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Ende die vier Flügel trägt, an welchem das leinene Tuch in Form eines Dreiecks sitzt, dessen Spitze nach innen gekehrt ist. Diese Windmühlen nehmen sich gut aus und sind hübscher als bie unsrigen, aber nicht so schön wie die in Griechenland, deren runde Thürme zwölf Flügel mit zwölf weißen Tüchern in Dreiecksgestalt haben.

Nicht weit von dem Dorfe Calot, wo man etwa die Hälfte des Wegs zurückgelegt hat, las ich an einem Chauffeestein den Namen Bellas. Ich fragte daher einen in der Nähe arbeitenden Straßenwärter, ob dieses Bellas der Ort seh, von wo das Wasser in dem Kanal und über die Aquadukte nach Lissabon geleitet werde, und er bejahete es nicht nur, sondern fügte auch hinzu, derselbe liege nicht weit links von der Straße ab. Da bedachte ich mich nicht lange, ich mußte den Anfang der großartigen Anlage sehen. Nach wenigen Minuten traf ich die links abgehende Seitenstraße und kam auch bald in das in der Tiefe und daher versteckt liegende Dorf. In diesem ging ich bei einer der größten Quintas vorbei, welche einen dichten stattlichen Wald von Ulmen, Eschen, Eichen und anderen Bäumen einschloß. Bon da wanderte ich auf der Straße noch eine Viertelstunde bergauf und ging dann von derselben links ab auf eine nicht breite Niederung zu, in welcher ein Bach hinunterfloß. Diesen verfolgte ich aufwärts bis zu der Stelle, wo mehrere schmale Wafferrinnen zusammenliefen, um den einen Bach zu bilden. Hier war demnach der Ursprung und Anfang des Wassers, welches den Bewohnern der Residenz zugeführt wird. künstliche Anlage, wenn

Eine

ich nicht ein kleines Bassin unterhalb des Zusammenlaufes jener Wasser so nennen will, habe ich dort nicht gesehn. Der Bach aber fließt von der ziemlich beträchtlichen Höhe auf die Straße von Cintra zu, und wird über dieselbe auf einem

Aquadukt von etwa 20 Bogen geleitet, die indeß, da das Thal nicht sehr tief ist, bei weitem nicht so hoch und majestä tisch sind, wie die nahe bei Lissabon, die wir später betrach= ten werden.

Die zweite Hälfte der Straße nach Lissabon ist anziehender und interessanter als die erste, da sie durch viele hübsche Dörfer führt, die je näher der Hauptstadt desto zahlreicher und schöner werden, alle mit hellen, weißen oder gelben Häufern. Die Dorfbewohner ziehen viele Hühner, aber alle, die ich sah, waren von Giraffengestalt, mit langen Hälsen und hohen Beinen und gelbem Gefieder. Auch erblickt man manche schöne Quinta mit Gärten, Baumgruppen und Laubengängen. Die prächtigste liegt in dem Dorfe Laranjeiras *) linker Hand an der Straße. Am Eingange derselben stehen zwei dicke runde Thürme, die auf der Höhe einen von Säulen gestützten Pavillon tragen; ein breiter Baumgang führt durch den parkartigen Garten auf das Schloß zu, an welches sich auf der einen Seite eine Reihe von Gewächshäusern anschließt. Man sagte mir, sie gehöre dem Conde do Farrobo, der mir übrigens unbekannt ist. Die Straße war lebhaft, viele Wagen mit Personen oder allerlei Geräthschaften fuhren nach Cintra, auch der Omnibus, der mich am Tage vorher dorthin gebracht hatte, und eine lange Reihe von Ochsenkarren, die mit ihren runden mit dicken Eisenbändern beschlagenen Scheibenrädern ohne Speichen sich noch schwerfälliger als die schleppfüßigen Stiere fortbewegten. Um 1 Uhr war ich in dem lieblichen Passeio publico von Lissabon, wandelte mit Herzenslust in dem schönsten der Luftgärten umher und kehrte von da zu der gaftlichen Familie Costa zurück, in welcher ich mit der herzli

*) Laranjeira (spr. Laransche-i-ra) bedeutet Orangenbaum.

chen Aufnahme, wie vorher, beglückt wurde. Das war also mein Ausflug nach Cintra, und Cintra wird von jedem Freund der Berge und Waldschluchten mit Freuden begrüßt werden, und ist für die des grünen Waldes entbehrende Hauptstadt ein Eden, ein Paradies, ein Kaschmirthal des Himalaya.

Die Merkwürdigkeiten Lissabons.

Fortseßung.

Wir wollen uns jetzt wieder den Merkwürdigkeiten Lisfabons zuwenden, die wir noch nicht näher betrachtet, aber be reits auf der Bergplatte von Nossa Senhora de Monte gese hen haben. Begleite mich denn, mein freundlicher Leser, zu der Mãi d'agua ober der Wassermutter. Wir gehen durch den schönen Passeio publico, von da aufwärts dem nördlichen Ende der Stadt zu und stehen vor einem großen massiven Gebäude. Ein dienender Geist schließt es auf, und da schauen wir in ein tiefes geräumiges viereckiges mit Wasser gefülltes Becken, in welchem vier gewaltige Pfeiler die Decke tragen. An der Hinterwand ist ein thurmartiger Felsen aus porösem Gestein aufgebaut, und aus diesem springt in vielen Strahlen, wie aus einer Fontäne, das Wasser in das große Becken, in welchem es von grüner Farbe, wie Seewasser erscheint. Auf einer Treppe steigen wir oben auf das Dach und stehen hier auf einer steinernen Plateform, die sich über das ganze Gebäude hinstreckt. Von diesem hohen Standpunkte überschauen wir hauptsächlich den mittleren Theil der Stadt, das Thal zwischen der östlichen und westlichen Höhe. Nachdem wir wie der heruntergestiegen, öffnet der Diener in der Nähe des vorher erwähnten Felsens eine Thür, und durch diese treten wir in den Kanal, der das Waffer in das Bassin führt. Er ist

mit großer Sorgfalt gebaut, in gutem Stande, sehr reinlich, oben überwölbt, enthält in den geweißten Seitenwänden Fenster und ist hoch genug, um bequem darin fortgehen zu kön nen. In einer besonderen Rinne fließt das Wasser. Wir gehen nun in diesem Kanal eine halbe Stunde vorwärts, se= hen zwei besondere Seitenkanäle, die das Wasser in andere Theile der Stadt führen, abgehen, und halten zuletzt an einer Thür. Der Geist schließt sie auf, und wir sind im Freien fast am Ende der Stadt, und sehen bald darauf den Kanal hoch über ein Thal geleitet, indem er auf Bogen ruhet, die von gewaltigen Pfeilern getragen werden. Schau hin, da stehen 35 kolossale Pfeiler von gelblichem Marmorstein, oben burch Spitzbogen verbunden. Die in der Mitte stehenden sind die höchsten, da hier das Thal am tiefsten ist, zu beiden Seiten nehmen sie mit dem aufsteigenden Boden an Höhe ab, der höchste hält 235', die Länge aller Bogen 2500'. In steis nernen Rinnen läuft oben das Wasser darüber hin, dessen Ursprung wir bei dem etwa 4 Stunden von hier entfernten Dorfe Bellas gefehn haben. In geographischen Büchern pflegt dieser imposante Theil der Wafferleitung, die unter der Regierung König Johanns V. (reg. 1707-1750) ausgeführt worden, der Aquadukt von Alcantara genannt zu werden; aber in Lissabon nennt man ihn os arcos de Cumpulida, nach einem in der Nähe gelegenen Orte. Das Wasser wird in die verschiedenen öffentlichen Brunnen ein solcher heißt Chafariz geleitet und von den Gallegos d. i. Spaniern aus der Provinz Gallizien, in Tonnen den Häusern zugetragen. Um es möglichst frisch zu erhalten, hat man, wie in Spanien, besondere irdene Krüge, die man bucaros und alcarrazas nennt. Ohne Frage kann diese Wasserleitung denen zu Nismes und Konstantinopel würdig zur Seite gestellt werden. Wie

die zu Nismes ursprünglich von den Römern angelegte ihr merkwürdigstes Bauwerk in dem Pont du Gard, und die zu Konstantinopel in dem Aquadukt bei Bujukderé hat, so die Lissaboner in dem von Cumpulida. Der Pont du Gard füllt freilich nur die Breite eines Flußbettes aus, denn er steht in dem Gard oder Gardon; aber er gewährt doch von allen den schönsten Anblick, da hier drei Bogenreihen über einander stehen, und die unteren, weit gespannt, sich so schön zurunden. Der von türkischen Sultanen angelegte Aquadukt, welchen man vom Bosporus unfern Bujukderé erblickt, enthält zwei Bogenreihen über einander, jedoch nicht so viele Bogen, wie der bei Lissabon. Die längste dieser Wasserleitungen ist die altrös mische bei Nismes.

S. Pedro d'Alcantara ist ein öffentlicher nicht großer Garten, hoch am Rande der westlichen Anhöhe, ungefähr dem Passeio publico gegenüber. Nicht allein wegen seiner herrlichen Lage, sondern auch seiner hübschen Einrichtung wegen ist er des Besuches werth. Das frische Grün der Rasenplätze, der Gesträuche und niedrigen Bäume, die durchlaufenden Wasserkanäle und die Bassins mit den Goldfischen, die von der reichlichsten Blüthenfülle duftenden Heliotropen - Teppiche, mit welchen die niedrigen Einfassungsmauern überzogen sind, die üppig blühenden Geranien, Rosen, Nelken und andere Kinder der bunt gekleideten Flora dies Alles ist schön anzusehn und ladet zum Verweilen ein. Dazu kommt die präch=

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Füßen gebettete Thal,

tige Aussicht in das tief zu unsern auf den Passeio publico und auf den gegenüber liegenden Höhenzug, dessen merkwürdigste Punkte, der Festungsberg, die Graça, die Penha de França und Nossa Senhora de Monte so schön auf die Bühne treten.

Von jenem Garten wandern wir auf der Höhe westwärts

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