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beiden gemischten Baustyle ausgeführt; und diese Art und Weise hat man mit geringen Veränderungen beibehalten, bis in neuerer Zeit die unübertroffenen Muster altgriechischer Baukunst wieder hervorgesucht, und mehr und mehr zur Richtschnur genommen wurden, je lebhafter der hellere Geist der drei lesten Jahrhunderte nach freieren Formen verlangte.

XXIII.

Die Erfindung des Schießpulvers und der Feuergewehre.

Unter allen künstlich bereiteten Mischungen von MineralProducten hat wohl keine im Laufe der Zeit so allgemein wichtigen Einfluß erlangt, als das Schießpulver, jene so zerstörend wirkende Hauptstüße der neuern Kriegskunst, die gleichzeitig auch in mancher technischen Rücksicht auf nicht uninteressante Art zur Anwendung kommt. Sehr natürlich hat man daher schon seit längerer Zeit der Geschichte der Erfindung dieses Materials besondere Aufmerksamkeit gewidmet, und wenn dessenungeachtet über diesen Punct noch immer höchst verschiedenartige Meinungen im Umlauf sind, so liegt darin eigentlich noch ein Grund mehr für die Fortdauer des allgemeinen Interesses an dieser Erfindung.

Bekanntlich besteht das Schießpulver aus einer schnell Feuer fangenden, und bei stattgefundener Eingeschlossenheit mit gewaltigem Lärm sich verzehrenden Mischung von Salpeter, Schwefel und Kohlen, welche gewöhnlich an zerriebenem Salpeter sechszehn Theile, an Schwefel zwei Theile, und an Kohlen drei Theile in sich faßt. Da hieraus von selbst hervorgeht, daß der Salpeter den wesentlichsten Bestandtheil des Schießpulvers bildet, so ist leicht einzusehen,

daß vor Auffindung des Salpeters von der Verfertigung des Schießpulvers nicht die Rede seyn konnte, und daß man daher, um die früheste Anwendung des lehtern möglichst zu ergründen, vor Allem den Zeitpunct ausmitteln müsse, wo der Salpeter jenes aus Säure und vegetabilischem Kali bestehende Mittelfalz, welches von Natur höchst selten gediegen vorkommt, weit leichter aber durch Luft-Einwirkung aus gewissen Erdarten sich erzeugt zuerst beachtet und technisch benust worden.

Eine Hauptschwierigkeit hierbei ist freilich, daß auch über die früheste Anwendung des Salpeters abweichende Meinungen herrschen: indessen läßt sich doch Folgendes als ein ziemlich sicheres Resultat bisher darüber angestellter Untersuchungen betrachten:

Da, wo organische Körper verfaulen, entsteht unter dem Einfluß der atmosphärischen Luft sehr häufig die als eigenthümlicher Stoff anerkannte Salpeter- Säure, die sich vorzüglich gern an Kalk-Erde anhängt, und in Verbindung mit letterer den Erd - Stoff des Salpeters bildet. In wie fern nun aus diesem Grunde mit Kalk bestrichene Mauern eine wesentliche Anziehungskraft gegen die Salpetersäure geltend machen, leidet es auch keinen Zweifel, daß der Salpeter gerade als allmählig entstandener Ueberzug von solchen Mauern zuerst die Aufmerksamkeit von Natur-Beobachtern erregt haben werde; und die Art und Weise, wie wir dieses Mauersatzes oder Mauerbeschlags schon in sehr früher Zeit gedacht finden, kann nur zur Bestätigung dieser Annahme dienen. Es war auch um so natürlicher, daß man sich bald um diesen Mauerbeschlag bekümmern lernte, weil er gar häufig den Verfall der Mauern durch Zernagung der Steine beschleunigte, und man ihn also höchst beschwerlich fand, eben darum aber mit der Zeit auf Mittel

zu seiner Beseitigung dachte; was ohne nåhere Untersuchung seiner Eigenthümlichkeit nicht stattfinden konnte. Der,,Ausfag der Häuser", dessen die mosaische Gesetzgebung gedenkt, ist, wie schon Michaelis in seinem mosaischen Rechte Th. IV. S. 280 mit gutem Grunde erinnert hat, nichts Anderes, als salpetriger Mauerbeschlag.

Die Untersuchung seiner Bestandtheile führte wahrscheinlich die Alten zunächst darauf, diese Salzmasse, welche sie, ungeachtet der nach Local- Umständen verschiedenartigen Beschaffenheit derselben, beständig mit dem allgemeinen Namen Nitrum belegten, und die in heißen Gegenden oft schon aus der Erde selbst auswitterte, zur Färberei und zur Reinigung schmußig gewordener Stoffe zu benußen, bis nach einiger Zeit ihr Gebrauch bei der Glasfabrication, hinzu kam.

Weit später, und wahrscheinlich erst durch die Untersuchungen einiger arabischen Chemiker, ward man auf die Endeckung geleitet, daß salpeterartiges Salz auch aus der Asche einiger Pflanzen erlangt werden könne, welchem man dann ebenfalls den Namen nitrum beilegte.

Dabei machte man in der künstlichen Gewinnung des Salpeters nur langsame Fortschritte, und jedenfalls bediente man sich seiner geraume Zeit hindurch in sehr unreiner Gestalt; obschon man ihn nicht nur statt des gewöhnlichen Kochsalzes, sondern auch sonst beim Kochen und Backen brauchen lernte; während er in Aegypten wahrscheinlich schon im rohen Zustande zur Einbalsamirung der Leichen angewendet ward.

Ein nicht unwichtiger Beweis dafür, daß wohl erst die Araber auf den Gedanken kamen, salpeterartigen Stoff aus Pflanzen Asche heraus zu ziehen, liegt in der Thatsache, daß der jeht dafür übliche Name Kali ganz der arabischen Sprache angehört, in welcher dadurch die glasartige

Pflanzen-Asche bezeichnet wird, welche den Grundstoff dieses Salpeters ausmacht *).

Doch wir wenden uns nun zu dem eigentlichen Gegenstande dieses Auffahes, zu der Erfindung des Schießpulvers. Daß man erst Salpeter haben mußte, ehe man Schießpulver bereiten konnte, wurde schon oben bemerkt; daß mán ihn aber auch schon längst wirklich hatte, ehe an die Erfindung des Pulvers gedacht ward, ist nach dem jeht Bemerkten eben so gewiß; denn selbst der künstliche Salpeter war bereits im eilften Jahrhundert den Arabern bekannt, während ihre Kenntniß vom Schießpulver schwerlich an diesen Zeitraum hinauf reicht.

Führen nun aber auch diese Thatsachen auf die natürliche Folgerung, daß die Araber, welche zuerst den PflanzenSalpeter entdeckten, eben so die Urheber des Schießpulvers wurden, wofern sie nicht etwa die erste Kenntniß dieses lehtern von den Indiern und Chinesen empfingen, so fließt doch hieraus noch keineswegs der Schlußsaß, daß die Araber das Schießpulver schon ganz in derselben Art verfertigt und angewendet, wie dieß jest in Europa ge= schieht. Vielmehr läßt sich mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß die Araber sowohl, als die Indier und Chinesen das Schießpulver ursprünglich blos zur Kunst-Feuerwerkerei angewendet haben, welche von jeher mit Eifer von ihnen getrieben ward, und die, gestüßt auf die Eigenthümlichkeit des Salpeters, nach der Entzündung mit Lebhaftigkeit zu verpuffen Jahrhunderte lang blos zum Vergnügen sich gangbar erhalten konnte, ohne daß irgend Je

*) Vergl. Beckmann's Beiträge zur Gesch. der Erfindungen, Bd. V. S. 557 u. ff.

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