Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

aber vernahm sie seine im Wahnsinn ausgestossenen prahlerischen Reden und erklärte sich das aus einer gespensterhaften Vision; darum hatten jedoch Odysseus und die Zuschauer nicht ebenfalls einen Schatten vor sich, der zu der sichtbaren eigentlichen Gegenwart der Göttin sich verhielt, wie der Geist von Hamlet's Vater zu der körperlichen Person, was Welcker glaubt (Kl. Schr. II. 295). Hier scheint es uns gerathener Schneidewin's Auffassung beizutreten. Dasselbe ist der Fall hinsichtlich der Frage, ob Aias während des ersten Stasimon mit Tekmessa dem Anblicke des Theatron sich entzog oder nicht. Schn. ist der Ansicht, dass Aias nach Vs. 117 nicht eher aus dem Zelt hervortrete als mit Vs. 646. Bis 596 bleibt das Ekkyklema, und erst 646 erscheint der Heros auf dem Logeum. Vorher kann er sich aus seiner Stellung erhoben haben, jedoch ohne dem Chor näher zu kommen. Die natürlichste Idee von der Aufführung spricht der Verf. in den Worten aus: Nach 597 schliesst sich die Thür hinter beiden und Sophokles lässt seinen Aias durch stilles Ausdenken seines Schmerzes zu neuem Entschlusse gedeihen, den er Vs. 646 sqq. mittheilt, wo Tekmessa mit ihm - sie lässt ihn nicht aus den Augen zum Chor heraustritt."

[ocr errors]

Ein wesentlicher Vorzug dieser Ausgabe besteht, wie bereits bemerkt wurde, in dem sorgfältigen Hervorheben bedeutsamer Züge in den Charakteren und dem Gange der Handlung. So bemerkt die Note zu 1008 (lows):,,Teukros legt einen besondern Nachdruck auf das dem Vater gegenüber ganz gleiche Verhältniss der Brüder, während von mütterlicher Seite Aias als лais yvýolos den Vorzug hatte;" zu 1054 (ytovνtes): ,,Menelaos, früherer Dienste vergessend, redet, als hätte Aias eben erst Gelegenheit gegeben, ihn zu erproben;" zu 1172: „Aias' Leichnam, an welchem Mutter und Sohn niederknieen, ist gleichsam das Heiligthum, in welches die ixétat sich flüchten, um vor dem Wegschleppen der Feinde sicher zu sein." Zu 496: ,,xai on μáliora sipi setzt Tekmessa hinzu, um Aias zu begütigen, der sich von den Göttern verfolgt glaubte,“ und am Schlusse ihrer Rede (524) wird der Leser auf den Bezug zu 480, d. h. zu den Worten des Aias hingewiesen. Sonst konnte hier auch angedeutet werden, wie sie dem aloxoòv des Aias (473) ein anderes (505) entgegenstellt, was indirect widerlegt wird durch die Verweisung auf Teucer (560 sqq.). Eine genaue Analyse dieser Rede dürfte unter vielen anderen Belegen vorzüglich dazu geeignet sein, die neuerdings oft dem Sophokles vorgeworfene Allgemeinheit in der Charakteristik zu bestreiten und das Gegentheil zu erweisen: die feinste psychologische, mit überraschender Wahrheit ausgeführte Entwickelung.

Es kann nicht fehlen, dass bei einer besonders auf den Inhalt gerichteten Betrachtung gar Manches in neuem Licht erscheint. So hat erst Schn. in den Worten des Chors 1192 öpɛɛ

пqóτɛρov xτέ. die Beziehung auf den Paris entdeckt. Lobeck lässt es dahingestellt sein, ob der xoivos"Aons den trojanischen Krieg oder eine andere Unternehmung bezeichne; doch liegt dem Chor fern an irgend etwas sonst zu denken. Wunder meint, Tyndareus sei bezeichnet, der die Freier der Helena zu dem bekannten Eid verpflichtete. Aber damit war ja kein gemeinsamer Krieg der Helenen vorbereitet, zu dem nur ein Ausländer durch die Entführung Anlass geben konnte.

Dessgleichen wird die sinnreiche Absichtlichkeit des sophokleischen Stiles vielfältig nachgewiesen, mitunter an Stellen, die schon unter den Händen gestrenger Kritiker gelitten haben. Der Art ist Vs. 1277, wo der Pleonasmus in der Bezeichnung der Schiffe, da auf ihre Rettung Alles ankömmt, nicht durch Abschreiber verschuldet, also auch nicht durch Bothe's von Wunder gebilligtes vavrinois d' έd. zu heben ist; ferner 1311 die Verwechslung der Helena mit Klytämnestra von Teucer in der Hitze des Gesprächs begangen und sogleich in beleidigender Weise berichtigt, wo Wunder gewiss irrt mit der Behauptung tys ons yvv. Helenam Teucer non ira commotus vel memoriae lapsu dicit, sed eodem sensu, quo Theseus O. C. 1017 Oedipi filias tas naudas yuav vocat: pro illa muliercula, cuius tu causam tueris denn das wird durch die Worte, womit T. sich selbst corrigirt ἢ τοῦ σοῦ ξυναίμονος λέγω hinreichend widerlegt. Die ayavios ozola des Aias (195) ist hier gewiss richtiger von einem kampfbringenden Hinsitzen erklärt und als Oxymoron betrachtet, als von Hermann und Wunder, die hierin nur eine cessatio a bellicis negotiis sahen. Ihnen ist Donner gefolgt, nicht Thudichum, dessen Erklärung hier wie 650 mit der von Schn. übereinstimmt. An letzterer Stelle übersetzt Wunder và dɛiv'. Exaqtégovv tótɛ durch qui antea invictus tolerabam, quae vehementia erant, und Donner: „,im Unglück harrend einst mit starkem Sinn." Von harrender Geduld hat Aias vorher gerade das Gegentheil gezeigt, daher ist auch nur die entgegengesetzte Auffassung möglich, die Th. und Schn. vortragen: nämlich zu ἐκαρτέρουν τ. δ. muss ἔπη λέγειν supplirt werden: „,der ich vorher die harten Reden (gegen Tekmessa) aussprechen konnte.“ Richtiger bezicht Schn. abermals mit Th. 1345 tòv ¿692òv auf Agamemnon, der dann dasselbe 1352 dem Odysseus erwiedern kann, als auf Aias; überdiess muss der Redner den aufgebrach-. ten König zu begütigen suchen, indem er ihn zugleich zurechtweist, denn ein lovλòs verdient nur der zu heissen, dem die göttlichen Gebote heilig sind. Wenn ferner Vs. 1365 nicht den Sinn haben darf: auch ich komme einmal dahin, ein sicheres Grab zu wünschen, bleibt der Ausspruch des Agamemnon лās ávno avrà novε unerklärlich. Schn. hat diesen durch Interpunction und die leichte Aenderung ouoia noch mehr ins Klare gesetzt.

Eine verständige Interpretation ist öfters die beste Antwort auf eine gewagte Conjectur. So, wenn vordem Wunder für sỉs ἕρκη κακὰ in 60 schrieb εἰς ἔριν κακήν, das hat er später auf gegeben, hält aber die Vulgata immer noch für corrupt (vitiosa). Schn. findet mit Recht daran nichts auszusetzen: Athene treibt den Rasenden, wie ein Wild, in unheilvolle Umgarnungen, aus denen er sich, wie seine erste Rede schon beweist, nur durch Selbstmord befreien kann. Das ὅτ' ἄλλοτ ̓ ἄλλον ἐμπίτνων στρατydarov (46) wurde von Wunder missbilligt, er vertauscht das scheinbar pleonastische ἄλλοτε mit ἄλλοσε, wodurch aber nur eine undeutliche und verschränkte Construction, die des doppelten Hyperbaton, hereingetragen wird, indem ἄλλοσε von ἐμπί τνων und ἄλλον von στρατηλατών getrennt ist. Jeden Zweifel beseitigt die hier niedergelegte Bemerkung, dass lod' őtε —őte im Sinne von τοτὲ μὲν — τοτὲ δὲ sich entsprechen und ἄλλοτε ἄλλον στρατηλατών dem zweiten Gliede untergeordnet ist es reichte hin alors als solches zu bezeichnen), wodurch, wie man sieht, angedeutet wird, dass die Reihe der von Aias gehassten Heerführer gross war. In 97 wird die Verwerfung der Phrase zuaбas zépa widerlegt durch die Erinnerung an das homerische αἰχμὰς αἰχμάζειν, welchem sie freier nachgebildet sei, und durch die Uebersetzung:,,so hast du auch wohl an den Atriden den Lanzenschwung deiner Hand ausgelassen?" In 154. ist άuάotors in La und bei Suid, offenbar nur Correctur derer, die nicht erwogen hatten, dass felç das unbestimmte Subject der dritten Person wie in dem aus El. 697 angeführten Satze involvirt. Die Acnderung tó t' oμμα yαi poéves (439) hebt sich einfach mittelst der Citation von Aesch. Ag. 1267 oupa ovμBala Tóde, das von Bothe vorgeschlagene für el erscheint als überflüssig durch Vergleichung mit Trach. 719. In die Athetese von 571, welcher Vers durch die leichte Correctur or' av zu heilen war, stimmt Schn, nicht ein. Die Note zu 758 erklärt ανόνητα durch „,ἀνωφελῆ, ἀχρεῖα, milder als ἀνόητα", wozu also dieses an die Stelle von jenem bringen? Dasselbe gilt von 1272. Auch 719 ist schwer zu begreifen, wozu Wunder qihov to noшrov schrieb, da Teucer's Ankunft ihm selbst nur heftige Anfeindung und daher seinen Angehörigen keine Erleichterung gebracht hat? Es genügt die einfache Nachricht schlicht ausgedrückt:,, zuvörderst, liebe Männer, will ich euch kund than 66

Neben diesen und einer beträchtlichen Reihe anderer vorzüglichen Erklärungen wissen wir nur wenige anzuführen, wo man sich nach einer andern Interpretation umzuthun veranlasst fühlen könnte. Zu solcher scheint gleich Vs. 2 gezählt werden zu müssen. Wir bezweifeln, dass hier nɛioa έxov einen Angriff gegen die Feinde bedeuten solle, und zɛioαv άoлáбαι den Sinn habe:,,einen Anschlag schnell ergreifen." Odysseus ist

jetzt kein insidiator, nur explorator, und dorážev kann erklärt werden von dem Aufspüren der Jagdhunde; dass diess Bild dem Dichter hier schon vorschwebte, zeigt Vs. 8, wenn er auch Vs. 5 den Helden selbst einem Jäger vergleicht. Für Lobeck's Ansicht scheint ausserdem noch 1057 zu sprechen, wo Menelaus mit Bezug auf den Ueberfall des Aias sagt: κεἰ μὴ θεῶν τις τήνδε πεῖραν ἔσβεσεν. In 54 trennt Schn. λείας ἄδαστα von seiner Umgebung ab und interpungirt vor λείας, dann vor βουκόλων. Sicherer dürfte Wunder verfahren, der alles ungetrennt zusammenfasst, so dass zu σύμμικτα φρ. λ. β. noch ἄδαστα für ἀδά6Tov hinzutritt. Dass (420) die Strömungen des Skamander den Argivern freundlich, dem Aias aber abgeneigt seien, will dieser schwerlich sagen. Auf die media (459) durfte sich die Note wenigstens nicht berufen, da dieselben in Verbindung mit Troja gebracht sind, welches ihn natürlich als den gefährlichsten Feind hasst. Der Skamander dagegen hat die Argiver im Kampfe wider Troja begünstigt und kann daher ihr Freund heissen, vgl. 862. 863, oder der lange Aufenthalt daselbst hat ihn dem Heere lieb gemacht. Unter vyvoбtos (704) wird verstanden,,wohlkenntlich in seinem Walten. Aber der Chor verlangt die wirkliche Epiphanie des Apollo, wie die Pan's. Die yevvala dún δύη 938 fasst Schn. als ,,ehrlichen, ächten Schmerz." Nicht lieber nach dem loyvoà des Scholiasten als ,,mächtigen Schmerz," da bei Tekmessa an der Wahrheit der Empfindung nicht zu zweifeln war? In 1010 wird zu лs yao ovz; supplirt oτvyvą uε δέξεται προσώπῳ. Warum nicht εὐπροσώπω, was ja vorher geht und zu dem ironischen Ausdrucke der Frage allein stimmt? In 1112 sollen die лóvov пolhov nhé,,geschäftige Abenteurer sein, die aus Lust an kühnen Unternehmungen mit nach Troja gezogen waren." Eher ist Odysseus gemeint, der den Atriden überall Dienstwillige, vergl. Philoct. 1024. Zu 1133 ist bemerkt:,,Teukros verspottet den Menelaos, der in der Hitze πολέμιος (hostis) gesagt hatte, wo ἐχθρὸς am Platz gewesen wäre." Aber den Atriden galt Aias wirklich für einen perduellis, wobei sic freilich seine früheren grossen Verdienste ganz vergessen hatten. In 1206 nimmt Schn. άuέguvos activ, der sich nicht kümmere um die Freuden des Mahles, der Geselligkeit und Liebe. Da jedoch das Vorhergehende ein schmerzliches Vermissen solcher Genüsse ausdrückt, wird man bei Lobeck's Auffassung stehen bleiben müssen, der das Adjectiv in passivem Sinn versteht. An das Loosen der Herakliden um den Besitz von Argos, Lakonien und Messenien ist zu 1285 sehr zweckmässig erinnert, aber die nach Apollod. II. 8, 4 gemachten Angaben, wo mehr Paus. IV. 3, 3 zu befolgen war, werden den jüngern Lesern nicht ganz deutlich sein. Man muss nämlich hier voraussetzen, dass Argos das erste, Lakonien das zweite und Messenien das dritte Loos war.

Wie Schneidewin durch richtige Exegese manche angebliche Emendation antiquirt hat, ist es ihm andererseits auch gelungen, mehrere vordem unbemerkt gebliebene Corruptelen zu heilen. Wir verweisen besonders auf 747. Hier lautet die Frage tí d' εἰδὼς τοῦδε πράγματος πέρι gerade so, als bezweifelte der Chor die Auctorität des Kalchas, auf den das aldo's sich bezieht; der Bote aber antwortet, ohne die durch jene Frage gebotene Anwendung auf Kalchas zu machen, nur toGovtov olda xTk. Mithin kann der Chor keinen Unglauben an dem Wissen des Sehers ausgedrückt, sondern nur den Boten gefragt haben, was ihm von der Weissagung des Kalchas bekannt sei: яéqɩ muss also in aάou verwandelt werden. Nicht minder sicher ist 802, wo von einer Alternative dávatov Bíov nicht die Rede sein darf, nachdem der Angelos 798 ausdrücklich erklärt hat, dass Aias, wenn er sein Zelt verlassen habe, verloren sei. Daher hat Schneidewin's Vermuthung Alles für sich, dass ein zerstreuter Abschreiber aus dem Gedächtniss den Schluss θάνατον ἢ βίον géos irgendwo andersher substituirt habe (was auch 300 geschehen ist), der erforderliche Gedanke aber ist mit möglichst geringer Aenderung so gegeben ὅτ' αὐτῷ (für ὅτι α.) θάνατον έξοδος φέρει. Das von Wunder vorgeschlagene ὃς αὐτῷ entfernt nur die Verschrobenheit der auf Tekmessa's Frage gar nicht passenden Rede:,,an dem heutigen Tag, wann er (d. h. der Tag) ihm Tod oder Leben bringt," lässt aber den getadelten Widerspruch stehen und trägt noch die sonderbare Idee hinein, dass der Wahrsager selbst Tod oder Leben verhänge. Ferner ist eine gute Verbesserung 297 εὐερόν τ' ἄγραν statt εὔκερών τ' ἄ.; denn mit den Stieren ist die wohlgehörnte Beute schon genannt, also diess Epithet nicht mehr anwendbar auf das kleine Vieh, welches, wie mehrere Stellen, z. B. 62 zeigen, nicht fehlte. Sehr richtig ist 966 ✈ påv×ùs aus Eustathius zu Hom. Od. 7. 205 für yvxvs hergestellt. Was die Vertheilung der Personen betrifft, war der bisherige Text nur an einer Stelle, nämlich im ersten Kommos, aber da auch mehreremale von der ursprünglichen Symmetrie abgewichen. Diess ist um so auffallender, als bei Sophokles die hier angewandte Form, erst zwei verschiedene Strophen und dann deren Antistrophen aufzuführen, in letzteren aber die Personen der Strophen umzukehren, auch anderswo vorkömmt, noch dazu wenn die Scholien wiederholt die richtigen Personen schon angegeben haben. Um nun auf das Einzelne einzugehen; so waren zwar dem Chor in den früheren Ausgaben (von Hermann und Wunder) richtig die Verse 354, 355 zugetheilt, aber mit Unrecht auch 362. 363; diese müssen der Tekmessa zufallen. Für sie spricht indirect die Bemerkung in den Scholien: τοῦτο δέ φησιν, ἐπεὶ ὁ Αἴας λέγει τῷ χορῷ (es misste sonst heissen αὐτῷ und vorausgehen τοῦτο δέ φ. ὁ χορός) ἀλλὰ σύμ με δάϊξον. Dagegen kann 371

« VorigeDoorgaan »