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mals wirklich nur in dlichter Gestalt und fast flüssig vorhanden gewesen zu seyn. Ueberall ist bei jenen Schriftstellern davon die Rede, daß die Butter wie Del ausgegossen oder getrunken werde, sogar als Brenn- Oel bediente man sich derselben, während wir sie jezt als etwas Festes schneiden, kneten und schmieren. Auch wird einmal beim Athenaus von der Butter der Ausdruck: Milch-Del gebraucht, und die griechischen Ueberseher des alten Testa= ments reden sogar von Strömen von Butter. Allerdings mochte in sehr heißen Ländern die Butter stets weit flüssiger erscheinen, als bei uns, allein ganz und gar konnte das Clima nicht die Schuld davon tragen, vielmehr scheinen es die Alten wirklich noch nicht verstanden zu haben, den Butterstoff durch starkes Kneten, Waschen und Salzen so rein und fest herzustellen, wie er jezt als Tafel- Butter verkauft zu werden pflegt: und gerade deshalb war ehemals die Butter gewiß bei weitem weniger transport und aufbewahrungsfähig, als jest; was die Verbreitung ihres Gebrauchs gar sehr beschränken mußte *).

*) Vgl. hierzu Beckmann's Beiträge z. Gesch. d. Erfind. B. III. S. 270-295.

XXVII.

Die Einführung des Kartoffelbaues.

Wer fleißig alte Chroniken durchstudirt hat, wird längst darüber im Klaren seyn, daß in früheren Jahrhunderten auch unser Deutschland, wie Europa überhaupt, von Mißwachs, Hungersnoth und Theuerung gar häufig zu leiden hatte, und daß selbst die bedeutend gesteigerte Production an gewöhnlichen Getreidefrüchten, wie Korn, Waizen, Gerste und Haber, nicht im Stande war, auch nur die Mehrzahl der europäischen Länder für immer vor dem schrecklichen Uebel eines oft plöglich eintretenden Mangels an Nahrungsmitteln zu bewahren.

Ist nun aber diese Thatsache hinreichend begründet, so leuchtet es von selbst ein, daß durch ein so allgemein durchgreifendes Aushülfsmittel zur Beseitigung solcher Nothstände, wie die, in außerordentlicher Gedeihlichkeit sich vermehrende Kartoffelfrucht jest darbietet, der menschlichen Gesellschaft ein außerordentlich großer Dienst geleistet worden ist: und darum scheint es auch völlig der Mühe werth, einen Blick auf die Art und Weise zu werfen, wie die aus weiter Ferne stammenden Kartoffeln ganz allmählig sich in Europa so viel landwirthschaftliches_Terrain errangen, daß ihre vielseitige Brauchbarkeit den Kampf wider Brodtheuerung und

Hungersnoth mit nachhaltigem Glück aushalten und bestehen konnte.

Nicht die nordamerikanische Provinz Virginien, wie man früherhin gewöhnlich annahm, sondern das südamerkkanische Peru ist das wahre Heimathsland der jeht unter uns so allgemein verbreiteten Kartoffelfrucht, oder der häufiger soge= nannten Erdäpfel. Denn in Peru wachsen die Kartoffeln wirklich wild; und lange zuvor, ehe man sie in Europa kannte, verstand man schon in Amerika Brod aus Kartoffel= Mehl zu backen.

So viel man jest weiß, war der englische Schiffer Johann Hawkin der Erste, der im Jahre 1565 Kartoffeln nach Europa brachte. Er hatte sie von den Bewohnern von Santa Fé in der jezigen Provinz Neu-Mexico als Schiffsprovision erhalten. Indessen erregte diese Frucht bei ihrem ersten Erscheinen in Irland keine befondere Aufmerksamkeit, weil Hawkin selbst es wohl nicht verstand, den ganzen Werth dieser Frucht gehörig in Anschlag zu bringen.

Demnach blieb es dem berühmten englischen Admiral Walter Raleigh aufbehalten, sich das große Verdienst der wirklichen Verpflanzung des Anbaues der Kartoffelfrucht von Amerika nach Europa zu erwerben. Wie man sagt, machte er im Jahre 1584 die ersten Versuche damit auf seinem Landgute zu Younghall in Irland. Da die Resultate günstig ausfielen, so verbreitete sich der Anbau von hier aus zunächst in die englische Grafschaft Lancashire, und von da über ganz England; was um so leichter möglich war, da bereits 1586 auch der Admiral Franz Drake die wohlthätige Frucht von Brasilien aus in England einführte, und nicht nur unter seinen Landsleuten ihre weitere Cultur durch Rath und That unterstüßte, sondern selbst Anlaß dazu gab, daß auch in andern europäischen Ländern, wie na

mentlich in Italien, Versuche mit ihrem Anbau gemacht wurden.

Bei allem dem muß man jedoch nicht glauben, daß die nüßliche Frucht sich wirklich wie im Fluge unter den Landeigenthümern einheimisch gemacht habe. Ziemlich lange hatte ihre Cultur mit großen Vorurtheilen zu kämpfen. Selbst in England ließen viele Grundbesiger, welche Anbau - Versuche damit gemacht, nach einiger Zeit große Nachlässigkeit darin sich zu Schulden kommen, hauptsächlich, weil sie mit einer gewissen Verachtung auf das unscheinbare Aeußere dieser Frucht herabfahen, und sie höchstens für gut genug hielten, nach Eintritt außerordentlicher Hungerjahre zur einstweiligen Aushülfe beim Getreide Mangel zu dienen. Auch fand es die Königliche Gesellschaft der Wissenschaften zu London selbst noch im Jahre 1662 für nöthig, den Anbau der Kartoffeln als Schußmittel wider Hungersnoth öffentlich anzuempfehlen.

In Deutschland empfing man die ersten näheren Nachrichten über die Kartoffeln um das Jahr 1590; we= nigstens wurden sie in dem damals gedruckten bekannten Kräuterbuche des Tabernámontanus zuerst beschrieben und abgebildet. Man nannte sie zu jener Zeit Grüblinge, weil man die Nothwendigkeit, sie sorgfältig aus der Erde auszugraben, als etwas Besonderes ansah. Indessen war damals an einen förmlichen Anbau dieser Frucht in Deutschland noch durchaus nicht zu denken; vielmehr wurden sie noch auf lange hin blos als eine merkwürdige ausländische Frucht betrachtet, die man höchstens einmal kosten, nicht aber zur gewöhnlichen Speise erwählen könne.

In Holland und Frankreich fand ganz dasselbe statt; denn während in Amsterdam um das Jahr 1595 der påbstliche Gesandte diese,,amerikanische Seltenheit“ zur Schau ausstellte, hielt man dieselbe noch 1616 für geeignet, einen

neumodischen Bestandtheil der königlichen Tafel zu Paris zu bilden.

Wahrscheinlich begann um das Jahr 1630 der erste Unbau der Kartoffeln in Frankreich, und da scheinen sie um das Jahr 1640 zuerst über den Rhein nach Süddeutschland verpflanzt worden zu seyn, wo man während der damaligen Drangsale des dreißigjährigen Krieges die Beschwerden der Hungersnoth viel zu häufig und empfindlich hatte kennen lernen, als daß nicht einsichtsvollere Landwirthe gern hätten geneigt seyn sollen, einem so wohlfeilen Surrogate des Roggens und Waizens fortwährend etwas Terrain auf ihrem Grund-Eigenthum einzuräumen.

Wenigstens wird unter andern in dem Kirchenbuche der Gemeinde Bieberau im Hessen-Darmstädtischen schon im Jahre 1648 der Kartoffeln neben andern Feldfrüchten erwähnt, von welchen der Pfarrer Zehend zu erhalten habe.

In Sachsen wurde die Kartoffelfrucht zuerst um das Jahr 1680 bekannt; und zwar im voigtländischen Kreise. Ein Bauernsohn aus dem Dorfe Würschniß bei Plauen foll den Anlaß dazu gegeben haben. Er hatte nämlich die nüßliche Frücht bei seinem Aufenthalte in England kennen lernen, und fühlte sich dadurch bestimmt, nach seiner Zurückkunft Unpflanzungs- Versuche in seines Vaters Garten zu machen. Seine Mühe ward mit gutem Erfolg belohnt, und darum fand er bald Nachahmer. Aus dem Voigtlande zog sich der Kartoffelbau etwa dreißig Jahre später in das benachbarte Obergebirge, und von da ging er allmählig in die übrigen Landestheile über.

Doch hatte auch bei uns das Emporbringen dieser Nahrungsfrucht gleich andern ökonomischen Neuerungen eine lange Zeit hindurch mit großen Hindernissen zu kämpfen. Nur der Umstand, daß man in einigen erzgebirgischen Dörfern

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