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Französin, Madame Harde, die sich in der Welt umgesehn hatte; denn nach ihrer Erzählung war sie in Frankreich, Deutschland und Rußland umhergereiset, und war auch in Konstantinopel gewesen, da sie bei der Familie Woronzow den Dienst eines Garderobe-Mädchens versehn hatte. Sie war eine tüchtige Wirthin, welche gleich der Frau Lorenz in Cintra ihr Haus in Ordnung zu halten wußte. Ihr Mann ließ sich wenig sehen, er vertrat die Stelle des Kochs und verstand seine Sache. Um 10 Uhr wurde gefrühstückt und um 5 Uhr zu Mittag gegessen. Dazu stellten sich mehrere stehende Gäste ein, unter ihnen ein Schweizer aus Zürich, der mit uns deutsch sprach und, wie er sagte, seit zwanzig Jahren in Porto Geschäftsführer eines Hauses in unserm Iserlohn war. Bei Tisch wurde der gewöhnliche Portwein getrunken, der nicht das Süßliche des Lissabonner Weins hat, sondern einem milden Bordeaurwein gleicht. Die Flasche kostet einen Frank, aber von dem bei uns bekannten Portwein, sagte die Wirthin, könne sie die Flasche nicht unter zwölf Franks verkaufen. Dieser wächst nicht bei der Stadt, sondern weiter aufwärts am Strome, in der an Spanien grenzenden Provinz Traz os montes (d. i. hinter den Bergen) oder dem Territorio do alto Douro.

Nicht weit von dem Gasthause findet sich ein großer viereckiger von Baumreihen umgebener Platz, wenn ich nicht irre, Dom Pedros Platz genannt. Hier war es am Abend sehr lebendig, voll von Lustwandelnden und stehenden Gruppen; ein Feuerwerk und die aufsteigenden Raketen riefen Freuden und Jubelgeschrei hervor, und bis tief in die Nacht hinein spielte die Militärmusik. Die Straßen steigen natürlich bergauf und bergab, die Häuser sind massiv und hoch, und es giebt manche ansehnliche Kirche und öffentliche Gebäude, aber

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besonders ausgezeichnete nicht. Auf der Höhe wandeln wir in einer großen Gartenanlage unter Platanen, Linden, Eschen, Pappeln und wilden Orangen, oder auf dem weiten noch ziemlich neuen Friedhofe, der mit Reihen von Chpressen eingefaßt ist, während Hecken von Buchsbaum an den Wegen hinziehen. Die Denkmäler sind nicht von Bedeutung. In der Tiefe können wir nur eine kurze Strecke bequem am Strome wandeln, denn schöne Uferstraßen giebt es nicht, da meistens dicht am Wasser Häuser stehen. Aber eine recht freundliche Ansicht des DouroThales gewährt die Hängebrücke. Hier haben wir rechts und links die hohen Felsenufer mit den beiden bunten freundlichen Städten, zwischen ihnen den Strom, der unterhalb der Brücke einem geschlossenen Landsee ähnelt, mit Dampfern und andern Schiffen, oberhalb aber weit hinauf sichtbar ist und uns nahe rechts auf der Höhe von einem gewaltigen Klostergebäude beherrscht wird, das aber in den früheren Kriegen theilweise zerstöhrt worden. Gehen wir nun zu dem Kloster hinauf. Nachdem der steile Berg erstiegen, sehen wir oben einen langen breiten ebenen mit kurzem Gras bewachsenen Platz, ein langes mit niedriger Mauer eingefaßtes Viereck und in dessen Mitte das große halbzerstöhrte Klostergebäude, bei diesem zwei mit Roggen beladene Wagen also hier, im Norden des Landes wird Roggen gebaut, weiter füdlich nicht ferner einen Aquadukt von Pfeilern und Bogen und weiter auf der Hochfläche Äcker und Kastanien-Haine. Durch diese gelangen wir im Rücken der Stadt zu der im Bau begriffenen Nordbahn, die nach Lissabon geführt werden soll, und wandern durch Villa nova auf der bergunter gehenden großen Straße, deren Häuser zum Theil voll Weinfäffer sind, zu der DouroBrücke zurück.

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Um von dem romantischen Stromthale etwas mehr zu

schauen, setzen wir uns in eine Barke und lassen uns durch zwei Ruderer aufwärts fahren. Nachdem wir die Brücke hinter uns haben, sehen wir bald zur Linken die hohe vor andern auffallende Stadtmauer, denn sie sieht aus, als wolle sie zu uns herüberfallen, weil sie sich von der Höhe herunter dem tief unten befindlichen Flusse zuwendet; dazu hat sie oben schöne fein zugespitzte Zinnen und besteht aus großen Quadern, ist aber durch die Länge der Zeit dunkel - schwarz geworden. Darauf wird der Douro mehr eingeengt und eine Strecke recht schmal, wo das große Kloster über ihm steht; an den steilen Ufern ragen zwischen Bäumen und Gebüsch einzelne Felsen empor, durch welche sich der Fußpfad durchwindet. Der Strom wird wieder breiter und wir erreichen das Ende der Stadt Porto, die sich weiter als Villa nova längs deffelben hinzieht. Jetzt haben wir ein weniger schroffes Bergland, vielmehr ein liebliches häuser- und baumreiches Thalgelände vor uns. Schau dort zur Linken auf das weiße Schloß, welch sonderbarer ungewöhnlicher Bau! vier spitze Thürme und zwischen diesen liegen auf dem Dache zwei Kuppeln, als wenn eine türkische Moschee dastände. Der Schiffer sagt, es seh das Luftschloß eines Brasilianers, welchem auch das große weiße Haus daneben gehöre, eine Seifenfabrik. Dahinter fulgt Quinta auf Quinta, in Terrassen steigen die Weingärten auf die Höhen, bis steile Felsgebirge den Horizont schließen. Aber das rechte Ufer ist flacher und steigt allmälig zu einem stark bewaldeten Bergrücken empor, von welchem zwischen dem Grün der Bäumen viele helle Häuser herab blicken. Der Strom macht eine große Schlangenlinie, indem er sich erst rechts und dann links wendet, und verschwindet in der Ferne zwischen jenen hohen Felsbergen. Nachdem wir bis an den Waldrücken gekommen, kehren wir um, und treffen nun viele Fischer, welche mit gro

ßer Anstrengung die weit in den Strom gelassenen Netze an das Ufer ziehen, zumal wenn sie voll von Fischen sind. Unterhalb der Brücke steigen wir aus, nachdem die ganze Fahrt drei Stunden gedauert hat.

Nach Coimbra.

Ich verließ Porto am Freitag, Nachmittags zwei Uhr, um mit der Diligence nach der 15 Meilen entfernten Universitätsstadt Co i m bra zu fahren, während mein Freund mit dem Dampfer nach Lissabon zurückging. Wir waren noch in der Stadt, da brach etwas am Wagen, und wir hielten auf der Straße, bis der Kondukteur die schadhafte Stelle mit Striden verbunden hatte. Sogleich war eine Schaar neugieriger Buben herbeigeströmt, und es war recht komisch, wie der Kondukteur seine beschmutzte Hand auf der Schulter eines gaffenden Knaben abwischte, und dieser staunend und nicht wissend, wie ihm geschah, wie ein Lamm still stand und ruhig die Ungebühr erduldete. Als wir über die Dourobrücke gefahren, ging es durch Villa nova bergauf, und hier brach noch einmal der Wagen und bald darauf zum drittenmal; und der letzte Bruch, der stärkste von allen, hielt uns eine gute halbe Stunde auf, bis er durch Bänder und Stricke geheilt war. Die an fangs einförmige Hochebene ging hernach in ein Hügelland über. Unter unsern Reisegefährten befand sich eine äußerst redselige und muntere portugiesische Dame, die nicht unterließ fortwährend Zuckerwerk, Feigen und Nüsse zu kauen, aber auch so gütig war, allen Mitfahrenden davon auszutheilen. Nachdem wir die Nacht durchgefahren, und als die Morgensonne wieder den Erdboden und die Arbeiten der Menschenhände beschien, erblickten wir um uns ein schönes Bergland

mit Höhen und Thälern, Feld und Wald, Nadelholz und Pappeln, Wein und Kohlgärten. Zur Linken stiegen in der Ferne hohe Bergrücken auf und sandten Zweige in unsere Nähe; zur Rechten schimmerte dann und wann das Meer. Die uns auf der Straße begegnenden Frauen des Landes, mehr häßlich als schön, mit rundlichen nicht feinen Gesichtern, gingen in Klapp-Pantoffeln mit hölzernen Absätzen und waren zum Theil alle beschäftigt, indem sie einherschreitend die Spindel in Bewegung setzten, wie ich auch die griechischen Frauen in Hellas im Gehen spinnen sah, diese Baumwolle, jene Flachs. Dagegen verfolgten uns beständig bettelnde Knaben und Mädchen, die hinter dem Wagen herliefen und Blumen hereinwarfen. In den Dörfern ließen sich viele Hühner sehen, alle von der langhalsigen und langbeinigen Giraffenart und von gelber Farbe. Unterwegs war ein Herr eingestiegen, mit welchem ich mich hauptsächlich unterredete; er hatte in Coimbra Jura studirt und war jetzt Gutsbesitzer. Dieser sprach auch französisch und nannte mir einen Professor der Universität, Namens Cortez, der, wie er sagte, auch deutsch verstehe, und führte mich in ein Gasthaus, wo er ebenfalls einkehrte, unfern der Brücke, das nicht glänzend, jedoch nicht übel war, und Lopez hieß.

Die Stadt Coimbra,*) in welche wir am Sonnabend, Morgens zwischen 8 und 9 Uhr, eingefahren waren, liegt auf hohem Berge wie Porto, gleicht diesem aber wenig, da ihr das Bunte und Muntere fehlt, vielmehr der Residenzstadt Lissabon, indem sie hellweiß aussieht und sich über einen Bergabhang verbreitet, an welchem sie bis an das Ufer des Flusses Mondego **) herabsteigt. Jedoch ist sie dadurch *) Im Alterthum Conembrica.

**) In Mondego ist die Mittelfilbe lang.

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