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Reichs brachte. Schon in den ersten Tagen der neuen Regierung wurden blutige Frevel von ihr ausgeübt und Uns schuldige gemordet. Laodike war um die Zeit, als ihr Gemahl starb, in Kleinasien, Berenike in Antiochia. Die Vorderasia, tischen Städte waren aber der Berenike und ihrem Sohn gewog, ner als der Laodike. Besonders schien der Befehlshaber in Ephesus, Sophron, der Lestern zum Instrument ihrer Ab. sichten nicht tauglich; se drückte daher die Städte und trach. tete Sophren nach dem Leben. Glücklicherweise stand Sophron mit einer öffentlichen Buhldirne, der Danaë, die das Vers trauen der Königin hatte, in genauer Verbindung, diese gab dem unschuldigen Mann einen Wink von den Absichten ihrer Gebieterin, er rettete sich glücklich nach Griechenland, sie selbst ward aber dafür auf Befehl ihrer Freundin vom Felsen. gestürzt. Für die Sitten der Zeit und besonders der Höfe dieser Zeit verdient es bemerkt zu werden, daß diese Danaë zugleich zu den berühmtesten öffentlichen Buhlerinnen, zu den Personen, welche die Epikureische Philosophie damals am besten kannten und vortrugen, und zu den ersten Damen des föniglichen Hauses gehörte. Von Ephesus eilte Laodike nach Antiochia und mordete dort die unglückliche Berenike und ihr Kind. Die Städte Vorderasiens, die stets mit Prolemåus im Zusammenhang waren, hatten schon vorher die Waffen ergriffen, um die Acgyptische Prinzessin zu retten, und nach ihrer Ermordung fielen nicht allein diese Städte ab, sondern es schien fast, als wenn sich das ganze Reich auflösen würde. Ptolemåus der Dritte ergriff den Vorwand, um das ganze Syrische Reich zum Abfall zu bewegen, und fand in den meisten Provinzen um so eher Gehör, als er seine Aufforderung durch den Einmarsch seiner Truppen unterstüßte. Nur Phrygien und Lydien blieben dem Seleukus treu, alle Provinzen der Küste und alle Griechischen Staaten in Vorderaien traten mit Ptolemåus in Verbindung, der auch Syrien und die östlichen Provinzen durchstreifen ließ, wenn auch die Nachricht des Adulitanischen Monuments, die auch sein Hof. tichter uns überliefert hat, daß er alle icne Provinzen wirks

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lich in Besih hatte, übertrieben seyn sollte. Ausser den Aegyptern hatte Seleukus auch einen Feind in seinem eignen Bruder Antiochus, den man wegen seiner Herrschgier den Geier, Hierar, nannte (Ol. 135. 1. 240 v.C.). Dieser riß Lydien vom Reiche los, und Seleukus mußte ihm endlich nicht nur der Königstitel zugestehen, sondern auch ganz Vorder, asien überlassen. Wenn indessen auf diese Weise Vorderasien verloren giug, so kehrte dagegen Syrien zu seinem rechtmäßigen Oberherrn zurück, sobald Ptolemåus seine Heere an sich ziehen mußte. Im Besiß der Länder vom Taurus bis an den Euphrat suchte Seleufus (Ol. 135. 1. 240 v. C.) auch die entfernteren Provinzen wieder zu erobern und zog deshalb nach Medien und Persis, ward aber wahrscheinlich auf diesem Zuge von den Parthern gefangen. Noch in demselben Jahre oder we nigstens zuverläßig im folgenden schloß er mit Ptolemåus einen Waffenstillstand auf zehn Jabre, vermöge dessen er seine Asiatischen und Syrischen Besißungen wieder erhielt, und unter diesen auch Damaskus, welches vordem Antiochus den Aegyptischen Königen entrissen hatte. Unmittelbar nachher ward er mit seinem Bruder Antiochus, der mit Hülfe der Gallischen Miethlinge sein Gebiet in Kleinasien ausbreiten wollte, in einen neuen Krieg verwickelt. Ein Monument, das sich aus diesen traurigen und dunkeln Zeiten erhalten hat, beweiset, daß die Griechischen Städte Smyrna und Magnesia die Umstände benußten und ihre Freiheit und Unabhängigkeit als Geschenk von Seleukus dankbar annahmen z); doch finden wir sie gleich darauf von Ptolemåus Truppen beseßt. Gegen seinen Bruder war Seleukus Anfangs glücklich gewesen, und bis nach Lydien vorgedrungen, als plößlich Mithridates von Pontus, mit Antiochus verbündet, in Phrygien einfiel und den Seleukus bey Ancyra mit Hülfe der Gallier so entscheis dend schlug, daß sein Heer völlig zerstreut ward; ihn selbst vermißte man einige Zeit zz). Diese Niederlage des Syri.

7) Chandler Marmora Oxoniensia pag. 5 sqq.

zz) Euseb. Chron. Vers. Armen. Venet. 1818. 2 Voll. 4. Pars I

schen Königs trug sehr viel dazu bey, den kleinen Dynasten von Pergamum einen Rang unter den Hauptmächten dieser Zeit zu verschaffen. Ein Syrischer König ward nämlich von Galliern erschlagen, sein Sohn Antiochus Hierar hatte mit ihrer Hülfe gesiegt, sah sich, aber bald von ihnen verlassen und von seinem Bruder Seleukus aufs neue verfolgt. Das gegen schlug erst Eumenes, des Philetårus Nachfolger in Per gamum, dieselben Gallier in einem offnen Treffen, und gleich hernach besiegte sie des Eumenes Nachfolger Attalus aufs nene in einer Hauptschlacht bey Sardes. Seit dieser Schlacht nabm Attalus den Königstitel an, den seine Nachfolger beys behielten. Weniger glücklich als Attalus war Antiochus, welcher durch seinen Sieg in größere Verlegenheit gerieth, als sein Bruder durch die Niederlage. Seleukus stellte sein Heer bald wieder her, Antiochus ward von seinen eignen Galliern als Gefangner behandelt. Er entkam zwar ihren Händen, ließ sich von den Truppen des Ptolemàus, welche Magnesia besezt hatten, unterstüßen, gewann ein Treffen, und vermählte sich mit der Tochter des Bithynischen Königs Zeilas; allein seine Heftigkeit stürzte ihn bald in neue Gefah ren. Er gerieth zugleich mit seinem Bruder und mit dem Könige von Pergamum in Streit, und verlor durch den endlichen Frieden, den Seleukus mit Ptolemåus abschloß, auch die Hülfe der Aegypter. In einem und demselben Jahr (137. l. 4tes Jahr, 229 v. C.), ward er dreymal in Lys dien geschlagen, das lezte Mal aber litt er in der Nähe von Sardes durch Attalus von Pergamum eine solche Nies

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3.346. In Lydia, ubi primum certamen contractum fuit. Seleucus vicit, sed neque Sardes cepit, neque Ephesum, Ptolemaeus enim urbem tenebat. Quum vero in Cappadocia adversus Mithridatem secundus congressus fuisset, duae myriades ex suis a barbaris caesae ipseque occisus periit. So schlimm war es freilich nicht; weil aber Porphyrius (aus dessen Tert die Stelle ist) ost solche Irthümer miteinmischt, so wollten wir lieber Niebuhrs Resultat anführen, als den Porphyrius selbst.

derlage, daß er von seinen Leuten verlassen zu einer Vers wandtin nach Kappadocien flüchten mußte, weil sein Schwie gervater, der König von Bithynien, unterdeß gestorben wara). In Kappadocien merkte er bald, daß man ihn seinem Bru der ausliefern wolle, und flüchtete sich zu einem Generale

a) Da ich auch dem Parthischen Zuge des Seleukus, gegen Bayer regnum Bactrianum cap. XXXIV - XXXVII. pag. 60-67, eine ganz andere Zeit anweisen muß, als man gewöhnlich thut, so mag hier eine Anmerkung darüber und die Stelle aus Niebuhrs Abhandlung stehen, welche den Bestimmungen zu Grunde liegt. Wenn Bayer und die, denen er folgt, bestimmte Angaben vor sich hätten, so würde ich diese auch den scharfsinnigsten Hypothesen vorziehen, das ist aber nicht der Fall; Alles, was sie vorbrin= gen, ist blos hypothetisch. Daß Seleukus unmöglich vom zweyten Jahr der 136ten Olymp. bis zum dritten Jahr der hundert und acht und dreyßigsten, also von 235 – 225 v. E. in der Parthischen Gefangenschaft geblieben seyn körne, wird jedem sogleich einleuch ten, besonders, wenn er Niebuhrs Erörterungen der einzelnen Punkte dieser verworrenen Geschichte gelesen hat. Die Stelle, die wir einrücken zu müssen glauben, um den Leser, der die Abhand. lung nicht zur Hand hat, in den Stand zu sehen, zu urtheilen, ist folgende, Seite 65-66. Der Sieg des Uttalus über die Gallier, welcher ihre vieljährige über Klein Asien geübte Tyrannei brach, und wenigstens den Pergamenischen Staat von der Zinss pflichtigkeit befreite, war glorreich und ist in ruhmvollem Andens ken geblieben. Ich bin vollkommen überzeugt (vergl. Justin XXVII. c. 3, wo Justinus mit doppeltem Fehler Eumenes König von Bis thynien den Sieg zuschreibt), daß dieser Sieg über sie nicht als Nation, sondern als des Antiocheners gedungene Hülfsvölker ers fochten ward, und es ist wahrscheinlich eine von den Schlachten, deren Porphyrius gedenkt. Nach dieser Schlacht nahm Uttalus den Königstitel an, aber unter den vier und vierzig Jahren seiner Regierung sind auch die 11 oder 12, welche er vorher, seit Olymp. 135. 1., als Dynast zu Pergamus geherrscht hatte, begriffen: und Niemand glaube, daß man jenen Sieg Ol. 135. 1. sehen müsse. Wir bekommen nun auch eine Bestimmung der Zeit des Todes des Zeilas und des Anfangs von Prusias dem Lahmen: nach dem Prolog des Trogus XXVII. ist beides nach dem Siege des Attalus zu segen; also Ol. 138. 1. ungefähr.

des Aegyptischen Königs, der ihn aber, einem Artikel des Tractats mit Seleufus gemäß, in Verhaft nehmen ließ. Er entkam zwar aus dieser Haft wieder und gelangte nach Thras cien, ward aber dort von Gallischen Räubern erschlagen. Nach der gewöhnlichen Meinung war Seleufus noch unglück licher als Antiochus, er soll nämlich zehn Jahre lang Gefan. gener der Perser geblieben seyn. Hat es aber auch mit dieser Gefangenschaft seine Richtigkeit, woran jedoch zu zweifeln ist, weil Porphyrius, so weit wir ihn durch die Armenische Ueber. sehung des Eusebianischen Werks von der Zeitrechnung haben fennen lernen, durchaus nichts davon weiß, so muß man sie wenigstens auf ein einziges Jahr beschränken. Seleukus baute nach seines Großvaters Beispiel viele Städte, er ver. größerte seine Hauptstadt Antiochia mit einem ganzen Stadt, viertel. Dies erfoderte eine Zeit der Ruhe, die ihm erst nach dem Frieden mit Aegypten werden konnte; wie ließe sich dieses mit einer zehnjährigen Gefangenschaft vereinigen? Wir glaus ben daher diese lange Gefangenschaft des Selcukus bezwei feln zu müssen, wenn er gleich in den unglücklichen Zeiten, wo er mit seinem Bruder und mit dem Könige von Aegypten im Streit war, in die Hånde der Parthischen Horden, welche damals Hyrkanien überschwemmt hatten, mag gefallen seyn b). Daß in diesen Zeiten das Parthische Reich Festigkeit mag ers langt haben, daß in dem Zeitraum vom Jahre zwey hundert b) Bayer citirt pag. 65. über die lange Gefangenschaft des Seleukus eine ganz falsche Stelle, was wir nur gelegentlich bemerken, da einem das sehr leicht widerfahren kann. Er citirt den Posidonius bey Athenaeus pag. 439, dort ist aber von Seleukus gar nicht die Rede, sondern von Antiochus. Die Stelle, die er in Gedanken hatte, steht lib. IV. pag. 153, wo aber schon der Zusammenhang zeigt, daß weder von einer zehnjährigen, noch überhaupt von einer mehrjährigen Gefangenschaft die Rede seyn kann. Es heißt: Po= sidonius erzählt im sechzehnten Buch seiner Geschichten, daß er, wie er nach Medien hinaufgezogen und Krieg mit Arsaces geführt habe, von diesem gefangen worden und sich lange Zeit bey ihm aufgehalten' - (ώς πολύν χρόνον διέτριψεν παρὰ τῷ ̓Αρσάκει), burdaus als König behandelt worden sey.

Schlossers Universalhist. II. Thl. 1te Vbth.

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