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sich schon ein so namhaftes Verdienst ist, dass es wahrlich der Herabwürdigung der Vorgänger nicht bedurft hätte, um vom Sachverständigen angemessen gewürdigt zu werden. Wenn nun aber hierbei der Hr. Vf. namentlich Hrn. Schultz mit Härte tadelt und demselben die Parade von Namen aus verschiedenen Jahrhunderten des Alterthums, wie es scheint, zum Vorwurf macht, so wird er geradezu unbillig. Denn jener von Schultz herausgegebene Plan sollte nur die historisch-topographischen Studien des Genannten über das alte Jerusalem bis auf Titus veranschaulichen, für welchen Zweck derselbe der Namen in beiden Testamenten und bei Josephus gar nicht entbehren durfte, wohl aber von einem vollständigen und treuen Gassennetze der jetzigen Stadt absehen konnte. Bei diesem Stande der Sachen befremdet es fast, dass der Hr. Vf. in einer andern Cardinalfrage doch wieder seinen Vorgängern unbedingtes Vertrauen geschenkt, ich meine, dass er Zug und Dimensionen der äusseren Umschliessungsmaner der Stadt als richtig gegeben augenommen hat, obwohl ihn der Umstand, dass er zum weitern Hinausrücken der Nordmauer genöthigt war, hätte aufmerksam machen sollen, dass sich hier seit Catherwood nicht unerhebliche Fehler eingenistet haben, über deren Auffindung und Berichtigung sich ein neuerer gründlicher Forscher bereits im 3. Bande dieser Zeitschr. S. 36. ausgesprochen hat. Schon hieraus dürfte übrigens hervorgehen, dass Hrn. Dr. Tobler's Plan bei allem Fleisse der Aufnahme und Ausführung immer noch kein völlig treues Bild vom jetzigen Jerusalem giebt.

Mit Recht legt ferner Hr. Dr. Tobler nicht allein auf die Vollständigkeit des von ihm zusammengebrachten Materials rücksichtlich der Gassen und sonstigen Terrainverbältnisse, sondern auch darauf ein bedeutendes Gewicht, dass er die bis dahin vernachlässigten jetzigen Benennungen der Gassen und Plätze zu sammeln bemüht gewesen ist. Sehr gern benutze ich die Gelegenheit, zu bezeugen, dass sich Terrainkundige auf mein Befragen anerkennend über den Erfolg der Bemühungen des Hrn. Vf. ausgesprochen haben, und darf vielleicht zu weiterer Bestätigung hinzufügen, dass meine eigenen, meist aus ungedruckten arab. Schriftstellern der spätern Zeit entnommenen, ziemlich umfänglichen Sammlungen über Jerusalem ihrem grössern Theile nach durch den vorliegenden Plan völlige Klarheit gewinnen. Ebenso stehe ich nicht an, mit Anerkennung hervorzuheben, dass der Hr. Vf. hierbei gewichtigen Auctoritäten gegenüber manches in berichtigter Gestalt gegeben hat, wie z. B. die Grotte el-Edhamijeh ) (die Hr. T. nur nicht mit schreiben darf) am südlichen Fusse des Turbet es-Sahera 2), wo selbst noch Schultz die Namen el-Ĥedâmijeh und Turbet el-Zahara aufführt. Dennoch aber darf ich nicht verschweigen, dass sich, wenn auch nicht rücksichtlich des Gassennetzes selbst, was ich begreiflicher Weise nicht be urtheilen kann, gewiss jedoch in den angeführten Benennungen nicht unerhebliche Lücken, Ungenauigkeiten, sogar Fehler vorfinden, die aus arab. Schriftstellern, besonders aus Mudfhìr ed-din, den ja der Hr. Vf. als Führer

1)

bei Mudfhìr ed-din (mscr.).

.bei dems. und in türkischen Gamis تربة الساحرة (2)

benutzt zu haben versichert, ergänzt und berichtigt werden konnten. Betrachten wir zu genauerer Charakterisirung des Geleisteten zunächst die Umgebungen des el-Haram efh-fherif, so sagt Sheikh Ibrahim el-Khijâri, der im J. 1670 n. Chr. in Jerusalem war (s. über ihn mein Pfingstprogramm, Leipz.

وأما أبوابه الموصلة اليه من : bei der Beschreibung des Heiligthums ,(1850 الخارج فهى باب المغاربة باب البراق باب السلسلة ومنه كان دخولنا اليه القربه من منزلنا وهو يتصل به سوق البلد باب السكينة باب المتوضئين باب القطانين باب الحديد باب الناظر باب الغوانمة باب حطة باب الى -d i In Betreff der Thore des جانبه لم أعرف اسمه باب الرحمة

selben, die von aussen zu ihm führen, so sind sie: 1) Bâb elMagharibeh; 2) Bâb el-Burak; 3) Bâb es-Selseleh ( durch dieses traten wir ein, weil es unserer Herberge am nächsten lag. Es stösst daran der Markt der Stadt); 4) Bâb es-Sekineh; 5) Bâb el-Mutawaḍḍaîn; 6) Bâb el-Kaṭṭânîn; 7) Bâb el-Hadid; 8) Bâb en-Nâḍhir; 9) Bâb el-Ghawânimeh; 10) Bâb Hiṭṭah 11) Ein Thor daneben, dessen Namen ich nicht erfuhr; 12) Bâb er-Raḥmeh. Von diesen Thoren nennt Hr. T., im Wesentlichen mit elKhij. übereinstimmend, die unter 1. 3. 6. 7. 10. 12. aufgeführten, und wie ihm das Thor, dessen Name unter 11. dem gelehrten Sheikh unbekannt blieb, als Bâb es-Sobât, oder correcter ausgesprochen bli lạ mit Mudfhir ed-din, richtig bekannt ist, so ersieht man auch aus dem Plane, dass der bei 3. genannte Sûk eben der Sûk Bâb es-Senseleh ist. Dagegen gedenkt Hr. T. des nach Mohammed's himmlischem Ross unter 2. benannten Thores (vgl. dazu Kazwini 'Adfh. el- makhl. S. 108.) gar nicht. Die unter 4. und 5. angegebenen Thore sind auch anderweit verbürgt. Mudfhir ed- din versetzt an das Bâb es-Sekinch die Medreseh el- beledijeh und

als dem Ket بجوار باب السلسلة bezeichnet dasselbe durch den Zusatz

tenthore (3.) benachbart. Ebenso versetzt er zwei andere Institute L Lo, wie er den Namen des von den Abwaschungen vor dem Gebete benannten Thores angiebt, so dass als Ortsname oder als Infinitiv zu fassen ist. Statt dieser beiden letzten Thore nennt Hr. T. nur eins und zwar unter dem Namen el-Matara (Nr. 56. des Pl.), so dass hier eine anderweite Auskunft darüber wünschenswerth erscheint, ob nach dem 17. Jahrh. ein Thor geschlossen, oder nur bei der Aufnahme des Plans übersehen ist. Das Thor unter 8. kommt gleichfalls mehrfach bei Mudfhîr ed - dìo vor. Hr. T. zeichnet es richtig zwischen Nr. 41. u. 54. d. Pl., benennt es aber nicht. Wie nun der Name nach den vorliegenden Auctoritäten völlig sicher ergänzt werden kann, so ist auch aus Mudfhir ed - din zu entnehmen, dass die bei Hrn. T. richtig gezeichnete, aber ebenfalls unbenannt gelassene Gasse, welche aus dem el- Wâd, oder vollständiger = labis gulg nach diesem Thore führt, von ihm den Namen lill> hat. Rücksichtlich des unter 9. genannten Bâb el-Ghawânimeb irrt Hr. T., wenn

er dasselbe Nr. 41. des Pl. Bâb el-Ghowarineh (das wäre Thor der Ghor-Bewohner) nennt. Auch hier stimmt Mudfhir ed-din mit el-Kbijâri überein, nennt den benachbarten, von Hrn. T. unter Nr. 40. nach dem Hause des Gouverneur Medinah es-Sarai benannten, Menârah äsil,ėll 8,lio, ebenso die beim Hrn. Vf. unbenannt gelassene, vom el-Wâd aus nach diesem Thore laufende Gasse

Namen von der Familie der

8,>, und giebt an, dass diese stammen, die sich um Jerusalem mehr

fach verdient gemacht hat. Das Bâb Hiṭṭah unter 10. nennt der Hr. Vf. Bâb el-Hotta. Abgesehen von dem aus der Vulgäraussprache zu erklärenden o, welches bei Hrn. T. sonst auch das dunkele a bei emphatischen Con

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ومغارة الكتان

sonanten, wie in Chot die Zeil, vertritt, muss der Artikel fehlen. Auch Mudfhir ed - din lässt ihn stets aus. Unfehlbar stammt der Name (Ablassthor) aus dem Korân, Sur. 2, 55. Wie sich in diesem geschlossenen Kreise von Bestimmungen Hr. Dr. Tobler zu älteren, wohl unterrichteten Berichterstattern verhält, so durchweg in den übrigen Theilen des Gassennetzes, möge auch im Verlauf der Zeit manches sich anders gestaltet haben und mehr noch anders benannt worden sein. Die alte Felsenaushöhlung am Damaskusthore ausserhalb der Stadt bezeichnet Hr. T. durch,, Felsengrube". Nach M. ed-din heisst dieselbe _,, ein Name, der schwerlich dürfte unverständlich geworden sein. Zu dem östlich vom Damaskusthore gelegenen Herodesthore" in der Nordmauer setzt Hr. T. den Namen Bâb es-Saheri und benennt danach die Hauptstrasse, die von der Via dolorosa nach diesem Thore führt, Chot Bâb es-Saberi. Hierin durfte Hr. T. seinen Vorgängern nicht folgen, denn das Thor bezeichnet nicht das,,blumige Thor", sondern heisst nach M. ed-d. 896mil bş, d. h. das Thor, welches nach dem Turbet es-Saherah (s. o.) führt. Ueber manches giebt auch dieser Plan keine Auskunft. Wo z. B. ist M. ed-din's jetzt jedenfalls zugemauertes an der Nordseite, Verbindung mit der H. es-Seidijeh bei Hrn. Tobler? Wo ist das Thor bei der X, 8,l>, welches zum Meidân el-’Obeid's, ausserhalb des Bâb el-asbat, d. i. des Stephanusthores, führte und schon zur Zeit M. ed - din's zugemauert war? Es ist gewiss das vermauerte Thor, welches neuere Reisende etwas nördlich vom Stephanusthore unfern des auch von Hrn. T. gezeichneten Teichs gefunden haben. Die Haret et-Tûrîjeh lässt sich sonach vermuthen, doch mit Sicherheit nicht auf dem Plane angeben. Unklar ist ferner, zu welchem Zweck der Hr. Vf. den Namen Chatunijeh mitten in das Thal Tyropoeon unfern der Südwestecke des Haram gesetzt hat. Denn ist die sobenannte Medreseh gemeint, so weiss Hr. T., dass diese südlich an die el-Akfsâ sich anlehnt, Hierneben entspringen andere Irrungen aus nicht genauer Beobachtung der arabischen Wortformen. In Beziehung hierauf rechte ich nicht mit dem Hrn. Vf. über die von ihm gewählte Methode der Transscription, namentlich in Betreff des Vokalismus; ebenso wenig darüber, dass zuweilen die vulgärsten Aussprachen

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der Feststellung der Namen zum Grunde gelegt sind;

denn in beiden Fällen wird man sagen können, so oder doch annäherungsweise so hört mau die Namen in Jerusalem - wohl aber sind Erscheinungen hervorzuheben, die gar keine Rechtfertigung finden. So halte ich Medineh (Minaret) für verhört statt Mideneh (5), d. i. der Ort, wo

der Moëddin zum Gebet ruft; desgl. die unter Nr. 57 gegebene Form Bâb es-Sinesleb aus Bab es-Selseleh, welches durch Dissimilation wohl zu es-Senseleb, niemals aber zu es-Sinesleh werden kann. Ja, in Birket es-Sarain ist ein so bedeutender Fehler enthalten, dass ich zweifle, ob auf diesen Namen hin jemand zum Jalla äS♬ (Hazw. Adfh. el-makhl. S. 107., desgl. M. ed-dîn), oder Birket Israin, geführt werden würde.

Doch ich breche hier ab, da eine vollständige Kritik der Arbeit des Hrn. Dr. Tobler nicht in meiner Absicht liegt, die grosse Verdienstlichkeit derselben aber, ungeachtet der obigen Ausstellungen, keinem Sachkundigen zweifelhaft sein kann. Schliesslich erwähne ich nur noch, dass der Hr. Vf., wie der Stadt selbst, so auch ihren Umgebungen, namentlich den zahlreichen Grabstätten, besondere Aufmerksamkeit zugewandt, die im Hinnomthale befindlichen vorläufig mit Zahlen versehen hat, deren genauere Beschreibung aber an einem andern Orte zu geben gedenkt. Ich habe deshalb auch eine der obigen Anzeige beigelegte kleine Anzahl von Inschriften nicht mit abdrucken lassen, da die fragmentarisch gegebenen erst aus der Zusammenstellung des gesammten Materials und durch diplomatisch genaue Abzeichnungen Licht erhalten können, die bereits bekannten aber eines abermaligen Abdrucks nicht bedurften. Dr. Tuch.

Miscellen

von

Dr. M. Steinschneider.

Die kürzeren oder längeren Mittheilungen, welche ich unter obiger allgemeiner Ueberschrift in fortlaufender Reihe nach dem für dieselben zugemessenen Raume zu geben beabsichtige, betreffen hauptsächlich Berührungspunkte speciell jüdischer Forschungen mit den orientalischen Studien überhaupt, insbesondere mit den arabisch-muhammedanischen. Es liegt im Charakter solcher Notizen, ihre Themen nicht immer zu erledigen, und die zu erwartende Ergänzung, Berichtigung oder Benutzung derselben liegt vornehmlich in der Absicht ihrer Veröffentlichung. Die Aufnahme von sonst irgendwo gelegentlich gemachten Bemerkungen, auch anderer, namentlich angeführter Autoren, darf hierbei wohl als zweckgemäss erscheinen.

1. Der hängende Sarg Muhammeds. Im Mittelalter war bekanntlich die Fabel verbreitet, dass der Sarg Muhammeds in dem Grabgewölbe zu Medina oder gar zu Mekka! in der Luft schwebe, welches vorgebliche Wunder auf Anwendung eines Magnets beruhe, der den Sarg nach allen

-

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Seiten hin mit gleicher Kraft anziehe und so in der Mitte, schwebend erhalte. Die Sagengeschichte des Orients — auf welche wir in unsern Miscellen öfter einzugehen beabsichtigen zeigt im Allgemeinen weniger productive als reproductive Kraft, und das Verfolgen einer einzelnen Sage in ihren verschiedenen Kreisen und Ausbildungen bis auf die ältesten bekannten Keime gewährt manchen interessanten Einblick in das Verhältniss und den Charakter der Sagenkreise überhaupt. So ist das Element der vorliegenden Sage älter als Muhammed selbst. Im Talmud (Synhedrin 107. b. Sota 47. a.) wird erzählt: „Gechasi (der Diener des Elisa) hing (befestigte) einen Magnet an das Götzenbild Jerobeams 1) und brachte es zwischen Himmel und Erde." Plinius (XXXVI, 15) berichtet, dass der Baumeister Dinocharis zu Ehren der Arsinoe auf Veranlassung ihres Bruders und Gemahls, Ptolemäus Philadelphus, ein Tempelgewölbe von Magnetstein zu erbauen angefangen, worin das eiserne Bildniss der Arsinoe in der Luft schweben sollte, der Tod des Ptolemäus habe aber die Ausführung verhindert. Aber auch das Morgenland selbst kennt eine solche Anwendung des Magnets. Das Merkwürdigste, welches angeblich dem Mahmud ben Subuktighin (410 d. Hidschra) in der eroberten Stadt Sumenat, jenseits des Indus, gezeigt wurde, war ein indischer Tempel, in dessen Mitte ein freihängendes Götzenbild befindlich war. Die Scharfsinnigsten in seiner Umgebung erklärten ihm diess dadurch, dass die mit Magnet überzogenen Mauern das eiserne Götzenbild anzögen, und wirklich als auf Befehl Mahmuds eine Seite des Tempels niedergerissen wurde, stürzte das Bild herunter und zerbrach in Stücke. Herbelot 2) unterscheidet von diesem Bilde (!) das „Sanam () Sumenat", welches aus Stein, von ungeheurer Höhe, bis zur Hälfte des Leibes in der Erde steckte. Endlich hat Mose Chagis 3) von Muhammedanern vernommen, dass in der Medrese des Salomo, oder im Allerheiligsten " "der Moskee zu Jerusalem ein Stein in der Luft hänge, welcher der Grundstein (78) des alten Tempels (oder der Welt) sei *), während nach dem Karäer Kaleb Abba Afendopolo 5) sich der Magnetstein 6) auf dem Grunde des Meeres befindet.

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1) DY ND, wörtlich:,,die Sünde Jerobeams". M. J. Landau, rabbin.-aram.-deutsch. Wörterb. (73) V, 390. (s. v. ) schaltet ein: ,,den Apis". Der Talmud spricht natürlich von dem Kalbe, dessen Identificirung mit dem Apis wir hiermit nicht bestreiten wollen. Landau bringt, ausser der Stelle aus Plinius, auch noch den Steindienst, namentlich den schwarzen Stein zu Mekka, in Verbindung.

2) Artikel Sumenat, IV, 308 der deutsch. Uebers., Ausg. 1790.

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4) Buxtorf, Lex. chald. p. 2541; woselbst auch über die ursprüngliche Existenz dieses Steines im Meere.

.des Jehuda Hedessi, zu Anfang אשכל הכפר Index zu נחל אשכל (5

6) 17 728, wörtlich:,,Kriechender (bewegender?) Stein“, so auch bei dem haräer Ahron ben Elia (Ez Chajjim S. 19. 43.). Im Talmud (l. c.) und bei den rabbanitischen Schriftstellern heisst der Magnet 87 JEN „schöpfender (hebender) Stein, im Arabischen, der anziehende.

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