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sich nicht entfremdete, sondern vielmehr auch in diesem Gebiete so segensreichen Nußen wie früher zu stiften fortführe *).

Doch, wir haben zum Schluß noch eines andern Umstandes zu gedenken, der neben dem großen Einflusse der Landgeistlichkeit auf die Verbesserung der deutschen Landwirthschaft, diesem lehtern Zweige menschlicher Erwerbsthatigkeit ebenfalls sehr förderlich ward.

Es war dieß die Art und Weise, wie allmählig auch der. Adel sich der Landwirthschaft annahm.

Das vielverbreitete adelige Vergnügen der Jagd gab dazu den ersten Anlaß. Denn indem die mannlichen Ritter und Herren, die keine Privat - Fehden mehr unter sich oder gegen andere Staatsbürger auszukämpfen hatten, ringsum in Feld und Wald dem edlen Waidwerk oblagen, wurden sie mit den eigenthümlichen Cultur-Verhältnissen ihres Grundes und Bodens nach und nach so vertraut, und zugleich so aufmerksam auf die bewundernswerthe Productions-Fähig= keit der Natur, daß sie leicht zu der Ueberzeugung kommen mußten, eine bessere Fürsorge für vortheilhafte Benußung ihres Grund-Eigenthums durch thätigern Betrieb der Land

*) Geistliche, welche auf diesen Zweig ihrer Wirksamkeit einigen Werth legen, handeln ganz im Geiste unseres unvergeßlichen Luther's, welcher für die Beschäftigung mit der Landwirthschaft und für das Gedeihen derselben das größte Interesse hegte. Wer fich in der Kürze hierüber unterrichten will, der vergleiche die darauf bezüglichen Kraftstellen aus Luther's Werken, welche D. G. Schreber in seinen „zwei Schriften von der Geschichte und Nothwendigkeit der Cameralwissenschaften" (Leipzig 1764. 8.) S.20 u. ff. mitgetheilt hat. Auch haben in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Göße und Fürstenau zwei besondere akademische Ubhandlungen über die Verdienste Luther's um die Landwirthschaft ge= schrieben.

wirthschaft werde gar bald sich reichlich vergelten. War aber einmal diese Saite angeschlagen, so konnte die gute Rückwirkung davon unmöglich lange außen bleiben.

Namentlich in Sachsen gab sich dieß schon im sechs= zehnten Jahrhundert deutlich kund, seitdem die, im obigen Auffage näher geschilderte_ausgezeichnete Thätigkeit des Churfürsten August für die Emporbringung der Landwirthschaft in seinem Gebiete dem sächsischen Adel doppelt stark es nahe legte, nicht gar zu weit hinter dem Landesherrn zurück zu bleiben, und den Abstand zwischen den, bald einträglich gemachten churfürstlichen Domainen und dem, mitunter fast unbenußt und unfruchtbar daliegenden adeligen Grund-Eigenthum nicht allzu auffällig werden zu lassen. Daher begannen auch einige fächsische Adelige schon damals ihre landwirthschaftlichen Erfahrungen schriftlich aufzuzeichnen; wie dieß z. B. von einem Herrn von Arnim in einem noch jezt vorhandenen Manuscripte geschah *).

Zwar ward späterhin der hierdurch geweckte landwirthschaftliche Eifer der adeligen Rittergutsbesizer durch die unglücklichen Nachwirkungen des dreißigjährigen Krieges auf längere Zeit gestört; indessen glich sich doch Manches allmählig wieder aus; besonders durch die ausdauernden Bemühungen des Herzogs Ernst von Sachsen - Gotha, und seines berühmten Ministers von Seckendorf, dessen,,deutscher Fürstenstaat" auch in ökonomischer Beziehung sehr viele treffliche Grundsäge enthält. Ueberhaupt widmeten wenig= stens die Ritterguts - Besizer, welche von dem vielfältigen

*) Nähere Nachrichten über dieses Arnim'sche Manuscript finden sich in dem „Versuche einer historisch - pragmatischen Beschreibung der alten deutschen Oekonomie und des daraus erwachse= nen Cameralwesens,“ Leipzig 1755. 4., S. 28.

Nugen einer zwischen ihnen selbst und ihren Bauern be stehenden nåhern Geschäfts-Verbindung sich überzeugten, der Handhabung der Landwirthschaft auf ihrem Besißthum fortwährend einige Aufmerksamkeit. Sie fühlten sehr wohl, daß der Gutsherr seines eigenen Besten wegen sich durchaus nicht für zu vornehm halten dürfe, mit seinen Bauern über ihre Angelegenheiten zu sprechen, fie anzuhören, seinen Willen ihnen selbst bekannt zu machen, und ihre Gesuche da gegen zu vernehmen; daß er unverdrossen seyn müsse, auf die Verwaltung derjenigen Rechte, die ihm einen Vorzug in der Gesellschaft gewähren, eignen, selbstständigen Fleiß zu verwenden. Sie sahen recht gut ein, daß der Bauer Scharffinn genug besige, den Stolz seines Grundherrn als die Urs sache zu entdecken, warum dieser sich ihm unsichtbar mache, und Selbstgefühl genug, um hiervon beleidigt zu werden. Insbesondere aber fanden sie sich deshalb veranlaßt, durch freundlich angeknüpfte ökonomische Geschäfts- Verbindungen ihren Bauern näher zu treten, weil sie einsahen, daß in mancher Beziehung im Laufe der beiden lezten Jahrhunderte die Lage des Bauernstandes in sofern unangenehmer als vor alten Zeiten ward, in wiefern die Bauern gegenwärtig nicht selten zweien Herren zugleich dienen sollen, dem Ritterguts-Besiger als Grundherrn, und dem Landesfürsten als Staats- Oberhaupte *).

*) Vortreffliche Bemerkungen über diesen. Gegenstand finden sich in der Lesenswerthen Abhandlung von Chr. Garve:,,Ueber den Charakter der Bauern und ihr Verhältniß gegen die Gutsherren und gegen die Regierung," im ersten Bande seiner „Ber: mischten Aufsäge,“ Breslau 1800. 8., bes. S. 188. u. ff.

2:

Zu der Geschichte der Vergoldungskunst.

Am Schlusse dieses Auffages ist S. 503. nur ganz im Allgemeinen gesagt, daß man jeht in der Herstellung schön ausfallender, mit Goldfirniß überzogener Gegenstände unter dem Beistande der neuern Chemie außerordentlich weit ge= kommen sey, es wird jedoch daselbst der, gegenwärtig so viel Aufsehn erregenden Vergoldung durch Galvanismus noch nicht gedacht. Demnach, dürfte es für viele Leser an= genehm seyn, wenigstens noch durch einen Zusah zu jener Geschichte der Vergoldungskunst hier über die sogenannte galvanische Vergoldung einige Notizen zu erhalten.

Von der Erfindung des Galvanismus durch den Professor Ludwig Galvani zu Bologna war bereits oben Bd. I. S. 356. die Rede. Es wurde daselbst gesagt; daß man unter dem Galvanismus jene Berührungs- Elektricität zu verstehen habe, welche auf der Entdeckung beruht, daß zwei verschiedene Metalle, die beide vorher mit der Erde in Ver-bindung gewesen, wenn man sie isolirt hålt und alsdann wieder mit einander in Berührung bringt, nachher aber von neuem trennt, in der Art elektrisch werden, daß das eine Metall positive, und das andere negative Elektricitât annimmt. Auch wurde erwähnt, daß einige Zeit nach diefer, im Jahre 1791 gemachten Entdeckung die sogenannte voltaische Säule von dem Professor Alexander Volta erfunden wurde, d. h. eine aus kleinen Platten von Zink und Kupfer zusammen geseßte, und zugleich mit dazwischen gelegten, in Sáure getränkten Tuchläppchen bekleidete Säule, deren man sich ursprünglich bediente, um die an jenen absichtlich verbundenen und dann wieder getrennten Metallen wahrnehmbare einfache Elektricitát so zu verstärken, daß man

große Magnete verfertigen konnte, welche ihrer Abstammung wegen den Namen Elektro-Magnete empfingen.

Allein von der Verwendung dieser Berührungs-Elektrici= tåt zum Besten der technischen Operation des Vergoldens war in jenem Auffage noch nicht die Rede, und es konnte derselben auch dort noch nicht gedacht werden, weil damals die Erfindung dieser Procedur noch gar nicht zur Oeffentlichkeit gebracht war.

Wir beginnen die hier beabsichtigten Erläuterungen darüber mit einer Erwähnung der Art und Weise, wie man zunächst darauf kam, Versuche dieser Art überhaupt anzustellen.

Schon seit längerer Zeit waren die Chemiker ersucht wor= den, im Interesse der Wohlfahrts - Polizei darüber nachzudenken, ob nicht die große Gefahr für die menschliche Gesundheit, welche mit der gewöhnlichen Procedur bei der me= tallischen Vergoldung unzertrennlich verbunden war, durch Erfindung eines andern Verfahrens dafür ganz oder größtentheils beseitigt werden könne. Mehrere deshalb gemachte Versuche erwiesen sich als unzureichend; indessen gelang es endlich dem Herrn Professor de la Rive zu Genf, im Jahre 1840 durch Erfindung des Vergoldens auf galvanischem Wege jene, Aufgabe wirklich zu lösen, weshalb er auch die von der Pariser Akademie der Wissenschaf= ten als Preis dafür ausgesehte Summe von sieben tausend Franken bald nachher zuerkannt erhielt *).

*) Höchst uneigennüßig hat Herr Professor de la Rive diese ihm zuerkannten siebentausend Franken dem Kunst-Vereine zu Genf mit der Bestimmung zugestellt, daß derselbe die Interessen dieser Summe jedes vierte oder fünfte Jahr dazu benuge, den Urheber einer für die Genfer Industrie vorzugsweise ersprießlichen neuen Entdeckung dafür auf eine entsprechende Art zu belohnen.

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