muthlich von Luthers Feinden herrührt: Ich habe selbst einmahl zu Dreßden in der Bibliothek des dasigen Stadtpredigers M. Joh. Heinrich Kühn einen Holzschnitt gesehn, auf welchem ein Paßglas war, an defsen jedem Ringe ein Titel aus dem Catechismo Lutheri stand, nåmlich an dem obersten, die zehn Gebothe, am andern, der Glaube; am dritten das Vater Unfer; am vierten der Catechismus gar aus; am Fuße aber, Catechisinus M. Lutheri, Zu beiden Seiten waren alberne, und zum Theil höchst ärgerliche, gotteslåsterliche Reimchen angedrukt, welche der Sas tan selbst in der Hölle nicht schändlicher ausbrüten könnte.“ w) Ich las vor einiger Zeit in einer Reisebeschreibung durch Baiern, daß dieser Nation die Benennung Sau und Sauschwanz gar sonderlich behagte, welchen Ge lust wir ihr nicht beneiden wollen. Balde, der auch. dort lebte, scheint dieses mit seinem Beispiel zu beweifen; indem er Luthern in feinem Antagathyrsus auch eine Sau nennt: De ventre Islebico fic fentio, Totus erat fus, Den Melanchthon vergleicht er wegen seiner Mager. heit mit einem vom Galgen gefallnen Diebe: w) Junkers güldnes und filbernes Ehrengedächtniß Luthes ri. S. 238. Balde Poem. Tom, III. p. 243. Atque ipfo nigrior carbone Melanchthon! Vltimus hic adeo fquallens, vt praeter haberet Offa nihil vifum, poft reftim e cannabe torta Fugiffe a furca, delapfo fune, putaffes. ") ☀ Und doch war Balde selbst so dürre wie ein Knochen. gerippe, wie er selbst sagt. So vortreflich übrigens Balde in lateinischen Versen war, so elend und jåm merlich klingen seine deutschen Verse, wenn er sich damit abgeben wollte, die Sylben in Reime zu zwingen, Man urtheile aus folgenden Proben, ob man nicht glaubt einen Hanswurst oder Pritschenmeister zu hören. In dem Gedicht de vanitate mundi, welches aus lateinischen und deutschen Versen besteht, kommt unter an dern folgendes vor: Plato, Plato im hohen Thon Des menschlich Gschlecht nicht zimmet. Ein Ausfall gegen den Copernicus. Jht macht der gwaltig Archimed Die Erde steht, und nit umbgeht, Ein jeder ist seins Wurmbs vergwift, 55. Gebt doch dem Belifarlo, Ich bitt um Gotteswillen, Ein Stüflein Brodt, so ist er fro," Und kan den Hunger stillen. Der blinde Mann nimbt alles an, Jhund ein armer Teufel. Auf den großen Gustav. 77. Ein Fuchs hat gfuchst den andern Fuchs, Fluks kamen sie, und aber fluchs Hats auch das Unglück troffen. Nachdem die Sach (als wie der Schach) Von dem und dem zertragen, Hat, endlich praph, auch Schwed Gustav Die Olympia facra in ftadio Mariano, oder das deutsche Lied auf die Jungfrau Maria ist ihm viel beßer gerathen, und hat vortrefliche Stellen. Der Ernst Ernst war also seine Bestimmung; des Gespaßes hätte er sich enthalten sollen. Joachim Rachel. Joachim Rachel wurde 1618. zu Lunden in Norder Dithmarsen gebohren, studierte zu Rostock und Dörpt; wurde erst Rector zu Heiden in Dithmarsen, hernach 1660. zu Norden in Ostfriesland, und 1668. Rector zu Schleswig, wo er 1669. starb. Rachel wird wegen feiner Satiren für den deutschen Lucil oder Regner gehalten. Er zieht die Laster seines Jahrhunderts sehr beißend durch, und obgleich seine Verse etwas rauh und seine Muse nicht immer züchtig genug ist, so kann man ihm doch das erfinderische Genie und das wahre Talent zur Satire nicht absprechen. Die meis sten Ausgaben seiner Satiren find zu Freiburg im Hopfenfacke, einem erdichteten Orte, wo auch der lustige Heerpaufer, Fortunatus, Melusine und Eulenspiegel ans Licht getreten sind, herauskommen. Gleich als wenn Rachel mit Narren in einer Claße stehn müßte. Fünf Auflagen sind da herauskommen, aber voller Druckfehler. Er selbst gab zuerst sechs Satiren heraus 1664. zu Frankfurt. 8. und 1668. kamen noch vier Satiren hinzu. Die vielen Auflagen zeigen den Beifall an, womit sie aufgenommen worden. Seine satyrischen Ge dichte, welche Johann Jacob Wippel zu Berlin 1743. herausgegeben, enthalten zehn Satiren unter folgenden Aufschriften: die böse Sieben, der vortheilhafte Mangel, die gewünschte Hausmutter, die Kinderzucht, das Ge Gebeth, das Gute und Böse, der Freund, der Poet, Jungfernanatomie, Jungfernlob. In der Hamburgischen vermischten Bibliothek steht: Nicopacii de Purorivo Beweis, daß Rachel die beiden leßten Satiren unter seinen Gedichten Jungferns anatomie und Jungfernlob nicht gemacht hat. Sein Beweis gründet sich darauf, weil sie viele Fehler wider die deutsche Dichtkunst haben und mit Zoten angefüllt find; ferner, weil sie nicht in allen Ausgaben stehn, und in denen, wo sie stehn, etwas anders gedrukt find, als in den übrigen. Allein dieser Beweis möchte wohl. nicht Stich halten. Außer den Satiren hat Rachel noch ein plattdeutsches Lied gemacht, welches in Dithmarsen noch ießt fleißig gefungen, gelesen und von jedermann in Ehren gehalten wird. Er machte es, als er Rector zu Heide war. Seine Ubficht scheint gewefen zu feyn die eignen Namen, Sitten, Gebräuche, Kleidungen, samt den befondern Wörtern und Redens arten der Dithmarsen in ein Lied zu faßen; und man sagt, daß er seine Schulknaben dazu angehalten habe, ihm, was sie dahin gehöriges bemerkten, fleißig anzus zeigen. Es ist lange Zeit nur blos geschrieben herumgegangen; endlich aber hat der schleßwighollsteinische Kammerrath Anton Viet es in seine Dithmarsische Chronik mit eingerüft, und durch seine Anmerkungen. zu erläutern gesucht. *) *) Hamburg, vermischte Bibl. Band II. S. 98.. Philipp |