Vorrede. Nur Weniges glaubt der Verf. vorausschicken zu müssen, um denjenigen Gesichtspunct anzugeben, von welchem er bei der Bearbeitung vorliegender Schrift ausgegangen ist. Nur die Ausführung muss sich selbst rechtfertigen; über die Zweckmässigkeit des Unternehmens selbst kann wohl kaum ein Zweifel obwalten. Denn bei der neuerdings so hoch gesteigerten Vorliebe für die griechischen Redner hat wohl jeder Freund derselben den Mangel einer zweckmässigen möglichst vollständigen Zusammenstellung des Wissenswürdigsten auf dem Gebiete der griechischen Beredtsamkeit tief empfunden. Zu gegenwärtigem, Versuche, diesem Mangel einigermassen wenigstens abzuhelfen, veranlasste den Verf. nächst mehrjährigem Verkehr mit den Rednern selbst das Bedürfniss eines schriftlichen Leitfadens bei seinen Vorlesungen über die Geschichte der griechischen Beredtsamkeit. Wenn jedoch dieser an sich einseitige Zweck während der Arbeit selbst mehr in den Hintergrund, und dagegen die Absicht mehr hervortrat, den Freund des Alterthums überhaupt durch eine Sammlung des so reichhaltigen Materials und durch möglichst genaue Nachweisung der Quellen in seinen Studien zu unterstützen: so bedarf diess wohl keiner weiteren Rechtfertigung. Ist aber diese Absicht bei Weitem nicht in ihrem ganzen Umfange erreicht, so möge auf der einen Seite Jugendlichkeit und Mangel an Kraft den schwierigen Gegenstand ganz zu durchdringen, auf der andern die Schwierigkeit des Gegenstandes selbst und der Mangel an um fassenden Vorarbeiten zur Entschuldigung dienen. Was die Haltung, das Colorit der Darstellung be trifft, so hat der Verf. sich eben so weit von blosser Nomenclatur und trockener Relation, als von hochtrabenden Tiraden und von phantastischem Herumirren im Ueberschwenglichen entfernt halten, und dagegen, so weit es möglich war, die äusseren und inneren Zustände der griechischen Beredtsamkeit durch das Mittelglied der Geschichte zu einem lebendigen Ganzen zu verbinden gesucht, Die Darstellung selbst ist aus den Quellen ge schöpft, wobei gewissenhafte Benutzung Haupts erforderniss, und möglichste Vollständigkeit Hauptzweck war. Bei Benutzung der Quellen verfuhr der Verf. so, dass er, um Unbefangenheit des Urtheils zu bewahren, zuerst aus den älteren schöpfte, und erst dann neuere Arbeiten zu Rathe zog. Daher lässt er auch oft das Alterthum selbst reden, sich selbst erklären, zuweilen rügend oder ergän zend, meist wo er selbst kein definitives Urtheil wagte oder das der Alten mit dem seinigen zusammentraf, immer wo, wie bei verlorenen Schriften, kein anderer Haltepunct sich darbot.› Dass Vollständigkeit in jeder Hinsicht erreicht sey, muss freilich bezweifelt werden, doch hofft der Verf., dass ihm nichts vom Wichtigsten entgangen sey. 3 . Scheinen dagegen die Anführungen zu zahlreich ausgefallen zu seyn, so bedenke man, dass nicht zur Unterhaltung, sondern für Wissenschaft und Selbststudium geschrieben ist. In Sachen des Wissens mehrere Zeugen abzuhören, zu prüfen, wie ein und derselbe Gegenstand von ihnen nach verschiedenen Ansichten und Zwecken verschieden aufgefasst wird, verlohnt sich wohl der Mühe. Die Citate sind übrigens möglichst fasslich gegeben, d. h. nach Merkmahlen, die sich in allen Ausgaben mehr oder weniger finden; so die Redner nach der Seitenzahl von Reiske und den Paragraphen von Bekker; Aristoteles Rhetorik nach Capp. u. §§., nur bei andern aristotelischen Schriften ist zuweilen die Pag. von Buhle beigesetzt; Platon gewöhnlich nach der Pag. von Stephanus, selten und nur wo es ausdrücklich bemerkt ist nach der von Bekker; Dionýsius Halicarnass nach Capp. u. §§., welche sich auch in der Reiske'schen und in der Tauchn. Stereotypausgabe finden; Plutarch Vitt. parall. nach Capp., die Vitt. X oratorum nach der Frankfurter Ausg., bei den Morall. freilich haben sich, wie auch in den Anführungen aus Strabo, einige Ungleichheiten eingeschlichen, welche der Leser leicht in Einklang bringen kann; Seneca rhetor nach, der edit. Bipont.; Phi lostratus nach: Olearius; Athenaeus nach Casaubonus; Hermogenes nach Gasp. Laurentius Eunapius pach Commelin. Photius Bibliothek nach Bekker; Eudocia nach Vil loison. Bei Suidas konnte nur die Mailänder Ausg. und die Aldina durchaus, die von Kuster erst nachträglich benutzt werden, desgleichen der I. Theil der sehnlich erwarteten Rhetores graeci von Wals, an deren Spitze wohl ein Verzeichniss der LX versprochenen Schriften wünschenswerth gewesen wäre ; ein Mangel, dem die Schuld beizumessen ist, wenn namentlich der technische Theil des letzten Abschnittes vorliegender Schrift "nach Vollendung jener Sammlung als ungenügend und unvollständig erfunden werden sollte. Auch der II. Theil der Aldinischen Rhetoren konnte leider gar nicht zu Rathe gezogen werden, so wie eine Schrift von A. Schott, de claris apud Senecam rhetoribus, welche selbst der neueste gelehrte Sammler der Fragmente der römischen Redner (Meyer praef. p. XVI.) nur von Hörensagen kennt. Ob des fleissigen Maussac accurata tractatio de veterum rhetorum orationibus cum |