Kritische Flora der Provinz Schleswig-Holstein, des angrenzenden Unter Mitwirkung von Dr. R. von Fischer-Benzon und Dr. E. H. L. Krause herausgegeben von Dr. P. Prahl. Qui ante nos ista moverunt non domini Seneca, Epist. mor. 33, 11. II. Teil. 1. Geschichte der floristischen Erforschung des Gebiets. "Luerssen. Vom verf. Kiel 1890. Universitäts-Buchhandlung Paul Toeche. Vorwort. Wie bereits in der Vorrede zum 1. Teil dieses Werkes angedeutet, habe ich schon seit langen Jahren Material für eine Flora meiner Heimatprovinz Schleswig-Holstein gesammelt. Als im Jahre 1864 meine Eltern nach 12 jähriger Verbannung nach Schleswig zurückkehrten, begann ich die Zusammenstellung meiner Beobachtungen, die ich in den folgenden Jahren während der Universitätsferien fortsetzte. Von 1869 bis 1879 als Militärarzt in Hadersleben und Flensburg wohnhaft, konnte ich diese Beobachtungen über den gröfsten Teil des Herzogtums Schleswig ausdehnen, während ich Holstein und die übrigen Teile des südlichen Gebiets nur flüchtig besuchen und erst in späteren Jahren gründlicher habe untersuchen können. Mehrere von mir in den genannten Jahren veröffentlichte Beiträge zur Flora von Schleswig umfassen aufser meinen eigenen Beobachtungen auch die einiger anderer Forscher, darunter auch die über eine längere Reihe von Jahren sich erstreckenden meines jetzigen Mitarbeiters Professor Dr. v. Fischer-Benzon. Im Jahre 1879 nach Kiel versetzt, begann ich das im botanischen Institut daselbst aufbewahrte reichhaltige Provinzialherbar, das fast ausschliesslich dem Sammelfleisse Noltes und seiner Mitarbeiter zu verdanken ist, durchzuarbeiten. Dieses Herbar ist für die älteren botanischen Forschungen im Gebiet die bei weitem wichtigste Quelle, und wenn Nolte selbst eine Flora des Gebiets nicht vollendet hat, so hat er doch die Grundlage für eine solche in diesem Herbar geschaffen. Freilich konnte ich mir nicht verhehlen, dafs die Bestimmungen keineswegs überall unanfechtbar waren und manche seit mehr als einem halben Jahrhundert als feststehende Thatsache geltende Angabe sich als unbegründet herausstellte. Es unterliegt übrigens keinem Zweifel, dafs Nolte selbst viele der in den Novitien enthaltenen unrichtigen Angaben als solche später erkannt hat. Mehrere schätzenswerte Aufschlüsse über Angaben der Novitien, über welche Noltes Herbar nichts ergab, verdanken wir den im Kieler botanischen Institut vorhandenen Sammlungen von Bargum und Frölich, welche teils im Generalherbar eingeordnet waren, teils noch auf dem Boden des botanischen Instituts lagen, wo sie von meinen Mitarbeitern hervorgesucht wurden. Die ältesten Angaben, namentlich die von Weber nnd Buek, welche letztere von Nolte z. T. in die Novitien aufgenommen sind, haben wir an Original-Exemplaren leider nicht prüfen können. Aus der älteren Litteratur hat Herr Professor Dr. v. Fischer-Benzon für mehrere Angaben Webers und Noltes den Beweis der Unrichtigkeit erbracht. Neben dem Nolteschen Herbar, den Sammlungen von Bargum und Frölich und unseren eigenen Beobachtungen, sind noch folgende Quellen benutzt worden: 1. Sammlungen. Das gegen 200 Fascikel starke, leider z. T. sehr schlecht erhaltene Herbar des um die Erforschung unserer Flora so hoch verdienten L. Hansen. Dasselbe wurde im Winter 1886/87, ebenso wie das Herbar von Engelken, von mir durchgearbeitet und hierbei eine Reihe von Standorten seltener Pflanzen, welche in Noltes Herbar nicht vertreten waren, festgestellt. Für ausgiebige Unterstützung bei dieser Arbeit bin ich Herrn Major a. D. Reinbold zu besonderem Danke verpflichtet. Hansens Herbar, das von vielen, auch gewöhnlichen Arten, z. T. sehr zahlreiche Exemplare von demselben Standort enthält, gab über die zweifelhaften älteren Angaben keinen Aufschlufs, was auch schon daraus zu erwarten war, dafs Hansen diese Pflanzen meist nicht in seinem Herbarium der schleswig-holstein-lauenburgischen Flor ausgegeben hat. Die wenigen derselben, welche hier ausgegeben worden sind, lagen in seinem eigenen Herbar teils ohne Bezeichnung des Herkommens, teils mit dem Vermerk: „von Herrn Professor Nolte" und entstammen wenigstens letztere wohl ausnahmslos dem botanischen Garten in Kiel. Das von Haecker gesammelte Herbar der Flora von Lübeck, welches im naturhistorischen Museum zu Lübeck aufbewahrt wird, wurde mir durch die Güte des Herrn Senators Dr. Brehmer zugänglich gemacht. Leider konnte die Untersuchung wegen Zeitmangels nicht erschöpfend vorgenommen werden. Im botanischen Museum zu Hamburg stellte mir Herr Professor Dr. Sadebeck in entgegenkommender Weise das Herbar zur Verfügung, in welchem aber Pflanzen aus der Hamburger Flora leider nur aus der jüngsten Zeit, von Herrn Professor Dr. Sadebeck und seinen Schülern gesammelt, vorhanden waren. Auch das Herbar von Claudius, welches in den Besitz der Albinus-Schule in Lauenburg übergegangen ist, habe ich nur flüchtig durchmustern können, dagegen habe ich die handschriftlichen Standortsverzeichnisse dieses gewissenhaften Beobachters, die mir von der Direktion der genannten Schule freundlichst zur Verfügung gestellt wurden, eingehend benutzt. Das Herbar von Nielsen wurde von den Herren DDr. von Fischer-Benzon und Krause eingehend durchgesehen. 2. Die im Druck erschienenen Arbeiten über unsere Flora, in betreff welcher ich auf das von Herrn Professor Dr. v. FischerBenzon bearbeitete Verzeichnis verweise. Ganz unbenutzt geblieben ist nur die 1887 erschienene Flora des Gebiets von Dr. P. Knuth, welche nichts neues von Bedeutung enthält, dagegen die meisten unrichtigen oder höchst zweifelhaften Angaben früherer Beobachter wieder bringt und diese unrichtigen Angaben nach Herbar-Exemplaren oder nach unzuverlässigen oder mifsverstandenen Aufzeichnungen Anderer, noch um viele, bisher unveröffentlichte, vermehrt hat. Es würde zu weit geführt haben, dies im einzelnen nachzuweisen. Auch Stoltenbergs Beitrag zur Kenntnis der Flora Tonderns ist nicht berücksichtigt worden, da denjenigen Angaben, welche von besonderem Interesse sein würden, ohne Zweifel eine falsche Bestimmung zu Grunde liegt. 3. Handschriftliche Standortsverzeichnisse, deren eine Anzahl im botanischen Institut zu Kiel sich befinden, und welche meistens auf Veranlassung des verstorbenen Professor Dr. Eichler in den Jahren 1876-1878 eingesandt wurden, zum Teil übrigens von sehr geringem Wert sind. Ich habe dieselben alle durchgemustert und durch Korrespondenz mit mehreren der Verfasser manchen Irrtum in denselben aufgeklärt. Nicht zum wenigsten bin ich den Herren dankbar, welche auf meine Anfrage irrige Angaben in veröffentlichten oder handschriftlichen Verzeichnissen berichtigt oder mir durch Einsendung von Original-Exemplaren Gelegenheit gegeben haben, die Angaben selbst zu prüfen. Auf eine von mir im Sommer 1886 in verschiedenen Blättern der Provinz erlassene öffentliche Aufforderung haben sich mehrere |