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Attirail

Attitude

absichtigt haben soll, starb er, nachdem er eben zu seinen zahlreichen Weibern die schöne Ildiko geheirathet hatte. Als am Tage nach der Hochzeit die Hofleute und Krieger, ungeduldig, ihren Herrn zu grüßen, in das Zelt drangen, fanden sie Ildiko verschleiert bei dem erstarrten Leichnam ihres Gemahls sißen. Während der Nacht war er am Blutsturze gestorben. Die Nachricht von seinem Tode verbreitete Schrecken und Trauer im Heere. Sein Leichnam ward in drei Särge verschlossen. Der erste war von Gold, der zweite von Silber und der dritte von Eisen; die Gefangenen, die das Grab gemacht hatten, wurden erwürgt. Das Bild, das Jornandes uns von A. hinterlassen, erinnert an seinen mongolischen Ursprung. Er hatte einen dicken Kopf, eine ftumpfe Nase, breite Schultern, einen kurzen unförmlichen Wuchs; sein Gang war stolz, seine Stimme stark und wohltönend.

Attirail nennt man die Geschirr- und Neitzeugstücke bei der Artillerie und dem Kriegsfuhrwesen. Man theilt sie in Zuggeschirre und Neitequipagen. Die erstern können entweder Kumtgeschirre oder Sielengeschirre sein, und bestehen theils aus Vorder, theils aus Hintergeschirren. Bei dem Kumtgeschirr zieht das Pferd mit den Hals- und Nackenmuskeln, bei dem Sielengeschirr mit der Brust. In einigen Artillerien sind die Hinter- oder Stangenpferde und die Mittelpferde mit Kumten- und die Vorderpferde mit Siclengeschirren versehen, in andern dagegen, z. B. in der russ. und engl., bedient man sich nur der Kumtgeschirre, und zwar mit entschiedenem Vortheil. Die Hintergeschirre bestehen aus dem vollständigen Hauptgestell, dem Kumt, dem Reitfattel für das Stangenpferd oder dem Handsattel für das Handpferd, dem Schwanzriemen, dem Hinterzeug und den Hintersträngen. Bei Gabeldeichseln hat das Handpferd eine Trage, bei den einfachen Deichseln haben beide Hinterpferde Halstragen mit Ketten. Die Vordergeschirre unterscheiden sich von den Hintergeschirren durch das Fehlen der Tragen und des Hinterzeugs, sowie durch Vorderstränge statt der Hinterstränge. Die Reitequipagen bestehen aus dem Sattel, der Zäumung und der Bepackung. Die Fußartillerie hat meistentheils den deutschen oder besser den engl., die reitende Artillerie den ungar. (Bock-) Sattel. Zur Zäumung gehört das Hauptgestell nebst Zügeln mit der Stange oder Kandare und Trense, die Trense (Wassertrense) und der Halfter. In einigen Armeen (z. B. der dänischen) bedient man sich auch des sogenannten Halfterzaums, wobei das Trenfengebiß in die Halfter geknebelt wird und eine besondere Trense entbehrlich macht. Die Bepackung besteht außer dem Mantelsack aus dem Pußgeräth und Fouragevorrath.

Attis oder Atis, auch Attys und Atys, nach Hermesianar ein Sohn des Kalaus, Königs von Phrygien, kam als ein Verschnittener zur Welt. Er soll indessen, so erzählen Anderc, ein großer Verehrer der Cybele und einer ihrer ersten Priester gewesen sein, den aber Jupiter aus Eifersucht durch einen Eber entmannt oder getödtet habe. Nach Catull war A. ein junger Mann aus Phrygien, der, mit einigen Altersgenoffen in einer der Cybele heiligen Hain gerathen, dort in Wahnsinn verfallen sei und sich entmannt habe. Als er im Begriff gewesen, den Hain zu verlaffen, habe ihm Cybele einen Löwen entgegengeschickt, der ihn genöthigt, daselbst zu bleiben. Nach einer andern Erzählung verliebte sich in A., den jungen schönen Priester der Cybele, ein König, der ihn, als er in den Hain seiner Göttin floh, dorthin verfolgte und ihn entmannte. Halbtodt fanden A. die übrigen Priester der Cybele unter einer Fichte, und alle Mittel, ihn vom Lode zu erretten, schlugen fehl. So verschieden die Mythen lauten mögen, so stimmen sie doch alle darin überein, daß A. entmannt, und die meisten auch darin, daß er vom Tode wieder aufgeweckt, der Cybele fteter Begleiter ward. Vielleicht sollte in dem Mythus das Ausruhen der Erde im Winter und dann, ohne von einer zeugenden Kraft befruchtet zu sein, das Erwachen derselben im Frühling angedeutet werden. A. zu Ehren wurde jährlich mit Frühlingsanfang ein Fest gefeiert.-Attis hieß ferner ein Sohn des Hercules und der Omphale, nach Herodot des Manes, Königs der Mäonen, der Vater des Tyrrhenus und Lydus, und Stammvater der lydi. schen Könige, welche nach ihm Atyaden genannt wurden. - Attis nannte sich auch ein junger Trojaner, der den Aneas nach Italien begleitete und Stifter des Atischen Geschlechts war, aus welchem die Mutter des Kaisers Augustus stammte.

Attische Philosophie wird besonders die seit Sokrates in Athen blühende Philosophie genannt. Man versteht daher vorzugsweise unter diesem Namen die Philosophie des Sokrates und der Sokratischen Schulen, weil die Stifter und Häupter derselben fast alle in Athen, dem damaligen Mittelpunkte der geistigen Cultur, lebten und lehrten. Zu ihnen gehören Sokrates, Aristoteles, Plato, Antisthenes, Aristipp, Zeno u. A.

Attitude, ein franz. Kunstausdruck, der, vorzüglich in den plastischen Künsten gebraucht, die Stellung oder Lage lebendiger Figuren, vornehmlich in Zuständen der Ruhe bezeichnet. Doch müssen diese Stellungen und Lagen der Figuren nicht nur die Formen der Körper und ihre Ver

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11 hälmisse an sich, oder in malerischer Hinsicht, durch den Reiz der Farbenbeleuchtung in einem vortheilhaften, das gebildete Auge erfreuenden Bilde zeigen, sondern auch, dem Zwecke der Kunst entsprechend, durch alles Dieses einen interessanten Seelenzustand, einen bedeutungsvollen Lebensmoment darstellen. Durch die Kunst der Attitude und Pantomime (s. d.), die sich genau wie Ruhe und Bewegung voneinander unterscheiden, läßt sich das Gemälde sowol wie die Natur lebend wiedergeben. Jede dramatische Darstellung bedingt eigentlich eine Reihe Attituden, jedes dramatische Product gibt Gelegenheit dazu, und jede Pause entwickelt eine statuarische Attitude, die entweder sigend, knieend, liegend oder stehend sein kann. Nur kommt es hierbei wesentlich darauf an, daß die Stellungen sich unbefangen vorbereiten, daß eine in die andere ohne Prätension übergehe, und eine jede unwillkürlich und absichtslos von der Stimmung der handelnden Person herbeigeführt erscheine. Zu einer für sich bestehenden Kunst wurde die Attitude zuerst gegen Ende des 18. Jahrh. durch die bewunderte Lady Hamilton (f. d.) erhoben, welche sich anfangs auf die Nachahmung beschränkte, indem sie in dem Hause ihres Gemahls, des engl. Gesandten zu Neapel, Proben in der Nachbildung von antiken Statuen durch Attitu den gab, durch welche sie die ganze gebildete Welt jener Hauptstadt in Entzücken verseşte. Hier bei kam ihr jenes auch bei den engl. Schauspielern so häufig sich vorfindende Talent der täuschenden Nachahmung lebender Personen, sowie ihre außerordentliche Körperschönheit zu statten. Später machte sie aus ihrer Geschicklichkeit ein wahres Kunststudium, und gab ihre Attituden nicht blos in Italien, sondern auch an andern bedeutenden Orten, selbst in Deutschland. Als sie bei ihrer genialen Ausgelassenheit immer tiefer in Elend und Noth versank, producirte sie sich auch öffentlich den Blicken enthusiastischer Bewunderer. Ihr Anzug bestand dabei in einer lan gen, weißen, faltenreichen Tunica, welche sie mit einem Bande einfach unter der Brust zusam menknüpfte und worüber sie einen Shawl warf, mit dem sie alle erfoderlichen Bekleidungen leicht hervorbrachte. So war sie bald eine Diana oder Vestalin, bald eine rasende Bacchantin, bald eine römische Matrone, bald eine Aspasia. Lord Hamilton durfte mit Recht von seiner Ge mahlin sagen, daß er in ihr eine ganze Sammlung Antiken befize. Ihre von Rehberg nachgezeichneten und in diesen Abbildungen zu London erschienenen Darstellungen werden immer als Musterblätter für dieses Gebiet der Kunst gelten können.

Höher noch gestaltete die berühmte deutsche Schauspielerin Händel-Schüß (s. d.) diese Kunst, indem sie, durch einen vorzüglich gewandten und wohlgebauten Körper begünstigt, und mit einem ebenso feinen Beobachtungs- und Nachahmungstalent, als einer reichen und echt künstlerischer Erfindungsgabe ausgerüstet, in ihren pantomimischen Darstellungen eine Reihe herrlicher Attituden nicht nur im antiken, sondern auch im neuern Kunststile zeigte. Sie suchte aber nicht blos Nachbildungen einzelner Statuen und Gemälde zu geben, sondern vielmehr den Geist der wich. tigften Veränderungen der antiken Plastik und modernen Malerkunst durch eine lehrreiche Auf einanderfolge mehrer anziehender Bilder der Mythologie und Geschichte sichtbar zu machen. Dabei besaß sie das noch größere Talent, poetische Attituden zu erfinden und in dem ihnenangemessenen Stile darzustellen, sodaß sie, sowol in Hinsicht der Idealität als an Reichthum der Charaktere und Gestalten, und in der Kenntniß der malerischen Wirkung, welche sich durch ungemeine Leichtigkeit in Handhabung der Gewänder überall an den Tag legte, ihre Vorgängerin weit übertroffen zu haben scheint. Zugleich wußte sie den Reiz ihres Costums und ihrer Attituden durch eine wirkungsreiche passende Beleuchtung und den Eindruck durch entsprechende musikalische Begleitung zu erhöhen. Von 1809-17 durchzog sie Deutschland und Rußland und erregte hier, wie auch in Stockholm, Kopenhagen, Amsterdam und Paris, außerordentlichen Beifall. Perour und Ritter zeichneten ihre Attituden, wenn auch nicht immer glücklich, und gaben diese Abbildungen 1809 zu Frankfurt am Main heraus. Einige sind auch in dem Laschenbuche „Urania“ (1812) nachgebildet und mit einem sehr interessanten Auffah von Falk begleitet. Vgl.,,Henriette Hendel - Schütz geschetst benevens her leven" (Amft. 1816). Minder glücklich war in ähnlichen Darstellungen Elise Bürger, die geschiedene Gattin des Dichters Bürger. Der lehte Versuch in dieser Art waren die pantomimischen Darstellungen der Sophie Schröder, welche sie auf ihren Gastreisen gab, und worin sie die Gewandung und das sonstige Rebenwerk unterordnete, um durch den mimischen Ausdruck der verschiedensten Effecte in ihrer höchsten Steigerung allein zu wirken. Als männlicher Darsteller von Attituden ist der in Amerika verstorbene Seckendorff (Patrik Peale) zu nennen, welcher seine Darstellungen mit Vorlesungen begleitete, und in seine Vorlesungen über Declamation und Mimif" (2 Bde., Braunschw. 1816) der Attitude eine bedeutende Stelle einräumte. Die beliebt gewordenen lebenden Bilder, bie living statues, welche seit 1830 auf den kleinen Theatern in London dargestellt wurden, aber

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Attorney

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durch das weiße Tricot, die weiße Perücke und die weiße, das Gesicht bedeckende Kreideauflösung, womit die Darsteller den Marmor der Statue nachzubilden dachten, nur einen unangenehmen Eindruck machen konnten, hängen mit dieser Kunst zusammen. Im Ballet werden alle Stel lungen auf einem Fuße, ohne Rücksicht auf die Bedeutung der Stellung, Attituden genannt. Attorney, in der engl. Rechtssprache im Allgemeinen so viel als Anwalt. In der eng!. Rechtsverfassung werden indessen zwei Claffen von Anwälten unterschieden, die Barristers, welche den höhern Rang einnehmen und das Plaidoyer vor Gericht führen (f. Bar), und die Attorneys, welche unmittelbar mit dem Clienten verhandeln, allein das Recht haben, Vorstellungen und andere Schriften für ihn einzureichen, und in der Regel dem Barrister schriftliche Instructionen ertheilen. Die Attorneys bilden eine geschlossene Körperschaft, genießen große Vorrechte, stehen aber andererseits unter strenger Aufsicht des Gerichts. Attorney general (Kronanwalt) heißt der aus den Barristers erwählte Beamte, der in Civilprocessen die Krone vertritt und auch in gewissen Fällen Namens derselben Anklage erhebt. Seine Stellung ist von der der Staatsanwälte des franz. Rechts wesentlich verschieden.

Attraction, f. Anziehung.

Attribut heißt im allgemeinsten Sinne jede, besonders aber eine ehrenvolle Eigenschaft, welche Jemandem beigelegt wird; in der Logik der Kant'schen Schule eine aus wesentlichen Merkmalen eines Begriffs folgende Bestimmung, z. B. die Bewegungsfähigkeit des Menschen als Folge des thierischen Körpers. Vorzüglich wichtig aber ist die Bedeutung dieses Ausdrucks in der Kunst. In den bildenden Künsten versteht man unter Attribut eine Art des Symbols oder Sinnbildes, wodurch ein Gegenstand oder ein Begriff bezeichnet wird, z. B. der Dreizack des Neptun, die Eule der Minerva u. f. w. Der Gebrauch und die Nothwendigkeit der Attribute in der bildenden Kunst gründet sich auf die Beschränktheit derselben, sowol in Hinsicht des Ausdrucks geistiger Eigenschaften und Begriffe, besonders, wo diese personificirt werden follen, als auch in der Darstellung und Bezeichnung besonderer Umstände und historischer Thatsachen, welche an sich der sichtbaren Darstellung unfähig sind, oder doch nur in Darstellungen von größerm Umfange fichtbar gemacht werden können. Man bedarf daher, um den Sinn der dargestellten Figuren zu erklären, gewisser äußerer Mittel, und wählt zu diesem Zwecke Gegenstände, welche bald an sich eine gewisse innere, nothwendige Verbindung oder wirkliche Ähnlichkeit mit den darzustellenden Gegenständen und Begriffen haben (wesentliche Attribute), bald durch Gewohnheit und Übereinkommen verknüpft zu werden pflegen (conventionelle Attribute). Solche Gegenstände gebraucht man als Zeichen jener Eigenschaften und Umstände, und fügt sie der Figur bei, um dadurch den in irgend einer Hinsicht noch unbestimmten Sinn derselben zu bestimmen, und auf die wahre Bedeutung leichter hinzuführen. Wesentliche Attribute können auch solche Gegenstände sein, welche, für sich allein gesest, schon bezeichnend (Sinnbilder) sein würden, z. B. die Biene das Sinnbild des Fleißes u. s. w. Im eigentlichsten Sinne aber werden Attribute diejenigen Sinn. bilder genannt, welche nur durch Verbindung mit einer Figur bezeichnend sind, für sich geseßt aber nicht verständlich sein würden, und auf diese Weise gleichsam zur Figur gehören; z. B. die Flügel der Genien, der Finger auf dem Munde des Harpokrates u. f. w. Auf diese Weise erscheint das Attribut nicht als ein äußerer Zusak, sondern verschmilzt gleichsam mit der Figur. Zufällige oder conventionelle Attribute beruhen auf einer zufälligen Verbindung, z. B. der Anfer als Sinnbild der Hoffnung, das Kreuz als Attribut des Glaubens. Die Bestimmung des Attributs ist, die Bedeutung eines Gegenstandes erklären zu helfen, nicht aber den charakteristi schen Ausdruck der Figur entbehrlich zu machen. Oft hat der Gebrauch der Attribute nur in der persönlichen Beschränktheit des Künstlers ihren Grund, während im Gegentheil der geniale Künstler die Schwierigkeiten, welchen Jener nicht entgehen kann, durch sinnreiche Anordnung und Erfindung natürlicher Motive, vor allem aber durch charakteristischen Ausdruck überwindet. Im Allgemeinen ist das Attribut um so besser, je natürlicher und ungesuchter es erscheint, und um so kälter und frostiger, je mehr es auf Willkür beruht. Was übrigens die Poesie betrifft, so geht aus dem Gesagten hervor, daß dieselbe, weil sie auch das unmittelbar auszudrücken vermag, was die bildende Kunft nur andeuten kann, sich ihres Vorzugs begeben würde, wenn sie durch sinnliche Attribute einen Gegenstand oder Begriff personificiren, oder gar diese Attribute verbunden anhäufen wollte. Im Grunde gibt es also in der Poesie keine Attribute im engern Sinne, welche zur persönlichen Darstellung angewendet werden müßten, weil es hier keiner Erklärung, wie in ber bildenden Kunst, bedarf.

Aßen. Unter Asen versteht man das Hinwegnehmen gewiffer Theile der Oberfläche von Körpern durch chemische Mittel. Der Kupfer- und Stahlstecher überzieht die Oberfläche von

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Metallen mit einen, durch Säuren nicht angreifbaren Äßgrund, welcher aus Harz und wachsartigen Stoffen besteht, radirt mit einer Nadel in der Weise hinein, daß das Kupfer blosgelegt wird, und benest dann die blosgelegten Stellen mit Salpetersäure, sodaß das Kupfer an diesen Etellen aufgelöst, also die Zeichnung eingeäßt wird. Die Mittel zum Üzen sind nach der chemischen Natur der zu äßenden Stoffe sehr verschiedene. Jedenfalls müssen sie so beschaffen sein, daß sie den zu äßenden Stoff in irgend einer Form wegführen. Kupfer wird mit Salpetersäure oder Chlor geäßt, indem sich in Wasser auflösliches salpetersaures Kupferoryd oder Chlorkupfer Fildet; Eisen durch Salzsäure, Schwefelsäure, Chlor oder Jod. Auch kann man Kupfer auf galvanischem Wege äßen. (S. Galvanokaustik.) Glas wird durch Fluorwasserstoff (die soge nannte Flußsäure) geäßt, indem die Kieselerde des Glases als Fluorkieselgas entweicht. Mit einem Gemische von Salzsäure und Salpetersäure äßt man weißes Blech, um krystallinische Zeichnun gen (Moiré metallique) zu erzeugen. Ebenso wird der Damascenerstahl bearbeitet. Die Kupfers stechkunst (f. d.) wird des Asverfahrens halber auch Askunst genannt.

Asmittel (Caustica) nennt man in der Medicin solche Mittel, welche zerstörend auf die jenigen Stellen einwirken, mit welchen sie in Berührung gebracht werden, namentlich die chemisch wirkenden, corrosiven Mittel (Cauteria potentialia), im Gegensaß zu den durch Glühhiße wir kenden Brennmitteln (Cauteria actualia). Die bekanntesten und gebräuchlichsten Azmittel sind die concentrirten Mineralsäuren, die äßenden Alkalien (Aşkali, Aşkalk), und die äßenden Metallsalze (Höllenstein, Spießglanzbutter, Chlorzink, Sublimat, Arsenik u. s. w.), welche theils in fefter Gestalt, theils in Pulverform, theils im aufgelösten Zustande und in Salbenform angewen det werden. Gewöhnlich benust man die Asmittel auf der äußern Haut oder auf den zugäng lichen Schleimhäuten, um Afterbildungen (Warzen, Polypen, Condylome u. s. w.) zu zerstören, Abscesse zu öffnen, Fontanellen zu bilden, um vergiftete Wunden unschädlich zu machen, um Ge schwüre und Ausschläge zur Vernarbung zu bringen, um Eiterung behufs der Heilung oder Ab leitung zu erregen.

Aubaine (Droit d'), Jus albinagii, von albanus, d. i. fremd, so viel als Fremdlingsrecht. Die Grundfäße des germanischen Rechts über Ansässigkeit und Vollbürgerrecht als nothwendige Bedingung der vollen Rechtsfähigkeit innerhalb der Gemeinde führten zu einer Beschränkung der Rechte der Fremden (f. d.) in der Weise, daß sogar die bei Hörigen vorkommenden Verhältnisse auf sie angewendet wurden. In diesem Sinne bildete sich particularrechtlich das Droit d'aubaine vorzugsweise in Frankreich aus, wo es auch am längsten bestanden hat, nämlich das Recht des Fiscus, sich die Verlassenschaft eines im Lande verstorbenen Fremden mit Ausschluß der sonsti gen Erben anzueignen. Allerdings wurde es schon früh zu Gunsten der im Reiche lebenden Verwandten gemildert. Einige Städte, wie Lyon, erhielten zur Beförderung des Handels das Privilegium, daß die Verlassenschaft der daselbst sterbenden Fremden den auswärtigen Erben zu Gute kam, und durch Staatsverträge wurde das Recht überhaupt mit einzelnen Staaten aufgehoben, z. B. 1777 mit Kursachsen. Ein Decret der Nationalversammlung vom 6. Aug. 1790 hob es zwar auf; allein die Verwechselung mit dem in andern Staaten noch bestehenden Abjugsrechte veranlaßte, daß es der Code Napoléon wiederherstellte. In dem weitern Sinne als Ausschließung der Fremden von der in dem Staate, wo dieses Recht gilt, ihnen anfallenden Erbschaft, wurde es in Frankreich endlich durch ein Geses vom 14. Juli 1819 aufgehoben.

Aube, rechter Nebenfluß der Seine, entspringt bei Pralay auf dem Plateau von Langres, fliest gegen NW. über Rouvres, wo er flößbar, über La-Ferté, Bar und Arcis, wo er schiffbar wird, und mündet bei Pont-sur-Seine, nach einem Laufe von 25 M. Die Zuflüffe der A. sind Anjon, Voire, Landion, Amance und Auzon. Die Hauptgegenstände des Wassertransports auf diesem Flusse sind Kohlen, Brenn- und Bauholz und Getreide. Das Depart. Aube liegt zwischen den Departements Marne, Ober-Marne, Côte d'or, Yonne und Seine-Marne. Es besteht aus der Süd-Champagne und einem kleinen Theil von Burgund, hat zur Hauptstadt Troyes (s. d.), zerfällt in die 5 Arrondissements Troyes, Arcis-sur-Aube, Bar-surAube, Bar-sur-Seine und Nogent-sur-Seine, in 26 Cantons, 453 Gemeinden und zählt auf 111 QM. 262000 E. Der öftliche Theil gehört zum Bassin der Aube selbst, der westfiche zur Seine, die hier noch viele Flüschen aufnimmt. Das Klima ist milde, feucht und verän derlich, aber nicht ungefund. Weit über die Hälfte der Grundfläche besteht aus Acerboden; aber dieser ist sehr ungleich vertheilt. Der Norden, zu der wegen der Unfruchtbarkeit und Öde ihrer einförmigen Ebenen verrufenen Champagne-pouilleuse gehörig, wird meistens nur zu Viehweiden benust. Der wechselvollere Süden hat desto ergiebigern Aderboden, gute Wiesen und Waldung, und ist reich an Getreide, Hanf, Raps, Heu, Holz und selbst an Weinen (unter welchen

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die von Ricey, Bar, Bouilly und Laine-au-Bois die geschäßtesten sind), sowie an Rindvich, Pferden, Schweinen, Schafen und Geflügel. Das Mineralreich bietet nur Kreide, Thonarten zu Fayence, Löpfen und Schmelztiegeln, Ziegelerde, lithographische Steine u. dgl. Die Industrie beschäftigt sich hauptsächlich mit Wollen-, Baumwollen- und Leinenweberei und Spinnerei, Band- und Strumpfwirkerei, mit Färberei, Leder-, Pergaments, Papier-, Glas- und DarmsaitenFabrikation. Auch werden Eisenhämmer und Messerschmieden betrieben. Die Wurst und der Speck des Departements haben einen gewissen Ruf erlangt. Handel wird mit Manufactur waaren, Getreide, Wein, Heu, Holz und Kohlen getrieben.

Auber (Dan. Franç. Esprit), früher Director der königl. Kapelle, und seit Cherubini's Tode (1842) Director des Conservatoriums der Musik zu Paris, geb. 29. Jan. 1784 zu Caen in der Normandie, wohin seine Altern eine Reise von Paris aus gemacht hatten, wurde von seinem Vater, einem wohlhabenden Kunsthändler, zum Handelsstande bestimmt. Zu diesem Zwecke begab sich A. nach London. Aber die Neigung zur Musik, der er sich früher zum Vergnügen gewidmet, behielt die Oberhand und er kehrte nach Paris zurück. Durch einige kleinere Composttionen, unter denen ein Trio für Streichinstrumente und einige Romanzen hervorzuheben sind, erregte er bald Aufsehen. In dieser Zeit lebte in Paris der berühmte Violoncellist Lamare, welcher fich durch die eigenthümliche Manier auszeichnete, mit der er sein Instrument behandelte. Um dieser Methode Eingang in weitern Kreisen zu verschaffen, war es nöthig, Compositionen zu erfinden, die sich auf die Grundsäße derselben stüßten. Da Lamare selbst nicht zu componiren verstand, so suchte er den jungen A. für seine Pläne zu gewinnen. Das Publicum hielt Lamare für den Componisten der jest zahlreich erscheinenden Concerte für Cello; in der That aber gehörte A. der Ruhm. Diesen Werken reihte sich ein Violinconcert an, welches unter großem Beifall im Conservatorium von Mazas gespielt wurde. Der Wunsch, für das Theater zu arbeiten, verleitete A., eine alte komische Oper,,,Julie", von neuem zu componiren, mit der bescheidenen Begleitung von zwei Violinen, zwei Altos und Baß. Für den Prinzen von Chimay schrieb er eine andere mit Begleitung des vollen Orchesters. Obgleich der junge Componist ziemlich glänzende Erfolge durch diese Werke erreichte, fühlte er doch lebhaft, daß ihm die höhere Kunst bis jest noch nicht erschlossen. Er ergab sich strengenStudien unter der Leitung Cherubini's und eine vierstimmige Meffe, aus welcher er später das Gebet in der Oper,,Die Stumme von Portici“ entlehnte, war die erste Frucht dieser ernsten Arbeiten. Von neuem wandte er sich der dramatischen Musik zu, doch waren seine ersten Erfolge nicht glücklich. Die Opern,,Le séjour militaire" (1813), "Le testament" und,,Les billets doux " (1819) fanden keine Anerkennung. Erst die dritte La bergère chatelaine" hatte einen entschiedenen Erfolg, und man kann diese Oper als die erste Grundlage seines künftigen Ruhmes betrachten. Die Oper,,Emma“ (1821) fand gleich günftige Aufnahme. In diesen erstern Werken folgte A. den eigenen Ideen; er schrieb in einem Stile, den er sich selbst erst geschaffen. Aber eben damals verbreitete sich Rossini's Musik über ganz Frankreich; das Publicum war davon begeistert, und selbst die Künstler begannnen dem neuen Gotte zu huldigen. Auch A. unterordnete sich Rossini. Seine Melodien entbehren von nun an des tiefern Ausdrucks, und sind mit Schmuckwerk und Effecten überladen, welche weder mit der Situation der Handlung, noch mit dem Charakter der Personen in Einklang stehen. A. unterwarf sich, um eines Erfolges sicher zu sein, dem herrschenden Geschmacke, anstatt ihn mit seinem großen Talente selbst zu regeln. Alle seine spätern Opern tragen mehr oder weniger die Manier zur Schau, die er sich aneignete, und die wol für einzelne Scenen und Situationen geist. reiche Behandlungen erlaubt, im Ganzen jedoch durch ihre Monotonie zu bald das Interesse abstumpft. Es folgten rasch die Opern,,Leicester" (1822);,,La neige" (1823);,,Le concert à la cour"; "Léocadie"(1824); „Le maçon" (,,Maurer und Schloffer", 1825); „Fiorilla' (1826);,,La fiancée" (1829);,,Fra Diavolo" (1829). War es der Vorsas, Besseres zu bieten, oder waren es die bewegten politischen Zustände jener Zeit, die den Componisten hinrissen, nur einmal hat A. es vermocht, aus seiner Manier herauszutreten und etwas wirklich Großartiges zu leisten. Dies geschah in der Oper,,La muette de Portici“ (,,Die Stumme von Portici“), welche in der königlichen Akademie der Musik 1828 aufgeführt wurde. Dieser Dper folgten noch eine große Menge leichterer Werke, unter denen besonders herauszuheben: „L'élixir d'amour", „Le dieu et la bajadère",,,Les faux monnayeurs"; dann in längern Zwischenräumen : ,,Gustave, ou le bal masqué",,,Le lac des fées",,,Le cheval de bronze",,,Les diamants de la couronne",,,La part du diable“ („Teufels Antheil“), „La sirène“ und „Haydée“. Alle diese Opern haben die Runde auf den europ. Bühnen gemacht. Sie sind leicht geschrieben, voll pikan.

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