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von Verbis, sondern fungierten als eigentliche Verba und zwar als unpersönliche. Indem man nach der Stelle hinwies, wo die Erscheinung wahrgenommen wurde, entstand der demonstrative Laut: Er hing sich an den Verballaut als Suffix, das schon formgerechte ursprüngliche Verb war da, aber unpersönlich. Der in den fortgesetzten Erkenntnissacten immer mehr zum Bewusstsein kommende Wechsel der Merkmale an einer und derselben Erscheinung führte allmählich zur Vorstellung eines Etwas als bleibenden Trägers seiner Merkmale, d. h. zur Vorstellung eines Dinges. Zuerst gebrauchte man das demonstrative Pronomen. Darauf schied sich aus der Dingvorstellung die Vorstellung einer Person aus, d. h. desjenigen Trägers der Merkmale, der das, was als werdend erscheint, werden lässt, d. h. es thut; das Werden des Merkmals wird nun als Thätigkeit der Person aufgefasst und die Prädicatsetzung auf die Person als Subject der Thätigkeit bezogen.

Zur wissenschaftlichen Interpunction. Von Professor Dr. Otto. Programm des Gymnasiums zu Braunsberg. 1863.

Der Verfasser hebt mit vollem Rechte die Wichtigkeit der Interpunction für die Schule hervor. Der richtige Gebrauch derselben zeigt schon das Nachdenken des Schülers an, die Willkürlichkeit lässt gleich Flüchtigkeit vermuthen. Die Interpunction beruht auch ihm mit Recht auf der Satzlehre; von da aus setzt er die Regeln fest, er begründet sie aber wissenschaftlicher, daher sicherer, als gewöhnlich geschieht, und ist darum die Abhandlung hesonders lesenswerth. Nach einem kurzen Ueberblick über die Geschichte der Interpunction, wobei auf die Jahrhunderte nicht weiter eingegangen wird, in denen alles Verständniss abhanden gekommen war und reine Willkür im Gebrauche herrschte, stellt er den Begriff der Interpunction auf: Sie soll das Verhältniss der Einzelheiten zum Ganzen andeuten, sowohl die Gedanken in ihrem Zusammenhange trennen, als den Gedanken an Stelle der beim Sprechen eintretenden Stimmmodulation und der Stimmpausen beleben. Daher fallen weg blosse Lesezeichen und blosse Abbreviaturen von Begriffen, als die puncta diaereseos, die Cedille. die Accente, der Apostroph, das Bindezeichen, das Anmerkungs-, das Gleichheitszeichen. Sie sind demnach logische Zeichen (Komma, Semikolon, Kolon, Punkt, Parenthese, Gedankenstrich), indem sie die Gedanken nach dem Verhältniss des Ganzen zu den Theilen oder der Theile unter einander bestimmen, oder innerlich rhetorische, welche die Gedanken in ihrer Form aus ihrer Färbung kennzeichnen (Parenthese, Gedankenstrich, Anführungs-, Tonzeichen, Frage-, Ausrufungszeichen). Die Parenthese und der Gedankenstrich sind sowohl logische als rhetorische Zeichen, insofern sie die Function der Trennung baben, andererseits aber auf die Wichtigkeit gewisser Vorstellungen hinweisen, indem der Gedankenstrich bei einer Vorstellung zu verweilen nöthigt, die Parenthese etwas als selbständig hinstellt, das sonst als gewöhnliche Bemerkung mit in den Fluss der ganzen Vorstellung gezogen wurde. Das Interpunctionssystem, welches hiernach der Verfasser aufstellt, beruht im Ganzen auf der Weiske'schen Grundlage, er betrachtet erst den einfachen and erweiterten Satz, dann die einfache, endlich die erweiterte Periode; es ist aber Weiske's System derartig vereinfacht, dass es in dieser Form von dem verständigen Lehrer dem Schüler wohl klar gemacht werden kann. Andere Sprachen weichen in der Interpunction freilich von der deutschen ab, indess die verschiedene Anschauung, von der sie ausgehen, lässt sich auch dem Schüler so deutlich machen, dass man darum nicht die Hoffnung aufgeben darf, den Schüler nicht bloss an eine consequente, sondern auch an eine bewusste deutsche Interpunction zu gewöhnen.

Zum Thier- und Kräuterbuche des mecklenburgischen Volkes. Von Dr. K. Schiller. 3. Heft. Schwerin. 1864.

Die beiden ersten Hefte dieser vorzüglichen Abhandlung haben schon in diesem Blatte Anzeige gefunden. Das vorliegende dritte und umfangreichste Heft zeichnet sich nicht minder durch ungewöhnliche Belesenheit und Gründlichkeit aus, durch das genaueste Eingehen auf Etymologie, Dialekte, Sitte, Glauben, und theilt den gerühmten Vorzug mit dem Grimmschen Wörterbuch, dass es nicht bloss belehrend, sondern auch unterhaltend ist. Es lässt fast nichts unberührt und es mag schwer sein eine Nachlese zu halten. Ein Bericht über die Reichbaltigkeit möge die Aufmerksamkeit auf dies Heft lenken.

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Die etwas grössere erste Hälfte behandelt die Thiere. Den Reigen eröffnet der Hase; nach der Besprechung der Namen und Beinamen, der Composita, folgen die Sprichwörter, dann die die Hasen betreffenden Verordnungen. Referent bemerkt, dass in Westphalen ein Sprichwort seit einiger Zeit üblich ist: „Do lat ik den Hasen for sorgen," d. h. Jeder sorge für sich selbst. Der Ursprung ist dieser: In einer Gesellschaft wurden Räthsel aufgegeben, jeder wer sie nicht lösen konnte, musste eine Flasche Wein zahlen; da gibt Jemand das Räthsel auf: Ein Hase ist in einen engen Kreis getrieben, alle Ausgänge sind von beutegierigen Hunden besetzt, wie kommt der Hase unbeschädigt wieder heraus? Niemand weiss die Lösung, der Räthselsteller, der alle Antworten als falsch bezeichnet hat, wird endlich gefragt, wie denn der Hase herauskommen solle? Antwort: „Do lat ik den Hasen for sorgen." Es folgt der Hund (Köter, Tewe, Töle, Zul, Zipp, Wölps, Fix, Rue, Rekel, Teckel u. s. w.) mit den zahlreichen Compositis, Verben, Märchen, Katze, ebenso behandelt, Maus (Sprichwörter, Räthsel, Composita, Volksglauben S. 8.), Ziege (S. 9.) und Bock (s. Gliemann im Archiv VII, S. 270.), Gans (S. 10, Martinsgans S. 12, Martinslied: „Sünte Marten got Mann" bei Firmenich; wilde Gans S. 13), Huhn, Hahn, Henne, Küchlein (S. 14, Pfipps, Basiliskenei, Brauthahn, Truthahn; Etym. v. Küchlein bei Forstemann in Kuhn's Zeitsch. III, 43); Krammetsvogel (S. 18), Schnepfe (S. 18), Regenwurm (S. 20, Maddick), Mücke (S 20), Scholle, Butte, Flunder (S. 21), Sander = Zander Tobiasfisch (S. 22), Weissfisch, Karausche, Hisch (S. 23). Der zweite Theil (S. 25), die Pflanzen behandelnd, beginnt mit der Erbse („Erwte, Baunen, Speck" ist westphälischer Kinderruf beim Auslaufen oder Springen Eins, Zwei, Drei); es folgen: Tausendgüldenkraut (S. 25), Heidelbeere (in der Grafschaft Ravensberg nur Béberken, hochd. Bickbeeren), Buchweizen (S. 27, Bokweten-Ausläge auch im Ravensberg., sowie Bookweten-Pannkoken), Brombeere (S. 28), Päonie (S. 28), Hirschbeere (S. 29), Duwick (S. 29), Eiche (Volksaberglaube, S. 30), Feuerwurzel, Bertram (S. 31), Gerste (S. 31, s. auch Gliemann im Archiv VII, 180), Aegopodium (S. 32, Gesselkobl allgemein üblich im Ravensberg., nicht bloss am Gründonnerstag), Hederich (S. 32), Sturmhut (S. 33), Eibe (S. 34), Judasuhren (S. 34), Kirsche, Vogelkirsche (S. 35), Kronsbeere (S. 36), Lolch (S. 36), Lungenkraut, Mistel (S. 37), Garnwinde, Orant (S. 38), Seidelbast, Post (S. 39), Schachtelhalm (S. 40), Nostoc, Arnica (S. 41), Zwiebel (S. 42). Wir können nur den Wunsch aussprechen, dass der Verfasser Musse und Kraft zur Fortsetzung dieser interessanten Arbeiten behalten und wie bisher sich der Mitwirkung gelehrter Forscher und Sammler erfreuen möge.

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Das theologische System des Meister Eckhart. Von R. Heidrich. Im Programm des evangel. Friedrich-WilhelmsGymnasiums zu Posen. 1864.

Der Meister Eckhart nimmt unter den deutschen Mystikern des Mittelalters, deren Vater er genannt werden kann, eine so bedeutende Stelle ein, dass eine Darstellung seines theologischen Systems Anspruch auf Theilnahme machen darf. Um so mehr, als er, übereinstimmend in seiner Lehre mit den Brüdern des freien Geistes, früh das Schicksal erfuhr, der Ketzerei verdachtigt zu werden und das päpstliche Urtheil, an das er appellirt hatte. ebenfalls seine Schriften verbot. Nachdem er lange Zeit hindurch vergessen ist, ist er seit Pfeiffers Ausgabe seiner Predigten und Tractate wieder mehrfach studirt. Die vorliegende Schrift gibt uns nun in Auszügen seiner Predigten ein deutliches Bild seines Systems, welches vielfach an Angelus Silesius erinnert und über die Schrift, obschon er sie öfters citirt, freilich die alten und späteren Meister öfterer, oft hinausgeht. Gott und die Welt unterscheidet er zu wenig, er kennt nicht den Glauben, nicht die Sündenvergebung, seine Anschauung ist eine pantheistische. Doch ist es kein kalter Pantheismus, sondern er wurzelt in der Begierde, den christlichen Glauben zu vergeistigen. Seinen theoretischen Irrthum haben seine Schüler aufgegeben, den herzlichen Charakter seiner Predigten haben sie beibehalten. - Inzwischen ist in diesem Jahre das grössere Werk von Joh. Bach: „Meister Eckhart der Vater der deutschen Speculation. Als Beitrag zur Geschichte der deutschen Theologie und Philosophie der mittlern Zeit." Wien 1864. erschienen.

Ueber Schillers Jungfrau von Orleans. Von Dir. Dr. H. LehProgramm des Gymnasiums zu Neustettin. 1864.

Die Programmenabhandlung ist ein Vortrag und den Manen Robert Hiecke's gewidmet. Die schwungvolle Sprache drückt die Begeisterung des Verfassers für das Gedicht aus und entzündet ein gleiches Interesse in dem Herzen des Lesers. Indem der Gang der Handlung erzählt wird, wird zugleich die Entwicklung des Charakters der Heldin und der Idee des Gedichts klar dargelegt. Den Dichter führte, setzt zunächst der Verfasser auseinander, die Zeit auf dies Thema, die Noth des deutschen Vaterlandes, als nirgends sich Hilfe gegen den mächtigen Feind zeigte; es war ausserdem Schillers Gerechtigkeitssinn entscheidend, der der von Shakspeare wie von Voltaire gleich verkannten Jungfrau zu ihrem Rechte verhelfen musste. Wir hören dann zuerst von ihrem Leben in der Heimath, von dem ernsten Gebot des Himmels, wie sie nun sich ganz ihrem hohen Berufe weihet, verzichtend auf alles eigne Wollen und Wünschen, sich lostrennt von allem, was sie umgibt. Es folgt ihre erste Waffenthat, ihr Zug zum König, die Befreiung von Orleans, die Tödtung Montgomery's, die Versöhnung Burgunds, die Versöhnung Burgunds mit du Chatel. Da steht sie auf ihrem Höhenpunkte, in übermenschlicher Glorie, da schaut sie prophetisch in die Zukunft. Jetzt tritt zuerst die irdische Welt mit ihren Lockungen an sie, die Werbung von Seiten Dunois' und La Hire's und die Zureden der Agnes Sorel und des Erzbischofs. Und diese Reden haben Recht, sie muss innerlich zustimmen, es erhebt sich in ihrem Herzen der Kampf widersprechender Empfindungen, sie erhebt sich wohl nochmals zu ihrer göttlichen Höhe, aber die innere Erregung zeigt schon ihr Schwanken, und ihre Prophetie wendet sich gegen sie selbst. Aufgeregt stürzt sie in die Schlacht, Talbot stirbt,

sein Ebenbild entsteigt der Hölle, wüthend verfolgt, erreicht sie ihn. Seine doppelzüngige Rede verwirrt sie; in ihrer Leidenschaft geht sie über ihr Ziel hinaus, die Befreiung Frankreichs, und vermisst sich England unterwerfen zu wollen. Dies heftig aufgeregte Herz muss der Versuchung der Welt erliegen. Vor Lionel steht sie machtlos da. Der Sieg ist vollendet, aber sie allein theilt nicht das allgemeine Glück, ihr Herz ist im Brittenlager. Da klagt sie über die Grösse der ihr gewordenen Aufgabe. Agnes Sorel kann sie nicht trösten, ihre Liebe ist ja Untreue gegen Gott und das Vaterland. Dennoch muss sie den schweren Gang in die Kirche thun. Johanna's Schwestern erscheinen, sie wecken in ihr die alten Erinnerungen, sie will zurück in den Frieden der Heimath, da bricht die Katastrophe herein. Der Vater erscheint; er will ihre Seele wenigstens retten, er klagt sie des Bundes mit der Hölle an; das ist unwahr. Aber noch einmal klagt er, dasselbe meinend, sie an, sie sei nicht schuldlos, der Feind wohne in ihrem Herzen. Dagegen kann sie sich nicht rechtfertigen, sie ist nicht unschuldig, sie muss schweigen, ihr Schweigen zeugt wider sie, des Himmels Zeichen wird gegen sie gedeutet. Nun unterwirft sie sich, in treuem Gehorsam, dem Missgeschick, da läutert sie sich, sie gewinnt Ruhe und Kraft. Jetzt muss sie sich mit ihrem Volke versöhnen. Noch einmal nahet die Prüfung, aber sie hat die Liebe zu Lionel uberwunden. Und in der höchsten äussern Noth kommt über sie wieder die alte Kraft, doch die Rettung des Vaterlandes besiegelt sie mit dem Tode.

Jean Pauls Aufenthalt in Meiningen. Ein Erinnerungsblatt zu seinem hundertjährigen Geburtstag. Von August Henneberger. Im Programm des Gymnasiums zu Meiningen. 1863.

Ausser den Biographien Jean Pauls standen dem Verfasser Mittheilungen der Tochter des Präsidenten Heim, eines genauen Meininger Freundes desselben, zu Gebote. Mit seiner jungen Frau, Caroline Mayer, siedelte Jean Paul 1801 von Weimar nach Meiningen über. Die begeistertste Verehrerin Jean Pauls daselbst war die geschiedene Gräfin Schlabrendorf, Geschwisterkind mit der Frau des Herzoglichen Hauptmanns von Türcke, mit welchen beiden Familien Jean Paul daher in engster Verbindung blieb. Jean Paul wohnte in der untern Marktgasse im jetzt Herpichschen Hause, sein einfacher Arbeitstisch ist noch vorhanden. Die Stadt bot nichts besonders Merkwürdiges dar, aber die schöne Umgebung fesselte ihn, auch das benachbarte Velkershausen und Grimmenthal wurde oft besucht. Täglich verkehrte er mit dem geistreichen Herzog Georg, er war Pathe bei Jean Pauls Tochter Georgine; von dem innigen Verhältnisse geben die in „Wahrheit aus Jean Pauls Leben" aufbewahrten Briefe Zeugniss. Dann stand Jean Paul besonders nahe der Präsident Ludwig Heim, der aus Kessler's Biographie des Bruders desselben, des „alten" Heim bekannt ist, ein tüchtiger Geschäftsmann, gründlicher Naturforscher, geistvoller Kopf; die Freunde wohnten einander gegenüber. Heims Tochter trat mit Jean Pauls Frau in ein inniges Freundschaftsverhältnis. Ausserdem verkehrte Jean Paul viel mit dem als Numismatiker bekannten Regierungspräsidenten Ph. von Donop, und den Doctoren John und Panzerbieter, dagegen nicht mit dem hypochondrischen Schwager Schillers, dem Bibliothekar Reinwald. Sein gewöhnliches Leben beschreibt Jean Paul in einem Briefe an seinen Baireuther Freund Emanuel, in den von seinem Schwiegersohne E. Förster herausgegebnen Denkwürdigkeiten. Von auswärts kamen der edle Freiherr von Truchsess von der Bettenburg, der Aesthetiker Bouterwek von Göttingen,

Charlotte von Kalb, der talentvollste Schüler Jean Pauls E. Wagner, Privatsecretär des Freiherrn von Wechmar auf Rossdorf, der durch Jean Paul Cabinetssecretär in Meiningen wurde, Emanuel, der im Heimschen Hause wohnte in demselben Zimmer, in dem später Frau Reinwald gestorben ist. Auch abenteuerliche Grössen verirrten sich zu Jean Paul, so der excentrische Philolog und Musiker Thieriot von Leipzig und der Mystiker Joh. Arn. Kanne. Dazwischen fielen Reisen, nach Sonneberg mit dem Herzog, nach Kassel, Baireuth, mit dem Herzog ebenfalls nach Weimar und Hildburghausen, nach Liebenstein und Schloss Altenstein. Der Mittelpunkt der höhern Gesellschaft aber in Meiningen war das Haus des Hofraths Anton Heim, des Bruders des Präsidenten, da brachte Jean Paul meist die Sonntagsabende zu. Nachdem er in Meiningen den Titan vollendet hatte, siedelte er nach Coburg über und ist nicht wieder nach Meiningen gekommen. Am Schlusse seines Aufsatzes theilt der Verfasser drei bisher_ungedruckte Briefe Jean Pauls an den Präsidenten Heim mit, aus den Jahren 1808, 1816, 1817, von Baireuth, Privatangelegenheiten betreffend.

Molière, ein Beitrag zur Förderung des Studiums dieses Dichters. Von Fr. Fischer. Im Programm des Gymnasiums zu

Duisburg. 1864.

Die Abhandlung enthält einen Auszug aus den biographischen Werken über Molière, besonders aus Taschereau, und eine kurze Inhaltsangabe der Komödien. Es ist nicht recht verständlich, weshalb sie ein Beitrag zur Förderung des Studiums des Dichters heisst.

Emile Souvestre's Leben und Verhältniss zur Heimath. Von Dir. Dr. J. Risch. Programm der Realschule zu Stralsund. 1864.

Emile Souvestre gehört zu den Schriftstellern, welche den edlen Zweck ihr ganzes Leben hindurch verfolgt haben, auf ihre Zeit sittlich einzuwirken, denen ihr eigener Ruhm fern lag. Er ist geboren 1806 in Morlaix in der Niederbretagne, gestorben 6. Juli 1854. Ernst und Ausdauer sind die Grundzüge seines Charakters. Anfangs auf einer polytechnischen Schule widmete er sich dann juristischen Studien, erst in Rennes, dann in Paris. Er schrieb in seiner Jugend ein Drama „die Belagerung von Missolunghi;" schon hatten die Proben zur Aufführung ihren Anfang genommen, als die Censur diese verbot. In Verzweiflung rafft er sich auf, als die Pflicht ihm auferlegt wird, für die Familie seines Bruders zu sorgen. Er wird Buchhändler, dann Vorsteher einer Erziehungsanstalt, er verliert Gattin und Kind; da geht er eine zweite glückliche Ehe ein und entwickelt eine ausserordentliche Thätigkeit. Er wird Advocat in Morlaix, Redacteur in Brest, darauf Professor der Rhetorik in Mühlhausen im Elsass. Seine Romane finden einen Verleger. Nun begibt er sich nach Paris, um sich ganz der Literatur zu widmen. Seine grosse Thätigkeit zielt dahin, Kenntnisse zu verbreiten und das Laster zu bekämpfen. Nach der Revolution von 1848 bemühte er sich vergebens, Deputirter seines Heimathdistrictes Finistère zu werden. Er hielt dann Abendvorlesungen für Handwerker, aber die Schule wurde bald geschlossen. Auf eine Einladung hielt er mit grossem Beifall Vorlesungen in der Schweiz. Bald nach der Rückkehr starb er zu Montmorency bei Paris. Seine häuslichen Verhältnisse waren einfach und glücklich.

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