allzubekannten Landes und dem Leichnam des hingeschlachteten Hellas, erblicken triumphirend die obscuri viri in der Mitte den Scheiterhaufen, auf welchem die europäische Aufklärung, wie weiland jener indische Calanos, freiwillig sich den Flammen übergiebt, vielleicht um als Phönix einer andern dankbarern Hemisphäre zu erscheinen. Geschrieben am Tage, als ich die Geschichte der Aufrichtung des Missionskreuzes zu Strasburg und die Beschreibung der Noth unserer christlichen Brüder zu Mesolonghi gelesen. Einleitung. I. Der Streit Johann Reuchlin's mit den Theologen zu Köln. Noch ehe Dr. Martin Luther seine Thesen gegen den Ablasshandel an den Kirchen zu Wittenberg angeschlagen und dadurch das Looszeichen zum allgemeinen Kampfe gegen die römische Hierarchie gegeben, hatte in einem äusserst merkwürdigen Vorspiel bereits sich dargethan, dass der Geist der Zeit ein durchaus anderer geworden, und die Herrschaft absoluten Priesterregimentes und scholastischer Gelehrsamkeit in der Ueberzeugung des grössern Theils der gebildeten Menschheit vernichtet sey. Dieses Vorspiel war der langwierige und verwickelte Handel, welchen Joh. Reuchlin mit dem Dominikanerorden zu Köln und dessen Anhängern unter Priesterschaft und Gelehrten zu bestehen hatte, ein Handel, welcher weniger durch das Urtheil päbstlicher Gerichte, durch kaiserliche Verfügungen und die Sprüche der Fakultäten, als mit allen Waffen der Gelehrsamkeit und des Genie's so lange durchgefochten werden musste, bis die vergifteten Pfeile der Verfasser der Dunkelmänner und Franz von Sickingens bereits aufgehobenes Ritterschwert die in der öffentlichen Meinung bereits getödteten Fanatiker zum Frieden nöthigten. Aus einer, scheinbar, unbedeutenden Veranlassung nahm das folgenreiche Ereigniss seinen Anfang. Der getaufte Jude Johannes Pfefferkorn verwickelte Reuchlin, der mit Erasmus damals anerkannt in das Prinzipat der Gelehrsamkeit sich theilte, und nicht minder von Seiten seines Charak ters, durch strenge Tugend und gemässigte Gesinnungen allgemeine Hochachtung sich erzwang, in eine Fehde mit den Dominikanern zu Köln, welcher Orden daselbst den Hauptsitz und das letzte Bollwerk des untergehenden Scholasticismus bildete. Diese, anfangs rein litterarische, Fehde nahm, als Vorurtheile, Sektenhass und Privatleidenschaft in die Sache sich mischten, bald einen religiösen und politischen Charakter an und wurde zu einem Kampfe auf Tod und Leben, zwischen dem Prinzip der Gelehrsamkeit des Mittelalters und dem jugendlich kräftigen Geiste des angebrochenen sechzehnten Jahrhunderts; ein Kampf, der bald darauf nur von der Wissenschaft auf den Glauben übertragen wurde, aber demselben Impuls, wie die Glaubenssache selbst, sein Entstehen verdankte. Der grösste Theil der Gelehrten Teutschlands, ja die ausgezeichnetsten Männer vieler anderer Länder, partheieten sich darin, je für den einen oder andern Theil. Aber die meisten Organe der öffentlichen Meinung und die Stimmführer des Tages waren für Reuchlin, für seine Person oder Grundsätze. Der Gegenstand, worüber die Entzweiung kam, betraf die Bekehrung der Juden, die Literatur derselben und die Gefährlichkeit talmudistischer oder anderer, polemisirender und dem Christianismus feindseliger Bücher. Mit künstlichem Religionseifer, vielleicht auch durch Bornirtheit des Verstandes im Ernste dazu vermocht, wüthete der wissenschaftliche Emporkömmling Pfefferkorn, welcher um jeden Preis sich einigen Namen zu erwerben trachtete, in mehrern Schriften gegen seine ehemaligen Landsleute. Den ersten Anstoss hiezu aber hatte er durch die Predigermönche zu Köln erhalten, welche vor Begierde brannten, die Juden, unter dem Vorwand, schändliche und verderbliche Bücher ihnen zu entreissen, und in Hoffnung kostbarer Lösung, nach Kräften zu brandschatzen. Nachdem somit die öffentliche Meinung durch geharnischte Streitschriften auf die künftige, grössere Verfolgung vorbereitet worden war, suchte man letztere von oben herab in Gang zu bringen. Demnach erwirkten die Kölner allererst vom Kaiser Maximilian, durch Ränke mancherlei Art, Mandat, welches verfügte:,, dass alle Schmähbücher, welche die Juden zur Schändung oder Verunglimpfung der christli ein |