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Jeder, der nur einen flüchtigen Blick auf meine Interpretation geworfen hat und nur etwas mit den Principien Champollion'scher Entzifferung bekannt ist, wird sich überzeugen, dass ich Champollion vollständig treu geblieben bin und im Gegentheil die von Hrn. Prof. Seyffarth so lange und in so kategorischen Ausdrücken bezweifelte Möglichkeit, nach Champollion'schen Lehrsätzen auch nur eine Zeile vernünftig zu lesen, an einem ganzen Texte verwirklicht habe. Damit man aber wisse, welches diese Principien seien, so möge man mir gestatten, dieselben hier in kurzen Sätzen folgen zu lassen.

1) Die Hieroglyphen bestehen aus ideographischen (symbolischen) und phonetischen Zeichen.

2) Die ideographischen Zeichen sind entweder figurative oder tropische mit selbstständiger Bedeutung, oder sie sind determinirende.

3) Die Aussprache jedes ideographischen Zeichens ist nach dem in phonetischen Zeichen geschriebenen Worte zu bestimmen, welchem jenes in anderen Texten als specielles Determinativ folgt.

4) Die Determinativzeichen haben keine Aussprache. Sie deuten, ähnlich wie die Classenzeichen im Chinesischen, genauer an, zu welcher Kategorie von Ideen das von ihnen begränzte Wort gehört (generische D.), oder sie stellen am Ende eines phonetisch geschriebenen Wortes das Bild desselben dar (specielle D.).

5) Die phonetischen Hieroglyphen bestehen aus Buchstaben, aus Sylbenzeichen und aus gemischten Zeichen, d. h. solchen, die, ursprünglich ideographische Zeichen, später die phonetischen Complemente des gesprochenen Wortes angenommen haben.

6) Die Sprache, mittelst welcher die in dieser Weise zergliederten Hieroglyphen zu erklären sind, ist die neukoptische.

Die Beweise hierfür kann ich aus meiner Interpretatio inscriptionis Rosettanae unmittelbar entlehnen. Pag. 4, wo ich von der Umschreibung des Hieroglyphentextes spreche, drücke ich mich folgendermaassen aus: Sonum singularum hieroglyphorum formularum (Gruppen) ... latinis litteris reddidi, ita quidem ut signa phonetica valoris mere alphabetici (nimirum ad formam hieroglyphici alphabeti tempore Ptolemaeorum in monumentis adhibiti redacta 1)) litteris latinis ipsis, signa autem syllabica iisdem sed uncis inclusis expressa sint. Hieroglyphorum imagines, quas vel figurative vel tropice vocum ipsarum loco saepissime poni scimus, vocibus congruis ex aliis inscriptionibus notis sequente semper littera F. (figurative) vel T. (tropice) indicabo....... Ad postremum observabo me signa symbolica, quibus voces hieroglyphicae ut accuratius cognoscantur pro cujusque natura determinari solent, unde ea determinativa appellare Champollioni placuit, quippe quae muta nullis litteris transcribi possint, ad indicandum aliquo modo locum, quem in contextu verborum occupant, littera D designasse.

Vergleicht man mit diesen Principien, die sich sämmtlich in Champollion's Grammatik ausgeprägt finden, die Charakteristik seines eigenen Systems, wel

1) Ich bemerke, dass um die Zeit der Abfassung unserer Inschrift einige syl yllabische Zeichen reine Buchstaben geworden sind; ich habe sie in dem Hieroglyphenalphabet durch ein * markirt.

che Hr. Prof. Seyffarth in dem Jahresberichte der D. M. G. für 1845 S. 77 f. aufstellt, so muss man mit Befremden die Frage aufwerfen, worauf Hr. Prof. Seyffarth eine Verletzung des Eigenthumsrechtes begründet.

Die Motive, welche Hrn. Prof. Seyffarth zu einer derartigen geharnischten Erklärung getrieben haben, sind mir daher, der ich unter allen Anhängern Champollion's Herrn Prof. Seyfarth aus persönlichen und wissenschaftlichen Rücksichten die grösste Hochachtung zolle, völlig unbekannt und räthselhaft. Ich habe der Gelehrtenwelt, vor deren Forum Hr. Prof. Seyffarth mich citirt, sprechende Facta in trockenen Worten gegeben, die mehr als alle Dialektik für mich reden werden. Ich wollte in meiner Entgegnung nichts weiter zurückweisen als die schwere Anschuldigung des Hrn. Prof. Seyffarth, etwas von seinem Eigenthume entwendet zu haben; obgleich es mir selbst schwer wird, diess als sein Eigenthum zu bezeichnen, da ich in dem Glauben lebte, eine publicirte Schrift sei Gemeingut der Wissenschaft geworden. Das Urtheil darüber, wie gross der Werth dieses Gemeingutes für die Wissenschaft sei, gehört nicht in diese Entgegnung; ich werde später versuchen diese Frage in einem wissenschaftlichen Aufsatze unter der Ueberschrift Champollion und Seyfarth" näher zu erörtern. Dr. Brugsch.

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Nachschrift der Redaction.

Die Redaction glaubt durch Aufnahme obiger Polemik einen hinreichenden Beweis ihrer Unparteilichkeit geliefert zu haben; sie wird diese Unparteilichkeit auch ferner wahren, indem sie die Spalten der Zeitschrift, soweit der für so Vieles in Anspruch genommene Raun es gestattet, beiden Parteien zu weiterer Besprechung der Frage öffnet: wobei sie jedoch auf das Entschiedenste ruhige and streng wissenschaftliche Form als Bedingung aufstellen muss. In Bezug auf das Materielle versteht es sich von selbst, dass die Redaction vermöge der ihr zukommenden Stellung über den Parteien jede derselben gewähren lässt und die Vertretung ihrer Behauptungen ihnen selbst anheimgiebt; sie würde diess thun, auch wenn sie in ihrer jetzigen Repräsentation den hieroglyphischen Studien näher stände als wirklich der Fall ist. Indess eben von dem Standpunkt des ferner Stehenden aus erlaubt sie sich auf gewisse Momente aufmerksam zu machen, deren Erledigung sie als wissenschaftliches und moralisches Bedürfniss der auf diesem Standpunkt Befindlichen, d. h. der grossen Mehrzahl der Gelehrten, ansehen zu dürfen glaubt. 1) Als wissenschaftliches Bedürfniss erscheint ihr einerseits eine gründliche und unbefangene Beurtheilung des Seyffarth'schen Systems, speciell nach der seit 1844 aufgestellten Fassung desselben, mit besonderer Rücksicht auf das von S. aus seinen Entzifferungen zweisprachiger Inschriften und fortlaufender Texte entlehnte Argument; andererseits eine derartige Würdigung der späteren Fortentwicklung des ursprünglichen Champollion'schen Systems; vielleicht dass auf diese Weise jede Partei zuletzt auf Seiten der andern mehr Wahrheit findet als bei schroffer Opposition. 2) Als moralisches Bedürfniss stellt sich heraus eine gründliche und unbefangene Besprechung der Prioritätsfrage in Bezug auf die Entdeckung gewisser hieroglyphischer Erscheinungen, wobei theils die Idee und die besondere Art ihrer Anwendung, theils die Begriffe der Priorität und der Causalität sorgfältig auseinander zu halten sein dürften.

Möge der in unerwünschter Weise begonnene Kampf der Wissenschaft zum Segen gedeihen!

Nachrichten über Angelegenheiten der D. M. Gesellschaft.

Als ordentliche Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten:

325. Hr. Dr. W. Ahlwardt, Privatgelehrter in Gotha.

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326. Dr. Alfred von Kremer, ordentl. öffentl. Professor des Vulgärarabischen am K. K. polytechnischen Institute zu Wien.

327. Dr. Abr. Kuenen in Leyden.

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Durch den Tod verlor die Gesellschaft zwei ihrer Mitglieder:

das Ehrenmitglied Hrn. Staatsrath Dr. C. M. von Frähn, st. am 16/28. Aug. 1851, und

das ordentliche Mitglied Hrn. Kirchenrath Dr. H. E. G. Paulus (88), st. am 10. Aug. 1851.

Veränderungen des Wohnorts, Beförderungen u. s. w. :

Krehl (164): jetzt in St. Petersburg.

Gosche (184): jetzt Custos an der K. Bibliothek zu Berlin.

Aus der Redactions commission zu Leipzig ist Hr. Prof. Dr. Seyffarth ausgetreten.

Hr. H. M. Elliot, Staatssecretär der ostind. Regierung in Calcutta, dankt in einem Briefe an Prof. Rödiger vom 26. Mai d. J. für seine Ernennung zum Ehrenmitgliede der Gesellschaft und verspricht nach seiner Rückkehr aus den nördlichen Provinzen von Calcutta aus das Mögliche für Förderung der Interessen der D. M. G. zu thun.

Verzeichniss der für die Bibliothek bis zum 16. Sept. 1851 eingegangenen Schriften u. s. W.)

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Von der K. Russ. Akademie d. Wissensch. in St. Petersburg:

1. Zu Nr. 9. Bulletin hist. - philol. de l'Acad. de St.-Pétersb. Tom. VIII. Nr. 22-24. m. Titel u. Register. 4.

Von der Geograph. Gesellschaft in London:

2. Zu Nr. 31. Address at the Anniversary Meeting of the R. Geogr. Soc. 26th May 1851. Lond. 1851. 8.

1) Die geehrten Zusender, sofern sie Mitglieder d. D. M. G. sind, werden ersucht, die Aufführung ihrer Geschenke in diesem fortlaufenden Verzeichnisse zugleich als den von der Bibliothek ausgestellten Empfangsschein zu betrachten. Prof. Fleischer,

d. Z. Biblioth.-Bevollmächtigter.

Von der Redaction:

3: Zu Nr. 155. Zeitschr. der D. M. G. V. Bd. 3. H. 1851. 8.

Von der K. Bayerischen Akademie d. Wiss. in München:

4. Zu No. 183. Abhandlungen d. philos. -philol. Classe d. K. Bayer. Akad. d. Wiss, VI. Bd. 2. Abth. München 1851. 4.

Von der Asiat. Gesellschaft in Paris:

5. Zu No. 202. Journal Asiatique. 1851. Janv.-Juin. 8.

Von der Archäologischen Gesellschaft in St. Petersburg:

6. Zu Nr. 339. Mémoires de la Société Impér. d'Archéologie de St. Pétersbourg. Publiés par B. de Koehne. No. XII. Vol. IV. No. 3. Avec pl. V-XIV. No. XIII. Vol. V. No. 1. Avec pl. I-IV. 1850. 51. 8.

Von der Asiat. Gesellschaft von Bengalen:

7. Zu Nr. 593 u. 594. Bibliotheca Indica. Ed. by Dr. E. Röer. Nr. 15-31. (Vol. II. März-Juny. Vol. III. Jan. März. Aug. Vol. IV. July. Vol. VI. Sept. Vol. VII. Oct. Vol. VIII. Febr. Apr. – July. Dec. Calcutta 1849. 1850. 17 Hefte. 8.

Von der Geograph. Gesellschaft in London:

8. Zu Nr. 609. The Journal of the R. Geogr. Soc. of London, Vol. XX. P. 2. Lond. 1851. 8.

Von der K. Preuss. Akad. d. Wiss.:

9. Zu Nr. 641. Abhandlungen d. philos.-histor. Kl. der K. Akad. d. Wiss. zu Berlin. Aus d. J. 1849. Berl. 1851. Mit 10 Tafeln.

10. Zu Nr. 642. Monatsberichte der K. Preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin. Juli 1850 Juni 1851. 11 Hefte, einschl. 1 Doppelheft.

II. Andere Werke.

Von Prof. Dr. Tornberg in Lund:

851. Historia decem Vezirorum et filii regis Azad Bacht. Ed. G. Knös. Gotting. 1807. kl. 8.

Von Pastor Dr. Pescheck in Zittau :

852. S. Fr. Bucheri Thesaurus Orientis, sive compendiosa et facilis methodus linguarum orientalium. Frcf. et Lips. 1725. 4.

853. J. Fr. Reimanni Historia literaria Babyloniorum et Sinensium. Brunsvigiae et Hildesiae 1741. 8.

854. Liber Miclal Jophi R. Salomonis B. Melech in Geneseos capp. IV. V. et VI. quem ex Hebraeo in sermonem latinum translatum et notis brevissimis illustratum examini publico subjicit Joh. Palmroot. Upsal.

1715. 8.

855. Abhandlung von dem bekannten chronolog. Verzeichniss, der Canon des Sternkundigen Ptolemäus genannt, u. s. w. Hrsgeg. von G. H. Kantz. Cöthen 1752. 8.

856. De more Domini acceptos a magistris hebraicis loquendi ac disserendi modos sapienter emendandi. Diss. exeget., quam defendet C. Ch. Weise. Viteberg. (1792.) 4.

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857. Conjectura de metro Hebraeorum antiquo, Psalmorum exemplis illustrata, publ. proposita a C. G. Anton. Lips. (1770.) 4.

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858. a) Salomonis carmen melicum, quod Canticum Canticorum dicitur, ad metrum priscum et modos musicos revocare, recensere et notis criticis aliisque illustrare incipit C. G. Anton. b) Salomonis carmen melicum, quod C. C. dicitur, reliquum ad metrum etc. revocat, recenset, in vernaculam transfert et notis crit. aliisque illustrat C. G. Anton. Viteberg. (1793.) 8.

V. Bd.

35

859. Carmen alphabeticum integrum ope rationis in hymnis decantandis vel apud Hebraeos usitatae psalmo IX et X conjuncto restituit C. G. Anton. Viteberg. (1805.) 8.

860. De verissima librum Jonae interpretandi ratione. a) Disp. prior, quam proposuit auctor H. Ch. Griessdorf. b) Disp. posterior, quam examini publico subjiciet respondens C. Th. Gruendlerus. Viteberg. (1794.) 4. 861. De agnitione ellipseos in interpretatione librorum sacrorum. Disputatio, defendet Dr. J. A. Wolf. Lips. (1800.) Und Fortsetzung davon: Commentatio IIVI. (Lips. 1800-1805.) 6 Hefte. 4.

quam

862. A. D. Schleussneri Sylloges emendationum conjecturalium in versiones graecas V. T. Pars II-IV. VI—VIII. X. XI. Viteberg. (1800—1808.) 9 Hefte. 4.

863. De simplicitate scriptorum sacrorum in commentariis de vita J. Chr. Commentatio secunda qua invitat C. G. Küchlerus. Lips. (1827.) 8.

Von Hrn. Senior Sachs:

864. Catalog werthvoller hebr. Handschriften von Dr. L. Zunz, m. Anmerkk. von Senior Sachs. Berl. 1850. 8.

היונה או כנסת ישראל מסכת - עתי כולל כל הנוגע לחכמת .865 ישראל יוצא לאור מאת שניאור זקש מכונה קידאנסקי

Berl.

1851. 8.

כנפי יונה נחפה בכסף השיר והמליצה ואברותיה בירקרק .866 חריצות והתולים והן תוספות למסכת עתי היונה חוברת ראשונה.

Berl. 1848. 8.

Von Dr. Pinsker in Odessa:

867. Prospectus der der Odessaer Gesellschaft für Geschichte u. Alterthümer gehörenden ältesten hebr. u. rabbin. Manuscripte. Ein Beitrag zur bibl. Exegese von Dr. Pinner. Nebst e. lithogr. Fac-simile des Propheten Habakuk aus e. MS. v. J. 916. Odessa 1845. 4. (Doubl. von Nr. 321.) Von Prof. Dr. Lommatzsch in Wittenberg:

868. Origenis Opera omnia ed. C. H. E. Lommatzsch. T. VIII-XXV. Berol. 1838-1848. 18 Bde. kl. 8.

869. Ori Apollinis Niliaci de sacris Aegyptiorum notis aegyptiace expressis libri duo, iconibus illustrati et aucti. Nunc primum in lat, et gall. serm. conversi. Paris. 1574. kl. 8.

870. A. G. Busbequii Legationis turcicae Epistolae quatuor. Adjectae sunt duae alterae. Ejusdem de re militari contra Turcam instituenda consilium. Accedit Solimani Ture. Imper. Legatio ad Ferdinandum Rom. Caes. ao. 1562 Francofurtum missa. Hanoviae 1605. G. Dousae de itinere suo Constantinopolitano epistola. Lugd. Bat. 1599. Itinerarium Benjamini Tudelensis, ex hebr. latinum factum Aria Montano interprete. Antverp. 1575. 8.

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871. Gabinetto armonico pieno d'Istromenti sonori indicati, e spiegati dal padre Fil. Bonanni. Roma 1722. 4. Mit Kupfern,

872. Sitten und Meinungen der Wilden in Amerika. 2. Theil. Frankf. a. M. 1778. 8. Mit Kupfern.

873. Schi - King. Chinesisches Liederbuch, gesammelt von Confucius, Deatschen angeeignet von Fr. Rückert. Altona 1833. 8.

dem

874. Des Wagnergesellen E. G. Döbel Wanderungen im Morgenlande. Hrsgeg. von L. Storch. 2 Bde. Gotha 1843. Mit Stahlstichen.

875. Das Leben der Neger West-Afrika's m. Rücks. auf den Sklavenhandel. Ein Vortrag, gehalten am 21. Apr. 1850 von Herm. Halleur. Berl. 1850. 4.

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