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rung zu befinden, steht man nun gegenüber einer der exaktesten naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden, wo die Wirkung der Faktoren sich mathematisch verfolgen lässt.

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Über den Nutzen solcher Untersuchungen kann man eigentlich kaum in Zweifel sein. Erstens können sie dazu beitragen, die reine Erkenntniss zu bereichern, weil man dadurch sieht, dass die Bewegungen der Krankheiten, die Fluktuationen der Sterblichkeit die biologischen Lebensäusserungen Ursachen zuzuschreiben sind, welche der Wissenschaft noch fast vollkommen unbekannt sind. Zweitens können sie, obwohl es im ersten Augenblicke vielleicht nicht so aussieht, die Lehre der Bakteriologen nnd der Hygieniker nur stützen und ergänzen. Und drittens dürften sie gewiss nicht ohne grossen praktischen Werth sein, indem sie als Grundlage einer rationellen thermischen Prophylaxe und Therapie der Krankheiten dienen könnten.

RUDOLF VIRCHOW, MORGAGNI UND DER
ANATOMISCHE GEDANKE.

Zweite Auflage. Berlin 1894. August Hirschwald. 8,, 28 SS. Virchow hat in dieser Rede den Begründer der modernen Pathologie neuerdings gepriesen, indem er hervorhob, dass Morgagni im Gegensatz zur vorhergegangenen Zeit das Hauptgewicht auf den anatomischen Sitz und das anatomische Verhalten der Krankheitsvorgänge verlegt. Die Rede bot zwar nicht viel des Neuen, sie ist aber, wie es sich bei dem grossen Meister des Gedankens und des Worts von selbst versteht, formvollendet, hat viel Aufsehen erregt, wurde in den meisten medicinischen Zeitschriften abgedruckt, kann daher als bekannt gelten. Die Nachträge mögen für den Verfasser ein kleines Sondervergnügen bedeuten, zumindest ist aber der erste überflüssig. Er bespricht die ersten Leichensektionen vor und nach Mondino de Luzzi auf Grund des bekannten Buchs von Medici über die anatomische Schule von Bologna 1857. Dieser Gegenstand ist aber seither in der weitverbreiteten Geschichte des medizinischen Unterrichts von Puschmann (Leipzig 1889, Seite 203 u. ff.) ausführlich behandelt und zuletzt von Roth (Andreas Vesalius Bruxellensis, Berlin 1892) eingehend besprochen, sodass iene Beschränkung auf Medici nicht mehr zeitgemäss ist. Im zweiten Nachtrag sind einige Quellen für den Vortrag erwähnt und Virchows private Beziehungen zu Forli erzählt. Vielleicht wäre es weitern Kreisen willkommen gewesen, grade hier aufmerksam zu machen, dass Morgagni's Hauptwerk in einer zwar steifen aber doch leichter als das Original zu bewältigenden deutschen Uebersetzung vorhanden ist (Johann Baptista Morgagni Von dem Sitze und den Ursachen der Krankheiten, welche durch die Anatomie sind erforscht worden. Acht Bände. Altenburg, in der Richterischen Buchhandlung 1771-76).

Wien.

ROBERT RITTER VON TÖPLY.

REVUE

BIBLIOGRAPHIQUE.

I. HISTOIRE DE LA MÉDECINE.

ALLEMAGNE.

ERICH HARNACK, Die Bibel und die alkoholischen Getraenke. (Abdruck aus der Festschrift der Facultaeten zur 200jährigen Jubelfeier der Universitaet Halle. Berlin 1894, A. Hirschwald) 18 pp. 4°.

Verf. hat in sehr gründlicher Weise alles, was sich auf alkoholische Getraenke bezieht, aus der Bibel gesammelt und zusammengestellt, wobei ihn besonders die Frage interessirte, was die biblischen Bücher an Beobachtungen und Auffassungen über die Wirkungen der alkohol. Getraenke bieten. Der verdienstvolle Pharmacolog behandelt sein Thema nach folgenden Gesichtspunkten: 1.) Was haben die Bewohner des alten Palästinas getrunken? 2.) Anbau, Ernte und Bereitung des Weines. 3.) Weingenuss, Weinverbot, Weinopfer. 4.) Die alttestamentliche Poesie des Weinstocks und Weines. 5.) Die Weinwirkungen in der biblischen Darstellung. 6.) Christus und die Apostel in ihrer Stellung zum Wein. Die Hunderte von Citaten, welche als Fussnoten oder auch dem Text der Arbeit beigegeben sind, beweisen, wie mühevoll die Studie war; einzelne sehr glückliche Deutungen zeigen, dass Verf. in geistreicher Weise zwischen den Zeilen zu lesen versteht und verleihen der Arbeit besondern Werth, die als ein Beitrag zur biblischen Medicin auch die volle Beachtung des Historikers verdient. PÅGEL.

LEOP. SENFELDER, Arzt in Wien. Die hippokratische Lehre von den Ausscheidungen und Ablagerungen (Separatabzug aus Wiener Med. Wochenschrift No. 21 ff., Wien 1896)

69 pp.

Mit stillem Neid hat Referent und mit ihm gewiss die meisten Collegen, die grosse Serie von Aufsaetzen verfolgt, welche unser geschaetzter Mitarbeiter, Coll. Senfelder in Wien, über die in der Überschrift genannte Materie publicirt hat. Die Arbeit, welche das Feuilleton der Wiener med. Wochenschrift fast Jahre hindurch in Anspruch genommen hat, liegt jetzt in einem statttich-voluminösen Separatabzug vor uns und beweist schon durch ihren für eine Detailstudie ungewöhnlichen Umfang die Gründlichkeit mit der der Autor zu Werke gegangen ist. Auf den reichen Inhalt im Einzelnen kann hier nicht eingegangen werden. Es handelt sich bei der S.'schen Studie nicht um einfache mechanische und geistlose Reproduction hippocratischer Lehren, sondern um eine imponirend-erschöpfende analytische Darstellung der gesammten allgemein pathologischen Doctrinen der hippocrat Medicin mit getreuen Quellenbelegen und den erforderlichen Seitenstreifzügen in die gesammte Med. des klassischen Alterthums. Verfasser gruppirt seinen Stoff in VII Abschnitten: I. Ausscheidungen, II. Ablagerungen (Anhang: Ohrengeschwülste"). III. Blutungen. 1. Blutungen aus

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der Nase. 2. Periode und Lochien, Periode und Schwangerschaft. 3. Hämorrhoiden. 4. Aderlass und Schröpfen, IV. Schweiss. V. Die Ausscheidungen nach oben 1. Erbrechen. 2. Auswurf. VI. Stuhl. Vorschriften beim Gebrauch der Abführmittel. VII. Urin. Allgemeine Regeln über die Urinbeschaffenheit in Krankheiten. Ein packend und mit rhetorischem Schwung geschriebenes Schlusswort" bildet das Ende dieser hochbedeutenden Monographie, die ein Muster kritisch-historischer Detailarbeit darstellt und hoffentlich ihrem Verf. die akademische Laufbahn eröffnen helfen wird.

Die Historiker der Med. werden nicht umhin können, von S.'s Elaborat eingehend Notiz zu nehmen. PL.

I. SCHWALBE, Mitherausgeber der „Deutschen Med. Wochenschrift"
in Berlin. Zur Geschichte der plastischen Anatomie.
KARL VON BARDELEBEN, Professor in Jena. Franz Heinrich
Martens. In Memoriam. (Deutsche Med. Wochenschrift
1896, No. 47.)

Die Aufsaetze enthalten zunächst einen bisher nicht publicirten Brief von Goethe, worin dieser als erster auf die Bedeutung der Moulage für den anat. Unterricht aufmerksam macht und auf die bezüglichen Verdienste eines „jungen und thätigen Docenten" in Jena hinweist. Es ist v. Bardeleben gelungen, diesen in der Person von F. H. Martens zu ermitteln, der in Wismar, (nicht Weimar, wie das grosse Biograph Lexicon angiebt) 1778 geboren und bereits 1805, also im Alter von 27 Jahren, als ordentlicher Professor in Jena verstorben ist. Die Publication Schwalbe's ist im höchsten Grade verdienstvoll. PL.

C. G. ROTHE, Medicinal-Rath in Altenburg (Sachsen), Zur 50jährigen Gedächtnissfeier der Entdeckung der Aethernarkose (Separatabdr. aus Münchener Med. Wochenschr. 1896 No. 41) 10 pp.

In einem von der Jahresversamlung des Vereins der Osterländischen Aerzte zu Altenburg am 30 Juni 1896 gehaltenen Vortrage lieferte Rothe eine authentische und erschöpfende Darstellung der Geschichte des genannten Gegenstandes, wesentlich nach Richard Hodges, „A narrative of events connected with the introduction of sulphuric ether into surgical use" (Boston 1891). PL.

CARL BINZ, ord. Prof. in Bonn, Doctor Johann Weyer, ein rheinischer Arzt der erste Bekaempfer des Hexenwahns. Ein Beitrag zur Geschichte der Aufklaerung und der Heilkunde. Zweite ungearbeitete und vermehrte Auflage. Mit dem Bildnisse Johann Weyers. Berlin 1896. C. Hirschwald VII, 189 pp. 80.

„Die Nachwelt muss es dem trefflichen Arzte Johann Wyerus Dank wissen, dass er allein mit Vernunft gründen sich dem hinreissenden Strom der Verurtheile seines Jahrhunderts widersetzte, und dadurch ein Wohlthäter des menschlichen Geschlechts ward...

Wyerus schrieb ein unsterbliches Buch von den Werken des Teufels, vorzüglich in der Absicht um die scheusslichen Lügen und entsetzlichen Grausamkeiten zu entlarven, wozu die Inquisitoren, besonders der berüchtigte malleus maleficarum und Delrio's Buch Gelegenheit gaben, etc."

Hält man sich dieses Urtheil Curt Sprengel's, des bekannten, ewig klassischen Geschichtschreibers der Medicin (3. Auflage seines grossen Werkes Bd. III, p. 388, 389) vor Augen, so wird man dem Bonner Pharmacologen besonders dankbar dafür sein, dass er schon vor 11 Jahren eine eingehende Würdigung der unsterblichen Verdienste Weyer's unternommen hat.

Das betreffende, sicher keinem der Leser dieses Archivs entgangene Werkchen liegt jetzt erfreulicherweise in 2. Auflage vor. Wir verfehlen nicht, hiermit darauf aufmerksam zu machen, indem wir betonen, dass inzwischen der Herausgeber mit seinem Gegenstande noch mehr vertraut geworden und ergaenzende Daten biographisch-literarischer und pragmatischer Art beizubringen in der Lage gewesen ist.

Einige von Puschmann in seinem Referat in Virchow-Hirsch's Jahresbericht (de 1885 I. p. 357) monirte Irrthümer sind allerdings auch in die neue Aflage mit übergegangen. Trotzdem verdient die Arbeit von Binz wegen ihrer Gründlichkeit und des eleganten Stils das höchste Lob.

PL.

H. LAEHR. Die Literatur der Psychiatrie, Neurologie und Psychologie im XVIII. Jahrhundert. 2e Aufl., Berlin, Reimer 1895. Au premier abord le livre de M. Laehr fait l'effet d'un catalogue aride, ne méritant ni le temps, ni les soins reçus, mais après mûr examen nous découvrons un oeuvre très intéressant, d'une valeur réelle pour l'histoire des sciences médicales et de la culture générale.

Tandis qu'en tenant compte de l'époque reculée, nous voyons dans l'antiquité, la psychiatrie pratiquée d'une manière comparativement satisfaisante par Pythagore et son disciple Philolaus ainsi que par Hippocrate, tandis qu'au commencement de notre ère, Aretaeus mais surtout Sorane, cheminent dans la bonne voie, cette science fut refoulée presque entièrement par une métaphysique démonologique, qui règna en maître pendant une longue période de dix siècles, période qui eût son avènement dans la seconde moitié du premier millénaire de l'ère chrétienne.

Cette métaphysique fut le produit inévitable de l'opinion courante, — préconisée par l'autorité d'un Origène, que les aliénés sont des êtres hantés d'esprits diaboliques; une théorie qui étouffa et détruisit pour longtemps la science psychiatrique toute entière.

Ce n'est qu'à longs intervalles que nous trouvons des vestiges d'un cours d'idées psychiatrique, comme chez Félix Platter († 1614), qui s'opposa à un traitement par contrainte des maladies de l'âme et chez Wirtzung (1617) qui conseilla de guérir l'alcoholiste par une abstinence absolue.

Le reveil des sciences neurologiques ne fut possible qu'après l'abolition des procès contre les sorcières, obtenue après les attaques de Cornelius Agrippa von Nettesheim (1519), Weier (1563), Tanner et Friedrich von Spee (1631), Balthasar Bekker (1691, 1693), Christian Thomasius († 1718). Ce fut donc au dix-huitième siècle que plusieurs savants, distingués par leurs talents, par leur probité et par leur compétence, prirent à tâche de considérer, d' examiner et d'expérimenter; ce fut alors que nos idées modernes d'un traitement humain et d'une recherche scientifique, prirent forme et furent appliquées par le quaker William Tyke, qui condamna les chaines, rejeta toute mesure violente, prêcha un traitement charitable, prescrivit quelques

occupations comme remède salutaire et fondit un asyl d'aliénés à York en 1792.

- en

Ce furent ces idées qu'embrassèrent en Allemagne: Greding († 1775), Reil et Langermann († 1832), en France: Daguin et Pinel, Angleterre: Cullen, Battie (1751), Haslam et Crichton, en Italie: Chiarugi, suivis au dix-neuvième siècle par Gardiner Hill (1838) et par Conolly (1839), le père du „no-restraint".

Le livre de M. Laehr nous offre la preuve remarquable que pendant le siècle précédent les idées scientifiques s'imposèrent de plus en plus, quoique avec mainte oscillation, et que l'anatomie, la chimie, la vivisection, ainsi que les recherches psychométriques et microscopiques aidèrent à compléter les observations de la clinique; une clinique qui connut déjà l'hystérie masculine, qui soupçonna l'existence d'un lien qui rattache certaines maladies du système nerveux, comme le tabes et la paralysie générale progressive, au virus syphilitique, qui distingua l'idiotisme de la démence et du crétinisme et qui enfin considéra comme essentiel le traitement psychique des psychoses, exigeant de plein droit, comme nous, que tout médecin ait au moins une notion quelconque de la psychiatrie.

une résul

Le livre de M. Laehr rend témoignage de ce labeur infatiguable par lequel l'idée naissante du dix-huitième siècle le grand principe humanitaire fut élevée en maxime encore avant la clôture du dit siècle, tante que nous aimons à voir symbolisée dans le nom de Pinel. Apeldoorn. Hollande. 1896. DR. P. F. SPAINK.

HERMANN VIERORDT, Medizinisches aus der Geschichte. Zweite vermehrte Auflage. Tübingen, H. Laupp'sche Buchhandlung 1896, IV 114 SS., 8°.

Das gut geschriebene Büchlein des Tübinger Professors, das uns hier in etwas vermehrter Gestalt entgegentritt, beruht auf grundlicher histori scher Kenntniss, ohne den Leser mit wichtigem gelehrtem Ballast zu belästigen. Als besonderen Vorzug dieses für weitere Kreise bestimmten Werckchens möchten wir die Nüchternheit und Ruhe hervorheben, welche den Verfasser niemals der Verführung unterliegen lassen, der lückenhaften Ueberlieferung durch Ergänzungen aus eigener Phantasie nachzuhelfen und den Thatsachen Gewalt anzuthun. Wir finden bei den zahlreichen Kran-' kengeschichten immer nur den Torso der Berichte in beste sachverständige Beleuchtung gestellt ohne Verschleierung oder verkappte Reconstructionsversuche. Näher auf den Inhalt des Schriftchens hier einzugehn ist nicht von nöthen; es erfüllt seinen Zweck die Bedeutung des Krankheitsmomentes in der Geschichte und bei geschichtlichen Persönlichkeiten in 's Licht zu stellen", volkommen und bietet noch mehr als das, nicht zuletzt die Freude, wieder einmal einem Manne begegnet zu sein, der auch einen spröden Stoff angenehm einzukleiden und mit Geschmack und wo nöthig mit Humor vorzutragen im Stande ist. SUDHOFF.

QUADRIVIUS, Bemerkungen zur neueren medicinischen Literatur. 12 SS. 8°. (Sonderdruck).

Der ebengenannte gelehrte Schriftsteller unternimmt unter diesem Tite und Decknamen, in No. 8 der Münchener med. Wochenschrift von 1896, einen medicinisch-philologischen Streifzug, den wir auch unsern Historikern zur Beachtung empfehlen möchten. Auch wir sind alle nicht ganz frei von

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