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Auerstädt

Auerswald (Hans Jakob von)

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part. Hier und in Wien lebte er ohne öffentliches Amt. Längst als ein Haupt der liberalen Partei in seinem Vaterlande geehrt, wurde er im April 1848 sowol von den Ständen als von ben Literaten Östreichs zu dem deutschen Vorparlament entsandt, dann von dem Kreis Laibach zur Nationalversammlung gewählt, aus der er jedoch schon 26. Sept. deffelben Jahres wieder austrat, ohne eine bemerkenswerthe Thätigkeit entfaltet zu haben. Seine milde, dem Idealen zugewandte Natur scheint namentlich nach der Frankfurter Katastrophe vom 18. Sept. des öf fentlichen Lebens überdrüffig geworden zu sein. In vormärzlicher Zeit ließ ihn das östr. Polizeiregiment seine Freisinnigkeit mehrfach büßen, unter anderm weil er die Vorschrift verlegt hatte, daß jeder Östreicher auch im Ausland Gedrucktes vorher der heimischen Censur zu unterwerfen habe. Mit seinem eigentlichen, dem größern Publicum in seinen literarischen Productionen anfangs streng verheimlichten Namen trat er in Folge eines ärgerlichen Streites mit dem Ritter Braun von Braunthal hervor, aus welchem er durchaus ehrenwerth hervorging. Auch von ultraliberaler Seite hatte er Angriffe zu erfahren, als er sich mit Maria, einer Tochter des Grafen Ignaz von Attems, Landeshauptmanns in Steiermark verheirathete, und mit seiner Gemah. lin bei Hofe erschien. Seine dichterische Thätigkeit begann mit,,Der leste Ritter" (Stuttg. 1830; 5. Aufl. 1847). Das Leben Maximilian's I. wird hier Gegenstand einer fortlaufenden Reihe eng verbundener Romanzen in geregeltem, aber nicht immer hinreichend geschmeidigem Nibelungenversmaß; es ist ein gelungener Versuch, das der Gegenwart entfremdete zusammenhängende Epos zu ersehen. Ungleich größeres Aufsehen erregten die anonym erschie nenen,,Spaziergänge eines wiener Poeten" (Hamb. 1831; 3. Aufl. 1844), welche durch ihre Vereinigung von Freisinn, Wiß, Humor und der gewandtesten Form alle spätern politischen Lyriter hinter sich laffen. Sammlungen von lyrischen Gedichten ließ A. erscheinen unter den Titeln: Schutt" (Lpz. 1835; 9. Aufl. 1849) und,,Gedichte“ (Lpz. 1837; 8. Aufl. 1850), in welche auch die schon 1830 besonders erschienenen,,Blätter der Liebe" aufgenommen sind. Während die frühern dieser Dichtungen Heine's Manier verrathen, erheben sich die spätern oft zu ebenso großer Innigkeit wie Zartheit des Gefühls, dessen Eindruck nur theilweise durch zu gehäufte und gesuchte Bilder geschwächt wird. Geringern Erfolg hatten zwei weitere epische Versuche von A.: Nibelungen im Frad" (Lpz. 1845), wo die Schilderung eines halb verrückten Herzogs von Weifenfels aus der ärgsten Zopfzeit mit dem hohen Ton, den der Dichter anschlägt, in ungelöster Disharmonie bleibt; dann,,Pfaff vom Kahlenberg, ein ländliches Gedicht“ (Lpz. 1850), zum Theil auf dem Grunde eines mittelalterlichen komischen Gedichts auferbaut, dem man aber auch ansieht, daß der Dichter sich mit dem heitern Stoffe nicht ganz im Einklange fühlt. A.'s neueste Gabe,,Volkslieder aus Krain" (Lpz. 1850), für welche er die vollste Überseßertreue beansprucht, bringen viel Schönes, ucaltem Volksthum Abgelauschtes in der anmuthigsten Form.

Auerstädt, ein Dorf im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, geschichtlich merkwürdig durch die Schlacht, welche hier am 14. Dct. 1806 zwischen einer 35000 Mann starken Abtheilung des franz. Heeres unter Davoust (f. d.), der hiernach den Titel eines Herzogs von A. erhielt, und einem 50000 Mann starken Theile des preuß. Heeres, unter dem Herzoge Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig (s. d.), geschlagen wurde. Die Schlacht war strategetisch bedingt durch bie an demselben Lage in einer Entfernung von drei M. stattfindende Schlacht bei Jena, wo Rapoleon selbst einen größern Heerestheil gegen die fächs.-preuß. Armee, unter dem Fürsten von Hohenlohe, befehligte. Über die sämmtlichen allirten Truppen führte jedoch der Herzog von Braunschweig den berbefehl, der zu A, kämpfte, wo sich auch der König von Preußen befand. Beide preuß. Anführer wurden geschlagen und genöthigt, sich über die Elbe zurückzuziehen, wohin ihnen die Franzosen folgten. (S. Jena.)

Auerswald (Hans Jakob von), Landhofmeister des Königreichs Preußen, geb. in Oft. preußen 25. Juli 1757, trat, von seinen Altern für die militärische Laufbahn bestimmt, 1770 in die Armee, besuchte aber seit April 1773 einige Jahre zu seiner höhern wissenschaftlichen Ausbil dung die Universität Königsberg. Hierauf nahm er 1778 an dem Bairischen Erbfolgekriege Theil, und erhielt 1783 den erbetenen Abschied. Nachdem er sich 23. Nov. 1784 mitSophie Charlotte Albertine, Burggräfin von Dohna-Lauk vermählt, und einige Jahre auf dem ihm zugefallenen Lehngute Faulen bei Rosenberg in Ostpreußen verlebt hatte, trat er zuerst als landräthlicher As fiftent in das amtliche Geschäftsleben, und wurde dann zur westpreuß. Landschaft berufen und nachher zum Landschaftsdirector des marienwerderschen Departements ernannt. Durch die Gewissenhaftigkeit und Thätigkeit, womit er seine Amtspflichten erfüllte, besonders durch die allen Erwartungen entsprechende Organisation des landschaftlichen Creditsystems, mit welcher 1788 als Geh, Rath beauftragt worden, stieg er fortwährend im Vertrauen des Königs, fo

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Auerswald (Hans Adolf Erdmann von)

daß er 1797 zum Präsidenten der westpreuß. Kammer befördert, und 1802 als Präsident der ostpreuß. und litthauischen Kammer nach Königsberg versezt ward. Im J. 1806 erfolgte seine Ernennung zum Wirklichen Geh. Ober-Finanz-, Kriegs- und Domänenrath und Curator der Universität Königsberg, 1808 zum General-Landschaftspräsidenten und zum Geh. Staatsrath und Oberpräsidenten von Ostpreußen, Westpreußen und Lithauen. Bei der Aufhebung der Oberpräsidentenstellen 1810 auch der seinigen entbunden, wurde A. das Präsidium der ostpreuß. Regierung wieder übertragen, wozu er 1811 die Würde eines Landhofmeisters des Königreichs Preußen erhielt. Treue und Anhänglichkeit an den Thron, reine Vaterlandsliebe und raftlose Thätigkeit für das Gemeinwohl des Landes, waren die Eigenschaften, welche ihn nicht blos in allen seinen Wirkungskreisen, sondern auch ganz besonders in den bewegten Jahren 1812 und 1813 auszeichneten. Um die Universität Königsberg hat sich A. während seiner Amtsführung als Curator derselben (1806–18) durch Vermehrung des Lehrerpersonals, Gründung mehrer Institute u. s. w. vielfache Verdienste erworben. Nachdem er, von König und Land vielfach geehrt, wegen geschwächter Gesundheit 1824 die erbetene Entlassung aus dem Staatsdienste erhalten, zog er sich auf sein Gut Faulen zurück, wo er mit der Verwaltung seiner Besihungen, unter fortwährender Theilnahme an den Erscheinungen in Wissenschaft und Literatur, bis zu seinem Lode, 3. April 1833, beschäftigt war. Vgl. Voigt,,,Beiträge zur Geschichte der Familie von Auerswald" (Königsb. 1824).

Auerswald (Hans Adolf Erdmann von), preuß. Generalmajor, ältester Sohn des ehemaligen Landhofmeisters, wurde am 19. Det. 1792 auf dem Gute Faulen bei Rosenberg in der Provinz Preußen geboren. Im J. 1806 bezog er das Altstädtische Gymnasium zu Königsberg, dessen Director Hamann einen bedeutenden Einfluß auf seine geistige Ausbildung ausübte. Die alten Sprachen und die Mathematik waren seine Lieblingsstudien. Seit 1810 bezog er die Universität zu Königsberg, um sich den kameralistischen Studien zu widmen. Nebenbei sezte er seine Sprachstudien fort, ließ sich in das philologische Seminar aufnehmen, und zeichnete sich besonders durch Kenntniß der alten Literatur sowie durch die Fertigkeit im Sprechen des Lateinischen und Griechischen aus. Auch in der höhern Mathematik zeigte er sich so bewandert, daß der Astronom Bessel später noch den Ausspruch that, es wäre ein Verlust für die Wissenschaft, daß A. Soldat geworden. Die Ereignisse des Jahres 1813 unterbrachen seine Studien. Beim Marsche des York'schen Corps durch Königsberg schloß er sich diesen an, trat in das 2. westpreußische Dragonerregiment, und avancirte bald zum Lieutenant. Er kämpfte in den Schlachten von Groß-Beeren, Dennewiß und Leipzig, sowie in dem Feldzuge in Holland unter Bülow. Nach der Schlacht von Waterloo wurde er zum Adjutanten Bülow's ernannt. Nach Beendigung des Kriegs trat er 1817 in den Generalstab, wo ihm seine gründlichen Studien bald Anerkennung verschafften. Im J. 1841 wurde A. zum Obersten des lithauischen Dragonerregiments, 1846 zum Brigade-Commandeur in Neisse, und 1848 in derselben Eigenschaft in Breslau ernannt. Die Bewegung des Jahres 1848 gab ihm Gelegenheit, auch seinen politischen Charakter zu bewähren. Der Ruf der Freimüthigkeit, in welchem er stand, bewirkte, daß er bei den Wahlen zum Deutschen Parlamente fast überall, wo er in Garnison gewesen, berücksichtigt wurde. So ward er in Lithauen und in Westpreußen zum Abgeordneten, in Reiffe zum Stellvertreter gewählt. Unter den preuß. Offizieren war er einer Derjenigen, welche für eine noch volksthümlichere Organisation des Heers stimmten. In politischer Beziehung bewies sich A. als enthusiastischer Vertreter des Königthums, insbesondere des Hauses Hohenzollern, ohne dabei den Sinn für Volksehre und für die Rechte des Bürgers auszuschließen. Im April 1848 berief ihn der Ministerpräsident Camphausen nach Berlin, in der Absicht, ihm das Portefeuille des Kriegs zu übergeben. A. lehnte dies ab, weil sein Bruder bereits in das Cabinet getreten war, und er den Schein zu vermeiden wünschte, als wolle seine Familie sich der höchsten Staatsämter bemächtigen. In der Deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt gehörte er zur Rechten Seine Hauptthätigkeit galt hier den militärischen Angelegenheiten. Von ihm ist der Entwurf zu einem Geseze über die deutsche Wehrverfassung, welches den Berathungen des Parlaments zu Grunde gelegt wurde. Als am 18. Sept. 1848, in Folge der Annahme des Malmöer Waf fenstillstandes durch die Nationalversammlung, Frankfurt der Schauplaß eines Straßenkampfes wurde, ritt A. in Begleitung des Abgeordneten Fürsten Felix Lichnowsky (f. d.) nach dem vor der Stadt gelegenen Landhause des Reichsverwesers, um Lestern, wie es heißt, auf die Ankunft einer Deputation von Abgeordneten der Linken vorzubereiten. Auf dem Wege begegneten fie einer Schar Aufständischer, welche Lichnowsky, der wegen seines Verhaltens als Abgeordneter unbeliebt war, erkannten, und diesen wie auch seinen Begleiter verfolgten. A. flüchtete in ein

Auerswald (Rudolf von)

Auerswald (Alfred von)

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haus, wurde aber von den Wüthenden entdeckt, herausgeschleppt und unter Mishandlungen von Schüffen tödtlich getroffen. Er stürzte hierbei in den Straßengraben und gab dort den Geist auf. Seine Gattin, eine geborene von Bardeleben, war ihm kurz vorher im Tode vorausgegangen. A. hinterließ vier Söhne und eine Tochter, sämmtlich im jugendlichen Alter.

Auerswald (Rudolf von), des Vorigen Bruder, geb. 1. Sept. 1795, bezog 1811 die Uninersität zu Königsberg, trat jedoch ein Jahr später in den Militärdienst bei dem 1. schwarzen Husarenregiment. Mit diesem machte er 1812 den Feldzug des vom General von York befehlig. ten preuß. Armeecorps gegen Rußland mit. Zum Offizier befördert, zog er dann 1813 mit dem Regimente in den Krieg gegen Frankreich, an welchem er bis zum Pariser Frieden Theil nahm. Nachdem er 1816 zum 6. Ülanenregiment, später als Brigade - Adjutant nach Münster verseht worden, erhielt er 1820 den Grad des Rittmeisters. In demselben Jahre verließ er den Militärdienst und zog nach Ostpreußen zurück, um sich auf den Gütern Keimkallen und Weschinen der Landwirthschaft zu widmen. Bereits 1817 vermählte er sich. mit Adele, Gräfin zu Dohna-Lauck, aus welcher Ehe zwei Söhne und eine Tochter entsprangen. Zu derselben Zeit wurde er von dem Kreise Heiligenbeil zum Landrath, später zum General-Landschaftsrath von Ostpreußen gewählt. In beiden Stellungen erwarb er sich das allgemeine Vertrauen. Während des polnischen Revolutionskrieges von 1831 commissarisch zur Verwaltung des Grenzkreises Memel entfendet, wußte er den Übertritt des Gielgud'schen Corps, anfänglich ohne jede militärische Unterstüßung, mit völliger Wahrung der preuß. Interessen zu leiten; selbst die Polen erkannten ehrend die Geistesgegenwart und Entschlossenheit an, welche er bei dieser Gelegenheit, sowie bei der Ermor dung des General Gielgud und den auf dieselbe folgenden Aufruhrsscenen bewies. Die Stadt Königsberg wählte ihn zum Oberbürgermeister, nachdem er zuvor sein Amt als Landrath nieder. gelegt hatte. Seit 1837 wohnte er den Landtagen der Provinz Preußen als Abgeordneter und Stell vertreter des Landtagsmarschalls bei, übte auch auf dem Huldigungslandtage von 1840 wesent lichen Einfluß aus. Im J. 1842 wurde er zum Mitgliede des Vereinigten ständischen Ausschus. ses in Berlin gewählt. In demselben Jahre erhielt er seine Ernennung zum Regierungspräsi denten in Trier, in welcher Stellung er bis zur Märzrevolution von 1848 verharrte. Ende März erfolgte seine Versehung als Oberpräsident der Provinz Preußen, und Ende Juni 1848, nach Camphausen's Abgang, trat er an die Spise des neugebildeten Ministeriums (Hansemann-Kühlwetter-Schreckenstein), in welcheni er auch die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten über nahm. Gleichzeitig ward er in Frankfurt an der Oder zum Abgeordneten in die Preußische Natio. nalversammlung gewählt. In jener stürmisch bewegten Zeit bewies A. Muth und Entschiedenheit, obwol seine gemäßigten politischen Anschauungen in der demokratisch gesinnten Majorität ent schiedene Gegner fand. In Folge der Aufnahme des Stein'schen Antrags wegen eines Erlasses an die Armee, trat er mit den übrigen Mitgliedern des Cabinets im Sept. ab, behielt jedoch seis nen Plah in der Versammlung bei. Er stimmte in allen wichtigen Fragen mit der Rechten, namentlich auch gegen die Absendung einer Deputation an den König (2. Nov.), welche ge gen die Ernennung des Minifteriums Brandenburg protestiren sollte. Auch verließ er mit den übrigen Mitgliedern der Rechten die Versammlung, nachdem dieselbe vertagt worden. Nach Auflösung der Nationalversammlung kehrte er zur Verwaltung des Oberpräsidiums nach Königsberg zurück. Im J. 1849 zum Mitgliede der ersten preuß. Kammer gewählt, leitete er in der Sefton von 1849 und 1850 deren Verhandlungen als Präsident, ebenso im Frühjahre 1850 die Verhandlungen des Staatenhauses in Erfurt. Unparteilichkeit und Geschäftskenntniß zeich. neten ihn hierbei besonders aus. Seit Juni 1850 wurde ihm das Oberpräsidium der Rheinproving übertragen. Eine klare und besonnene Auffassung der Verhältnisse, ein freisinniges Entgegenkommen hinsichtlich der zeitgemäßen Bedürfnisse, nicht minder aber Anhänglichkeit an das preuß. Königshaus, sind ihm, wie seinen Brüdern, von dem Vater her gleichsam angeerbt. Ebenso wird seine glückliche Gabe im Umgange und die Liebenswürdigkeit seines Charakters gerühmt. Auerswald (Alfred von), preuß. Staatsminister, geb. 16. Dec. 1797 zu Marienwerder, der Vorigen Bruder, lebte seit 1803 in Königsberg und bezog im Frühjahre 1815 die dortige Uni versität, verließ dieselbe jedoch schon wenige Tage später, um in Folge des wiederausgebrochenen Kriegs als Freiwilliger in ein preuß. Dragonerregiment einzutreten. Nach Beendigung des Kriegs seßte er seine Studien in Königsberg fort. Er war einer der Begründer der Burschen. schaft und sein Wort stand unter den Studiengenossen in großem Ansehen. Im J. 1819 trat A. in den Staatsdienst, ward Referendarius, 1822 Assessor, später Regierungsrath, verließ aber 1824 diese Laufbahn, um die Verwaltung väterlicher Güter zu übernehmen. Ihm selbst fiel das Familiengut Plauthen anheim. Von dem Kreise Rosenberg ward A. 1830 zum Landrath

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Aufbereitung

Aufbewahrung der Lebensmittel

gewählt, welchen Posten er 1844 aufgab. Von da ab lebte er auf seinem Gute, das er nur verließ, um seine Pflichten als Abgeordneter zur Preußischen Provinzial-Ständeversammlung, der er seit 1837 angehörte, zu erfüllen. Auf dem Huldigungslandtage von 1840 stellte er den Antrag auf Etnberufung der seit 1815 versprochenen Reichsstände. Im J. 1842 wurde er zum Mitgliede der nach Berlin berufenen provinzialständischen Ausschüsse, sowie 1846 zum Mitgliede der evangelischen Generalfynode gewählt. In lehterer trat er entschieden gegen die Anwendung der Bekenntnißschriften bei Ordinirung der Geistlichen auf und verlangte eine organische Vertretung der Kirche. Im Laufe von 1847 wurde er zum Director der Generallandschaft von Ostpreußen erwählt. Bedeutend wirkte A. auf dem ersten Vereinigten Landtage von 1847. Als vor der Eröffnung jener denkwürdigen Versammlung in einer Versammlung der liberalen Partei die Frage aufgeworfen ward, ob man die Februarpatente annehmen oder ablehnen sollte, entschied sich A. für ersteres und vermochte seine Freunde aus der Provinz Preußen zu Gleichem. Bei der Adresdebatte brachte er, nachdem der Commissionsentwurf und der Vermittelungsantrag des Grafen Arnim verworfen worden, einen Verbesserungsantrag ein, welcher in milderer Form die wichtigen Gefeße von 1815 und 1820, als durch die Februarpatente nicht erloschen, bezeichnete. Für diesen Antrag erlangte A. eine bedeutende Majorität. Als diese Verwahrnng von obenher zurüď gewiesen wurde, schloß sich A. der von Vincke entworfenen,,Declaration der Rechte" an. In mehren wichtigen Debatten gab sein klares scharfsinniges Wort den Ausschlag und man bezeich nete ihn unter Denjenigen, welche bei einem Systemwechsel in constitutionellem Sinne an die Spiße der Geschäfte treten mußten. Die Märzrevolution von 1848 brachte diesen Systemswechsel, ging aber weiter, als der conservativ-constitutionelle A. und seine Partei, aus welcher der König die neuen Minister nahm, wünschten. In das am 29. März von Camphausen gebil. dete Cabinet trat A. als Minister des Innern ein. Wie dem Chef des Ministeriums gelang es auch dem milden und versöhnlichen Charakter A.'s nicht, in jener stürmischen Zeit die für die Durchführung der neuen Reformen nothwendige Popularität zu gewinnen. Gleichzeitig mit Camphausen, Baron Arnim und Graf Schwerin zog sich A., in Folge verschiedener, dem Ministerium feindseliger Abstimmungen der Nationalversammlung am 14. Juni 1848 zurück und nahm von nun an seinen Plaz als Mitglied der Versammlung im rechten Centrum ein. Er stimmte beharrlich gegen die demokratische Majorität und verließ am 9. November mit den übrigen Mitgliedern der Rechten den Sißungssaal, als, troß der königl. Vertagungsordre, die Majorität die Sigungen nicht unterbrechen wollte. Seit 1849 gehörte A. der zweiten preuß. Kammer als Abgeordneter an. In der Session von 1849 ward er zum ersten Vicepräsidenten gewählt und stimmte der demokratischen Mehrheit gegenüber mit der Rechten. Nach der Ablehnung der deutschen Raiserkrone durch den König schloß sich A. der von Bincke bei dieser Gelegenheit beantragten Adresse an. In der auf Grund des veränderten Wahlgefeßes im Aug. 1849 zusammengetretenen zweiten Kammer, wo das demokratische Element gänzlich fehlte, stimmte A. mit der constitutionellen Linken, und unterstüßte die von Radowiß geleitete Unionspolitik. Nach dem Rücktritte dieses Staatsmannes bekämpfte er entschieden die Politik Manteuffel's. Aufbereitung nennt man die mehr oder weniger vollständige Trennung des Erzes von den demselben beigemengten fremdartigen Theilen. Der Zweck derselben ist die mechanische Absonderung der verschiedenartigen Gemengtheile, mit welchen das Erz in dem Zustande, wie es auf seiner Lagerstätte gewonnen wird, verbunden ist. Bestehen die Beimengungen nur in Gebirgsarten, so beschränkt sich die Aufbereitung blos auf die mechanische Trennung derselben von dem Erze; sind aber Erze von verschiedenen Metallen miteinander gemengt, so sollen in der Regel auch die verschiedenartigen Erze durch die Aufbereitung voneinander getrennt und für sich dargestellt werden. Man unterscheidet mechanische oder trockene, und künstliche oder nasse Aufbereitung. Aufbewahrung der Lebensmittel. Um organische Körper mit Erfolg aufzubewahren, gibt es keinen andern Weg, als die Verhinderung ihrer Zersehung oder fauligen Gährung, oder die Beseitigung der Bedingungen, unter welchen diese eintritt, und die möglichste Vorbeugung vor dem Wiedereintritt derselben. Es ist bekannt, daß die Gährung unter folgenden Voraus. segungen stattfindet: 1) Bei Zutritt von Luft; 2) durch Wasser; 3) bei einer erhöhten, mehr als 0° betragenden Temperatur; 4) bei Contact mit Fermenten oder Gährungsproducten, die sämmtlich auch Gährungserzeuger sind. Zur Aufbewahrung der Lebensmittel, organischer Körper, ist also ein Verfahren einzuschlagen, welches eine, mehre oder alle genannten Bedingungen der Zersehung oder Fäulniß aufhebt oder vernichtet. Was den Luftzutritt betrifft, so kann der selbe auf verschiedene Weise von Speisen u. dgl. abgehalten werden. Man drängt durch Zusammenpressen Luft aus den Zwischenräumen heraus, und bietet der Atmosphäre eine möglichst

Aufbewahrung der Lebensmittel

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kleine Oberfläche dar. So werden Feigen, Datteln, Rosinen u. s. w. fest verpackt, Würste und Fleisch gepreßt, Heringe fest eingedrückt, um sie zu conserviren, ebenso hält man die Luft dadurch ab, daß man die zu conservirenden Körper mit Firniß überzieht, sie mit Flüssigkeiten umgibt u. f. m. Eier werden z. B. frisch erhalten, wenn man sie in Kalkbrei legt, sie mit einem Harz oder Bachsfirniß oder mit Gyps, Chlorkalk u. f. w. überzieht. Obst in Fässer geschlagen, und diese in Wasser gelegt, hält sich sehr lange frisch. Unter Waffer, Milch, Öl, Butter, Fett, Salzlauge halten sich Speisen, Vegetabilien und thierische Stoffe längere Zeit. Bekannt ist die Aufbewahrung von Fleisch, Pasteten, Pflaumen, Eiern u. dgl. durch Umguß mit Fett; die Alten, und noch jeßt hier und da die Italiener, verschlossen sogar ihren Wein blos durch einen Ölüberguß. In destillirtem Wasser kann man Fleisch ziemlich lange frisch aufbewahren, wenn man dem Baffer Eisenfeilspähne, Schwefel oder irgend Stoffe zusest, die den Sauerstoff des Wassers an sich ziehen, und dem Lestern eine Decke von Öl gibt. Das beste Mittel zur Entfernung der Luft bleibt indessen, daß man Gefäße mit den aufzubewahrenden Lebensmitteln anfüllt, die Mündungen luftdicht verschließt, und denn durchs Erhißen den Sauerstoff der Luft durch die ein geschlossenen organischen Körper absorbiren läßt. Sind es flüssige Stoffe, so läßt man sie eine Zeit lang in dem offenen Gefäße sieden, um die Luft daraus zu treiben; gleichzeitig wird dadurch auch eine Concentration der Waffermenge bedingt. Hierauf beruht das Verfahren von Appert (f.d.). Auch gibt es verschiedene Gasarten, z. B. Wasserstoff, Kohlensäure u. s. w., welche fäulniswidrig sind, und worin sich organische Körper gut aufbewahren lassen.

Das Wasser wird aus den aufzubewahrenden Lebensmitteln entfernt, entweder durch das Trocknen, oder durch Zusaß von Stoffen, welche die Feuchtigkeit an sich ziehen. Okst, Getreide, Möhren, Cichorien, Runkelrüben, verschiedene Gemüse werden durch das Dörren oder Trocknen an der Luft oder in eigenen Ofen, zur Aufbewahrung geeignet gemacht. Im Großen geschicht das Lestere im Norden und Often namentlich mit dem Getreide. Ferner ziehen die Salze nicht allein das Wasser an sich, sondern dringen auch in die organischen Körper ein, bringen Albumin, Eiweiß und Kleber derselben zum Gerinnen, und wirken auch auf diese Weise antiseptisch. Seit uralten Zeiten ist insbesondre das Kochsalz zur Conservation der Speisen verwendet worden. Daffelbe zieht aus animalischen und vegetabilischen Stoffen das Waffer an, löft sich darin auf, trennt die organische Masse vom Wasser, trocknet sie und zieht sich in dieselbe. Seefalz wird zum Trocknen der Fische, Salinensalz, welches zu Ersterm untauglich ist, zum Einpökeln von Fleisch verwendet. Das frische Fleisch wird stark mit Salz eingerieben und dann in ein Faß gelegt und beschwert, worauf alsdann die austretende Lymphe, das Blutwasser, mit dem darin aufgelösten Salz die sogenannte Lake bildet. Je öfter man diese wieder darauf gießt, desto schneller zieht sich die Feuchtigkeit aus dem Fleische, das dafür mit Salz imprägnirt wird. Auch Pflanzenstoffe werden mit Kochsalz eingemacht: so die Salzgurken, Oliven, Rosenblätter, Pomeranzenblüten u. f. w. Von andern Salzen ist hauptsächlich der Salpeter als Zusas zu nennen; er färbt das Fleisch schön roth, macht es aber im Übermaß hart und gibt ihm einen unangeneh men Geschmack. Alaun und Vitriol werden zum Aufbewahren von Lebensmitteln nicht, wol aber zu dem von Thierhäuten u. dgl. benust. Ebenso wie das Kochsalz, schüßt auch der Zucker organische Körper vor der Fäulnis. Derselbe wird insbesondere zum Einmachen von Früchten, Melonen, unreifen Wallnüssen, Quitten, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Preißelsbeeren, von Obstschalen, wie von Citronen und Drangen, von Wurzeln, wie Ingwer, Kalmus u. f. w. benust. Gewöhnlich geschieht dies durch überguß mit einer hinreichend consistenten Zuckerauflösung, die so oft abgegoffen und wieder nachgefüllt wird, bis die Früchte kein Waffer mehr an fie abtreten. Mit Zucker eingekochtes Obst, candirte Früchte, gehen deshalb nicht in Gährung über, weil das Wasser daraus entfernt worden, also eine Bedingung der Fermentation aufgehoben ist. Mit Essig zugleich wird der Zucker zur Aufbewahrung von Pflaumen, Kirschen, Gurten u. f. m. verwendet. Auch feine Fische reibt man nach dem Ausschlachten mit Zucker ein, um fie auf kurze Zeit haltbar zu machen. Durch Weingeist, welcher ihnen das Wasser entzieht, vermögen ebenfalls thierische und pflanzliche Stoffe sehr gut conservirt zu werden, doch nur dann, wenn der nach und nach sich verdünnende Alkohol von Zeit zu Zeit mit frischem gewechselt wird. In Franzbranntwein und Rum mit und ohne Zucker eingemachte Früchte halten sich vortreff lich in luftdicht verschlossenen Flaschen. Kohlenpulver, durch kräftige Absorption von Gasen und Dämpfen wirksam, wodurch der Zutritt von Wasser und Luft abgeschnitten wird, besißt ebenfalls die Eigenschaft organische Körper längere Zeit vor Fäulniß zu bewahren. Diese Wirtung tehnt sich auch auf das unorganische Waffer selbst aus, das sich auf Seereisen am besten in inwendig verkohlten Tonnen hält, weil seine organischen Beimischungen sich darin nicht zerseßen.

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