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versucht sein rein - alphabetisches System an den Texten 217). Die babylonischen Texte der Achämeniden - Inschriften, 15 an der Zahl, sucht Stern, ebenfalls nach streng alphabetischem System, aus dem Semitischen und zwar fast allein aus dem Hebräischen und Aramäischen zu erklären 218). Die 200 verschiedenen Schriftzeichen, welche sie darbieten, reducirt er durch Annahme von Homophonen (nach Löwenstern und Botta), die theils bloss graphisch verschieden sind, theils auf Modification des Lautes zielen, auf ein Alphabet von 26 Buchstaben. Die Sprachform, welche Stern auf diesem Wege in den Inschriften findet, ist ein freilich sehr gebrochener Hebräo-Aramaismus, der einigermaassen an das Semitische im Pehlewi erinnert. Die Durchführung des graphischen Theils hat etwas von mathematischer Strenge, im sprachlichen Theil erscheint vieles gewagt; durch Anwendung des Systems auf die Behistun-Texte und andere Inschriften muss dasselbe entweder sich bewähren, oder es wird daran zu Grunde gehn. Eine Art Grund-Pehlewi, die ,,semitische Sprache des persischen Urvolkes der Elamiter, aus welcher die semitischen Elemente des (sasanidischen) Pehlewi herrühren" sollen, will Löwenstern sogar in der zweiten (medischen) Keilschrift entdeckt haben 219), während Rawlinson sie skythisch nennt und de Saulcy consequent auf Westergaard's Wege fortschreitend darin ein gemischtes Türkisch verfolgt 220). Die Anforderung Löwenstern's, in den Achämeniden Skythen und in der zweiten Keilschrift eine semitische Sprache anzuerkennen, wie er sie herausliest, macht nüchterne Leute schwindeln, aber auch de Sauley's rasches Vordringen lässt alle Qualen des Zweifels zurück. Sieht ja doch Holtzmann neuerlich in diesen Inschriften arische Sprache mit semitischer Beimischung 221), während Nash sich ähnlich wie Löwenstern äusserte 222 22). sind also die Meinungen der an diesen Studien sich versuchenden Forscher zur Zeit noch geklüftet und geschieden selbst in Betreff der Hauptfragen, und es ist noch gar nicht zu sagen, wohin sich der Sieg neigen wird. In der babylonischen Inschrift eines

So

217) Études sur les inscriptions Assyriennes de Persépolis, Hamadan, Van et Khorsabad. Par Philoxène Luzzatto. Padoue 1850. 8.

218) Die dritte Gattung der achämenischen Keilinschriften erläutert von M. A. Stern. Mit einer Steindrucktafel. Göttingen 1850. 8.

219) Isidore Loewenstern, lettre à M. de Sauley sur la deuxième écriture de Persépolis, in der Revue archéol. Vle année 1850. S. 490-496. (auch als Sonderdruck, Paris 1850. 4.). Dessen Remarques sur la deuxième écriture cunéiforme de Persépolis, ebend. S. 687-728.

220) F. de Saulcy, recherches analytiques sur les inscriptions cunéiformes du système médique. Deuxième mémoire: im Journ. asiat. 1850. Mai-Jun. S. 397-528.

221) Holtzmann's Vortrag in der Berliner Versammlung, jetzt gedruckt in der Ztschr. Bd. V. S. 145 f.

1850.

222) D. W. Nash in einer Sitzung der Syro - Egypt. Society im Juli S. Athen. 1850. Juli S. 714. Vgl. Sept. S. 953 u. S. 1000.

Backsteins suchte Löwenstern die überlieferten Namen Jugaens, Mardocempadus oder Merodach, Arcianus und Belibus nachzuweisen 223). Die Abbildung der sechs Flächen dieses Backsteines nahm er unversehens für ein kreuzförmiges Monument, bis der Irrthum entdeckt wurde 224). Arneth liess die Inschrift eines in Wien befindlichen Backsteins abbilden mit einer von Rawlinson, als er durch Wien reiste, gegebenen Uebersetzung 225). Auch gab Sharpe eine Erläuterung des von Layard an das Britische Museum gebrachten Elfenbein - Fragments mit der HieroglyphenInschrift,,Aubeno-Ra“ 226). Er wies Oben-Ra auf zwei späteren ägyptischen Monumenten aus der Zeit der persischen Eroberung nach und erklärte jenes für gleichbedeutend mit Amun - Ra. Schliesslich will ich nicht vergessen zu sagen, dass nun das Prachtwerk Monument de Ninive" von Botta und Flandin in 5 Folio - Bänden fertig vorliegt 227). Die neuen Entdeckungen auf diesem Felde sind auch schon zu glatten und geschickten populären Darstellungen verwendet, namentlich von Vaux 228) und von Blackburn 229). In einer Reihe gelehrter Artikel 230) sucht auf der andern Seite Raoul-Rochette die Symbolik der assyrischen Kunstdarstellungen zu erklären. Einen widerhaarigen Gegner fanden auch die sichersten Ergebnisse dieser Entdeckungen an Ferd. Hoefer in Paris, der, weil die alttestamentlichen Propheten gesagt haben, Ninive solle zerstört werden und verschwinden, es für unmöglich hält, dass es wiedergefunden sey, die aufgegrabenen Ruinen müssen neueren Städten angehören, die Monumente von Khorsabad seyen persisch aus den Zeiten der Achämeniden, Arsakiden und Sasaniden, Ninive habe am Euphrat gelegen, wie

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223) Isid. Loewenstern, note sur une table généalogique des rois de Babylone dans Ker Porter (Travels. II. Taf. 72), in der Revue archéol. Vle année S. 417-420.

224) Ebend. S. 515.

225) Sitzungsber. der Wiener Akad. phil. - hist. Cl. 1850. Jan. S. 73. L'ebrigens ist dies keineswegs das einzige Keilschrift-Monument in Deutschland. Wir erinnern an das auf Cypern gefundene, welches im Berliner Museum aufbewahrt wird.

226) S. Sharpe's Vortrag in der Sitzung der Syro- Egypt. Soc. v. 10. Dec. 1850.

227) S. schon Ztschr. IV, 463.

228) Nineveh and Persepolis: an historical sketch of ancient Assyria and Persia. With an Account of the recent Researches in those Countries. By W. S. W. Vaux. Lond. 1850. 444 SS. gr. 12., bereits drei Auflagen in einem Jabre. Pr. 5 s. Vgl. Athen. 1850. Jul. S. 730 u. 778. Kitto's Journ, 1851. Jan.

229) Nineveh its Rise and Ruin, as illustrated by Ancient Scriptures and Modern Discoveries. A Course of Lectures. .. With Additions and Sup232 SS. 12. plementary Notes. By the Rev. John Blackburn. Lond. 1850.

Pr. 5 s.

230) Journ. des Sav. 1850. Jan. u. ff.

Ktesias bei Diodor meldet (eine Nachricht, die bekanntlich auch anderswo ihre Vertheidiger gefunden hat, die aber z. B. auch Rawlinson gelegentlich als einen blossen,,geographical blunder“ bezeichnet). Hoefer stellt die Zeugnisse des A. T., die er exegetisch misshandelt, und die der Griechen und Römer für seine Meinungen auf 231). Mit Entgegnungen haben ihm bereits Ainsworth 232), Quatremère 233), de Saulcy und Mac Carthy 234) gedient. Innerhalb der Grenzen der Keilschrift-Monumente baben wir noch wie jüngere Ablagerungen der Geistescultur die Sprache und die Schriften des Zendvolkes, das Pehlewi der SasanidenPeriode und zuletzt die moderne persische Litteratur in Betracht zu ziehen.

Die Zend - Litteratur hat in diesem Augenblick grosse Hoffnungen, sowohl Westergaard als Spiegel haben eine vollständige Ausgabe des Zend-Avesta angekündigt, beide, wenn auch erst im letzterscheinenden Bande, eine Uebersetzung zu geben versprochen, Brockhaus aber mit seinem zeitgemässen und daher überall willkommen geheissenen Vendidad - Sadeh in lateinischer Schrift vorläufig den Vogel abgeschossen 235). Spiegel gab ein paar auf Kritik und Erklärung des Zend -Avesta gerichtete Abhandlungen heraus als Zeichen seiner fortwährenden Beschäftigung mit dem Gegenstande 236). Auch Benfey gab Beiträge zur Erklärung des Zend auf Veranlassung der Brockhaus'schen Ausgabe 237). Roth stellte von neuem einen Helden der altpersischen Sage mit einem Gotte des Vedenkreises zusammen. Wie er früher nach Burnouf's Vorgange den Feridun oder Thraêtôna mit

231) Premier mémoire sur les ruines de Ninive, par M. Ferd. Hoefer, und Second mémoire etc. Par. 1850. 8. Seine früheren Aufsätze stehen in L'illustration 22. Nov. 1849 u. 26. Jan. 1850.

232) Remarks on the Topography of Nineveh, by W. Fr. Ainsworth, in Original Papers read before the Syro-Egypt. Soc. of London. Vol. I. P. 2. 1850. 233) Quatremère, observations sur la ville de Niniveh, 3e art., im Journ. des Sav. 1850. Juni.

234) Saulcy im Moniteur und im Journ. de l'instruction publique, Mac Carthy in der Revue de l'orient 1850. März.

235) Vendidad Sade. Die heiligen Schriften Zoroaster's Yaçna, Vispered und Vendidad. Nach den lithogr. Ausgaben von Paris u. Bombay mit Index u. Glossar herausg. von Dr. Herm. Brockhaus. Leipz. 1850. gr. 8. S. Hall. Allgem. Monatsschr. f. Lit. 1850. Febr. S. 154. Ztschr. IV, 263 f.

236) Der 19te Fargard des Vendidad. Von Dr. Fr. Spiegel. 1. Abth. München 1850. 33 SS. 4. - Ueber einige eingeschobene Stellen im Vendidad. Von Dr. Fr. Spiegel. München 1850. 42 SS. 4. (Aus den Abhandl. der k. Akad. der Wiss. zu München. Bd. VI.) Vgl. Ztschr. IV, 265. Ueb. d. 2. Th. des Yaçna u. 2 versch. Dialekte darin, in A. Weber's Indischen Studien Bd. 1. H. 3. Zur Erklärung des 19. Fargard gab ebendas. auch Schlottmann einige Beiträge.

237) Einige Beiträge zur Erklärung des Zend. Von Theod. Benfey. Göttingen 1850. 8. (Sonderdruck seiner Recension des V.-S. von Brockhaus, aus den Götting, gel. Auz.)

dem indischen Trita identificirte (Ztschr. II, 216 ff.), so verglich er jetzt den Dschemschid, den Jima der Zendbücher, mit dem indischen Jama, der in den Veden noch nicht der düstere Gott des Todes, sondern mehr der milde König der Seligen ist 238). Von Schwenk's Mythologie der asiatischen Völker enthält der 5. Band die Mythologie der Perser 239).

Aus St. Martin's Nachlass sind Fragmente einer Geschichte der Arsakiden herausgegeben worden 240).

Ueber die Münzen mit Pehlewi-Legenden, die den Sasaniden angehörigen, wie die arabischen, die sich diesem Gepräge anschliessen, haben wir zwei neue Mittheilungen von Mordimann erhalten 241). Er weiset abermals eine ,,älteste arabische Münze" nach vom J. 25 d. H. Edward Thomas führt gar eine solche vom J. 20 auf, die indess noch zweifelhaft ist 242). Letzterer hatte für seine Uebersicht ein reiches Material aus öffentlichen und Privat-Sammlungen Londons zu seiner Disposition. Auch die von Dorn erwartete Arbeit über die Parsenmünzen wird jetzt ihrer Vollendung nahe seyn.

Ebe ich zum Neupersischen übergehe, gedenke ich noch einer kleinen Abhandlung von Longpérier über die Einführung persischer Namen im Abendlande 243). Auf einer zu Strassburg im 7. Jahrh. geschlagenen Goldmünze der Merowinger findet sich der Name Cosrub, auf Gefässen Cosru, Arsacus, in Inschriften Darius, Cyrus, Pacorus. Longpérier führt sie auf die seit den Partherkriegen zwischen dem Abend- und Morgenlande eingetretenen Beziehungen zurück. Der Name Pabec in einer am Rhein gefundenen Inschrift ist vielmehr ägyptisch 244). Alex. Chodzko beschreibt einen Gebirgspass 245), den er in Begleitung des Major Rawlinson von Teheran aus passirte, und findet darin die wahren Пliha Káoлia, namentlich in der Schlucht von Sialek, welche Alexander der Grosse passirt haben muss. Eine andere Schlucht, die von Serdere, die durch Thürme und Bastionen befestigt ist, durchzogen sie auf dem Rückwege. Die letztere passirte auch

238) R. Roth, die Sage von Dschemschid, in der Ztschr. der D. M. G. IV, 417 fr.

239) Die Mythologie der asiatischen Völker, der Aegypter, Griechen, Römer, Germanen u. Slaven. Von Kour. Schwenk. Bd. 5: Die Myth. der Perser, für Gebildete u. die studirende Jugend. Frankf. a. M. 1850. 8.

240) J. Saint-Martin, fragments d'une histoire des Arsacides. Ouvrage posthume. Par. 1850. 2 Bde. 8.

241) Ztschr. Bd. IV. S. 83-96 u. S. 505-509.

242) Edw. Thomas, the Pehlewi Coins of the early Mohammedan Arabs, in d. Journ. of the R. As. Soc. Vol. XII. P. 2. (Lond. 1850.) S. 243-347. 243) Adrien de Longpérier in der Revue archéol. VIe année. S. 94-100. 244) Leemans ebend. S. 594, u. Lersch in den Jahrbüchern des Vereins v. Alterthumsfreunden im Rheinlande Bd. 5. S. 317 ff.

245) Nouv. annales des voyages 1850. Sept.

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Hommaire de Hell 246). Auch lieferte Chodzko einen neuen Aufsatz über Ghilan 247). Für die Länder südlich am kaspischen Meer und ihre Geschichte ist aber Dorn's neuestes Unternehmen, die Herausgabe und Uebersetzung der darauf bezüglichen Quellenschriften, von grösster Wichtigkeit. Nachdem er als einen Vorläufer der Sammlung die Geschichte Tabaristan's und der Serbedar-Fürsten im Gebiete von Sebsewar nach Khondemir vorausgeschickt 248), hat die Publication mit Zebîreddîn's Geschichte von Tabaristan, Rujan und Masanderan begonnen 249), und werden noch einige andere Bände nachfolgen. Wer an Sehireddin's Hand", sagt der Herausgeber in der Vorrede,,, die Geschichte Tabaristan's durchgeht, der fühlt mit wohlthuender Freude, wie ihm eine Schuppe nach der andern vom Auge fällt; wo eitel Dunkel und Finsterniss zu herrschen schien, da wird es mit jedem Schritt vorwärts lichter". Jeder Leser wird dies bestätigt finden und der Wissenschaft zu diesem Unternehmen Glück wünschen. Inzwischen hat auch Spiegel einige Nachrichten über Tabaristan mitgetheilt nach Auszügen, die er aus einer handschriftlichen Specialchronik des Landes machte 250). Aus Mirkhond's grossem Werke hat Morley auf Kosten des Vereins für die Publication orientalischer Texte zu London die bisher noch nicht gedruckte Geschichte der Atabeken in Syrien und Persien edirt 251). Demselben Vereine danken wir Falconer's Ausgabe von Gâmî's romantisch - allegorischem Gedicht Salâmân und Absâl 252). Dasselbe stellt die sufische Lehre dar von der Vernunft, die sich den leiblichen Begierden hingiebt, dann aber mit Hülfe eines Lehrers sich von ihnen zu befreien weiss und hinfort sich in das Göttliche vertieft. Eine neue Lese aus Ġamî's Diwan beliebig heraus

246) Ebend. 1850. Dec.

247) Ebend. 1850. Febr. Vgl. schon Ztschr. IV, 459.

248) Die Geschichte Tabaristan's und der Serbedare nach Chondemir. Persisch u. deutsch von Dr. Bernhard Dorn. (Aus den Mémoires de l'Acad. des Sciences de St. Pétersbourg. VI série. Sciences politique, histoire, philologie. T. VIII.) St. Petersb. 1850. gr. 4. Vgl. Ztschr. IV, 278 f.

249) Muhammedanische Quellen zur Geschichte der südlichen Küstenländer des kaspischen Meeres, herausg., übers. u. erläutert von Dr. Bernhard Dorn. I. Th. Sehireddin's Geschichte von Tabaristan, Rujan u. Masanderan. Pers. Text, herausg. von Dr. B. Dorn. St. Petersb. 1850. gr. 8.

250) Ztschr. IV, 62 ff.

251) The History of the Atabeks of Syria and Persia by Mohammed ben Khawend Shah ben Mahmud commonly called Mirkbond. Now first edited from the collation of sixteen Mss. by W. H. Morley; to which is added a series of fac - similes of the Coins struck by the Atabeks, arranged and described by W. S. W. Vaux. Lond. 1850. 104 SS. gr. 8. u. 7 Tafeln.

252) Salâmân u Absâl, an allegorical romance: being one of the seven poems entitled the Haft Aurang of Mullâ Jâmî, now first edited from the collation of eight Mss... with various readings, by Forbes Falconer. Lond. 1850. 68 SS, Text u. 18 SS. Varr. gr. 4.

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