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schlages hinreichend Zeugniss ablegen, dass sie also in ihrem Effect für die Niere mit den Folgen der Arteriencompression zusammenfallen.

Freilich könnte man hierbei noch an eine venöse Hyperämie als mitwirkenden Factor denken. Für das Herzaufblasen scheint ihre Annahme nahe zu liegen, wenn man die Anfüllung des rechten Vorhofes und theilweise des Ventrikels, die Verlegung der Hohlvenenmündungen durch die Blase und die dadurch bewirkte Rückstauung des venösen Blutstromes sich vergegenwärtigt. Wenn man aber bedenkt, wie von den Arterien aus überhaupt kein Blut mehr in das Venensystem nachdrängt, und dass das Blut der obern Körperhälfte durch den Verschluss der Vena cava super. von der Rückwirkung auf die Gefässe der untern Körperhälfte völlig abgeschlossen wird, so muss man von einer venösen Hyperämie der Abdominalvenen, zumal als eiweisserzeugenden Factor beim Herzaufblasen wohl absehen. Mit dieser Anschauung stimmen auch die Messungen von Toms a 1).

Anders konnte es mit der Erstickung sein; bei ihr ist ebenfalls schwerlich von einer eigentlich venösen Hyperämie im Abdomen die Rede. Eine solche Hyperämie müsste sich auf Kosten des Blutgehaltes des übrigen Venensystems ausgebildet haben, wenn sie für die Stromänderung im Capillarsystem der Niere in Betracht kommen sollte. Bei dem Erstickungsanfall aber scheint gerade eine Anhäufung des Blutes in den Kopf- und Extremitätenvenen stattzufinden.

Die Vorgänge, die im Blutstrom während der Erstickung stattfinden, sind übrigens nicht vollständig klar. Nach einer interessanten Mittheilung von Prof. Traube 2) erhebt sich der mittlere Werth des Blutdruckes mit dem Aufhören der Athembewegungen, wäre dieses Aufsteigen ein sehr bedeutendes, so würde auch ihm ein Antheil an der veränderten Absonderung zugeschrieben werden können.

Zur Entscheidung über die Rolle, welche der Blutdruck bei der Eiweisssecretion spielt, könnte man nun eine Änderung, resp. Minderung des in der Niere bestehenden Absonderungsdruckes vornehmen.

1) Sitzungsb. der kais. Akademie der Wissenschaften, XLVI. Band, pag. 200 f. 2) Allgemeine medicinische Centralzeitung. März 1862.

Wenn in Folge dessen die Harnabsonderung sich verringert, so müsste auch die Eiweissabscheidung sich mindern, resp. verschwinden.

Die Methoden hierzu sind etwa folgende:

1. Nachdem die Eiweissabsonderung durch vorübergehendes Zuklemmen der Arterie eingeleitet worden, könnte durch allmähliche Verengerung der letztern die Harnsecretion herabgesetzt werden. Verschwände hierdurch die Eiweissabsonderung, so wäre das eine unzweideutige Erfahrung, welche mit Bestimmtheit den Blutdruck als Ursache der Albuminurie ansehen liesse.

Minderung der Eiweissmenge würde für sich nichts entscheiden, da anch ohne Herabsetzung des Absonderungsdruckes die Eiweissmenge bald abzunehmen und gewöhnlich schon nach einigen Stunden wieder zu verschwinden pflegt; dieser Umstand fällt um so mehr in das Gewicht, als man das Mass der allmählich eintretenden Minderung nicht kennt. Würde die Eiweisssecretion sich endlich weder erheblich ändern noch verschwinden, so hätte diese Thatsache einen negativen Werth und wäre dann im Stande, den Blutdruck als wirksamen Factor auszuschliessen, wenn sich eiweisshaltiger Urin ohne Blutkörperchen fände. Es ist die Aufgabe fernerer Forschung, endgiltig festzustellen, ob ein solcher nach etwa vorübergehender Stauung des Blutlaufes überhaupt nicht vorkommt. Die Gegenwart der Blutkörperchen, welche bisher von mir noch immer gefunden wurde, muss vorerst an der gegebenen Deutung festhalten lassen.

2. Weniger klar ist eine zweite Methode: durch Anfüllung der Harneanälchen, d. i. durch Erzeugung eines Gegendruckes vom Ureter aus die der Absonderung dienende Druckdifferenz zu erniedrigen. In diesem Falle würden nur die Versuche zu Gunsten der Druckhypothese zu deuten sein, bei denen das Aufhören der Eiweissabscheidung zugleich mit einer Minderung der Harnabsonderung eintritt, wenn man, wie nach den bereits vorliegenden Thatsachen gerechtfertigt ist, die Letztere als Beweis für den geminderten Absonderungsdruck will gelten lassen. Denkbar wäre allerdings, dass durch Aufstauung des Harnes in den Harncanälchen noch andere. die Harnsecretion beeinträchtigende Bedingungen einträten, als die Herabsetzung des Absonderungsdruckes.

Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XLVII. Bd. II Alth.

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Die einschlägigen Versuche sind nun auf verschiedene Weise anstellbar:

a) Man staut vorher den Harn vom Ureter aus durch Unterbindung desselben, hemmt dann erst den Stromlauf der Arterie und lässt dann bei fortdauernder Hemmung der Absonderung, durch ein in den Ureter eingefügtes Manometer den Harn abfliessen.

Das etwaige Ausbleiben des Eiweisses könnte indess in diesem Falle auch so gedeutet werden, dass hiebei die zur Eiweissabsonderung nothwendige Änderung der Niere gar nicht eingetreten sei. Diese Deutung könnte geprüft werden, wenn man

b) den Versuch dahin änderte, dass man nach Wiederkehr des Blutstromes durch die Niere auch sogleich den vorher vom Ureter aus gestauten Harn ohne Widerstand abfliessen liesse.

In einem solchen Falle würde nicht mehr von bestehendem Gegendruck die Rede sein können, und erschien hierbei kein Eiweiss, so musste in der That an die Geltung anderer Bedingungen, als der Druckminderung (z. B. Änderung der Membranen) als Ursache auch des bei voriger Methode (sub a) supponirten Ausbleibens des Eiweisses gedacht werden.

c) Man hemmt den Stromlauf der Arterie, beobachtet den Eintritt der Eiweissabsonderung und staut dann erst den Harn vom Ureter aus mittelst des Manometers. Auch in diesem Fall müsste die Eiweisssecretion verringert, resp. zum gänzlichen Verschwinden gebracht werden, wenn dieselbe unter dem Einflusse des Blutdruckes stattfände.

Es könnte endlich noch eine methodische Durchführung von Versuchen mittelst Venenstauung geschehen, welche indess grosser Vorsicht bedürfen würde, da leicht die weitgreifendsten pathologischen Veränderungen Folge gehemmten venösen Rückflusses sind.

Die Venenstauung als solche muss den Effect haben, eine Anhäufung des Blutes in den Capillaren zu bedingen, den Stromlauf dort zu verlangsamen und somit den Blutdruck zu steigern.

Die voraussichtlich erfolgende Eiweisssecretion wäre also ebenfalls als Druckphänomen aufzufassen. Nur ist zu erinnern, dass eintretende Ödeme leicht das Bild ändern und die Einfachheit des Vorganges verwischen können.

Die Stauung könnte entweder von der Vena renalis oder von der Vena cava infer. aus geschehen.

Von den hier skizzirten Versuchen sind allein die unter 1. und 2. a und b erwähnten, wenn auch aus Mangel an Zeit noch nicht in völlig entscheidender Weise zur Ausführung gekommen. Sie haben zu einigen bemerkenswerthen Resultaten geführt, die einer nähern Erörterung unterzogen werden sollen.

Die Versuche mittelst Venenstauung, wie die sub 2 c namhaft gemachten, bleiben einer spätern Zeit vorbehalten. Hinsichtlich der Letzteren sei erinnert, dass sie grosse Schwierigkeiten desshalb bieten, weil es noch nicht gelungen ist, eine länger (etwa 12—24 Stunden) dauernde möglichst gleichmässig anhaltende Eiweisssecretion mit Sicherheit zu erzeugen. Es bedarf der letztern, wenn Eiweisswägungen voraussichtlich zu einem Ergebniss führen sollen. Man wird sonst in Ungewissheit darüber bleiben, ob die etwaige Abnahme des Eiweissgehaltes eine spontane ist, oder ob sie auf Rechnung der durch den Gegendruck veranlassten Minderung des Absonderungsdruckes kommt. Denn für gewöhnlich pflegte, wie nochmals hervorgehoben werden soll, die Eiweisssecretion höchstens einige Stunden lang, also kaum bis zu einer Zeit zu bestehen, innerhalb deren es selbst bei thunlichster Beschleunigung einen betreffenden Versuch auszuführen möglich war.

A. Versuche mittelst Ureterenunterbindung.

a) Mit Manometerdruck.

Die Aufsuchung des Ureters, das Einfügen eines T-förmigen Röhrchens in denselben zum Zwecke des Auffangens des Harnes und das Anlegen des Manometers an letzteres behufs der Stauung des Urins geschah ganz nach der von Dr. Hermann ausführlich beschriebenen Methode 1), so dass ich ein näheres Eingehen auf dieselbe vermeiden und mich gleich zur Darlegung der Versuche selber wenden kann.

1) Vergleichung des Harnes aus den beiden gleichzeitig thätigen Nieren" (Sitzungsb der mathem.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften, XXXVI. Band, pag. 349, Jahrgang 1859) und „Über den Einfluss des Blutdruckes auf die Secretion des Harnes" (ibid. Sitzungsberichte vom 5. December 1861, pag. 26).

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