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Zügen selbständiger und eigenthümlicher Geistesthätigkeit gefehlt haben wird.

Die in der Ursprache abgedruckten Lieder können, da die Ausgaben nicht jedem Freunde dieser Litteratur zur Hand find, in Verbindung mit dem grammatischen Abriß und dem Gloffar, Gelegenheit geben zu einiger Bekanntschaft mit dem altportugiesischen Sprachzustande, der zwar keine großen Resultate gewährt, dessen Kenntnis aber doch zur Vollständigkeit des romanischen Sprachstudiums einen nicht unwesentlichen Beitrag liefert. Die eingestreuten Übersetzungen machen Anspruch nur auf Treue, nicht auf Schönheit oder Gewandtheit.

Ich kann dieses Vorwort nicht schließen, ohne des würdigen Christian Friedrich Bellermann zu gedenken, der die letzten Jahre seines Lebens der unsre war. Es ist anerkannt, daß er über die ältere portugiesische Dichtkunst, die er an Ort und Stelle größtentheils aus Handschriften und seltnen Drucken kennen gelernt hatte, zuerst mit richtigem Urtheil und empfänglichem Sinne gesprochen. Ich hatte mir vorgesetzt, über verschiedene Puncte der gegenwärtigen Schrift seine Meinung einzuholen; leider verzögerte sich die Ausführung dieses Vorsages so lange, bis sie nicht mehr in meiner Macht stand. Bonn, im August 1863. F. D.

Portugiesische

Kunst- und Hofpoesie.

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Vorgeschichte.

Bevor sich in Portugal gegen das Ende des dreizehnten Jahrhunderts jener Dichterkreiß bildete, dessen vornehmstes und berühmtestes Mitglied König Dionysius war, konnte von einer poetischen Litteratur, wie sie andre romanische Sprachprovinzen in dem bemerkten und dem vorhergehenden Jahrhundert besaßen, in diesem Lande keine Rede sein. Der Trieb, seine Gedanken in poetischer Form auszusprechen, ist freilich überall thätig, und so wird es auch dort nicht an Liedern gefehlt haben, die aber wenig zahlreich und sehr kunstloser Art gewesen sein müssen, da die ungeheure Zerrüttung und Verödung des Reiches, herbeigeführt durch endlose heiße Kämpfe mit den Sarazenen, mit Castilien und Leon keine rechte Sprachcultur aufkommen ließen. Reste dieser Poesie sind schon früher aufgezeigt worden, aber die neuere Kritik hat sie alle, auch die am wenigsten verdächtigen, insofern sie Anspruch auf Urkundlichkeit machen, mit Recht verworfen. Das Beste in dieser Sache hat ein deutscher Gelehrter, Bellermann, geleistet, ihm ist Ferdinand Wolf mit seinem gewichtigen Urtheil beigetreten, und auch der gelehrte Catalane Milá y Fontanals, Trovadores en España 494, ist dabei stehen geblieben, während einige Portugiesen, wie Moura und Garrett, noch immer auf dem hohen Alter einzelner dieser Proben bestehen.

Unter diesen Proben befindet sich ein Volkslied, nicht

ohne dichterischen Werth, das sich auf eine von der Geschichte überlieferte kühne That beziehen soll, herausgegeben 1609 in der Monarchia lusitana des Bernardo de Brito, der es aus einer handschriftlichen Sammlung genommen und auch von Landleuten in Beira gehört haben will. Diese kühne That, die in das achte Jahrhundert gesetzt wird, bestand darin, daß einige tapfere spanische Männer einen Zug christlicher Frauen, die als Tribut in das Mohrenland abgeführt werden sollten, den Händen der Ungläubigen entrissen. Ihr Anführer hieß Goesto Ansur, nachher genannt Figueiredo. Es sind vier Strophen von zwölf sechssylbigen zuweilen etwas frei gebauten Versen mit verschränkten Reimen, die geraden Verse durch alle vier Strophen auf einen und denselben männlichen Reim ausgehend, die ungeraden willkürlich durch weibliche verbunden. Dazu kommt ein Refrän in achtsylbigen Versen, der dem Gedichte vorangeht und am Ende jeder Strophe wiederkehrt. Die erste derselben lautet, wie folgt:

No figueiral figueiredo,
A no figueiral entrey.

Seis niñas encontrara,
Seis niñas encontrey.
Para ellas andara,
Para ellas andey.

Logo lhes pescudara,

Logo lhes pescudey,
Quem las maltratara,
Y a tão mala ley.
No figueiral figueiredo,
A no figueiral entrey.

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