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Das Magazin

für die

Litteratur des In- und Auslandes.

Vierundfünfzigster Jahrgang.

Begründet von Joseph Lehmann, 1832.

Herausgeber: Hermann Friedrichs.

Hundertundsiebenter Band.

107

Januar bis Juni 1885.

Leipzig und Berlin
Verlag von Wilhelm Friedrich.

K. Hofbuchhandlung.

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Inhalt:

I.

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für die Litteratur des In- und Auslandes.

Organ des Allgemeinen Deutschen Schriftsteller-Verbandes.

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Jeder unbefugte Abdruck aus dem Inhalt des „Magazins" wird auf Grund der Gesetze und internationalen Verträge zum Schutze des geistigen Eigentums untersagt.

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Wenn Heine behauptet, der Schriftsteller könne „die Dummheit des Publikums nie hoch genug anschlagen", so ist dies eine jener zweischneidigen Thesen, die, unvorsichtig gehandhabt, dem Autor selbst empfindliche Verwundungen beibringen.

Mehr als einmal hat es sich in den letzten Dezennien ereignet, dass z. B. publizistische Unternehmungen an der Unterschätzung des Publikums zu Grunde gegangen sind. Das Zuwenig ist hier ebenso verhängnisvoll wie das Zuviel.

Zunächst allerdings wird ein Dichter, wenn ein Stoff ihn wahrhaft ergriffen hat, die Frage nach dem voraussichtlichen Verhalten des Publikums nicht für allzu erheblich halten. Es ist ja eine alte Erfahrung, dass nur diejenigen Themata mit gedeihlichem Erfolge behandelt werden, zu denen der Autor ein innerliches Verhältnis gewonnen hat, die ihn fesseln, entzücken, begeistern. Und da nun der Eindruck, den ein Stoff auf den Poeten hervorbringt, durchaus nicht in die Sphäre des Willens fällt, sondern mit ganz der gleichen

Naturnotwendigkeit erzeugt wird, wie die Verliebtheit. beim Anblick des bethörenden Liebreizes, so lässt sich auch dieses innerliche Verhältnis des Autors zu seinem Thema nicht abhängig machen von der Erwägung, ob das betreffende Thema der Majorität des Publikums genehm sein werde oder nicht.

Setzen wir dagegen den Fall, der Autor - wie dies bei wirklich produktiven Köpfen die Regel ist stehe, da er zu neuem Schaffen sich rüstet, mehreren Stoffen mit der gleichen Lebhaftigkeit der Sympathie gegenüber. Heute gibt er vielleicht dem einen, morgen dem andern, übermorgen dem dritten den Vorzug, ohne sich klar zu sein, welchen er definitiv zu wählen habe. Und doch weiß er, dass er nur einen behandeln darf, die beiden andern jedoch für immer ad acta zu legen hat, weil nämlich die Verwandtschaft der drei Stoffe so groß ist, dass die nachmalige Behandlung der beiden übrigen zu Wiederholungen führen müsste.

In diesem Fall wird auch bei demjenigen Autor, der nur sein ästhetisches Gewissen entscheiden lässt, der Gedanke mit in Betracht kommen: Welches der drei mir gleich wertvoll erscheinenden Themata verspricht mir die stärkste Wirkung auf meine Leser?

Greift der Poet nun fehl Idas heißt irrt er sich in der Abschätzung, und wählt ein Sujet von geringerer Wirkungskraft, die effektvolleren Themata unbenutzt lassend so wird er, abgesehen von jener Unlust, die jeder Enttäuschung anhaftet, keine nachhaltige Verstimmung erfahren. Er wird nicht mit sich selbst zerfallen; denn er hat ja im Grunde keinerlei Koncession gemacht.

Geradezu trostlos ist jedoch die Situation desjenigen Autors den Namen eines Poeten verdient. er nicht der wider sein besseres Gefühl ein Thema nur um deswillen vor andern bevorzugt, weil er auf größeren Effekt hofft, und der nun zu seiner Beschämung erfahren muss, dass er die ästhetische Feinfühligkeit des Publikums zu niedrig veranschlagt hat.

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