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diesen Thälern späterhin Klöster erbaut worden sind, so wie in dem jenseits des Tigris gelegenen Gebirge bis Maredîn und Nisibis hin, ist aus Assemani bekannt. Wenden wir uns nun von dem Khâbûr östlich, so erhebt sich eine merkwürdige Gebirgsgegend mit den steilsten Schluchten und grotesken Felsenparthieen bis zum Urumia-See, welche als das Calachene oder Adiabene der Alten gelten muss. Ainsworth beschreibt die Aussicht von den hohen Bergen von Rowandiz, wo der obere Zâb allmälig aus den Gebirgen heraus in die Ebene tritt und von wo sich nordwestlich eine Bergreihe bis Dschulamerk zieht, welche den Lauf des Zâb bestimmt. Diese Gebirgsreihe ist eigentlich eine Fortsetzung der medischen Gebirge und geht nördlich zwischen dem See von Van und Urumia in ein hohes Flachland über, das nach Armenien hinüberreicht. In verschiedenem Sinne konnte dieser District zu Armenien, Assyrien oder Medien und Persien gerechnet werden. Auch hier nun überall die Tradition von den 10 Stämmen und so viele Sitten und Gebräuche, die an die Israeliten erinnern. Wenden wir uns endlich von hier in das eigentliche Medien, so liegen die Quellen des Kizil Ozein nicht gar zu weit von denen des untern Zab und während fast das ganze übrige Medien gebirgig ist, zieht sich ein ebnerer Landstrich von Hamadan hinüber nach Kazwin und Teheran, wo die meisten Städte Mediens liegen mochten. Die Möglichkeit lässt sich freilich nicht in Abrede stellen, dass die Juden in die Gebirge Kurdistans sich erst in der arabischen Zeit geflüchtet haben und dass sie, anderwärts ausgerottet, in diesen unzugänglichen Gebirgspässen sich haben fortpflanzen können, aber auch dann würde eine so fest gewurzelte Tradition nicht ganz verwerflich sein 1), wenn wir auch die ursprünglichen Sitze der 10 Stämme anders zu suchen hätten. Dass aber nicht bloss die Juden, sondern auch die Nestorianer von israelitischer Herkunft reden, sichert dieser Tradition ein sehr hohes Alterthum, wofür wir einen Wiederhall finden in jener Stelle des Moses Chorenensis, WO die Bewohner von Adiabene Palästina ihr Heimathland

nennen.

Es würde zu weit führen, wollten wir die Verbreitung der Juden im Orient und ihre Geschichte ins Einzelne verfolgen. Wir begnügen uns hier etliche Bemerkungen anzuknüpfen, die sich in Folge der durch obige Untersuchungen uns wahrscheinlich gewordenen Ansicht über die ursprünglichen Sitze der 10 Stämme ergeben. Zunächst gewinnt dadurch die Vermuthung eine neue Stütze, dass der Ort, von welchem der Prophet Nahum seinen

1) In dem ganzen Gebirgsdistrict vom Tigris und Khabur zum UrumiaSee hinüber scheint die Tradition von den 10 Stämmen überall und aus Aller Munde gehört zu werden. Etwas nördlich an der Gränze von Armenien verliert sie sich bereits völlig, vgl. Smith and Dwight, Research. II, S. 195.

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Beinamen erhielt, jenes el-Kosch sei, welches nordwestlich von dem alten Ninive liegt und neuerdings durch die Besuche von Rich und Ainsworth näher bekannt geworden ist. Es würde gerade in einem Districte gelegen haben, der wenigstens dem Khabur und der Provinz Chalachene ganz benachbart war, nicht gar weit von Ninive, wohin auch das Buch Tobit die Exulanten versetzt. So würde Naḥum (wie auch Tuch de Nino urbe hervorhebt) die beste Gelegenheit gehabt haben, die genaue örtliche Kenntniss der grossen Stadt zu erlangen, die seiner Weissagung zu Grunde liegt. Eine andere Bemerkung, die sich uns aufdrängt, ist diese, dass eine so grosse Anzahl von Juden einen sehr mannichfachen Einfluss auf die Ausbildung der Religionssysteme des Orients gehabt haben mag. Eine Sage berichtet, wenn ich nicht irre, von einem Zusammenhang Zoroasters mit dem Propheten Nahum. Ohne solchen Fabeln die mindeste Bedeutung beizulegen, ist es doch leicht möglich, dass der alte Sonnen- und Feuer-Dienst, welcher auch auf den assyrischen Denkmalen als in jener Gegend uralt einheimisch sich zeigt, durch Berührung mit den Juden eine mehr geistige Gestalt annahm, wie andererseits in dem Buche Tobit und andern das Eindringen parsischer Lehren bei den Juden (vom Geist Asmodi u. a.) sich zeigt. Gerade in jene Gegend von Urumia wird ja der Ausgangspunkt Zoroasters verlegt. Es ist auch wohl keinem Zweifel unterworfen, dass eine grosse Anzahl jener Exulanten ihrem Glauben untreu geworden ist, und so mögen sie dazu beigetragen haben, bei einzelnen Stämmen namentlich der Gebirge Mediens, welche weniger dem Islâm anhängen, jene seltsamen Religionsgebilde zu erzeugen, von denen die Reisenden oft berichten und in denen meist die Namen des A. T. eine grosse Rolle spielen. Auch alle jene Fabeln von Nimrod u. s. w. werden die Araber wohl von den Juden aufgefangen haben. Wir haben oben die Nachricht des Benjamin v. Tudela mitgetheilt, dass die Juden in den medischen Gebirgen die Sprache des Targum sprächen. Vielleicht datirt theilweise der starke Gebrauch der syrischen Sprache jenseit des Tigris von den assyrischen Verpflanzungen. Die Bewohner von Damascus wurden nach Ķîr verpflanzt, welches nach Knobel eine westliche Provinz Mediens gewesen ist. Ihre Sprache war die aramäische. Die nach Assyrien und Medien gebrachten Israëliten konnten leichter zu eben dieser Sprache übergehn, die im ganzen assyrischen Reiche sehr gebräuchlich sein musste, als die ihnen ganz fremde medo-persische Sprache erlernen. Es ist merkwürdig, dass gerade in Adiabene die syrische Sprache sich so festgesetzt, sich so lange gehalten hat. Theilt man die Bewohner dieser Gebirge einerseits in die Kurden, andererseits die Nestorianer nebst den übrigen christlichen Parteien und die Juden, so haben wir bei jenen eine der persischen verwandte, bei diesen die syrische Sprache. Die Nestorianer sollen sich noch jetzt Assyreti

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oder alte Assyrer nennen, wie bei den Armeniern die Syrer ganz gewöhnlich Assyrier hiessen. Auf den Einfluss der Juden auf die Armenier und ihre Könige, auf die Fürsten von Adiabene und die Reguli von Edessa, dann vornehmlich auf die Gestaltung der syrischen Kirche, der syrischen Bibel-Uebersetzung, Bibel-Recitation und Anderes habe ich in meiner oben angeführten Schrift aufmerksam gemacht. Der Einfluss der Juden reicht überhaupt in der Geschichte des Orients wohl weiter und dringt tiefer, als es gewöhnlich beachtet wird. Kehren wir zum Schluss zu den Nestorianern, von denen wir ausgegangen, zurück, so kann es natürlich uns nicht in den Sinn kommen, alle in Kurdistan lebenden Christen auf die 10 Stämme zurückzuführen oder das ExilGebiet der letztern auf die Berge von Dschulamerk einzuschränken. Wer weiss, wohin die Abkömmlinge jener Tribus, die einst die assyrischen Könige von den Bergen Israëls entführten, sich zerstreut haben mögen. Aber beachtenswerth erscheint eine Tradition, die freilich an sich von wenig Bedeutung ist, da man allerwärts in Asien auf Sagen von den 10 Stämmen stösst, beachtenswerth erscheint sie, da so viele historische Zeugnisse ihr zur Stütze dienen, wesshalb wir sie einer neuen Prüfung hierdurch möchten empfohlen haben 1).

1) Nachschrift. Die Eroberung Kurdistans findet Layard in Kojundschik abgebildet (Th. II. S. 401). Hat nun derselbe Recht in der Vermuthung, dass der Name Salmanassar's in demselben Bauwerke sich finde, so würde dadurch unsere Hypothese an Wahrscheinlichkeit gewinnen. Wir erlauben uns an dieser Stelle eine flüchtige Bemerkung anzuschliessen in Betreff der von Layard entdeckten und beschriebenen Ruinen. Nach der Genesis hat Assur zuerst Ninveh gebaut, dessen Lage wir Mofsul gerade gegenüber setzen; während Kalah Sherghat uns dem zu entsprechen scheint. Gerade zwischen beiden Orten errichteten dann die Könige von Assur ihre Paläste in 7 d. i. Larissa, entsprechend den Ruinen von Nimrud. Dieses Resen mit seinen grossartigen Königsbauten galt zur Zeit der Genesis für die grosse Stadt". Da nun aber Resen und Ninveh nicht gar weit von einander, an demselben Tigrisufer lagen, so konnte es leicht im Verlauf der Zeit geschehn, dass beide Städte unter dem gemeinschaftlichen Namen von Ninveh zusammenwuchsen, und die Könige einer spätern Dynastie erwählten das eigentliche Ninveh zum Sitz ihres Ruhms, erbauten die Paläste von Kojundschik, während wieder andere der assyrischen Eroberer an der äussersten Randspitze an den Bergterrassen von Khorsabad ihre Siege in prunkvollen Abbildungen verewigten.

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Notizen, Correspondenzen und Vermischtes. Notiz über die in der Universitäts - Bibliothek zu Lund aufbewahrten Wildenbruch'schen Handschriften.

Von

Prof. Tornberg zu Lund 1).

Die beiden geschichtlichen Handschriften, von welchen in dieser Zeitschrift schon Bd. HII, S. 121 ff. die Rede gewesen ist, befinden sich seit zwei Jahren durch die Güte des Herrn Major L. v. Wildenbruch in der öffentlichen Bibliothek der Universität zu Lund. Sie machen zwei verschiedene Werke aus, sowohl von aussen als von innen. Das eine, ein mässiger Folioband von 243 Blättern, mit 28 Zeilen auf jeder Seite, ist in gutem, sauberem Neskhi schön geschrieben. Jedes neue Jahr beginnt einen neuen Abschnitt mit grossen, rothen Buchstaben auf einer besondern Zeile. Das andere, streitig von demselben Abschreiber, ist ein Quartband von 114 Blättern, und jede Seite enthält 21 Zeilen. Die Schrift ist viel gedrängter und ziemlich nachlässig; die Jahreszahlen, mit rother Dinte und auf neuen Zeilen, sind ohne Zwischenräume und mit gleichen Buchstaben wie das Uebrige geschrieben.

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Von dem Verfasser weiss ich nichts weiter zu sagen, als was die angeführte Stelle der Zeitschrift giebt. Vielleicht ist der Emir Haidar aus dem fürstlichen Hause der Schihâbiden der Urheber beider Chroniken, obgleich in der letzteren die viel reinere Sprache, die genauere Erzählung, und die häufigere Beimischung von grösseren und kleineren Versstücken dem Ganzen einen völlig verschiedenen Charakter giebt, wiewohl Verse auch in der ersteren nicht fehlen. Vielleicht ist aber auch dem Emîr Haidar nur das letztere Werk zuzuschreiben, da es sich mehr ausschliesslich mit der Schihâbiden-Familie beschäftigt. Genug, über diesen Punkt lässt sich nur Syrien selbst Aufklärung erwarten.

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In dem grösseren Werke finden wir eine allgemeine Geschichte des Islâm bis zum Jahre 1109, in welchem das Haus Ma'n erlosch, in der gewöhnlichen Weise der arabischen Chroniken erzählt. Der Verfasser beschäftigt

1) Herr Prof. Tornberg gewährt uns durch diese Notiz das, was die Schlussworte des in Bd. IV, S. 251 u. 252 abgedruckten Briefauszugs hoffen liessen. Zugleich kommt er meinem oben S. 46 in Bezug auf die Geschichte der Schibabiden geäusserten Wunsche entgegen, indem seine Notiz bedeutende Beiträge zur Ausfüllung des dort gegebenen Grundrisses enthält. Um daher die Vergleichung zu erleichtern, habe ich den Namen der hier vorkommenden Schihabiden dieselben Ordnungszahlen beigefügt, unter welchen sie dort aufgeführt sind. Fleischer.

sich jedoch mit den Schicksalen des Westens, besonders des griechischen Reiches, mehr als diess sonst bei den Arabern üblich ist. Wiewohl nicht ausgesprochen, zeigt sich doch bald die Absicht desselben, die Geschichte des Libanon, oder vielmehr die der in Kesruân, es-Schûf und Wadi-et-Teim regierenden arabischen Fürstengeschlechter zu behandeln. Aber erst im Jahre 502 wird diess ganz deutlich, wo der Chronist, S. 176, die Stammtafel des Hauses Ma'n aufstellt und die Gründung der Macht desselben in es-Schûf und Kesruân beschreibt. Die wenigen zerstreuten Notizen über Syrien, die er vorher gegeben, berühren bloss allgemeine Verhältnisse, die uns längst bekannt sind. Wegen der im Jahre 511 erfolgten Verbindung der Ma'niden mit den Tenûkhiden, die damals es-Schûf bewohnten, wird auch dieser Familie nachher eine nähere Aufmerksamkeit gewidmet. Unter dem Jahre 557, S. 203, werden das erste Mal die Schihâbiden erwähnt. Sie waren damals aus Haurân nach Wâdî-et-Teim gezogen, wo sie zu Hâşbeija residirten. Schon 558 begannen die Ma'niden durch Heirathen und wechselseitige Hülfleistungen ihre friedliche Vermischung mit ihnen, welche nie aufhörte und zuletzt, als die erstern ausstarben, die Stammhäupter bewog die Schihâbiden in die Rechte der Ma'niden einzusetzen. Mit diesen drei Häusern beschäftigt sich der Verfasser vorzüglich, doch ohne Plan und Ordnung, wie es die Ereignisse eben an die Hand geben 1). Der Anfang des Buches lautet so:

الحمد لله مبدع الكاينات ومرتب زمان الدهور والاوقات ومشيد ارکان الملوك والولاة في ساير الاقطار والجهات على احسن نظام واكمل صفات حمدا يزلفنا الى تبجيل قدرته الالهية وعناية، الصمدانية في تدبير الجملة البشرية راجين من مراحمه الغنية وقايتنا في هذه الدنيا الدنية من الحوادث الكونية ويمن علينا بموارث تلك الاخدار السماوية، أما بعد حينما أطلعت على ما سلف من حوادث الاعصار من بعض كتب مورخين مورخی (st) حقايق المواقع والاخبار من ظهور النبي المختار وبعده الخلفاء الابرار دولة الامويين ثم دولة العباسيين وملوك الروم القياصرة وملوك الفرس الاكاسرة ثم دولة العلويين والايوبيين وملوك النصارى الغربيين ثم دولة المغول أى التتر ودول الترك والكرج والبربر وبعض حوادث شرقية ومواقع غربية نخبتها من التواريخ القديمة والتحارير المستقيمة من الرواة المحققين والعلماء الصادقين وعدلت عن ما سواهم من ايضاح التخيير واتخذت ما به من الماثور من علماء تلك العصور وهم الصادقين المحققين

1) Ich übergehe in dieser Notiz alles Allgemeine, indem ich lediglich die hervorstechenden Data über diese drei Familien aushebe.

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