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2. zu einer ungebührlichen Praktik Vorschub zu geben, sondern dies Alles auf den empfangenen Bericht allein von des Beßten wegen und Eur. K. M. selbst, wie es neulich zu E. M. von mir und meiner Frau Mutter geschickt worden, zu Guten von uns angesehen gewesen... 2. Regensburg, 4. März 1608.

Nachdem E. Kais. Mt. nun etlichemal und noch erst neulich durch Trautmannsdorf . . . auferlegt, ich solle auf alle aus Desterreich und Ungarn abgehende Briefe, auch was wieder darauf erfolge, fleißig Achtung geben, .. so habe ich nicht allein meines Vettern.. Mathias und der Preßburgischen Ungarischen Versammlung vorige Schreiben aufhalten und E. M. zufertigen lassen, sondern auch erst den 2. März wieder einen Eurer Mt. Diener, der von Wien auf Linz alher gelangte und zum Zacharias Gaizkoffler reiten sollte, arrestirt,) bei welchem sich seltsame solche Schriften gefunden, die in E. M. Kaiserl. Assistenz-Rath_gelesen worden, und ich nimmermehr gemeint, daß sie Erzh. Mathias zu dem Intent gebrauchen, oder auch dem Geißkofer an die Hand gehen sollen . . . Aufm Paket ist keine Ueberschrift gewesen, ob im verpetschirten Handbriefl ein Mehreres begriffen, weiß ich nicht. Mir zu eröffnen ist aus erheblichen Ursachen bedenklich. Der Arrestirte wird Seerauer genannt, sein Felleisen ist durchsucht, finde darin weiter nichts.

Herzog May in Bayern hat auf mein Ersuchen und Zuschreiben gegen E. Mt. sich erboten, daß er bei jeßigem schwierigen Zustand in allen seinen Landen und Gebieten einen Jeden, der Eur. Mt. zuwider, auffangen und niederwerfen lassen wolle, *) wenn ich nur S. L. deswegen Avisire. Es ist deshalb schon an allen Grenzen und Pässen Fürsorge geschehen. u. f. w.

Schreiben der Erzherzogin Maria an Kaiser Rudolf.

3. Grät, 12. März.

Mein Sohn Ferdinand berichtet mich, was sich zugetragen zu Regensburg mit dem ins Reich abgesandten Curier.. . . in dieser Anhörung (bin) ich von Grund meines Herzens erschrocken und hätte des Erzh. Mathias L. nimmermehr zugetraut, daß er meine

1) Ferdinand gesteht und rühmt sich hier wieder, er habe es gethan. 2) Wie weit konnte das gchen!

zwei älteren Söhne dieser Gestalt einführen sollt, was in höchster Geheim verbindlich und nur auf einen Fall, der sich aber Gottlob nicht zugetragen, auch verhoffentlich nimmer begeben wird, verglichen worden. Nun kann ich mit Gott und der Wahrheit wohl bezeugen, daß weder ich noch meine Söhne das Wenigste nicht gewußt, warum sie nach Wien erbeten werden, wie sie denn solche Reise ungern fürgenommer, ich ihnen auch dieselbe nimmermehr gestattet hätte, wenn mir was dergleichen vorgekommen wäre. Neben dem hat sich auch Euer Kais. Mt. wohl zu erinnern wissen, was ich Ihr ver Diesem etliche Mal von dieser Materie sowohl schrift- als mündlich in Unterthänigkeit andeuten hab lassen, und daneben gebeten, Sie wollen Ihr von meinen Söhnen nichts Widerwärtiges einbilden lassen,') weil mir ihr aufrechtes Gemüth und der gegen E. K. Mt. schuldiger Gehorsam vor Anderen gar wohl bewußt. Welches dann E. Mt. mit Gnaden vermerkt und selbst hoch vernünftig befunden, daß sie an dergleichen Zusammenkunft und Berathschlagung kein Schuld tragen. Weil nun die Sache . . . ausgebreitet werden will und Solches E. V. vielleicht zu einer mehreren Offension Ursach geben möchte, hab ich Dieselben in aller Demuth bitten wollen, daß Sie dessen meine zwei liebe Söhne mit Ungnaden nicht entgelten lassen u. s. w.

In einem Schreiben vom 17. März an den Erzherzog Mathias entschuldigt sich Ferdinand wegen des mit dem Curier Vorgefallenen und schiebt alle Schuld auf die Assistenzräthe 2). Darauf antwortet Mathias von Wien 4. April, daß die gefängliche Einziehung seines Abgesandten, der in Sachen gemeiner Christenheit unseres löblichen Hauses u. s. w. geschickt worden sei, eine wahre Verletzung des Ge= sandten- und Völkerrechtes sei, da dies Alles auf einem allgemeinen freien Reichstag geschehen, der allen Zu- und Abreisenden perse sein

1) Also Maria hat über den Wiener Vertrag mündlich und schriftlich dem Kaiser Andeutungen machen lassen und zugleich ihre Söhne entschuldigt. Wie nun, waren diese Andeutungen Ursache, daß nicht Mathias sondern Ferdinand nach Regensburg geschickt wurde?

2) Während er in seinen Schreiben an den Kaiser seine eigene Thätigkeit rühmte!

frei sicheres Geleit gibt. Es kann aber, fährt er fort, nicht wohl sein, daß sich E. V. über solchen geführten Prozeß, welcher nicht allein durch die Kais. Assistenzräthe, sondern Inhalt Ihrer dem ersten Kurier gegebenen Kundschaft von Ihr selbst begangen worden, entsetzen sollen.

Obwohl Ihre L. fürgeben, daß Sie dessen von Ihrer M. ernstlichen Befehl empfangen und dies Alles von den Assistenzräthen geschehen: (so) ist doch Euer L. Kundschaft, die Sie dem Curier eingehändigt, vorhanden, darin Sie selbst bekennen, daß Sie die Brief, so er bei sich gehabt, von ihm abgefordert haben. . .')

Dann führt Mathias an, daß sie zwar 1606 beschlossen, die Verbrüderung damals noch geheim zu halten . . . . wie aber Solches gar nicht dahin gemeint worden, daß es in ewiger Stille und Verschwiegenheit bleiben, sondern zu seiner Zeit publicirt und an den Tag kommen solle. . . . Also kann ich nicht bestehen, daß diese Publication von mir unzeitlich und zuwider unserer darin begriffenen ausdrücklichen Intention geschehen

Ueber diesen Brief schreibt Ferdinand an seine Mutter 12. April. Ist mir die Erklärung des Erzherzogs Mathias auf mein Schreiben zukommen. Was er mir für eine schöne holdselige Antwort gibt, das haben E. L. Dt. aus dem beiliegenden Original zu vernehmen . . . Ist daraus leichtlich abzunehmen, daß er Leut um sich hat, se die Federn schärfen, die Unwahrheit auch auf das Papier zu bringen sich nicht schämen *). Nun habe ich der Sachen mit dem Kanzler Herrn Waldhauser (einem der Assistenzräthe) nachgedacht, Solches auch mit dem Grafen Helfenstein und dem Rath_communizirt und die Sachen dahin bedacht, daß wann ich mich in weitläufige Verantwortung einlaffen wollte, weil ich nicht umgehen würde können, dasjenige categorice zu widersprechen, dessen ich mich nicht zu erinnern wüßte, viel weniger aber dasselbe bestehen oder Ja dazu sagen könnte, daß daraus nichts als mehrere Verbitterung erfolgen würde: Also haben wir gleich auf ein Concept gedacht, damit des Erzh. Schreiben nicht

1) Matthias hatte also am kais. Hofe Leute, die ihm die Sache mittheilten. In welchem Lichte aber erscheint Ferdinand?!

2) Wer hat sich denn bisher als unwahr bewiesen ?

unbeantwortet bleibe, welches E. F. Dt. ebenfalls hiemit empfangen, das wofern es gefallen würde, alsobald E. F. Dt. nach Wien befördern könnten . .

Sonst aber nur dero gnädigste Meinung erinnern, wie ich des Erzh. Schreiben beantworten solle ').

In einem andern Schreiben vom 18. April über diese Sache erklärt aber Ferdinand wieder: es ist eigentlich Alles durch die Assistenzräthe geschehen. Und wann ich mich schon in dem einen und dem andern Weg geirrt hätte, so hab ichs nicht aus meinem eigenen Kopf), sondern mit aller damals anwesenden Assistenzräthe gethan. Einiges Andere aus Ferdinand's Briefen mag seinen Charakter noch näher bezeichnen:

4) 4. Febr.

Freut mich vom Herzen, daß der Landeshauptmanu (einer der nicht katholischen Landleute) sich so gehorsamlich und willig erklärt, wie ich denn an seiner insonderheit meiner anderen Steyrer Treu und gehorsame aufrechter Affektion nie nicht gezweifelt.

5) 16. Febr.

Die Protestirenden wollen, man solle in den Reichsabschied den Religionsfrieden aufs Neue bestätigen. Da werden die Katholischen (wie ich ihnen andeuten lassen) darauf sagen: sie seien es zufrieden, man solle aber hinzusetzen, daß Alles wieder in diesen Stand gerichtet und das restituirt werde, so seit dem Religionsfrieden den Katholischen unbilligerweise abgedrungen und genommen worden.

Gestern hat der Hannebald in einem kleinen Räuschl zu mir gesagt; er befürchte sich gar hoch, daß nicht der Kaiser den Erzh. Matthias heimlich aufreiben lasse, da nicht Leute mangeln, die sich gar gern und willig dazu würden brauchen lassen.

7) 25 Febr.

Des Erzherz. Matthias Procediren ist gewiß seltsam zu vernehmen und kann ich nicht glauben, daß er's für sich selbst gethan habe. Allen katholischen Ständen gefällt es sehr übel, die Lutherischen aber

1) Welch einen Blick gewähren diese Briefe in die Aufrichtigkeit, Fähigkeit und Freithätigkeit des Erzherz. Ferdinand!

2) Damit vergleiche man die folgenden (10 und 14) Briefe.

triumphiren sehr darüber. . . E. L. Dt. seien sicher, daß ich sowohl auf meine Reden, als fürnämlich aber auf mein Gewissen gut Achtung geben will. Solle, wie Gott will, der Religion nichts verloren, sondern wo möglich eher etwas dazu gewonnen werden, und wollte ich lieber so tief unter als ob der Erde sein, wenn die Religion etwas leiden sollte. Ja ich sags klar, daß ich eher den Reichstag wollte zerstossen, als der Religion ein praejudicium geschehen lassen 1). .8) 28. Febr.

Es hat in Wahrheit dies Ungarische oder Preßburgische Wesen ein scheues Aussehen. Wie mir auch der von Trautmannsdorf an= zeigt, so dürfte es dazu kommen, daß mich J. M. in diesem gefährlichen negotio brauchen und allein Ihr Hoffnung, solches Unwesen zu stillen in meine Person stellen dürften . Ich besorge gewiß, daß man mich in dieses Spiel führen will. Derohalben bitte ich nochmal, mir mütterlich, brüderlich und treulich hierin zu rathen . . 9) 1. März.

Daß der Landshauptmann und die andera meine getreue Landleute sich bis in den Tod bei mir beständig zu bleiben anerboten, das hab ich mit Freuden verstanden. Ob sie gleich Kezer sind, habe ich doch nie an ihrer Treue gezweifelt und zweifle noch im Wenigsten nicht 2).

Wenn der Erzh. Matthias jezt schon mit unserm zu Wien angestellten und aufgerichteten Vergleich herfür wischen wollte, weil ich zur Zeit in gar guten Gnaden bei J. M. bin, so wüßte ich mich schon herauszuziehen 3).

Ob der Herr Better Wilhelm noch zu mir diese Fasten kommen wird oder nicht, kann ich nicht eigentlich wissen, wenn es aber ge= schieht, will ich E. F. D. Befehl in Allem gehorsamst nachkommen mit Grüssen, Trunkbringen und Allem, so mir E. F. D. auferlegen und befehlen').

1) Wie seine Mutter lieber sollte das Reich verderben".

2) Wieder ein schönes Lob für die Kezer!

3) Man vergleiche damit die Entschuldigungen Ferdinand's, die oben mitgetheilt wurden.

*) War denn Ferdinand so gar unselbstständig, daß er Alles nur auf und

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