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Atrium

Attake

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wöhnlich Atriden genannt); nach Andern sind sie jedoch Söhne seines Sohns Plisthenes, welche er nach dessen Tode adoptirte. Überhaupt ist die ganze Mythe von den Pelopiden äußerst lückenhaft und unsicher, wozu die Tragiker nicht wenig beigetragen haben. Weder Homer noch sonst ein älterer Schriftsteller erörtert sie genau.

Atrium, eine bedeckte Vorhalle, nach der Stadt Atria in Etrurien so genannt, machte den Hauptheil eines rom. Hauses aus, in welchen man aus dem Vorhofe (vestibulum) unmittelbar nach der innern Thüre gelangte, worauf das unbedeckte Cavädium folgte, welches von Andern für das Atrium selbst gehalten wird. Das Atrium erhielt sein Licht von oben und hatte zu beiden Seiten wiederum Ausgänge in besondere Zimmer. Die Größe des Atriums richtete sich nach dem Verhältnisse der übrigen Theile des Hauses; eine besondere Sorgfalt und Pracht scheint man besonders nach dem Brande Roms unter Nero auf die innere Ausstattung verwendet zu haben. In dem Atrium, welches als Versammlungsort für die Hausgenossen und Fremden, zugleich auch für die Clienten bei der Aufwartung diente, standen der Thür gegenüber das Bett und neben demselben die Webestühle der Sklavinnen, mit denen die Hausfrau gemeinschaftlich arbeitete; auch wurden hier die Familien- und sonstigen Gemälde aufbewahrt. Die Atrien der Tempel wurden zu Versammlungen des Senats und zu andern öffentlichen Verhandlungen benust. Den Grundriß eines röm. Hauses mit dem Atrium geben Becker im,,Gallus" (Bd. 1, Lpz. 1838) und Ruperti im,,Handbuch der röm. Alterthümer“ (Bd. 1, Hann. 1841). Atrophie, Schwinden, Schwund, bezeichnet in der Heilkunde die verminderte Ernährung eines Theils oder auch des ganzen Körpers. Lestere heißt auch Abzehrung (Consumtio), und wird eingetheilt in die Schwindsucht oder Auszehrung (Phthisis), wobei Eiter und andere Säfte verloren gehen, und in die Darrsucht oder trockene Schwindsucht (Tabes). Ein atrophirter (ge schwundener) Körpertheil verliert an Gewicht und Umfang; bisweilen geht jedoch das Schwinden von den innern Höhlen des Theils, z. B. der Knochen, des Gehirns, aus, welche dann immer weiter werden, sich auch wol mit Wasser füllen (z. B. der Wasserkopf der Greise). Dies nennt man excentrische Atrophie, und hierbei kann der äußere Umfang des Theils unverändert bestehn. Atropos (die Unwandelbare), eine der drei Parzen (f. d.).

Atschin oder Atschi, der Name eines kleinen Fürstenthums und einer Stadt auf der Nordwestküste von Sumatra. Das Klima ist hier viel gesünder als in den übrigen Theilen der Insel, der Boden vortrefflich und zu allen tropischen Gewächsen geeignet. Noch vor zwei Jahrhunderten war A. der große Marktplaß der Waaren und Erzeugnisse Indiens, Chinas und der östli chen Inselwelt. Die Europäer haben auch den Atschinesen gleich wie den übrigen Malaien den größten Theil des Handels entwunden und sie so gezwungen, sich dem Seeraub zu ergeben. Die Atschinesen erfuhren mannichfache Mischungen mit Hindu und Arabern, und unterscheiden sich darum in Sprache und Aussehen bedeutend von den übrigen Malaien. Im 13. Jahrh. wendeten sie sich zum Islam, und sind jezt sehr eifrige Moslems. Die Padri, eine moslemische Sekte, welche sich dem Umsichgreifen der Holländer auf Sumatra entgegensest, ist jest bis zu diesem Nordwestende der Insel zurückgedrängt. Hier leben sie der Hoffnung bald den Tag aufgehen zu sehen, wo sie diese Feinde ihres Landes und ihres Glaubens verderben können. Die Portugiesen landeten 1509 zu A. und begannen alsbald einen Kampf mit diesem damals mächtigen Staate, welcher bis zur Wegnahme Malakkas 1641 dauerte durch die vereinigte Macht von A. und der Holländer. Denkwürdig ist, daß von diesem Jahre an, wo der Sultan Pedakka Siri ohne Nachkommen starb, die Königin in der Herrschaft folgte und die weibliche Succession sich nun bis 1700 erhielt. Das Fürstenthum ist seit dem Ende dieses Weiberregiments stets durch ParteiLämpfe zerrüttet gewesen. Ein Usurpator folgte dem andern, sodaß 1823 selbst der Sohn eines Kramers von Pinang sich auf kurze Zeit zum Sultan emporschwingen konnte.

Attacca bezeichnet in der Musik am Ende eines Saßes, daß der darauf folgende ohne Unterbrechung sich sogleich anschließen soll, z. B. Attacco allegro nach einem Adagio.

Attaché (franz.), so viel als Beigeordneter, Gehülfe, nennt man die jungen, sich den Staatsgeschäften widmenden Männer vornehmer Abkunft, welche den größern Gesandtschaften beigegeben werden, theils um allmälig in die Geschäftspraxis cinzutreten, theils auch, um den Glanz der Gesandtschaft zu erhöhen.

Attake ist eine Vorwärtsbewegung gegen den Feind, in der Absicht, ihn durch Waffengewalt aus seiner Stellung oder von dem Terrain, das er beseßt hält, zu vertreiben. Die Attake unterscheidet sich also vom Angriff (f. d.) dadurch, daß es bei ihr jedesmal ernstlich gemeint ist, was beim bloßen Angriff nicht immer der Fall zu sein braucht, da es auch falsche und Scheinangriffe gibt, aber keine solche Attaken. Wenn nun mit dem Wort Attake der Begriff eines gewaltsamen

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Attalus

Atterbom

Zusammentreffens mit dem Feinde verbunden wird, so hat man dabei vorzugsweise die Anwendung der blanken Waffen (f.d.) im Auge, weshalb man den Ausdruck Attake oder attakiren auch nur für die Infanterie und Cavalerie, aber nicht für die Artillerie gebraucht. Die Attake der Infanterie wird Bayonnetattake, misbräuchlich Bayonnetangriff genannt, und die Attake der Cavalerie heißt eine Charge (von dem franz. Worte charger), daher der Ausdruck chargiren für attakiren. Der leste und heftigste Moment einer Cavalerieattake heißt der Choc.

Attǎlus I., König von Pergamus, bestieg 241 v. Chr. den Thron. Mit gallischen Söld. nern, die um jene Zeit Griechenland und Kleinasien plündernd durchzogen, und für Geld in die Dienste der Fürsten traten, erfocht er mehre glänzende Siege über Antiochus II. von Syrien. Er dehnte dadurch seine Herrschaft weit über die Grenzen seines kleinen Gebiets aus, wurde aber auch bald durch Antiochus III. und Philipp III. von Macedonien wieder hart bedrängt, und trat unter diesen mislichen Umständen 211 v. Chr. dem von den Römern und Atoliern geschlos senen Bündnisse bei. Mit wechselndem Glücke, ohne großen Kriegsruhm zu erwerben, kämpfte er von nun an ununterbrochen auf Seiten der Römer gegen Philipp, da Antiochus durch eine Gesandtschaft des röm. Senats veranlaßt wurde, die Feindseligkeiten gegen A. einzustellen. Aber noch vor der entscheidenden Schlacht bei Kynoskephalä (197 v. Chr.), in welcher der Consul Flamininus den König Philipp gänzlich schlug, starb A. in dem Alter von 72 Jahren. Attalus II. Philadelphus, Sohn des Vorigen, diente zuerst seinem ältern Bruder Eumenes II., dem Nachfolger seines Vaters, und übernahm nach dessen Tode (159 v. Chr.) die Negierung. Auch er hielt fest an dem Bündnisse mit Rom, und wurde so in alle die Kriege verwickelt, welche damals Kleinasien und Griechenland zu einem ewigen Feldlager machten. Er starb 138 v. Chr. 82 Jahre alt. — Ihm folgte sein Neffe, Attalus III. Philometor. Kaum war dieser zur Regierung gelangt, als er wie ein Wahnsinniger gegen Freunde und Verwandte zu wüthen bes gann. Darauf fiel er in finstere Schwermuth, ließ sich Haar und Bart wachsen, zog sich von aller menschlichen Gesellschaft zurück, und ohne sich um sein Reich und die Regierung zu bekümmern, beschäftigte er sich ausschließlich mit Gärtnerei, Bildhauerkunst und Erzgießerei. Er starb 133 v. Chr., nachdem er in seinem Testamente die Römer zu Erben seines Reichs eingescht hatte. Alle drei Fürsten hatten viel Sinn für Kunst und Wissenschaft, die sie in jeder Weise freigebig unterstüßten. Vgl. Wegener,,,De aula Attalica literarum artiumque fautrice" (Kopenh. 1836). Attellage, b. i. Angespann, nennt man alles Geschirr- und Gespannwesen bei den Artil lerie- und andern Kriegsfuhrwerken, besonders aber die zweckmäßige Verwendung der Pferde als Zugthiere, theils hinter, theils nebeneinander gespannt, sei es in der Gabel- oder Kluftdeich. sel, oder an der gewöhnlichen Langdeichsel. Zu einer guten Attellage gehört ein richtiges Zusammenwirken der (lebenden) Zugkräfte zur Fortbewegung der Last mittels eines zwei- oder vierrädrigen Fuhrwerks.

Attentat heißt in strengem Sinne so viel als gefeßwidrige Unternehmung. Die ältern cri minalistischen Schriftsteller pflegten mit Attentat die erste Stufe des verbrecherischen Versuchs zu bezeichnen, den sogenannten conatus remotus. Auch im franz. wie im engl. Rechte kommt dieses Wort vor, jedoch in der Bedeutung von commencement d'exécution, wo es also die schon weiter vorgeschrittene verbrecherische Handlung anzeigt. — Attentat heißt ferner die unerlaubte Selbsthülfe des Privaten. Im ähnlichen Sinne heißt Attentatenstrafe die gewöhn. lich in einer Geldbuße bestehende Strafe, in welche der Richter verfällt, der ungeachtet einer mit Suspensivkraft versehenen Appellation die Verfügung, gegen welche appellirt worden ist, zur Vollziehung bringt. - In neuern Zeiten hat man den Ausdruck Attentat ganz besonders auf misglückte Versuche der Ermordung eines Regenten angewendet, wozu namentlich die zahlreichen Mordversuche auf Ludwig Philipp Veranlassung gaben.

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Atterbom (Pet. Daniel Amadeus), schwed. Dichter, geb. am 19. Jan. 1790 im Kirchsprengel Asbo in Ostgothland, der Sohn eines Landgeistlichen, besuchte das Gymnasium von Linköping und kam 1805 auf die Universität zu Upsala. Frühzeitig hatte er sich mit der deutschen Sprache bekannt zu machen gesucht, deren Kenntniß wichtigen Einfluß auf seine literarische Laufbahn übte. Mit mehren Freunden stiftete er 1807 eine poetisch kritische Gesellschaft,,Bund der Aurora", die den Zweck hatte, die vaterländische Literatur und vor allem die Poesie aus den Banden der akademischen Steifheit und franz. Ziererei zu befreien und zu dem Urquell nationa ler Begeisterung zurückzuführen. Aus den mannichfachen Arbeiten der Mitglieder des Bundes entstand 1810 in Upsala die Zeitschrift,,Phosphorus", die bis 1813 fortgeseßt wurde. Gleich. zeitig hatten Askelöf und Hammarsköld die Zeitung,,Polyphem" begründet, an der auch mehre der sogenannten Phosphoristen Theil nahmen, die aber 1812 aufhörte. Der oft schneidende und

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bittere Lon des,,Phosphorus" war durchaus nicht im Plane des Bundes; er wurde veranlaßt durch die übermüthigen Ausfälle der Gegenpartei. A.'s „Xenien“ und einige seiner prosaischen Auffäße, besonders ein sogenanntes tungusisches Schauspiel,,Rimmarbandet" (Reimer bund), sowie seine Abhandlung,,Bedenken der neuen Schule über die Schwedische Akademie und den guten Geschmack“ haben für die Zwecke dieses Blattes kräftig mitgewirkt, aber auch dazu beigetragen, daß sich die Erbitterung der Gegner hauptsächlich gegen ihn richtete. Von 181222 gab er den,,Poetisk kalender" heraus. Als seine bedeutendsten Dichtungen in demselben And zu erwähnen,,Die Blumen“, ein Cyklus gefühlvoller musikalischer Romanzen und die Frag mente einer dramatischen Bearbeitung des Märchens,, Vogel Blau". In den 3. 1817-19 unternahm er eine Neise durch Deutschland nach Italien. In Deutschland ließ er sich das Studium deutscher Poesie und Philosophie vornehmlich angelegen sein. Diese Reise entriß ihn auch dem polemischen Strudel, in welchem seine Gesundheit und sein Talent unterzugehen drohten. Nach seiner Rückkehr ward er im Herbste 1819 Lehrer des Kronprinzen Oskar in der deutschen Sprache und Literatur. Von Upsala begleitete er denselben 1819 nach Stockholm, und lebte nun in der Hauptstadt, bis er 1821 zum Docenten der Geschichte ernannt wurde. Im J. 1822 ward er zum Adjunct der Philosophie in Upsala, 1828 zum Professor der Logik und Metaphy. fik befördert, vertauschte aber 1835 diese Professur mit der der Asthetik. Durch seine 1839 er folgte Aufnahme in die Akademie war der alte Streit zwischen den Phosphoristen und der Akademie vollends beseitigt. Unter den Schriften seines reifern Alters führen wir an Lycksalighetens Ŏ" (Ups. 1824-27; deutsch,,Die Insel der Glückseligkeit", 2 Abtheil., Lpz. 183135);,,Skrifter“ (Bd. 1, Upf. 1835), enthaltend Studien zur Geschichte und dem System der Philosophie; Samlade Dikter" (2 Bde., Upf. 1836–37), durchgehends lyrischen Inhalts, und,,Sveriges siare och skalder" (5 Bde., Ups. 1841-49), ein literarhistorisches Werk von großem Werth. Ms Dichter ist er tief, sinnig und reflectirend; seine Sprache und Verse sind von höchstem Wohllaut. Als Philosoph neigt er sich zu der theosophischen Ansicht, und bemüht sich, die Speculation mit dem Christenthum in Einklang zu bringen.

Attest, Attestat, schriftliches Zeugniß oder Bescheinigung. Dergleichen von öffentlichen Beamten über Gegenstände, die in ihren amtlichen Wirkungskreis gehören, ausgestellte Zeugnisse geben in der Regel im Civilprocesse volle Beweiskraft. Attestiren, ein Zeugniß ausstellen. Atticismus. Unter allen griech. Dialekten war der attische Dialekt der am meisten ausgebildete, und gewann, in den verschiedensten Gebieten der Poesie und Wissenschaft angewendet, die weiteste Verbreitung in Griechenland. In ihm schrieben z. B. der Gesesgeber Solon, die Komiker, die Historiker Thucydides und Xenophon, die Philosophen Plato und Aristoteles, die Redner Demosthenes u. s. w. Als sich durch die macedonische Herrschaft das Griechische über den größten Theil der damals bekannten gebildeten Welt als Sprache der Literatur uud Diplomatie verbreitete, bildete der attische Dialekt die Grundlage dieser allgemeinen griech. Sprache; aber durch mancherlei fremde Einflüsse wurde sie bald vielfach in ihrer Reinheit getrübt. Gegen dieses Verderbnis eiferten nun die Grammatiker und suchten, oft mit Ängstlichkeit und übertreibung, die Schriftsteller wieder zu dem ächten attischen Dialekte zurückzuführen. Dieses Streben in acht alt-attischer Form zu sprechen und zu schreiben nannten die Alten Atticismus, und die Schriftsteller, die hierin sich auszeichneten, Atticisten; dahin gehören z. B. Lucian, Longus, Dio Chrysostomus, die Erotiker u. s. w.

Atticus (Titus Pomponius), einer der uneigennüßigsten und edelsten Männer Roms, wurde 109 v. Chr., wenige Jahre vor Cicero, geboren. Die treffliche Erziehung, bie er erhielt, erweckte schon frühzeitig in ihm eine seltene Begeisterung für die Wissenschaften, die durch einen mehrjährigen Aufenthalt in Athen, wohin er sich bei den innern Zerwürfnissen seines Vaterlandes, 88 v. Chr. begeben hatte, noch vergrößert wurde. Als er darauf auf Sulla's Veranlassung, 65 v. Chr., nach Rom wieder zurückgekehrt war, lebte er hier nur den Wissenschaften und seinen Freunden, unter denen Cicero den ersten Plaß behauptete, und starb 32 v. Chr. von Allen gleich geachtet und geliebt. Obgleich A. zur Annahme eines öffentlichen Amtes sich nie bestimmen lief, unterhielt er dennoch mit den angesehensten Staatsmännern und den Häuptern der verschie denen Parteien seiner Zeit fortwährend einen freundschaftlichen Verkehr, und übte auf diese Beise einen, wenngleich mittelbaren, doch sehr wohlthätigen Einfluß auf den Gang der öffent lichen Angelegenheiten in den gefahrvollsten Zeiten des Staats und der Stadt. Von seinen Echriften, unter denen die,,Annales" von den Alten mit vielem Lobe erwähnt werden, ist keine auf uns gekommen. Außer Cicero's,,Epistolae ad Atticum" in 16 Büchern haben wir von Cornelius Nevos eine Biographie desselben. Vgl. Hüllemann, „Diatribe in T. P. Atticum“ (Utr. 1838).

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Attika

Attila

Attika, eine der acht Staatengeßlete, in welche Mittelgriechenland oder das eigentliche Hellas zerfiel, mit der Hauptstadt Athen. Es bestand aus der ins Agäische Meer hinausliegenden Halbinsel, welche gegen N. mit Bbotien, gegen W. mit Megaris zusammenhängt, im S. von dem Saronischen Meerbusen, im D. von dem Ägäischen Meere und dem Euripus begrenzt wird. Den Kern dieser Halbinsel bildet ein nach Often und Südosten streifender Zweig des bōotischen Gebirgs Kitharon, welches diesen Namen noch jest trägt, reich an Wald und Wild ist und im Elatia sich am höchsten erhebt. A. war in mehre einzelne Ortschaften oder Demen (demoi) eingetheilt, von denen die Alten selbst 174 anführen, deren Lage aber troß der vielfachen Unterfuchungen der neuesten Zeit nicht vollständig ausgemittelt ist. Vgl. Leake,,,Die Demen von A.“ (aus dem Englischen von Westermann, Braunschw. 1840) und Ros,,,Die Demen von A.“ (Halle 1846). Die Unfruchtbarkeit des Bodens und Mangel an Wasser (das Hauptflüßchen der Landschaft, der Kephissos, trocknete im Sommer aus) schüßten das Land vor fremden Einwanderungen. Die Urbewohner lebten bis auf Cekrops, der, nach späterer unverbürgter, von den Alter selbst schon theilweise verworfener Sage, um 1550 v. Chr. mit einer Colonie von Sais an der Mündung des Nil hierher kam und als erster König genannt wird, in ganz rohem Zustande. Cekrops milderte angeblich ihre Sitten, lehrte sie den Ölbaum pflanzen, die Viehzucht pflegen und verschiedene Getreidearten bauen. Zugleich ordnete er die Verehrung der Götter, denen er von den Früchten des Landes zu opfern gebot; er gab Ehegeseße und befahl die Todten zu begraben. Die Einwohner, etwa 20000, theilte er in vier Stämme, und vermochte fie, ihre Wohnsiße einander zu nähern, und sie gegen räuberische Einfälle mit einer Umzäunung zu umgeben. Das war der Ursprung Athens, welches damals Cekropia hieß. Neben Athen wurden nachher noch elf andere Städte gegründet, die sich aber in der Folgezeit gegenseitig befehdeten. Theseus soll sämmtliche Staaten vermocht haben, sich zu vereinigen, die einzelnen Obrigkeiten abzuschaffen und Athen, wie nun Cekropia genannt wurde, als Hauptstadt des ganzen Landes anzuerkennen, und derselben die geseßliche Macht über den gesammten Verein zu geben. Hierauf theilte A. die Schicksale Athens, mit dem es unter Vespasian zur röm. Provinz wurde. Nach der Theilung des röm. Reichs gehörte es zum morgenl. Kaiserthume; 396 n. Chr. ward es durch Alarich, den Gothen erobert. Gegenwärtig bildet A. ein Gouvernement des Königreichs Griechenland, im Verein mit den Untergouvernements Megaris und Ägina. Die Bodenoberfläche zeigt, wahrscheinlich als Folge plutonischer Gewalten, das Bild eines zertrümmerten Berglandes, in welchem zwischen kleinen Ebenen Berg und Hügel dicht aneinander gedrängt sind. Die bedeutendsten dieser Berge sind der Pentelikus (3420 F.), der Hymettus (3152 F.) und das kleine Lauriongebirge (1095 F.) in der attischen Halbinsel, während die Dneischen Berge zum Isthmus von Korinth hinüberziehen. An den beiden Hauptflüssen, dem eleusischen und attischen Kephissos, breiten sich in der Umgebung von Eleusis und Athen die bedeutendsten Ebenen aus. Das Ansehen des attischen Berglandes ist steril; einzelne an dem Fuß der Höhen vertheilte Olivenpflanzungen ersehen die sich selten findenden Wälder, und die Hänge des Laurion sind ohne alle Vegetation, und mit einer dichten Lage von Rollkieseln bedeckt. Die Hauptstadt und zugleich die Residenz ist Athen. Schon zur Zeit Solon's war A. gut angebaut. Die Weinlesen und Ernten waren sehr ergicbig, und wurden von dem Volke durch große Feste gefeiert. Die attische Wolle war wegen ihrer Feinheit und der Färbung, die man ihr zu geben verstand, allgemein berühmt. Der Berg Hymettus gab den köstlichsten Honig und der Berg Laurion enthielt reiche Minen, deren Ertrag zum Unterhalt der Flotte bestimmt war. Das genaueste und schönste Kupferwerk über die Alterthümer A.8 ist,,The unedited antiquities of Attica, comprising the architectural remains of Eleusis, Rhamnus etc." (Lond. 1817; deutsch von Wagner, Darmft. 1829).

Attika heißt in der Bauweise des antiken Stils ein über dem Hauptgefimse hinlaufender höherer Auffah. Dem System des griech. Säulenbaus widersprechend findet er nur im System des röm. Bogenbaus Anwendung, besonders über gewölbten Thoren und Triumphbögen, wo er zum festen Abschluß der Masse und zur Aufnahme von Inschriften dient.

Attila, der Sohn des Mandras, eines Hunnen von königlicher Abkunft, folgte als Anfüh rer seinem Dheim Roas 434 n. Chr. und theilte das höchste Ansehen mit seinem Bruder Bleda. An der Spiße der Barbaren, die sich in Ungarn und Scythien niedergelassen hatten, bedrohten Beide das morgenl. Kaiserthum, und zwangen einmal den schwachen Kaiser Theodosius II. einen schimpflichen Frieden zu erkaufen. überhaupt aber wurde ihre Macht sehr bald allen Völkern Europas und Asiens furchtbar. Die Hunnen selbst betrachteten A. als ihren unerschrockensten Krieger und als den erfahrensten Feldherrn. Ihre Achtung gegen ihn ging bald in abergläubige Ehrfurcht über. Er gab vor, das Schwert ihres Schußgottes gefunden zu haben, und stolz auf

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diese Waffe, die seiner Macht ein höhercs Ansehen gab, dachte er daraus, sie über die ganze Erbr auszudehnen. Seinen Bruder ließ er 444 morden, und da er vorgab, es sei auf göttliche Eingebung geschehen, so ward dieser Brudermord wie ein Sieg gefeiert. Als alleiniger Gebieter eines kriegerischen Volks, mußte er bei seinem unbegrenzten Ehrgeize alle Völker in Schrecken schen, und, wie er sich selbst nannte, eine Geißel Gottes werden. In kurzer Zeit breitete er seine Herr schaft über die Völker Germaniens und Scythiens aus, und der Orient und Occident wurden ihm jinsbar. Die Vandalen, seine Bundesgenossen, die Ostgothen, die Gepiden und ein Theil der Franken vereinigten sich unter seinen Fahnen. Einige Geschichtschreiber versichern, daß sein Heer aus 700000 Mann bestanden habe. Die Macht und Reichthümer Persiens bewogen ihn zu einem Feldzuge dahin, und da er in den Ebenen von Armenien geschlagen ward, wußte er, um seine Raubsucht im morgenl. Kaiserthume zu ftillen, leicht einen Vorwand zum Kriege gegen dieses. So überzog er 447 Jllyrien und verwüstete alle Länder vom Schwarzen bis zum Adriatischen Meere. Der Kaiser Theodosius sammelte ein Heer, um sich dem Vordringen der Barbaren zu widerseßen; aber in drei blutigen Schlachten erklärte sich das Glück für sie. Konstantinopel verdankte seine Nettung blos der Befestigung und der Unwissenheit der Feinde in der Belagerungskunst. Thrazien, Macedonien und Griechenland erlagen dem Eroberer, der 70 blühende Städte zerstörte. Theodosius mußte die Gnade des Siegers erflchen, und nur durch Aufopferung seiner Schäße gelang es ihm, den Frieden zu erkaufen. Einer von A.'s Umgebung, Edekon, ließ sich von einem Eunuchen, Chrysaphius, durch Bestechung zu dem Versprechen verleiten, seinen Herrn bei der Rückkehr an der Donau ermorden zu wollen; doch im Augenblicke der Ausführung schwand ihm der Muth. Er ftürzte zu seines Herrn Füßen und bekannte das verbrecherische Vorhaben. Man fürchtete A.'s Rache und Konstantinopel zitterte; aber er be gnügte sich, dem Theodosius Vorwürfe wegen seiner Treulosigkeit machen zu lassen und den Kopf des Chrysaphius zu verlangen. Hierauf richtete er sein Augenmerk auf Gallien. Mit einem ungeheuern Heere ging er 441 über den Rhein, die Mosel und die Seine, kam an die Loire und lagerte sich unter den Mauern von Drleans. Die Einwohner dieser Stadt, durch ihren Bischof Agnan oder Anianus ermuthigt, hielten die ersten Angriffe der Barbaren ab, und durch die ver einigte Macht der Römer unter dem Feldherrn Aëtius, und der Westgothen unter dem Könige Theodorich, ward A. gezwungen, die Belagerung aufzuheben. Er zog sich nach der Champagne zurück und erwartete den Feind in den Catalaunischen Feldern, wo jest Chalons an der Marne liegt. Bald trafen die beiden Heere zusammen. A., unruhig über den Ausgang der Schlacht, fragte die Wahrsager und sie verkündigten ihm eine Niederlage. Er verbarg seine Bestürzung, durchlief die Reihen seiner Krieger, erinnerte sie an ihre Thaten, und zeigte ihnen seine Freude über einen neuen Kampf und über die Belohnung ihrer Thaten. Durch die Reden und durch die Gegenwart ihres Anführers entflammt, waren die Hunnen ungeduldig zu kämpfen. Beide Heere fochten tapfer. Endlich wurden die Reihen der Römer und Gothen durchbrochen. Schon hielt A. fich des Siegs gewiß, als der goth. Prinz Thorismund, der Sohn Theodorich's, der gefallen war, von den benachbarten Anhöhen mit solcher Gewalt auf die Hunnen stürzte, daß A., von allen Seiten bedrängt, mit Mühe nur sein Lager zu erreichen vermochte. Es war dies viel leicht die blutigste Schlacht, die je in Europa geliefert ward, denn nach einigen gleichzeitigen Ge. schichtsschreibern bededten 160000 Todte das Schlachtfeld. Im Lager ließ A. alle seine Geräthschaften und Schäße zusammenbringen, um im äußersten Falle sich mit diesen zu verbrennen. Allein die Gegner begnügten sich mit dem Resultate der Schlacht. So entging A. feinem Untergange; nur die Franken allein festen ihm nach und verfolgten ihn seitwärts, bis er über den Rhein war. Doch war A. noch mächtig genug, um schon im nächsten Jahre Italien anzugreifen, als ihm Honoria, die Schwefter Valentinian's III., die ihm früher heimlich ihre Hand ange tragen hatte, und um die er nun warb, abgeschlagen ward. Mit einer furchtbaren Macht drang er in Italien ein. Der Kaiser zitterte und vergebens waren die Bitten der Gesandten. A. eroberte und zerstörte Aquileja, Padua, Vicenza, Verona und Bergamo, und verwüstete die Ebenen der Lombardei. Die Einwohner flohen in die Alpen, Apenninen und auf die Inseln in den Sümpfen (Lagunen) des Adriatischen Meers, wo sie Venedig erbauten. Der Kaiser hatte A. tein Heer entgegenzusehen. Das röm. Volk und der Senat nahmen ihre Zuflucht zu Thränen und Bitten. Papst Leo I. begab sich mit den röm. Gesandten ins feindliche Lager und es geLang ihm, den Frieden zu vermitteln, worauf A. nach Ungarn zurückkehrte. Die Römer sahen ihre Rettung für ein Wunder an, und die alten Chroniken erzählen, daß die Drohungen des heil. Petrus und Paulus den A. geschreckt hätten, eine Sage, welche die Kunst Rafael's und Algardi's verewigt hat. Im folgenden Jahre (453), wo er einen neuen Einfall in Italien be

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