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nicht. Der Jenaer Bruder Studio läuft in den Thüringer Wald, der Göttinger in den Harz, der Bonner in die Eifel, der Breslauer auf die Schneekoppe, aber der zu Coimbra berührt die Estrella nicht und kennt sie kaum. Daß ich nun in Portugal besser Bescheid wußte, als diese schwarzen Brüder, war ganz natürlich; aber es schien ihnen doch wunderbar, so daß einer derfelben äußerte, ich wisse ja Alles, worauf ich denn in ein lautes Lachen ausbrach und ihnen boas noites (gute Nacht) wünschte.

Über Batalha und Alcobaça nach Lifsabon zurück.

Als es am folgenden Morgen fünf geschlagen, rollte die Diligence, und ich stieg auf, um südwärts nach Batalha zu fahren. Es ging die Höhe am jenseitigen Ufer des Mondego hinauf, zur Rechten lag Santa Clara und darüber das große Kloster des heil. Franziskus. Um 7 Uhr hielten wir in dem recht hübschen Orte Condeixa, *) der durch seine vortrefflichen Drangen berühmt ist, und darum wohl mit so hübschem Namen benannt ist, da derselbe Fruchtkörbchen bedeutet. Hier wurde gefrühstückt und dabei Thee und Wein gereicht. Bon da weiter traten Haidestrecken ein mit Fichtenwäldern, Delbäumen und einzelnen Ädern von Weizen und Mais. Unterwegs war eine Mutter niederen Standes mit ihrem etwa zweijährigen Kinde eingestiegen, dasselbe trug goldene Ringe in den Ohren, einen Ring am Finger, Armbänder an den Ars men, an dem einen von weißen, an dem anderen von rothen Glasperlen; denn wie sich selbst, so pflegen die Portugiesinnen auch ihre Kinder auszuschmücken. Die Frauen des Landes, die

*) Condeixa wird Condē-i-scha gesprochen.

uns auf der Straße begegneten, trugen, wie früher · unsere Bauern, große schwarze Hüte mit sehr breitem Rande, eben so die Knaben und Mädchen. Es war 10 Uhr, als wir durch - den Flecken Pombal kamen, der den Namen des berühmten Mannes führt, dessen Stammschloß sich dort befindet, aber vom Wagen aus nicht zu sehen war. Um 2 Uhr wurde in der ansehnlichen Stadt Leiria zu Mittag gegessen; und das war ein Essen, so schmackhaft und in solcher Fülle und Mannichfaltigkeit, wie ich vielleicht noch niemals gespeist hatte; es dauerte zwei Stunden, bis der Kondukteur kam und uns aufjagte. Man bezahlte, Wein und Kaffee eingeschlossen, 500 Reis (25 Sgr.). Die Stadt Leiria *) denn sie heißt eine cidade mag 2000 Häuser habeu und liegt in recht freundlicher Ebene, zwischen den zwei kleinen Flüssen Liz und Lena, auf einem Hügel eine Schloßruine. Aber die Bettelei erreichte hier ihren Kulminationspunkt. Vor dem Gasthause hatte sich derselben eine ganze Truppe in Reihe und Glied aufgestellt und bildete, mit dicken Knitteln in den schwarzen Fäusten, ein Spalier, welches die durchschreitenden Gäste mit durcheinander lärmenden Klagetönen und Sprüchen beehrte. Als wir sodany eine Stunde Wege zurückgelegt hatten es war 5 Uhr fiel mein Auge auf eine der prachtvollsten gothischen Kirchen, welche zur Linken der Straße tief im Thale lag. Ich stieg vom Wagen und ließ ihn weiter trollen, denn ich hatte Bas talha gesehn.

Ein von der Straße abgehender Fahrweg führte mich bald vor das erhabene und majestätische Gotteshaus, das durch die vielen emporsteigenden Spitzen an den Dom von Mailand erinnert, jedoch im Ganzen mehr dem zu Köln gleicht, zuma

*) Leiria with Le-i-ria gesprochen.

auch die Außenwände von ähnlichen Pfeilern und Bogen, wie dieser, umfaßt werden. Da nun die große Straße nach Lissabon auf der Westseite vorübergeht und das Chor bei solchen Gotteshäusern der aufgehenden Sonne zugewandt ist, so kommen wir zuerst auf den Eingang zu, und du schauest sogleich; hier das gewaltige Portal, in der Mitte die ringsum in Reife eingefaßte Thür, darauf an jeder Seite sechs Figuren von Heiligen über einander, oben über der Thür ein großes rundes mit der feinsten Steinschnitzarbeit ausgeziertes Fenster, und über diesem wieder eine Gallerie mit zwölf Thürmchen. Die Thür öffnet sich, und da stehen in zwei langen Reihen die hohen schlanken aus kleinen Säulen zusammengesetzten Pfeiler bis an den Hochaltar, an welchem auf weißen Marmorplat= ten die Worte Eduard rex und Leonora regina zu lesen sind, da hier die Gebeine König Eduards I. und seiner Gemahlin ruhen. Große bemalte, der Länge nach in drei Theile geschiedene Fenster sind in der äußeren Mauer, und über den Pfeilern in der inneren Wand fleinere. Zur Rechten neben der Eingangsthür, wenn man von außen eintritt, ist in gleicher Fronte mit derselben, eine geräumige Kapelle angebaut, ein 90' langer und 90′ breiter viereckiger Saal, dessen Kuppel von 8 Pfeilern unterstützt wird. In der Mitte siehst du das Grabmonument König Johanns I. und seiner Gemahlin FiLippa, einer englischen Prinzessin, von weißem Marmor, de ren liegende Gestalten oben in Relief hervortreten, mit Kronen und Wappen geziert. Es ist der König, welcher den Dom erbaute; denn als der ihm gleich benannte mit der portugiesischen Prinzessin Beatrix vermählte Beherrscher Kastiliens ihm den Thron streitig machte, gelobte ersterer der heil. Jungfrau, wenn sie ihm den Sieg verleihen werde, einen prächtigen Tempel erbauen zu wollen, und der tapfere Portugiese schlug

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(1385) das große spanische Heer bei Aljubarrota und vollzog bald darauf das Gelübde. Von dieser Schlacht hat demnach das Gotteshaus den Namen Batalha erhalten. Dort betrachte bas Mausoleum seines Sohnes, des berühmten Infanten Heinrich des Seefahrers, welcher den Geist der Portugiesen auf die Länderentdeckungen und großen Handelsunternehmungen lenkte, und hier an der Thüre das Grab eines Soldaten, der dem König auch im Tode nahe bleiben sollte, da er ihm in jener Schlacht stets zur Seite gestanden und manchen Streich von ihm abgewehrt hatte. An das Ende dieses erhabenen Domes schließt sich ein großes Klostergebäude mit Höfen und Gängen an; wie prächtig nehmen sich die Reihen der Fenster aus, die so fein aus dem Stein zugeschnitzt sind! Aber dieses Gebäude, von einem kalkartigen Steine, der wie Marmor ausfieht, jedoch mit der Zeit gelblich geworden, ist nicht vollendet, indeß soll es vollendet werden, denn man arbeitet fortwährend daran.

Bei dem Gotteshause hat sich ein kleines Dorf angesiedelt, in welchem ich die Nacht bleiben mußte, obwohl ich annehmen konnte, daß es mich nicht auf Rosen betten würde. Ich begab mich in das mir gezeigte Gasthaus, welches hinter dem Kloster lag und eine gewöhnliche Schenke war, die an der einen Seite einen etwas bessern Anbau hatte. Der Wirth war abwesend, und die Wirthin ließ sich einen Esel satteln, setzte sich auf und ritt davon, die Kinder zurücklassend, und ich wanderte durch das hügelige Thal auf die mit Ölbäumen be deckte Höhe und betrachtete in der einsamen Stille das majestätische Gebäude, dessen Thürmchen und Spitzen und Bogen die untergehende Sonne ihre Abschiedsstrahlen zuwarf. Als ich zurückgekehrt war, kam auch bald die Wirthin heim mit Körben von Birnen und Pflaumen, um welche die Kinder in

muntern Tänzen herumhüpften. Sie befahl einem derselben, mir die Früchte zu präfentiren, um sie zu kosten. Das war die einzige mir erzeigte Höflichkeit, sonst erfuhr ich hier, wie in andern Schenken, daß man sich um den eingetretenen Gast gar nicht kümmerte; man bot mir keinen Stuhl an, sondern ließ mich stehen, wo ich stand, oder sitzen, wenn ich mir selbst irgend ein Gestell aufgefunden hatte, denn einen Stuhl sah ich nicht. Nachdem mir endlich zum Essen zwei in Öl ge tränkte und in Öl schwimmende Sardinhas, eine bei den Portugiesen sehr gewöhnliche Speise, vorgesetzt waren, die trotz ihrer Glätte und Geschmeidigkeit den Weg zum Magen recht langsam und schwer herunterglitten, bezahlte ich meine Schuld von 300 Reis und verfügte mich zu Bett. Zu meiner Freude wurde ich in das Nebenhaus auf ein reinliches Zimmer ge bracht, wo ich ein besseres Bett fand, als ich gedacht hatte. Um 5 Uhr war ich auf und wurde nun gewahr, daß weder Waschwasser, noch Handtuch da war; und da ich mich nicht lange aufhalten wollte, ging ich ungewaschen zum Hause hinaus auf die Straße nach Lissabon. Wer reisen und nicht bloß die Merkwürdigkeiten in großen Städten kennen lernen will, muß solches Ungemach und andere Unannehmlichkeiten ertragen; bequemer ists freilich, daheim zu bleiben und am Ofen zu kauern und kauen.

Mein nächstes Ziel war Alcobaça, gegen 5 Stunden von dort. Bis dahin wollte ich zu Fuß gehen, um alsdann auf der von Coimbra dort ankommenden und abgehenden Diligence weiter zu fahren. Die stets vortreffliche Straße führte mich bald über Haidestrecken und magere Hochflächen, auf welchen man den Weg fast eine Stunde vor sich hinziehen sah; zur Linken ragten hohe tahle Bergrücken auf, an der Straße standen einzelne Häuser, aber keine Schenke. Die mir begeg=

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