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mehr, indem er dessen Fläche verschiebbar einrichtete, und also es möglich machte, dem Operationspuncte eine senkrechte Stellung über dem Standpuncte zu geben. Noch mehr leistete der Mechanikus Georg Friedrich Brander zu Augsburg durch seinen um 1772 erfundenen geometrischen Universal Meßtisch, den er mit einem Winkel - Lineal und Distanzen-Meß-Fernrohre versah.

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Man vermochte um so mehr, Höhen, Weiten und Entfernungen mit Hülfe eines solchen Apparats in immer gröBerer Sicherheit anzugeben, da auch der schon von Athanasius Kircher erfundene Pantometer ein geome= trisches Werkzeug, welches aus drei, in gewisse Maaße abgetheilten, beweglichen Armen und zwei darunter liegenden ebenfalls abgetheilten Halbzirkeln besteht fast um dieselbe Zeit durch den Franzosen Bullet u. A. wesentlich verbessert, und hierdurch die Möglichkeit erleichtert ward, eine Entfernung gleichzeitig aus zwei Standpuncten zu messen.

Auch der gewöhnliche Meßtisch ward seit dem lehten Drittheil des vorigen Jahrhunderts vielfältig verbessert; wie z. B. zum Behuf topographischer Ausmessungen durch Hogreven, und zur Erleichterung des Horizontal - Richtens durch Dettenborn, Meyer und H. K. W. Breithaupt, und zum Entzweck militairischer Messungen durch J. L. I. von Gerstenberg.

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Der große Aufschwung, den die Naturwissenschaften überhaupt und die mathematischen insbesondere seit dem Anfang des achtzehnten Jahrhunderts durch die außerordentlichen Leistungen von Newton, Ch. von Wolf, Leonhard und Johann Albert Euler, J. H. Lambert, J. A. Segner, A. G. Kästner u. 2. nahmen, mußte auch auf die Geometrie den glücklichsten Einfluß äußern; und

wirklich that sich dieß in den geometrischen Arbeiten eines Bernouilli, Tobias Meyer, Borda, Le Gendre und Delambre sehr deutlich kund. Daher kam es auch, daß die eigentliche Feldmeßkunst oder Geodasie immer weiter vorwärts schritt. Die Eintheilung der Flächen des Meßtisches in Quadrate, um das Aufnehmen und Copiren zu erleichtern, die Erfindung der ståhlernen Meßketten, die Verwandlung der Meßstangen in Metall-Thermometer u. dergl. brachte die Feldmeßkunst immer weiter vorwärts, und während der Franzose L. Puissant die Ergebnisse der neueren geometrischen Entdeckungen und Erfindungen zum Besten der eigentlichen Geodåsie in einem größeren wissenschaftlichen Werke zusammenstellte, welches im Jahre 1805 zu Paris unter dem Titel Traité de Géodésie erschien, waren namentlich deutsche Künstler fortwährend bemüht, einzelne praktische Verbesserungen in diesem Gebiete vorzunehmen.

Dieß geschah z. B. mit dem beweglichen geometrischen Quadranten oder Gradbogen, womit die Geodaten die Winkel ausmessen, und welcher deshalb nicht nur mit einem Beobachtungsglas, oder einem beweglichen Fernrohre, sondern auch mit einem Bleiloth versehen ist. Das um das Jahr 1790 von dem damaligen preußischen Artillerie-Lieute= nant Neander zu Berlin erfundene compendiöse Meßinstrument, in Form eines mittelmäßigen Reißzeuges, dem ein gewöhnlicher Stock zum Stativ dient, das dreieckige Meßinstrument von Pelisson, sodann von Gerstenberg's und J. L. Drafecke's Stockscheiben, Rommerdt's und H. C. W. Breithaupt's Meß-Instrumente zu trigonometrischen Messungeu, und mehrere ähnliche Erfindungen der neuesten Zeit liefern die besten Belege hierzu; und wenn hierdurch einerseits die topographischen Messungen an sich so sehr erleichtert worden sind, daß man sich gar nicht darüber

wundern darf, jeht richtigere Land- und See-Charten als früherhin zu besißen, sind andrerseits die, zum Zweck neuer Grundsteuer-Einrichtungen so vielfach in den Gang gebrachten ökonomisch-geodätischen Feld-Berechnungs-Arten mit immer größerem Scharfsinn vervollkommnet worden; obschon sich nicht leugnen läßt, daß durch die Arbeiten der lettern Art wahrhaft praktische Resultate weit leichter würden erzielt werden können, wenn geometrische Kenntnisse schon so allgemein verbreitet wåren, daß man zum_Behuf neuer Steuer-Vermessungen überall nur Månner in Thätigkeit zu sehen brauchte, welche erfahrungsmåßig gewonnene topographische Local-Kenntnisse mit zu dieser Arbeit brächten*).

*) Vergl. hierzu: Lehmann's und Fischer's Anleitung zum Gebrauche des Meßtisches, Dresden 1816. 8., und F. För fter's Einleitung in die allgemeine Erdkunde, mit einer Vor: schule der Feldkunde, Berlin 1820. 8.

XXI.

Die Einführung der Seidenraupenzucht.

Das die Haupt- Völker der alten Welt es liebten, sich selbst zum Mittelpuncte des Entwickelungsganges beim Menschengeschlechte zu machen, ist allgemein bekannt. Indem fie dieß thaten, führten sie die Urgeschichte ihres Stammes und Landes bis zur äußersten Gränze der Sagenwelt hinauf, und ließen die übrigen ihnen bekannten Völker möglichst als später hinzutretende Anhängsel ihrer eignen Nation erscheinen, ohne Rücksicht darauf, ob in den, von Geschlecht auf Geschlecht fortgeerbten und mitunter auch schriftlich aufgezeichneten, volksthümlichen Erzählungen hierüber irgend eine historisch beglaubigte Grundlage sich kund gab, oder nicht.

Doch giebt es ein der Jehtwelt angehörendes Volk, welches dieser Neigung von jeher nicht weniger stark gehuldigt hat, als die im Alterthum vorherrschenden Nationen.

Es sind dieß die in so vieler Beziehung merkwürdigen Chinesen, deren stereotypische National - Unveränderlichkeit und locale Absonderung einen Grund mehr dafür abgegeben zu haben scheint, daß wir in den Geschichts-Büchern dieses Volks zum Theil eine ganz andere Weltgeschichte vorgetragen finden, als diejenige, welche durch die historischen

Denkmåler der classischen Vergangenheit und des nachfol= genden Mittelalters für uns festgestellt worden ist.

Allerdings ist das Meiste von dieser chinesisch gestalteten Sagen-Geschichte als ein, zum Besten der National-Eitelkeit aufgebauetes Fabelwerk zu betrachten, und hat daher in der Hauptsache keinen wahren historischen Werth. Indeffen liegen unter den oft läppischen Zierrathen der Volks - Tradition doch einige denkwürdige Körnchen von Wahrheit verborgen, die um so weniger unbeachtet bei Seite geworfen werden dürfen, da ihnen von anderwärts her Bestätigung zufließt.

Zu diesen historisch bemerkenswerthen Fragmenten der chinesischen Sagengeschichte gehört nun auch die Nachricht von der, seit uralten Zeiten in diesem Theile von Hoch-Asien einheimischen Seiden- Raupenzucht.

Der Seidenwurm ist dort von jeher zu finden ge= wesen, und wird daselbst noch jezt im Naturzustande angetroffen; d. h. seine Zucht gedeiht dort auch ohne Pflege von Menschenhånden; und da die Chinesen selbst erzählen, daß in ihrem Lande die industrielle Betriebsamkeit früher, als irgend anderswo gepflegt worden sey, so dürfen wir uns gar nicht wundern, daß die an solche Beschäftigungen ge= wöhnten Bewohner zeitig darauf verfielen, das Gehäuse von zarten Fåden, in welches die Raupe des Seidenwurms bei ihrer Verpuppung sich einspinnt, kunstgerecht abzuwickeln, um aus folchen Fäden allerlei Stoffe zu weben, deren eigenthümliche Leichtigkeit und ausdauernder natürlicher Glanz ihnen bald den Preis vor allen übrigen Zeugen verschaffen mußte.

Was dieser Annahme besondern Vorschub verschafft, ist der Umstand, daß die Europäer gleich ursprünglich von den Chinesen nur in sofern Kenntniß erhalten haben, als ihnen

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