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eines Monuments sich eine wahre Nachricht hätte erhalten können. Und wer wird sich dieß heraus: nehmen? Daß aber bey ihrem Gebrauch die Re: geln einer festen Kritik in Unwendung kommen, brauche ich nicht erst zu sagen.

In dem bisher erörterten Sinne werden Monumente schon eine Quelle der Geschichte in so fern sie blos Werke der Baukunst sind. Aber sie wer: den es in einem höhern Sinne, wenn sie zugleich mit Werken der Skulptur, mit Abbildungen merkwürdiger Begebenheiten, noch mehr, wenn sie zugleich mit Inschriften versehen sind. Die Werke der Skulptur sind zwar in so fern durch sich selbst verständlich, daß sie uns die Art der Ber gebenheit, die sie darstellen, kriegerische Vorfälle, Gegenstände des Cultus, Opfer, Processionen u. s. w. keineswegs aber die einzelne Begebenheit, wenn diese nicht durch besondre Merkmale deutlich gemacht werden kann, bezeichnen. Dieß leisten die Inschriften, wenn sie uns die Personen, den Ort, die Zeit bezeichnen, wo und wann die Bes gebenheit vorfiel. Das mehr oder weniger wird von ihrer größern oder geringern Reichhaltigkeit, das Ganze von ihrer Verständlichkeit abhangen.

Unter den angegebenen Bedingungen ist es

deutlich, daß die Geschichte eines Volkes in einem hohen Grade an seine Monumente geknüpft, daß diese eine Hauptquelle derselben werden können. Denken wir uns indeß eine Geschichte, die blos an sie angereiht ist, so wird diese doch einen eignen Charakter annehmen. Neben den Monumenten wird sich von selbst eine Reihe auf sie Beziehung habender Sagen bilden. Die Monumente sprechen zwar durch sich selbst; ihre Sprache ist fest und bestimmt; aber kurz und einsylbig. Die Sage wird ihre Dollmetscherin; aber sie beschränkt sich doch nur auf die Urheber der Monumente; und, in so fern sie bildliche Vorstellungen enthalten, auf die Erklärung von diesen. Aber die Monus mente gehören nur einzelnen Herrschern, die Be: gebenheiten nur einzelnen Zeitpunkten an. Selbst wenn, wie wir es auf einigen Denkmålern sehen, ein Cyklus von Begebenheiten oder Handlungen dargestellt wird, steht doch jede wieder für sich einzeln da. Es liegt also nothwendig in dem Charakter einer an Monumenten gereihten Geschichte, daß sie fragmentarisch ist. An etwas fortlaufendes oder gar vollständiges ist hier gar nicht zu denken. Es kommt hinzu, daß die Sage selbst, auch wenn fie früher vielleicht reichhaltiger war, sich immer

mehr auf die Monumente koncentrirt, indem sie in ihnen ihre Stüße sucht, und auf denselben Helden oder Herrscher Thaten überträgt, die meh reren angehörten. Und so wird das lekte Resul: tat kein anderes seyn, als daß man blos von denjenigen Herrschern eine Geschichte hat, die Monumente hinterließen, oder hinterlassen haben sollen.

Wir haben den Einen Hauptcharakter einer an Monumente gereiheten Geschichte angegeben, daß sie ihrer Natur nach fragmentarisch bleiben muß. Wir verbinden damit den zweyten; daß, (in so fern nicht ausdrücklich eine Zeitrechnung darauf angegeben ist,) sie nicht streng chronolo gisch seyn kann. Allerdings läßt sich an dem Vorschritt oder Rückschritt der Kunst, an dar gestellten Begebenheiten, selbst an der größern oder geringern Erhaltung der Denkmäler eine ge wisse Zeitfolge wahrnehmen. Aber eine auf Mo: numente gegründete Geschichte kann höchstens nach Jahrhunderten, nicht nach Jahrzehnten oder gar einzelnen Jahren, rechnen. Sie genau einer Zeitrechnung anpassen zu wollen, ist ein vergebliches, nur in Irrthümer führendes, Unternehmer.

Ein dritter Charakter endlich einer an

Monumente gereihten Geschichte ist der, daß fie immer ins Wunderbare getrieben seyn wird. Die Monumente selber, je größer, je außerordent: licher sie sind, laden dazu ein; und wer kennt nicht den Hang der Menschen zur Vergrößerung, Verschönerung, der in der Sage jedes Volkes sich ausdrückt? Allerdings steht dieß indeß wie: der in enger Verbindung mit der Poësie des Volks, und wird weniger da der Fall seyn, wo diese Poësie wie, so viel wir bisher wissen, bey den Aegyptern

Lieder beschränkt.

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sich blos auf Hymnen und

Dieß ist es, was Monumente, als Quelle der Geschichte, blos durch sich selbst zu leisten im Stande sind. Ein Beyspiel geben uns die Mexikanischen und Peruanischen Monumente; nur daß bey ihnen mit dem Untergang der alten Priesterschaft sich auch selbst die Sage verloren hat. Anders aber verhält es sich, wenn wir die Monumente mit Geschichtschreibern, sollten es auch bloße Annalisten seyn, vergleichen kön: nen. Hier ist es, wo jene Denkmåler glänzend hervortreten, indem sie die Erzähung selber gleich: fam ins Leben rufen. In welchem helleren Lichte würden uns nicht die Ueberbleibsel jener Ameri

kanischen Völker erscheinen, und welches Licht würden sie auch von ihrer Seite wieder über jene Völker ausbreiten, hätten sich ihre Annalen er: halten!

Diese Bemerkungen mußten vorangeschickt werden, ehe wir die Anwendung davon auf die Aegyptische Geschichte machten. Auch sie ist eine an Monumente gereihte Geschichte; und wenn uns gleich Schriftsteller hier zu Hülfe kommen, so be: hålt sie doch den eigenthümlichen Charakter, daß sie zunächst und hauptsächlich an Monumente ges knüpft ist; denn selbst die historischen Nachrichten. der Schriftsteller sind schon größtentheils aus die ser Quelle geflossen. Die des Herodot sind es gänzlich; die des Diodor dem größern Theile nach; aus dem, aus den Tempelarchiven geschöpften, Werke des Manethon haben sich nur dürftige Aus: züge erhalten. Es folgt also von selbst, daß die Geschichte des alten Aegyptens nur fragmentarisch seyn kann, und aus diesem Gesichtspunkt betrach tet und behandelt werden muß. Die Wahrheit dieser Bemerkung wird sich durch die weitern Un: tersuchungen so bestätigen, daß ich es für über: flüssig halte, hier schon Mehreres darüber zu fagen.

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