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XXVIII.

Die Bienenzucht der ältern und neuern Zeiten.

Keinem aufmerksamen Beobachter eines Bienenstockes kann die außerordentliche Kunst und Ordnung entgehen, die in einer folchen Republik sich tausendfach kund giebt. Man wird, sobald man einmal einen prüfenden Blick darauf warf, fer= nerhin auch nicht mehr müde, diese Werkstätten zu betrach= ten, wo einige tausend kleine Arbeiter mit mancherlei Verrichtungen beschäftigt sind. Die Regelmäßigkeit und geometrische Genauigkeit des ganzen Baues, die Ausstattung der Vorraths-Magazine, deren Inhalt alle, zur Versorgung der Bienen-Gesellschaft während des Winters dienliche Erforder= nisse bewahrt, die zärtliche Fürsorge, welche die Arbeitsbienen für den jungen Anflug tragen; das merkwürdige Verhältniß der Königin zu den Arbeits-Bienen auf der einen, und den Drohnen auf der andern Seite, - Alles dieß ist geeignet, eben so viel Erstaunen, als Bewunderung zu erregen.

Noch immer schwebt, troß aller, Jahre lang fortgesetten sorgsamen Beobachtungen, über den innern Grundlagen für das lebensvolle Fortbestehen der Bienen - Republiken ein geheimnißvolles Dunkel: aber gerade dieser Umstand reizt die menschliche Aufmerksamkeit um so mehr, sich an möglichster Zergliederung dieses kunstvollen Geheimnisses zu üben; und

die Erfahrungen, welche von so ausgezeichneten Naturfor= schern wie Swammerdam, Reaumur, Bonnet, Riem, Spigner u. A. in so reichem Maaße hierüber gesammelt worden sind, gewähren neuen, darauf gebaueten Forschungen fortwährend den interessantesten Anhalt *).

Das zufällige Auffinden von Honig in hohlen Baum= stammen, die wilden Bienenschwärmen zum Sig gedient hatten, lenkte gewiß schon in sehr alter Zeit die Aufmerksamkeit der Menschen auf das so werthvolle Naturproduct des Honigs hin. Sehr natürlich knüpfte sich hieran der Versuch, solche Bienenschwärme dadurch in menschlichen Gewahrsam zu bringen, daß man deren ursprüngliche Wohnfiße, die hohlen Baumstämme, nachahmte, indem man entweder hohle Cylinder aus Baumrinde aufstellte, worin_man die Bienenschwärme auffing, oder geradezu hölzerne Stämme für diesen Zweck aushöhlte. So entstand die sogenannte Klosbeutenzucht. Freilich waren diese åltesten, nur aus einem Stücke bestehenden Bienenstöcke noch sehr unvoll= kommen, weil man daraus Honig und Wachs nicht ohne Nachtheil für die Bienen selbst hervorholen konnte; indessen behalf man sich doch so gut als möglich damit, und die Art und Weise, wie dieser Bienenstöcke in den Schriften der Alten gedacht wird, bezeugt deutlich, daß man nicht abließ, allerlei Verbesserungen damit vorzunehmen. Columella, der als guter Landwirth in großem Rufe stand, lobt in seiz nem Werke de re rustica IX, 6. die Bienenstöcke aus Baumrinden besonders deshalb, weil sie im Sommer die

*) Reichlichen Stoff hierzu bietet der auf die Leistungen der Bienen bezügliche treffliche Aufsaß des berühmten Bonnet dar, welcher sich in dessen Betrachtungen über die Natur, Bd. II., Hauptstück XXVI. u. XXVII. S. 283-311 der von Titius be sorgten Verdeutschung, Leipzig 1783. 8., findet.

Hiße und im Winter die Kälte gerade auf die gehörige Art abhielten, und in den Rişen nicht leicht Moder zuließen; doch empfiehlt er auch, Bienenstöcke aus Bast oder Weidenruthen zu flechten, und meint, nur in deren Ermangelung folle man Klößer dazu nehmen, oder sie aus Bretern zu= fammenfügen.

Schon früher aber ward im alten Griechenland die Bienenzucht mit großem Eifer getrieben, und der weltberühmte Honig vom Berge Hymettus in Attika (dem jeßigen Livadien) behauptet noch heut zu Tage seinen alten Ruhm. Auch verstanden die altgriechischen Bienenväter das sogenannte Ablegen der Bienenstöcke schon sehr gut; d. h. sie sonderten von stark besezten Bienenstöcken einige Bienen in einen eignen Kasten ab, und veranlaßten sie dadurch, aus den ihnen mitgegebenen Bruttafeln sich eine eigene Königin zu erzeugen. Dieses Verfahren ging dann auch auf die romischen Landwirthe über, wie sich aus den Aeußerungen des Columella (XIII, 9.) schließen läßt. Von den Römern vererbte es sich dann auf die Dalmatier in dem heutigen Kärnthen und Krain, und durch diese gelangte es zu den flavischen Stämmen an der Oder, die es unter andern mit nach der Oberlausit brachten.

Ueberhaupt würde in Deutschland die Bienenzucht niemals so weit vorwärts gekommen seyn, als es wirklich der Fall war, wenn nicht der sorgsame Fleiß der Slaven ihr ganz besondern Vorschub geleistet hätte.

Die natürliche Waldbienenzucht oder das Zeideln wurde allerdings schon vor der Ankunft der flavischen Ståmme_in Deutschland betrieben, und das unter dem Titel Leges Bajuvariorum bekannte altbayerische Rechtsbuch gedenkt bereits II, 31. der Bienenstöcke aus Baumrinde, so wie aus Holz und aus geflochtenen Reisern; indessen würde man doch sehr

spát erst dazu gelangt seyn, diesen Zweig der ländlichen Deconomie in wirkliche Haus Bienenzucht von größerem Umfange umzugestalten, wenn nicht die eigenthümliche Betriebsam= keit der slavischen Stämme eifrig darauf bedacht gewesen wäre, durch die, ihnen angestammten Erfahrungen über die Bienenzucht, diejenigen Gebräuche und Einrichtungen, welche sie hinsichtlich des Betriebs derselben bereits in Deutschland vorfanden, wesentlich zu verbessern.

Zum näheren Verständniß der Sache haben wir lettere altdeutsche Gebräuche noch mit einigen Worten zu erwähnen.

Die Zuzucht der Waldbienen, oder die in SchenkungsUrkunden u. dergl. sehr zeitig erwähnte sogenannte ZeidelWeide ward in Deutschland von Ursprung an durch RechtsGewohnheiten, Verträge und stillschweigendes Uebereinkommen von mancherlei Art sorgsam geschüßt. Ueberall in den Wåldern waren Zeidelbäume eingerichtet, die beständig zum Ge brauch bereit standen, und besonders gezeichnet waren. Wer aus denselben einen Schwarm ausnahm, gab sechs Schillinge Strafe, und mußte überdieß den ausgenommenen Honig an den Eigenthümer des Waldes zurückgeben. War jedoch der Baum nicht gezeichnet, so konnte der, welcher den Honig herausgenommen, diesen gegen Erlegung der sechs Schillinge an den Wald - Eigenthümer an sich behalten. Nur in den königlichen Forsten war das Honig - Ausnehmen aus den Waldbäumen unbedingt untersagt.

Jeder Zeidler hatte sein eigenes Revier in dem Walde, in welchem er seine Bienen hielt. Revier-Nachbarn durften einander gegenseitig nicht zu nahe kommen. Ging ein Bienenschwarm von selbst in das Zeidelrevier des Nachbars über, so folgte ihm der Besizer nach, meldete es dem Nachbar, und suchte die Bienen aus dem Baume, wo sie sich angeseht hatten, durch Räuchern wegzutreiben, während er dabei

dreimal mit umgekehrter Art an den Baum schlug. Kamen die Bienen alsdann heraus, so nahm er sie mit fort, was ihm aber nicht folgte, blieb in des Nachbars Eigenthum.

Wer zufällig einen Bienenschwarm auffand, entweder in seinem eigenen Walde, oder anderwärts zwischen den im allgemeinen Eigenthume befindlichen Felsen, Steinen oder Baumen, der hatte das Recht, denselben durch drei besondere Merkmale als in Besitz genommen zu bezeichnen. Erlaubte sich Jemand, ein fremdes Merkmal dieser Art zu verlegen, so mußte er dem, dessen Anspruch dadurch beeinträchtigt ward, doppelten Ersah dafür leisten, und ward noch überdieß mit zwanzig Stockschlägen bestraft.

Nachdem einmal auf diese Art die Waldbienenzucht in den Gang gekommen war, fanden die Bewohner von blumen- und blüthen - reichen deutschen Auen sich um so mehr veranlaßt, auch mit der Zuzucht zahmer Bienen sich zu beschäftigen. Die ersten aus Holzklögen oder Baumrinden verfertigten Stöcke wurden an die Zeidelbäume angehängt, um Waldbienen darin zu fangen, die man beliebig in gróBerer Nähe bei menschlichen Wohnungen aufstellen konnte; und allmählig gingen aus solchen zusammengebrachten Klogbeuten wirkliche Bienenstöcke ́hervor, die man in ordentlichen, mit Stroh gedeckten, verschließbaren Bienenhäusern unterbrachte. Je näher die menschlichen Wohnungen mit der Zeit an einander rückten, desto nöthiger ward die, unter andern in dem westgothischen Rechtsbuche ausgesprochene Vorschrift, daß weder die Bienenhäuser selbst, noch auch einzelne Bienenstöcke an den offenen Straßen der Städte und Dörfer angelegt werden sollten. Auch handelte es sich hierbei nicht blos um die Beschädigung der Menschen, sondern selbst um die Belästigung der Hausthiere u. s. to.

Da anfangs das Abfassen von Waldbienen zum Besten

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