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Ebenen.

Als die Griechen mit diesen nördlichen und nordöstlichen Gegenden bekannt wurden, erregten die großen Ebenen (Steppen), die sich von Norden nach Süden zum Schwarzen Meere abdachen und sich östlich vom Kaukasus und dem Kaspischen Meere ausbreiten, bald ihre Aufmerksamkeit. Sie heben als charakteristisch hervor, daß sie zum Theil treffliche Futterkräuter bringen, daß sie aber im Ganzen menschenarm sind, da nur Nomadenståmme mit ihren Heerden sie durchziehen. Als öde, von Bewohnern leer, bezeichnet Herodot vorzüglich große Strecken nördlich von seinem Skythien, gegen Mitternacht von der Maeotis 1) und östlich vom Kaspischen Meere 2); Andere schildern auf ähnliche Weise Landstriche im Westen des Pontus und im nördlichen Asien 3).

Gebirge.

Frühzeitig sprach man über Gebirge im Norden der Erde, dann von anderen zwischen dem Pontus und dem Kaspischen Meere. Auch über die Berge im Lande der Taurer finden sich seit Herodot Nachrichten. Später erst handelte man über das große Gebirge, das ganz Asien von Westen nach Osten durchziehen sollte, und seine Verzweigungen nach

1) Herod. IV, 17. 18. 20. 185. ἐρῆμος ἀνθρώπων. 2) I, 204.

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3) Hippocrat. de aëre etc. §. 77. ed. Coray. T. I, p. 70. Solitudines, Justin. II, 22. Curt. V, 22.- Ammianus sagt (XXII, 3, 42), die Skythen durchziehen solitudines vastas, nec stivam aliquando, nec sementem expertas, sed squalentes et pruinosas. Deserta Sarmatiae, Plin. IV, 25. Sththische Oede ward sprichwörtlich. Curtius - VII, 8, 22 vgl. d. AusLeger bemerkt: Scytharum solitudines Graecis etiam proverbiis audis eludi. Vgl. Schol. Aristoph. Acharn. 713. Av. 1487. Lucian. Toxaris T. II, p. 436. Hesych. Exvd☎v sonuía. Proverb. Vatic. Append. Cent. III, 79.

Ufert's alte Geogr. III. Bd. 2. Abth.

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Norden und Süden. Es dauerte lange, ehe man etwas Bestimmtes über die Gebirge in dem Lande westlich vom Pontus 4) vernahm.

Rhipäe n.

Als man mit der großen Bergkette bekannt ward, die Europa unter dem Namen Pyrenden, Alpen, Balkan durchschneidet, und die man früher im Westen, als in dem östlichen Theile kennen lernte, bezeichnete man sie mit dem Namen Rhipen, Rhipåen, und mochte annehmen, daß sie nicht weit vom nördlichen Ufer der damals nicht groß gedachten Erdinsel hinzögen 5). Spåter finden wir, daß man dies Gebirge, wie andere, als die Kenntniß des Nordens wuchs, immer weiter nach Mitternacht versehte, stets dem Erdrande nahe, und daß dieselben Sagen, die man einmal daran geknüpft hatte, blieben, nur etwas modificirt wurden 6).

Daß man sehr schwankende Vorstellungen mit diesem Gebirgsnamen verband, erklärten Manche. Strabo meint 7), nur aus Unkunde der nördlichen Gegenden habe man den Sagen von den Rhipåen und Hyperboreern Gehör geschenkt, und eben so urtheilte Apollodorus 8).

4) S. den Abschnitt: Ueber Geten und Daker.

3.

nai

Rhipaei montes. Rhipaeum jugum. Selten ist Rhipaeus

5) Ρίπαια, Steph. Β. ὄρος Υπερβορέων, τὸ ἐθνικὸν Ριπαῖος, ov nagάɣwyov tò 'Piñaiɛús. Vgl. Salmas. ad Solin. p. 206. Hesych. Ρίπαια, ὄρη Σκυθικά, ὅθεν Βορρᾶς ὁ ἄνεμος πνεῖ. Eust. ad Od. XXIV, p. 843. (1967) 32: 'Рíñŋ μèv nólis, ὄρος Ρίπαι, ῥιπὴ δὲ ἡ πνοὴ ὀξυτόνως. Mela III, 5. 1. Rhipaea juga. Plin. IV, 27, Solin. c. 20. Rhipeae arces, Virg. Georg. I, 240. mons, Mela I, 19. Lutat. ad Stat. Theb. I, 420. Ueber den Accent f. Eust. ad Hom. p. 301. 906. 1967. 6) Man leitete den Namen von дıný ab, was Homer auch vom Winde gebraucht, II. XV, 171. XIX, 358. Der Scholiaft des Lucan, II, 640, bemerkt: Rhipaei montes in capite Germaniae sunt, a perpetuo ventorum flatu nominati, nam iný graece impetus dicitur. Vgl. Serv. ad Virg. Georg. III, 382. Isidor. Origg. XVIII, 8. Vgl. Coray ad Hippocrat. de aëre etc. T. II, p. 288. Neuere erinnerten an das tatarische Rif-aet, hoch; f. St. Croix ad Vib. Seq. ed. Oberlin. p. 365, oder an Reep, Berg; Schlözer, Allg. Welthift. Th. XXXI, S. 112, an Niphat, Rosenmüller, Bibl. Alterth. I, 1, 232. Allg. Litt. 3. 1825. S. 452. 7) VII, 295.

8) Strab. VII, 299.

Alkman ist der erste, von dem wir wissen, daß er die Rhipåen erwähnte 9); er nannte sie, wie Aeschylus 10), 'Pinar. Wir dürfen wohl annehmen, daß Beide sie im Westen oder Nordwesten der Erdscheibe suchten, da Aeschylus von ihnen den Ister herkommen ließ, über den er ähnliche Vorstellungen wie Herodot haben mochte 11), und da er, wo er ausführlich von den Gebirgen im Norden der Erde spricht, im gefesselten Prometheus den Namen Rhipen nicht gebraucht. Auch ward um diese Zeit der Westen noch als die Gegend der Nacht und des Dunkels betrachtet, womit sie von den angeführten Dichtern in Verbindung gesezt werden 12). Auch der Scholiast des Sophokles sagt 13): λéyɛz dè avtà ¿vvúχια διὰ τὸ πρὸς τῇ δύσει κεῖσθαι, was aber nur von der früheren Zeit gilt. Nach solchen Ansichten sprachen auch die, aus denen Athendus bemerkt 14): Tá Tε náλaι μèv Ρίπαια καλούμενα ὄρη, εἶπ ̓ ὕστερον ὄλβια προσαγορευθέντα, νῦν δὲ ̓́Αλπια (ἐστι δὲ τῆς Γαλα τίας), αὐτομάτως ὕλης ἐμπρησθείσης ἀργύρῳ dießßún 15). Auch Protarchus 16) sagt, die Alpen håtte man ̔Ρίπαια ὄρη genannt 17,

Sophokles' Ansicht gemäß war dies Gebirge im Norden, da er die vier Weltgegenden bezeichnet und, von Süden und Norden sprechend 18) sagt:

9) Schol. Soph. Oed. Col. 1248. Welcker, fragm. Alcm. p.80. μéμvntai δὲ ̓Αλκμάν, λέγων οὕτως Ριπὰς ὄρος ἔνθεον ὕλας νυκτὸς μelaivas otέqvov. Hermann, de Aeschyli Heliadibus p. 4, sagt: Alcmanis testimonium corruptum esse, et numeri, qui nulli sunt, et duae ineptae voces vɛov ülas docent. Sensus tale quid requirere videtur: Ρίπας ὄρος, ἔνθ ̓ ἀνατολαὶ Νυκτὸς μελαίνας στέρ νων. Compara Sophoclis Orithyiae fragmentum apud Strabonem VII, 295. 10) Schol. Soph. 1. c. 11) Schol. Apoll. Rhod. IV, 284: τὸν δὲ Ιστρον ἐκ τῶν ̔Υπερβορέων φέρεσθαί φησι καὶ τῶν Ῥιπαίων ὀρῶν, ἀκολου θήσας Αἰσχύλῳ λέγοντι οὕτως ἐν λυομένῳ Προμηθεῖ. 12) Vgl. meine Geogr. II, 2, 8. 238. Gessner de Hyperb. ad calc. Orph. Arg. p. 460.

13) Oed. Col. 1248.

14) IV, 23. p. 233. Vgl. Eustath. ad Homer. p. 1485, 63.

15) Andere erzählen dies von den Pyrenäen. Aristot. mirab. ausc. c. 88. Diod. Sic. V, 35. Strab. III, p. 146.

16) Ap. Steph. Βyz. v. Υπερβόρεοι.

17) Vergl. über Rhipäische Alpen Prob. ad Virg. Georg. III, 382. Pomp. Sabin. ad I, 240. III, 196. 381. Serv. ad Aen. IX, 82.

18) Oed. Col. 1247.

ཀ་

αἱ δ' ἀνὰ μέσσαν ἀκτῖν ̓,

αἱ δὲ νυχιᾶν ἀπὸ Ριπᾶν 19).

Die Späteren ließen sie gewöhnlich in den nördlichen Gegenden seyn, und Damastes 20) hat die Ansicht: oberhalb der Skythen leben die Iffedonen, nördlicher als diese die Arimaspen, oberhalb dieser sind die Rhipåen, von denen der Boreas herweht, und die stets mit Schnee bedeckt sind 21); jenseits derselben trifft man die Hyperboreer, die an das außere Meer stoßen.

Aristoteles berichtet 22), unter dem Båren selbst, über dem äußersten Skythien sind die Rhipen (ai naλovμɛvαι 'Pina), und auf gleiche Weise läßt Hippokrates 23) am Fuß derselben die Skythen wohnen. Der Stagirite bemerkt noch, die Angaben über die Größe der Rhipen wåren sehr fabelhaft, von ihnen strömten die meisten und größten Flüsse nach dem Ister.

Die Alexandriner, die alte Sagen zu erwähnen liebten, mochten ebenfalls über die Rhipåen handeln. Der Scholiast des Apollonius von Rhodus führt einen Vers aus Kallimachus an 24):

Ῥιπαίου πέμπουσιν ἀπ ̓ οὔρεος, ηχι μάλιστα 25), der wahrscheinlich vom Ister sprach, wie Apollonius, der von diesem Flusse sagt 26):

πηγαὶ γὰρ ὑπὲρ πνοιὰς Βορέαο Ριπαίοις ἐν ὄρεσσιν ἀπόπροθι μορμύρουσιν. Unrichtig ist aber des Scholiasten Bemerkung: 'Pinara δὲ ὄρη ἐν ταῖς ἀνατολαῖς, ὡς Καλλίμαχος. Stre= geführt mochte er werden, wenn seine Bemerkung uns vollständig erhalten ist, durch Angaben, wie sie bei Spåteren sich finden, daß das Gebirge weit nach Osten, auch durch Asien fortzog.

19) Schol. l. c.: τὰ ἀπὸ τῶν ὀρῶν φησι τῶν προσαγορευομένων Ριπῶν. τινὲς δὲ οὕτω καλοῦσι Ριπαῖα ὄρη.

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22) Meteor. I, 13, ihm folgt zum Theil Basil. in Hexaem. Homil. 3. Opp. ed. Basil. 1721. T. I, p. 27.

23) De aëre etc. §. 95.

24) IV, 284.

25) Schol. ex Cod. Paris. Ριπαίου ἀπ ̓ οὔρεος ἦχον μάλιστα. 26).1V, 286.

Wie Aristoteles 27) die Arkynien und östlich von ihnen die Rhipåen nennt, so ist auch Dionysius von Halikarnassus der Ansicht 28), Germania liege östlich vom Rhenus, nördlich vom Ister und erstrecke sich gegen Morgen bis zu den Herkynien und Rhipåen, wo es an Thraker und Skythen stoße. Im Norden Europa's nahm dies Gebirge auch die Sage an, die erklärte, daß bei der Auswanderung der Kelten 29), vor der Zeit, ehe diese in Italien einbrachen, ein Theil südlich gegangen sen, ein anderer sich aufmachte und über die Rhi påen zum nördlichen Okeanos zog, wo sie die äußersten Gegenden Europa's in Besit nahmen. Trogus Pompejus 30) erklärt, Skythien liege zwischen dem Pontus und den Rhipåischen Bergen. Mela 31) läßt den Tonais von den Rhipåen kommen, die nördlich von der Maeotis sind und sich zum Oceanus abdachen. Sie ziehen auch in Asien hinein 32), und dort wohnen, gegen Mitternacht von diesem Gebirge, jenseits des Nordes, die Hyperboreer, unter dem Pol, west= lich von der Einfahrt des Kaspischen Meeres.

Strabo will, wie schon bemerkt worden, die Nachrichten über die Rhipåen nicht gelten lassen. Plinius hat dieselbe Ansicht wie Mela, und vergleicht ein unbekanntes Gebirge mit dem anderen, da er erklärt 33), das Gebirge Sevo bei den Germanen sen nicht kleiner als die Rhipåen. Der Ta nais hat auf ihnen seine Quellen 34), der Kaukasus zieht bis zu ihnen hin 35), und sie sind in Asien wie in Europa 36) dem nördlichen Ocean nahe; es schneit dort beständig 37). In der Strecke von den Rhipåen bis Thule ist ein halbes Jahr Tag und eben so lange Nacht 38).

Römische Dichter erwähnen oft die Rhipden, ebenso die Hyperboreer, die an ihnen wohnen sollten, und die Skythen, und da man Thrakien im Allgemeinen für Nordland ge= brauchte, vereinen sie oft mit einander, was in der Wirk

27) 1. c.

28) Fragm. ed. ab Ang. Majo. Francof. 1817. 8. lib. XIV, 3, p. 30.

29) Plut. Camill. 15.

30) Justin. II, 2.

31) I, 19.

32) II, 1.

33) IV, 27.

34) IV, 24. Vgl. Lucan. III, 273.

35) V, 27. VI, 5.

36) VI, 14.

37) IV, 26. Vgl. Solin. 15. Mart. Cap. VI. Eust. ad Dion. Per. 32. 38) VI, 39. IV, 26.

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