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lige Linde in Ostpreußen giebt. Schau nun um dich her, was hier Alles, theils auf dem Boden, theils in hölzernen Läden oder in leinenen Zelten ausgelegt und aufgestellt ist. Hier liegen die feinen Kohlarten, dort Erbsen und Bohnen, dort prächtige Köpfe des zartesten Lattich, und bier die rothen Möhren und die weißen Rüben, auch unsere Kartoffeln siehest du da aufgeschichtet, und hier die dunkelrothen Liebesäpfel ich weiß nicht, wer oder was ihnen diesen schönen Namen gegeben hat und da kommen wir an die dicken Zwiebeln und an die langen Gurken, die aber doch nicht so lang sind, wie die ellenlangen, die ich in Konstantinopel sah, und welche die Türken mit ihren breiten Säbelmessern auf den Straßen abschälten und roh verschlangen; und hier liegen die gelben Melonen und die grünen Wassermelonen; und dort ganze Bretterbuden voll goldener Apfelsinen, und andere daneben mit Aprikosen, Pfirsichen, Pflaumen, Birnen, Nüssen; und da prangt die Mutter Flora mit allen ihren lieblichen ein - und vielfarbigen Kindern, und endlich das vielerlei Backwerk, feines und grobes, plattes und dickes, rundes und eckiges, auch Honigkuchen und Zuckersachen und so Vieles, was ich nicht benennen kann.

Das von uns bisher durchwanderte Thal war es hauptsächlich, in welchem am 1. Nov. 1755 das furchtbare Erdbeben, das nicht allein Europa, sondern auch Asien, Afrika und Amerika, und nicht nur diese Erdtheile, sondern auch den Ocean durchbebte, seine Zerstöhrungswuth ausließ, indem es hier, wie überhaupt in dem westlichen Stadtbezirk, die meisten Häuser niederwarf und 30000 Menschen dem Tode überlieferte. Hier und da sehen wir noch Ruinen, wiewohl wenige, und fragen wir, woher diese? so antwortet man: sie sind von dem großen Erdbeben her übrig geblieben. Nach jenem Er

eigniß sind die Häuser prächtiger wieder aufgebaut, während der östliche Stadttheil, der von der Erschütterung verschont blieb, mehrentheils die älteren weniger schönen Gebäude bewahrt hat.

Herr Daniel Ferreira de Mattos, Dr. der Theologie und Kabinetssekretär des Patriarchen von Lissabon, gewöhnlich Senhor Daniel genannt, ein höchst achtbarer Herr, wie ein Kind so rein von Gemüth, und so wohlwollend, daß ihm die Freude aus den Augen strahlte, wenn er Jemandem gefällig sehn konnte, war ein Freund des Herrn Costa und säumte nicht, nach unserer Ankunft sogleich herüberzukommen, um den Vater der Frau Costa kennen zu lernen. Er führte uns in die im östlichen Stadttheile gelegene Kirche des heil. Vicent, eine der größten Lissabons, mit zwei hohen ganz gleich gestal= teten Thürmen, welche mit dem gewaltigen Kirchengebäude von der Höhe die ganze weite Umgebung beherrschen. In der Kirche war die andächtige Gemeinde versammelt, und eine Bande Musiker spielte ihr zu ihrer Andacht recht muntere Mufikstücke zu. Von da schritten wir durch die langen Kloster und Kreuzgänge, und betrachteten deren sehr alte Wandgemälde, die in blauer Farbe auf weißem Porzellan meistens Landschaften darstellen, sodann durch die schöne mit feinen Mosaikgemälden ausgeschmückte Sakristei und stiegen nun auf einen der Thürme zu dem Glockenhause, wo es grade Zwölf schlug, und wir der Aufführung eines Glockenspiels beiwohnen konnten, welches neun größere und kleinere Glocken veranstalteten, indem diese theils durch hölzerne von Männern getretene Klavis, theils durch Stricke in Bewegung gesetzt wurden. Den Beschluß des Kirchenganges machte die Promenade auf dem flachen Dache, von welchem wir die herrliche Aussicht auf den Tejo, die Serra Arrabida, den Festungsberg und über

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den ganzen östlichen Stadttheil hatten. Die meisten Kirchen Lissabons sind in dem italienischen Sthl erbaut, im Innern glanzvoll ausgeziert und viele mit großen Klostergebäuden verbunden; jedoch sind die Klöster seit dem Jahre 1834 überall im Lande aufgehoben. Es gab derselben eine nicht geringe Anzahl, nämlich gegen 350 Mönchs und 120 Frauenklöster mit etwa 5500 Mönchen und 2700 Nonnen. Nachdem wir noch die prächtige Grabeshalle besehen, in welcher die Könige Dom Pedro IV. und Johann IV. in stattlichen schwarzen mit kostbaren Teppichen behangenen Särgen ruhen fie erinnert an die Turbets oder Grabeshallen der türkichen Sultane in Bruffa und Stambul da führte uns Senhor Daniel in seine eigene sehr geräumige Wohnung, die viele große Zimmer hatte, aber die Zwischengänge waren, wie in anderen Häusern der Stadt, äußerst schmal und enge. In dem letzten Zimmer fanden wir den Tisch gedeckt und mit dem ausgesuchtesten Frühstück besetzt, und einen Portwein, wie man ihn in Deutschland schwerlich auftischt. Zum Schluß wandelten wir in seinem nahen hochgelegenen Garten zwischen Orangen, Feigen, Aprikosen und Birnbäumen umher, von Reseda, Geranien, Heliotrop, Nelken und Nosen umduftet.

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Eine der belohnendsten Aussichten giebt der äußerste Berggipfel des östlichen Stadttheils, er hat den Namen Nossa Senhora de Monte d. i. unsere liebe Frau vom Berge. Frau Costa ging mit uns eines Abends dorthin, es dauerte eine Stunde, bis wir von ihrer Wohnung daselbst ankamen. Man wandert bergauf bergab; viele Straßen sind hier nicht gepfla= stert, haben jedoch einen Felsboden und können daher wohl des Pflasters entbehren, die Häuser klein und groß, niedrig und hoch, mehrentheils aus alter Zeit stammend, doch auch manche neuere schöne Gebäude. Der letzte Theil des Weges

führt an dem Rande des Bergzuges hin, der sich von der Festung gegen Nordost erstreckt und zur Linken in ein tiefes Thal fällt, dessen äußerster Theil, nicht mehr mit Häusern besetzt, von Gärten und Maisfeldern grünt. Nachdem wir sodann über die Penha de França, eine erhöhete Platte des Bergrüdens, auf welcher ein großes Klostergebäude mit einem inneren von langen Bogengängen umschlossenen Hofe steht, hinübergegangen, sind wir nach einem Viertelstündchen am Ende der Stadt. Hier weilt Nossa Senhora de Monte auf ebenem Platze, der an dem steilen Rande mit einer Mauer eingefaßt ist, die Kirche ist unansehnlich und bietet nichts Merkwürdiges; aber dagegen die Umschau, die sich hier dem Auge erschließt, ist Lohn, der reichlich lohnet. Denn hier sehen wir so ziem lich über die ganze große Stadt hinweg und auf alle besonders ausgezeichneten und anziehenden Gegenstände. Dort auf der Südseite hat der Tejo seinen drei Stunden breiten Spiegel hingelegt, dessen Rahmen die hohe Serra Arrabida mit der Festung Palmella bildet; und hier unter uns zieht das vorhin erwähnte tiefe Thal hin, zunächst mit Gärten, aber weiter links mit Häusern besetzt, über welche sich der Festungsberg des heil. Georg mit seinem steilen Olivenbäume tragenden Abhang emporhebt; und dort die weite vierseitige Fläche, uns grade gegenüber, ist der für das Lissabonner Volk so wichtige Trödelmarkt, an welchen sich das hübsche Bosket da anschließt; weiterhin erblicken wir den Passeio publico und den Gemüsemarkt Figueira, und darüber am Rande des westlichen Stadtrevieres die Mãi d'agua oder das große Bassin der Wasserleitung, und wiederum über diesem den schönen Garten S. Pedro d'Alcantara; und hinter diesem in weiter Ferne gen West schimmern die weißen Thürme der Kirche Estrella und der Marmorpalast Ajuda. So haben wir hier

fast alle merkwürdigen Punkte der Hauptstadt vor ung, von benen wir die noch nicht von uns beschriebenen kennen lernen wollen, nachdem wir zuvor der Abwechselung wegen einen Ausflug nach Eintra gemacht haben.

Nach Cintra.

Nicht weit unterhalb der Praça do Commercio ist ein Platz, Namens Largo do Pelourinho, viereckig, aber weder so groß, noch so schön wie jener, und in der Mitte steht eine Säule. Von diesem Platze gehen die Omnibus der Stadt ab. Eines Morgens um 6 Uhr stieg ich in einen derselben, und um 10 Uhr war ich in Cintra, in dem Paradies von Lissabon, 4 Legoas oder 6 Stunden fern gegen Nordwest. Die vortreffliche Kunststraße führt stets sanft bergauf, durch manche freundliche Dörfer und bei schönen Landhäusern oder Quintas vorbei, bis wir die mehrfach genannte Serra erreicht haben; und hinter dieser, an ihrem Fuße, liegt das Städtchen am Abhange und in der Tiefe mit hohen und weißen Häufern, und gegenüber auf der östlichen Hochfläche ein großes königliches Schloß mit Thürmen. Wie ganz anders ist hier die Natur als bei Lissabon! Hier sind wir in wilder Gebirgsgegend, von Felsen umschlossen, in dichtem Walde verborgen. Dieser besteht aus Nadelholz, aus immer grünen Eichen, Korkeichen und edelen Kastanien, zwischen welchen einzelne Platanen und Chpressen emporsteigen. Rasch und steil erhebt sich aus dem tiefen Grunde die zackige Serra und zieht mit ihren zerrissenen Kalksteinfelsen von Ost nach West dem Meere und dem Kap Roca zu, auf der Südseite, also nach Lissabon hin, nackt und öde, auf der Nordseite bewaldet. In dem Hotel der Frau Lorenz hörte ich nur englisch sprechen, denn

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