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dabei die bewegende Kraft eigentlich durch den Druck der Luft wider einen luftleeren Raum, welcher durch die plögliche Abkühlung der heißen Dämpfe entsteht; und gegen= wärtig weiß man diese bewegende Kraft zu den verschieden= sten Endzwecken zu benußen: immer aber spielt dabei die Wirkung und Gegenwirkung zwischen dem erhißten Wasser und dem Luftdruck die erste Rolle; die Grundidee ist also, streng genommen, ziemlich einfach.

Um sich die Eigenthümlichkeit der hierbei vorkommenden Wirkungen ganz deutlich zu machen, braucht man nur die allgemeine Natur des Dampfes zu erwägen. Man versteht bekanntlich unter Dampf den durch Wärme bewirkten ausgedehnteren, luftförmigen Zustand eines sonst entweder festen, oder tropfbaren Körpers, der so lange dauert, als die Wärme auf ihn einwirkt, oder kein gewaltsamer Luftdruck wider ihn. Plas ergreift. Hiernach hat man nun auch unter Wasser= dampf die durch den Einfluß der Wärme aus dem Wasser entwickelte ausgedehnte, und noch einer bedeutend größern Ausdehnung fähige luftförmige Flüssigkeit zu verstehen, die wieder tropfbar, d. h. wieder zu Wasser wird, sobald der fie umgebende Wärmegrad (die Temperatur) sich vermindert, oder eine Pressung wider sie angewendet wird. Unter den befondern, am Wasserdampfe bemerkbaren Eigenschaften ist die, namentlich auch beim Dampfmaschinen - Wesen eine Hauptrolle spielende Ausdehnungsfähigkeit oder Expansivkraft desselben vorzugsweise wichtig.

Sie wird als Verdunstung schon bei einem Wärmegrade bemerkbar, wo das Wasser noch in Eisform sich befindet; eigent= liche Verdampfungen jedoch treten erst bei einem höhe= ren Wärmegrade ein. Da jede Pressung oder Belastung des Dampfes seiner Bildung entgegenwirkt, und das WiederTropfbar Werden unterstüßt, so ist eben darum der Druck

der Luft auf eine sich entwickelnde Dampfsäule vom zerstörendsten Einfluß; wogegen in einem luftleeren Raume die Dampfbildung so äußerst schnell und leicht eintritt, daß in sehr kurzer Zeit eine außerordentlich große Menge von Dampf erzeugt werden kann. Die freie Entweichung der Dämpfe in der atmosphärischen Luft, d. h. die Fähigkeit der ersteren, lehtere zu überwinden, und als sichtbarer Brodem in ihr aufzusteigen, hängt davon ab, daß beim Wasser der Siedegrad eingetreten. Ueber den Siedegrad hinaus wird das Wasser nicht eigentlich mehr erhigt, sondern nur dessen Verdampfung vermehrt, und die Ausdehnungskraft des Dampfes erhöhet. Nächst dieser Ausdehnungsoder Expansiv-Kraft kommt aber beim Wasserdampfe dessen besondere Elasticität oder Federkraft in Anschlag. Sie läßt sich eben so gut, wie der Luftdruck, am Barometer prüfen; d. h. man kann beobachten, wie stark der unter die Quecksilbersäule gebrachte Dampf dieselbe empor zu heben vermag, gleichwie man längst beobachtet hat, in welchem Verhältniß der atmosphärische Luftdruck auf die Quecksilberfäule einwirke. Eben deshalb vermag man nun auch die Druckgewalt des Dampfes mit der Druckgewalt der atmosphärischen Luft zu vergleichen, welche den Erdball umgiebt; und da auch diese Vergleichung schon seit långerer Zeit angestellt worden, so ist man bereits daran ge= wöhnt, die Druckgewalt der Dämpfe nach dem Druck der atmosphärischen Luft zu bestimmen. Man redet daher von der Druckkraft oder Elasticität von so oder so viel Atmo= sphären, indem man die Druckkraft oder Elasticitât des Wasserdampfes angeben will. Uebrigens läßt sich, in wie fern man das Gewichts- Verhältniß des atmosphärischen Luftdrucks in seiner Richtung gegen eine bestimmte Fläche, wie z. B. gegen einen Quadratfuß, mit Genauigkeit nach

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feststehenden Maaßen,_also_nach__Pfunden u. s. w. anzugeben vermag der Druck des Dampfes ohne Schwierigkeit auf dieselben Maaße reduciren. Nicht unbeachtet aber darf hierbei bleiben, daß das Streben der Dämpfe, sich auszudehnen, bei andern Körpern theils eine gewisse Durchdringbarkeit, die vorzüglich durch die natürliche Wärme und feine Composition derselben unterstüßt wird, theils eine gewisse Dichtigkeit vorausseßt, welche einer verhältnißmäßig bedeutenden Gewalt der Dämpfe Widerstand zu leiften vermag. Will man diese Widerstands-Kraft der Dâmpfe in bestimmten Anschlag bringen, so stellt man sich einen gewissen Sättigungs-Grad dafür fest, indem man den natürlichen Schluß macht: Wofern in einem bestimmten Raume so viel Dampf eingeschlossen ist, als nach den Ge= sehen der Dichtigkeit darin enthalten seyn kann, so ist eine Vermehrung dieser Dampfmasse, oder auch nur eine stärkere Erhihung und weitere Ausdehnung derselben ohne Zersprengung des fraglichen Raumes nicht denkbar; wird aber dieser Raum auf andere Art erweitert, so ver= breitet sich zwar auch der Dampf im Umfange der Erwei= terung, allein er tritt dann aus dem Zustande der Sättigung heraus, und es wird damit auch seine Streb-Kraft ge= mindert.

Alle diese Erfahrungen und Grundsäge finden beim Dampfmaschinen-Wesen ihre vollständige Anwendung.

Da, wie wir oben bemerkten, die erste Grund- Idee für die Wirkungen der Dampfkraft höchst einfach ist, so dürfen wir uns nicht darüber wundern, daß dieselbe schon in ålterer Zeit die Aufmerksamkeit denkender Männer erregt hat. Vielleicht läßt sich behaupten, daß ein sächsischer Bergmann wirklich schon den ersten Inbegriff dessen, was die Kraft der Dampfmaschinen zu leisten vermag, richtig auf

zufassen, und ihre praktische Benußung deutlich zu erwägen verstand, ja dieselbe sogar in Anwendung zu bringen versuchte. Wenigstens erzählt schon der ehemalige Prediger Chr. Matthesius zu Joachimsthal im Erzgebirge in sei ner sogenannten,, Bergpostille", die zu Nürnberg 1562. Fol. zum erstenmale gedruckt, und zu Freiberg 1679. 4. von Neuem aufgelegt ward, S. 574 dieser lehtern Ausgabe, es beschäftige sich jest ein Mann damit, Waffer durch Feuer zu heben.

Höchst wahrscheinlich war dieser Sachse nur durch das Ergebniß zufällig gemachter Beobachtung auf diesen Gedanken gekommen, und hatte weder von der Dampfkugel des Vitruv, noch von dem ähnlichen Apparat des griechischen Mechanikers Hero von Alexandrien einige Kenntniß. Indessen wurden doch späterhin diese beiden Erfindungen dazu benußt, die Ausdehnungsfähigkeit und Schnellkraft des erhißten Wasserdampfes nicht nur näher zu erproben, sondern auch zu nüßlichen Zwecken zu verwenden. Einerseits nämlich hatte Vitruv (de architectura 1, 6.) die Bemerkung gemacht, daß, wenn man eine metallne, mit einer engen oben offenen Röhre versehene Kugel mit Wasser fülle, und dieses darin durch Erhigung zum Sieden bringe, dasselbe sich sofort in eine mit großer Schnellkraft versehene Flüssigkeit verwandle, gleich einem heftigen Winde durch die Röhren-Seffnung der Kugel ausstrôme, und bei sofortigem Uebergange in ein gleich stark oder noch stärker erhißtes Gefäß die Eigenschaften der Luft annehme. Andrerseits aber hatte schon früher, ohngefähr zwei hundert Jahre vor Chr. G., Hero von Alexandrien sich eine ähnliche wasserhaltende Blechkapsel mit einer senkrecht aufwärts gehenden Röhre verfertigt, deren anderes Ende in vier kreuzweis ge= richtete und wasserrecht liegende andere Röhren auslief, wäh=

rend die Mündungen dieser leßtern gegen eine, sich frei auf einer Nadelspige bewegende Scheibe gerichtet waren; ein Mechanismus, der die Wirkung hatte, daß beim Ausströmen des in der Kapsel erhigten Dampfes die Scheibe sammt den darauf angebrachten Figuren im Kreise herum zu tanzen begann.

Ob nun gleich Hero's Erfindung eigentlich nur ein Spielwerk war, und Vitruv durch dessen Nachbildung höchst wahrscheinlich blos veranlaßt ward, die erhigten Wasferdämpfe mit fließenden Luftwellen zu vergleichen: so blieben diese Versuche doch nicht für alle Zeit unbeachtet. Wenigstens verfiel man schon im sechszehnten Jahrhundert darauf, einen Bratenwender zu construiren, welcher vom heißen Dampf am Feuerheerde in Bewegung geseht ward *).

Doch erwarb sich, wie es scheint, zuerst ein Engländer das Verdienst, diese Versuche im Großen zu erproben. Man erzählt nämlich, um das Jahr 1650 habe der Marquis von Worcester den Einfall gehabt, unter einem mit Wasser angefüllten, dicht wieder verschlossenen Kanonen-Lauf so lange Feuer zu unterhalten, bis derselbe zersprungen sey, und dieß habe ihn bewogen, die Kraft des erhißten Dampfes zum Emportreiben von Wasserstrahlen bei Anlegung einiger Wasserkünfte zu benuhen, und diese Anwendung des Dampfes in einer von ihm herausgegebenen Schrift über mehrere wichtige Erfindungen näher zu besprechen, die zu Glasgow 1655 unter dem Titel erschienen fey: A century of the

*) In den Werken des Italiäners Bartholomäus Scappi, welche zu Venedig 1570 in Fol. im Druck erschienen, ist unter anderem Küchengeräthe auch ein solcher Bratenwender (molinello à fumo) erwähnt, und auf einer der dabei befindlichen Kupfertafeln abgebildet.

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