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Über die Paragenese der auf den Erzgängen von Přibram

einbrechenden Mineralien.

(ZWEITE ABHANDLUNG.)

Von dem w. M. Prof. Dr. Aug. Em. Reuss

Schon vor sechs Jahren 1) habe ich die paragenetischen Verhältnisse der auf den Přibramer Erzgängen einbrechenden Mineralien, so weit sich dieselben aus den damaligen Untersuchungen ergaben, möglichst ausführlich darzustellen versucht. Seit dieser Zeit hat in Folge der unermüdeten Bestrebungen des Herrn Ministerialrathes v. Lill nicht nur die Zahl der Přibramer Mineralien überhaupt durch neue Entdeckungen einen nicht unansehnlichen Zuwachs erhalten, sondern es sind auch von anderen schon lange bekannten Mineralspecies, und darunter von manchen selteneren, neue Varietäten aufgefunden worden. Dadurch wurde über das Zusammenvorkommen und das relative Alter mancher denselben ein helleres Licht verbreitet, während in Beziehung auf andere die früher nur vermuthungsweise ausgesprochenen Ansichten ihre vollständige Bestätigung gefunden haben. Leider müssen einige der schon damals angeregten Zweifel aus Mangel an genügendem und entsprechendem Material auch jetzt noch ungelöst bleiben. Wesentliche Änderungen in der früher dargelegten Reihenfolge der Bildungsvorgänge auf den Přibramer Erzgängen stellten sich in Folge der neuen Beobachtungen nirgend als nothwendig heraus, wenn auch hie und da kleine Modificationen, die jedoch in der Hauptsache nichts ändern, eintreten mussten.

Den jetzigen Untersuchungen liegen theils die gefälligen Mittheilungen zu Grunde, die Herr v. Lill mir von Zeit zu Zeit zu machen die Güte hatte, theils wurde mir während der letzten Ferienzeit die Gelegenheit geboten, die vortreffliche Localsammlung des Herrn Ministerialrathes, die seither an Umfang noch bedeutend zuge

1) Sitzungsberichte d. kais. Akademie der Wissenschaften 1856, Bd. 22, S. 138-210.

nommen hatte, einer wiederholten sorgfältigen Durchsicht zu unterziehen. Auch die ausgezeichnete Sammlung Seiner Hochwürden des Herrn Abtes am Strahow, Dr. Zeidler, bot mir wieder Anlass zu manchen Beobachtungen. Ich benütze die Gelegenheit, hier beiden Herren für ihre Liberalität meinen Dank auszusprechen.

Die Resultate meiner Forschungen 1) habe ich auf den folgenden Blättern zusammengestellt, um mit Berücksichtigung der früheren Abhandlung ein möglichst umfassendes Bild des Mineralreichthums von Přibram und der zahlreichen Bildungs- und Umbildungsvorgänge auf den dortigen Erzgängen zu liefern.

Am angeführten Orte Seite 144 habe ich, von den ältesten ausgehend, nachstehende Reihenfolge der Přibramer Gangmineralien aufgestellt:

1. Blende I,

2. Bleiglanz I,

oft wechselnd oder gemengt.

3. Quarz I,

4. Eisenspath,

5. Sprödglaserz, Fahlerz, Bournonit, Buntkupfererz, Kupferglanz, Speiskobalt, rosenrother Braunspath u. s. w.

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8. Calcit I, oft Pyrit I oder beide, bald der eine, bald der andere älter.

9. Calcit II.

10. Braunspath I.

11. Bleiglanz II.

Polybasit, Rothgiltigerz u. s. w. ?

12. Calcit III. — Sehr oft Pyrit, Lillit, sehr selten Cronstedtit.

13. Pyrit II, Markasit.

14. Nadeleisenerz.

15. Calcit IV.

16. Quarz II.

17. Braunspath II.

18. Gediegen Silber.

morphit, Haarkies u. s. w.

19. Cerussit, Pyromorphit.

Manches Grauspiessglanzerz, Hetero

1) Ein Theil derselben wurde aphoristisch schon früher in der Zeitschrift Lotos (Jahrgang 1857 1862) mitgetheilt. Sie werden nun hier, verschmolzen mit den neueren Beobachtungen, wieder benützt.

20. Baryt II.

21. Valentinit.

22. Quarz III.

23. Calcit V.

24. Pyrit III.

Ich lasse nun die nöthig gewordenen Zusätze und Erläuterungen folgen.

Ad 1-4. Auch die neueren Untersuchungen haben vielfach gezeigt, dass Blende, Bleiglanz, Quarz und Eisenspath zwar die ältesten Gangablagerungen von Přibram bilden, dass sie aber weder überall sämmtlich vorhanden sind, noch auch immer in derselben Reihenfolge auftreten. Die Zinkblende, meistens in dunkelbraunen feinkörnigen Abänderungen, pflegt, wo sie vorhanden ist, das älteste Glied zu bilden, ohne dass es jedoch auch hier an Ausnahmen mangelte. Nicht selten ist die Reihenfolge eine abweichende und wir sehen körnigen Eisenspath oder Bleiglanz oder derben Quarz die Unterlage der übrigen Mineralspecies bilden. Oft wechseln sie mehrfach, selbst symmetrisch auf beiden Seiten des Ganges mit einander. Noch häufiger sind sie aber in eine einzige Zone verschmolzen. Dann liegen im Quarz kleinere oder grössere Partien von Eisenspath, Blende und Bleiglanz unregelmässig eingesprengt. Letztere zwei sind sogar oft dem Quarz auf das innigste beigemengt.

Der grossen Einförmigkeit, welche der ältere Bleiglanz in seinem Habitus darbietet, wurde schon früher 1) Erwähnung gethan. Nur selten finden Ausnahmen in dieser Beziehung Statt. Am Aloisgange bildet er stellenweise glattflächige Krystalle (∞∞. 0) von mehr als zwei Zoll Kantenlänge des Würfels. Sie sind auf klein krystallisirtem Quarz aufgewachsen, welcher röthlich-braune Blende, derben Quarz und endlich Grauwacke zur Unterlage hat. Andere zollgrosse Bleiglanzkrystalle von demselben Gange stellen Combinationen des vorherrschenden Oktaëders mit dem Hexaëder und einem Pyramidenoktaëder dar.

Grosse Bleiglanzkrystalle 0.∞0∞ vom Kreuzklüftner Gange, auf Grauwacke aufgewachsen, sind mit einem Überzuge sehr kleintraubigen, stellenweise bunt angelaufenen Limonites über

1) L. c. pag. 20.

kleidet. Auf dem Adalbertigange (20. Lauf) bildet feinkörniger Bleiglanz einen mit Spiegelflächen versehenen Überzug auf dem Schiefer.

Auf dem Mariagang (8. Lauf) ist durch seinen grossen Silbergehalt ausgezeichneter Bleiglanz eingebrochen, theils derb, theilbar, theils in verzerrten Oktaëdern mit bauchigen Flächen. Eine Probe gab 30 Loth Silber im Centner. Dieser bedeutende Silbergehalt ist von der mechanischen Beimengung von Stephanit abzuleiten, der in zahlreichen Körnchen und kleinen Partien darin eingewachsen ist. Aus diesem Umstande erklärt sich auch die etwas unterbrochene Theilbarkeit und der etwas fremdartige Glanz, den dieser Bleiglanz auf seinen Spaltungsflächen besitzt 1).

Eine noch grössere Einförmigkeit kennzeichnet die ältere Blende, meist von dunkelbrauner, seltener von röthlichbrauner Farbe. Dieser Bildungsperiode gehört auch die schöne Cadmiumhaltige strahlige Blende von Přibram an. Sie ist auch in neuerer Zeit wieder auf dem Adalbertigange, so wie auf dem Schwarzgrubner Hangendgang auf theilweise zersetztem Bleiglanz und auf Eisenspath in Begleitung von Zinkcarbonat vorgekommen, stellenweise mit verschwindender Fasertextur, in das Dichte übergehend 2).

Auch der Quarz bietet in seinen neueren Vorkommnissen wieder nur wenig Mannigfaltigkeit dar. Ein Handstück vom Schwarzgrubner Gange im Kaisererbstollen zeigt auf einer Unterlage von

1) Lotos, 1858, Jänner, pag. 5.

2) Breithaupt (berg- und hüttenmännische Zeitung, 1862, pag. 99) erklärt die Přibramer Strahlenblende aus den Spaltungsverhältnissen für rhomboëdrisch. Sie würde dann als eine faserig zusammengesetzte Form des Wurtzites anzusehen sein. Die von Hrn. Prof. Dr. Pierre auf meine Bitte angestellten Versuche scheinen, wenn sie auch nicht vollkommen entscheidend sind, doch für diese Ansicht zu sprechen. Möglichst dünne Splitter des Minerals, in der Luft und in Canadabalsam eingeschlossen, verhielten sich, unter dem Polarisationsmikroskope betrachtet, zwar zum grössten Theile indifferent; einzelne, besonders sehr kleine Splitter zeigten jedoch beim Drehen des Nicols entweder nur die bekannten Helligkeitsunterschiede oder mit der Stellung des Hauptschnittes wechselnde Polarisationsfarben, ja mitunter sehr glänzende Complementärfarben. Bei der Untersuchung unter dem Nörrenberg'schen Polarisationsinstrumente mit grösserem Sehfelde gelang es dagegen selbst bei Blättchen mit anscheinend parallelen Flächen nie, eine Spur von Farbenringen oder vom schwarzen Kreuze wahrzunehmen; wohl aber verhielten sich dieselben indifferent gegen das polarisirte Licht. Übrigens scheinen mir die demantglänzenden glatten Flächen der Strahlenblende, welche Breithaupt für die basische Spaltungsfläche hält, vielmehr Zusammensetzungsflächen zu sein. Ihre Unregelmässigkeit und die Schwierigkeit, die Blende derselben parallel zu spalten, spricht für diese Ansicht.

Bleiglanz und darüber von grosskörnigem Eisenspath, der zu oberst in Krystallen angeschossen ist, weingelbe Quarzkrystalle, bis 3 Linien lang und theilweise mit den Prismenflächen aufgewachsen.

Eine Druse vom Franciscigange besteht auf einer Basis von Eisenspath und Bleiglanz aus mehrere Linien grossen Quarzkrystallen, deren Prismenflächen weiss und undurchsichtig erscheinen, während die Pyramidenflächen graulichweiss und durchscheinend sind. Die Krystalle sind hin und wieder mit gelblichem Braunspath und mit Pyrithäufchen bedeckt.

Ad 5. Als theils mit den vorgenannten Mineralien gleichzeitig, theils denselben im Alter nur wenig nachstehend, muss man eine Anzahl anderer Mineralspecies, besonders metallischer Schwefelund Arsenverbindungen betrachten, die zum Theile in Přibram seltene Erscheinungen sind. Des Buntkupfererzes, Kupferglanzes, Kupferkieses, Boulangerites und Jamesonites, die sämmtlich durch ihr Eingewachsensein in Bleiglanz, Blende und Quarz ihre gleichzeitige Bildung deutlich zu erkennen geben, habe ich schon früher Erwähnung gethan und kann dem Gesagten nur wenig beifügen.

Der Kupferglanz ist auch auf dem Fundgrubner Gange im Kaisererbstollen eingebrochen. Die Adern, in denen er das Gestein durchzieht, sind stellenweise mit kleinen Kügelchen von Malachitoffenbar einem Zersetzungsproducte desselben bedeckt.

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Eben so wird der Kupferkies, der in den die Grauwacke der Umgegend von Přibram durchziehenden Kalkspathadern in kleinen Partien eingewachsen vorkommt, von etwas Kupferlasur und Malachit begleitet. Dünne Rinden sehr kleiner Krystalle von Kupferlasur, so wie auch erdiger Malachit sind in Gesellschaft von eingesprengtem Kupferkies in derbem und zerfressenem Quarz auf dem Schwarzgrubner Gange eingebrochen. Auch der Broder Stollen bei Přibram hat derben Kupferkies mit Malachit, letzteren selbst in zarten nadelförmigen Krystallen geliefert.

Der Speiskobalt, der mir früher nur aus älteren Sammlungen bekannt geworden war, ist neuerdings wieder aufgetaucht, wenn auch in wenig ausgezeichneter Weise. Auf dem Eusebigange (18. Lauf) wurden selten bis 5 Linien grosse Krystalle-0∞.0gefunden, eingewachsen in körnigen rosenrothen Braunspath über derbem Quarz mit körniger Blende und Eisenspath. Auf andere

Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XLVII. Bd. I. Abth.

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