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Schatz aufmerksam wurden und in seiner Wiederauffindung und Benußung diesem Gelehrten zuvorkamen (Studien 699 ff.) So erschien ein Theil jener Handschrift, Dionysens Lieder, unter dem Titel: Cancioneiro d'El Rei D. Diniz pela primeira vez impresso sobre o manuscripto da Vaticana com algumas notas illustrativas e uma prefação historico-litteraria pelo Dr. Caetano Lopes de Moura. Pariz, Aillaud, 1847; eine Ausgabe, die an großen Mängeln leidet. Wie ganz anders wäre fie unter den Händen des deutschen Gelehrten ausgefallen! Diese vaticanische ist eine Papierhandschrift in 4o, ge zeichnet 4803, in vier Columnen von derselben Hand geschrieben, nach dem Herausgeber etwa aus dem Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts, 210 Blätter, wovon erst 20 bis jezt ediëert sind. Die Zahl der Dichter, unter welchen auch Spanier, beträgt nicht weniger als 127, wie das von A. Tobler ausgezogene und von Wolf veröffentlichte Verzeichnis ausweist. Die vorliegende Redaction kann erst, wie sich aus einem in der Handschrift vorkommenden Datum ergibt, nach dem Jahr 1340 gemacht sein (Studien 702, Note 2). Die fürstlichen Autoren in diesem Liederbuche, welche übrigens den andern nicht vorangehen, sind: el rey Dom Denis (nicht Diniz, wie man jetzt schreibt); Dom Alfonso Sanches, figlio (italiänische Schreibung) del rey Don Denis (sein natürlicher Sohn, Graf von Alboquerque); o conde Dom Pedro de Portugal (gleichfalls ein natürlicher Sohn des Königs, Graf von Barcellos); el rey Dom Affonso de Castella he de Leom (Alfons X.); el rey Dom Affonso de Castela e de Leom que vençeu el rey de Belamarim cet.

(Alfons XI., wie F. Wolf nachweist). Außerdem HofLeute, Ritter, Knappen, auch Spielleute (jograres), Bürger, Handwerker, Geistliche, z. B. was letztere betrifft, Don Gomez Garcia abade de Veladolido; Roy Fernandiz ctigo (lies cligo d. i. clerigo); Pae de Cana ctigo u. f. w. Das Personal ist also wie bei den Troubadours, nur die Frauen fehlen: erst in Resende's Liederbuch kommt eine solche vor, Dona Felipa d'Almada.

Die beiden Söhne Dionysens sind gleich ihrem Vater von jeher als Dichter genannt worden, ohne daß man etwas von ihren Werken kannte. Der lettere vermachte (1350) die Sammlung seiner Gedichte seinem Schwager Alfons XI. von Castilien. Außer diesen unehelichen ward auch der eheliche Sohn und Nachfolger des Dionysius, Alfons IV., unter die Dichter gezählt, aber auch seine Arbeiten sind verschwunden. Über alle diese Dinge berichtet umständlich Barbosa Machado (der mir übrigens nicht zur Hand ist). Der Marques von Santillana erwähnt aus dem Liederbuche, das er in seiner Jugend gesehen (oben S. 11) außer Dionys noch zweier Dichter: avia otras (obras) de Johan Soarez de Pavia, el qual se dice aver muerto en Galicia por amores de una infanta de Portugal. E de otro Fernant Gonzalez de Sanabria. Für Pavia liest schon Sarmiento, Obr. posth. p. 204, Payva, der als trovador in dem Nobiliario des Pedro de Barcellos genannt und von Sarmiento in die Mitte des zwölften Jahrhunderts gesetzt wird (f. da= gegen Sanchez I. 130), höchst wahrscheinlich, wie F. Wolf anmerkt, kein anderer als der im codex vaticanus vorkommende Joham Soarez de Panha. Was den zweiten

der von Santillana angeführten Dichter betrifft, so erklärt Lavaña in seinen Noten zu demselben Nobiliario die Namen Sanabria und Seabra für identisch (im Portugiesischen fällt nämlich n sehr häufig aus). Im vatica= nischen Coder aber bemerkt man einen Namen Fernan Gtiz de Seavra, muthmaßlich dieser Dichter, wenn man Gtiz in Gliz (d. i. Gonsaliz) abändert. Im Nobiliario werden aber noch andre Sänger damaliger Zeit genannt, welche unser römischer Coder nicht kennt: nämlich (nach Sarmiento p. 252, in spanischer Schreibung) Juan de Gaya, Fernan Garcia Esgaravaña, Esteban Annez de Balladares, Juan Martinez, Vasco Fernandez de Praga; Letterer erinnert an den im Coder enthaltenen Vaasco Praya de Sandi, allein beide Namen sind hinlänglich geschieden. Faria e Sousa, Europa portuguesa III. 260, nennt auch als Dichter und Zeitgenossen von Dionys einen Vasco Martinez de Resende, welcher gleichfalls fehlt. Die Sammlung ist also nicht vollständig, vorausgesetzt, daß die fehlenden Dichter Lyriker waren; Vollständigkeit können aber Bücher dieser Art nicht leisten.

Wichtig ist, daß mehrere dieser Sänger noch unter Dionysens Vater Alfons III. lebten: so Dom João d’Aboim, D. Diogo Lopes de Baiam, Fernão Fernandes Cogo= minho, João Lobeira (Moura p. xxv11 ff.) Dieses Liederbuch enthält also auch früher entstandene, in dieser höftschen Gesellschaft aber noch coursierende Gedichte'. Ihre Kenntnis würde, zumal in Beziehung auf die Form, von besonderem Interesse sein.

Außer dem Dionysischen Cancionero ist noch ein beträchtliches Stück altportugiesischer Kunstpoesie ediert worden.

Im Jahr 1823 nämlich, also 24 Jahre vorher, erschien, gleichfalls zu Paris, das folgende Buch: Fragmentos de hum cancioneiro inedito, que se acha na livraria do real Collegio dos nobres de Lisboa. Impresso a custa de Carlos Stuart (damals brittischem Botschafter zu Paris). Ein Facsimile ist beigefügt. Dieser Druck war nicht für den Buchhandel bestimmt und nur etwa 25 Exemplare wurden davon veranstaltet.* Einige Jahre nachher fertigte ein junger deutscher Litterate, der sich in Paris aufhielt, auf meinen Wunsch eine Abschrift davon, wozu ihm Raynouard sein Exemplar bereitwillig geliehen hatte, und setzte mich durch deren Mittheilung in den Stand, einen Aufsaß über diese Erscheinung in den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik (Febr. 1830) zu liefern, woran ich freilich jezt manches abzuändern hätte. Die Handschrift gehörte dem ehemaligen Collegium des Lissaboner Adels, wird aber gegenwärtig in der königlichen Bibliothek von Ajuda aufbewahrt. Man hat später noch mehrere Blätter dazu in Evora gefunden und sie beigefügt. Nach dem Vorwort ist es eine Pergamenthandschrift in groß Folio, die außer dem Liederbuch noch ein Nobiliarium enthält, beide unvollständig. Die Handschrift fängt mit einem Blatte des Liederbuches an, hierauf folgt das Adelsbuch mit 36 Blättern, sodann das Liederbuch mit 74, die mit dem bemerkten ersten Blatte nicht zusammenhängen. Überdies kommen einige Verseßungen der Blätter vor.

*) Eine, wie es scheint, gute Abschrift des Originals, von Southey, besitzt jetzt die königl. Bibliothek zu Berlin. Es ist auch noch zu bemerken, daß schon 1819 unser Bellermann den Codex kennen gelernt und benußt hatte.

Die Schrift (Majuskel) scheint in das vierzehnte Jahrhundert zu gehören, und könnte wohl noch älter sein. (In dieses Jahrhundert sett sie sowohl Herculano wie Ribeiro, s. Wolfs Studien S. 710.) Die Seiten sind in zwei Columnen getheilt; jedes Lied sollte mit Musiknoten begleitet werden, wie man aus dem leer gelassenen Raume zwischen den Zeilen der ersten Strophe eines jeden Gedichtes schließen darf. Die Zahl der Lieder ist mindestens 260. Nach einer gleichfalls vorangeschickten advertencial scheint dieser Cancionero weit älter als der des Grafen Pedro von Barcellos, zu welcher Annahme Sprache, Styl und Metrum berechtigen, und dem stimmt Raynouard in einer Anzeige der Ausgabe (Journal d. Sav. 1825) bei. Aber wer hat Pedro's Cancionero gesehen und welche Kriterien gibt es hier oder gab es damals, wo der vaticanische Coder noch nicht entdeckt war, für die Alterthüm lichkeit dieser Sammlung? Um die Zeit der Gedichte zu bestimmen, fehlt es schlechthin an präcisen historischen Stellen. In einem derselben wird der König von Castilien und Leon gefeiert:

De quantas cousas en o mundo son,

Non vejo eu ben, qual pod' en semellar
Al rey de Castella e de Leon cet.

und seine Freigebigkeit mit der des Meeres verglichen:

outros a que dá

Grandes herdades e muit' outro ben;

E tod' esto que vos cuncto, aven

Al rey, se o sooberdes conocer.

Wem fällt hier nicht Alfons X. ein, dessen Freigebigkeit weit und breit bekannt war? Hier ist nicht zu

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