschaften von Dr. K. R. Hagenbach, Prof. d. Theol. in Basel. 4. verb. Aufl. Leipzig S. Hirzel. 1854. XIV u. 422 S. gr. 8. (1 Thlr. 15 Ngr.)

In 21 Jahren 4 Auflagen die dritte in drei Jahren vergriffen gewiss Anzeige und Einladung genug. Nur Weniges sei für die mit dem wackern Buche noch Unbekannten unter unsern Lesern hinzugefügt. Es will kein Gelehrtenbuch, sondern ein ,,Studentenbuch" sein. Den theologischen Charakter desselben bezeichnet schon die Widmung hinlänglich. Die ersten 2 Auflagen waren Schleiermacher und de Wette, die 3. und nun auch die 4. ist den Herren Doctoren,, Friedrich Lücke und Karl Ullmann" gewidmet, ganz angemessen dem Inhalt und der Fassung, sowie der Verjüngung beider, im Verhältniss zu den früheren Auflagen. In beiden Hinsichten hat bei der vorliegenden 4., ,, wenn auch keine Umarbeitung des Ganzen, doch eine theilweise Ueberarbeitung und durchgängige Nachbesserung stattgefunden." Besonders der Literatur ist mehr Aufmerksamkeit als bei der 3. Aufl. geschenkt und der Hr. Vf. dabei durch einen Mitarbeiter, Herrn M. Volbeding in Leipzig, dankenswerth unterstützt worden. Die Zahl der unter dem Texte ipsissimis verbis mitredenden Zeugen ist ansehnlich vermehrt, das Volumen aber durch den dazu verwendeten Druck dritter Grösse nicht vergrössert worden, obwohl diese Dreiförmigkeit des Druckes ungeachtet der Vortrefflichkeit der Lettern dem Auge nicht eben

wohl thut. Im Texte sind nämlich die Paragraphen (114) und der jedesmal beigefügte Commentar (die Ausführung) ebenfalls durch den Druck unterschieden. Eben so hat der Vf. aus Ueberzeugung im,,besondern Theile" die von Anfang beobachtete Viertheiligkeit (exegetische, historische, systematische, praktische Theologie) und im Ganzen die bereits in der 2. Auflage vorgenommene Verschmelzung der Methodologie mit der Encyklopädie beibehalten. Möge das Buch auch in seiner neuen Gestalt viele Käufer, namentlich an Aeltern, wo möglich schon vor oder doch bald nach Entscheidung und Bestimmung ihrer Söhne zum Studium der Theologie- und möge der darin wehende Geist recht viele empfängliche Gefässe finden und die ersten Schritte Vieler leiten, die sich dem Dienste der evangel. Kirche widmen! Denn sie bedarf tüchtiger, wohl vorbereiteter Diener, die klar wissen, was sie wollen, aber mit rückhaltloser Hingabe an den Herrn der Kirche ihr Wollen auf das richten, was sie sollen, und mit Freudigkeit danach thun.

[3] Die Evangelien nach ihrer Entstehung und geschichtlichen Bedeutung von Dr. Ado. Hilgenfeld, ausserord. Prof. der Theol. u. Assistenten der akademischen Bibliothek in Jena. Leipzig, S. Hirzel. 1851. VIII u. 355 S. gr. 8. (1 Thlr. 24 Ngr.)

Von der oft gehörten und hier wiederholten Declaration des alten öffentlichen Geheimnisses, nämlich des Bruchs der auf den Inhalt des neutestamentlichen Kanons gerichteten Kritik mit dem kirchlichen Glauben, Act nehmend, um sie nebst den vorhergegangenen bis auf den grossen Assisentag, welchem wir noch entgegensehen, zu den Acten zu legen, beeilen wir uns, das neueste und zusammenfassendste derartige Werk des durch seine Arbeiten auf diesem Gebiete bereits hinlänglich bekannten Herrn Vfs. zur Anzeige zu bringen. Ob und in wie weit es ihm gelungen sei, das darauf herrschende und von ihm selbst eingestandene und beklagte Chaos von Meinungen und Gegenmeinungen, zu lichten, dürfte ebenfalls erst jener Tag klar machen. Den von ihm stark mitgenommenen Akoluthisten, wie Ebrard u. A., wird er darüber, als einer Partei gegen Partei, am letzten ein Urtheil zugestehen. Gegen die von Ritschl und Thiersch behauptete Priorität des Marcus hält er an der des Matthäus - Evangeliums fest, welches nach seiner Meinung aus einer vom Apostel dieses Namens griechisch verfassten und ursprünglich wohlzusammenhangenden Grundschrift judenchristlichen Inhalts durch einen universalistischen Bearbeiter i. e. Interpolator und beziehendlich angeschickten Umsteller entstanden ist. Das Marcus-Evangelium bat das des Matthäus, also jene Grundschrift, zu seiner Voraussetzung und bildet, auf einen milderen Judaismus beruhend, den Uebergang zu Lukas. Die beiden ersten Evangelien sind,,ungeachtet ihres dogmatischen Standpunctes mehr der schriftliche, auf apostolischer Grundlage beruhende Ausdruck der in der Gemeinde fortlebenden evangelischen Ueberlieferung." Lukas ist paulinistischer Partei- und Privatschriftsteller. Dem Johannes-Evangelium, wel

ches sich schon ganz,,an das gebildete Bewusstsein der Heidenwelt" wendet, indem es ,,in dieser Hinsicht an der Schwelle der zahlreichen apologetischen Literatur des zweiten Jahrhunderts steht, deren besonderes Streben die Vermittelung des Christenthums mit der heidnischen Bildung und seine Rechtfertigung vor dem denkenden Bewusstsein der Zeit war," ist die Geschichte Nebensache, die Vergeistigung und Fortbildung des Christenthums zu der Höhe einer ,,umfassenden Weltansicht" Hauptsache. So weit Hr. H. Was uns betrifft, so kann es unsers unmaassgeblichen Beachtens für die Gegenwart und für das bleibende Interesse aller Zeiten zuletzt doch ziemlich gleichgültig sein, wann und vom wievielsten Autor die Reden und Aussprüche, aber auch die mit ihnen so genau harmonirenden Thaten Jesu, und nicht minder seine mit beiden ebenso zusammenstimmenden irdischen Erlebnisse aufgezeichnet worden sind, und welche zeitliche oder persönliche Ursachen dieses Nacheinander der Auswahl und des Niederschreibens und Einschaltens oder Nachtragens bedingt haben. Genug, wenn sie ächt, wenn sie wirklich, gleichviel ob früher oder später zu Papier gebrachte Erlebnisse und Reden und Thaten Dessen sind, von dem noch im letzten Evangelium eine durchschlagende Stimme bezeugt:,,Es hat noch kein Mensch also geredet, wie dieser Mensch." Jesu Leben und Wirken muss aber schon dies stellt auch Hr. H. keineswegs in Abrede nach dem allgemeinsten Zeugnisse der geschichtlich vorliegenden Wirkungen ein so reiches gewesen sein, dass wenigstens eine Erschöpfung seines Inhaltes durch die von Hrn. H. angenommene Grundschrift von welcher es immer wundersam bleibt, dass kein Exemplar davon sich erhalten hat auf keinen Fall angenommen werden kann. Sonach wird auch der scharfsinnigste Nachweis jener Aufeinanderfolge des Aufzeichnens dessen, was erst zusammengenommen ein annäherndes Bild von der Totalität jenes Lebensgehaltes giebt, uns an der Richtigkeit des auf den ersten Anblick Verschiedenartigsten und doch mit der grossartigen Einheit nicht Streitenden unter allen Umständen nicht irre machen.

[ocr errors]

[4] Vorlesungen über praktische Theologie. Herausgeg. von J. H. Aug. Ebrard, Dr. der Theol. u. Consistorialrath in Speyer. Königsberg, Unzer. XIV u. 378 S. gr. 8. (1 Thlr. 20 Ngr.)

Ein höchst dankenswerther Beitrag zu den zahlreichen Gaben unserer Tage auf dem wichtigen praktischen Gebiete, welches der Titel nennt. Ref. hat sich dadurch am Vielseitigsten an den sel. Vinet erinnert gefühlt (Théologie pastorale. Paris 1850; deutsch von Hasse, Grimma 1852). Doch behauptet der verdienstvolle Vf. auch hier seine materielle und formelle Originalität, seine lebendige Frische, nicht ohne jeweilige Derbheit, wir möchten sagen jugendliche Mostschärfe. Denn wie man vermuthen kann, von ihm nicht blos,,herausgegeben," sondern von ihm selbst gehalten sind diese Vorlesungen, und zwar dreimal (1849-52) zu Erlangen, und liegen nach der letzten Bearbeitung vom Jahre 1852 vor, nur im ge

« VorigeDoorgaan »