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van acabando 2286. Trova Strophe, im Plural Gedicht, kommt in unsern Quellen zufällig nicht vor. Melodie heißt son, wie bei den Provenzalen: e chorando nunca farei bon son T. 277, 3; bei Alfons X.: macar poucos cantares acabei e con son (Nic. Ant.)

Was den Vers und zwar zuerst den trochäischen betrifft, so ist der sechssylbige d. h. der kleinere Redondilienvers (verso de redondilla menor) im Kunstliede gar nicht, ausgenommen einmal T. 148 mit längeren Versen gemischt, in Anwendung gekommen:

Coitado pola que non quis dizer

A mi n'outro dia

O per que guaria,

Per que gran prazer.

Ela me faria cet.

Die Provenzalen verschmähten ihn, wie andre kurze Verse, nirgends, den Portugiesen mochte er allzu sehr an das Volkslied erinnern oder wegen seiner Kürze der höhern Lyrik unwürdig scheinen. Im Volkslied sehen wir ihn einmal bei Dionys:

Ma madr' é velida,

Vou m'a la baylia (178).

Aber den achtsylbigen, den schönen Romanzenvers (verso de redondilla mayor), hatte man keine Lust zu verbannen. Der König bedient sich dessen häufig, etwa in 20 Liedern, der Ungenannte nur selten, etwa in 8 zum Theil volksmäßig gehaltenen mit kurzen Strophen. Über einen Versuch im zehnsylbigen sehe man weiter unten.

Der kürzeste jambische Vers, nur bei Dionys, etwa

in 7 Gedichten, ist der Sechssylbler, bekannt genug aus der Didactik der Provenzalen. Ein Beispiel:

En gran coyta senhor (15);

mit weiblichem Schluß:

Non poss' eu meu amigo (156).

Einer der beliebtesten ist dagegen der achtsylbige, z. B.
Praz m'a mi, senhor, de moirer (D. 1);

mit weiblichem Schluß:

Non chegou madr' o meu amigo (D. 136).

Por deus e que de min pensasse (T. 85).

Nächst dem Decasyllabus haben ihn beide Dichter am häufigsten angewandt. Sehr üblich, mit männlichem Versschluß, ist er auch bei den Troubadours: der Graf von Poitiers z. B. ist ihm geneigt, Bernart von Ventadour hat drei berühmte Lieder Non es meravelha s'ieu chan, Chantars non pot gaire valer, Quan vey la laudeta mover, ganz darin abgefaßt. Welche Rolle er in der erzählenden Dichtkunst Nord- und Südfrankreichs spielt, ist bekannt; in dieser Rolle erscheint er auch in Spanien, aber nur als Fremdling.

Derjenige Vers, der unter allen bisher aufgezählten am meisten in Anwendung kam und den man für den passendsten hielt, wo es galt einen etwas höheren Flug zu nehmen oder ernstere Betrachtungen auszusprechen, ist unzweifelhaft der zehnsylbige. Was seinen Bau betrifft, so war es bei den Troubadours Gesetz, von dem sie selten abwichen, daß der Hauptton auf die dritte oder vierte Sylbe fallen, hinter der vierten aber eine Cäsur eintreten mußte, z. B.

Si cum l'álbres | que per sobrecargar

Fraing si mezéis e pert son fruig e se.

Aber weder Dionys noch der Ungenannte haben dies harmonische Gesetz genau beobachtet: die Stelle des Accentes ist bei ihnen ziemlich willkürlich. Oft z. B. betonen fie die fünfte Sylbe, ja nicht selten ist nur die Sylbenzahl das was ihnen den Vers macht, vgl. Altromanische Sprachdenkmale S. 103. Beispiele:

Ca de mim matar amor non m'é greu (D. 69).
Poys da mays fremosa de quantas son (96).
Ey mui gram pesar se deus mi perdon (100).
Praz a vos senhor por qual vos el fez (115).
Chorando cativ' e meu coraçon (T. 277).

E de pran segundo meu conoscer (T. p. 317). Bei Dionys sind unter den ersten 100 Versen etwa 61 in provenzalischer Weise gebaut, bei seinem Kunstgenossen findet dasselbe Verhältnis Statt. Auch Alfons X., dem die Troubadourspoesie so vertraut war, band sich nicht an das bemerkte Gesetz, wie aus den abgedruckten gallici schen Stanzen hervorgeht.

Dies zusammengefaßt gewähren unsre beiden Dichter nicht mehr als vier herkömmliche Arten von Versen, den achtsylbigen trochäischen, den sechs-, acht- und zehnsylbigen jambischen, alle den Provenzalen sehr geläufig. Aber dabei blieben sie nicht stehen. Zu einer gewissen Mannigfaltigkeit der Versform ladet die lyrische Dichtkunst vor allen andern ein, sie ist musicalisch und liebt Wechsel der Melodie. Die noch nicht zur Schau gestellten Versarten beschränken sich indessen auf einzelne Lieder, großentheils aber fanden sie ihre Stelle in solchen, die wir nach Styl und Inhalt volksmäßig nennen dürfen. Die Mannigfaltigkeit der Versformen kann nur durch ihre Vielsylbigkeit

in Verbindung mit der von den Dichtern gewählten Cäfurstelle hervorgebracht werden, denn die verschiedenen Arten der kürzeren Verse waren leicht zu erschöpfen.

Hier handelt es sich vor allem um zwei berühmte Versarten, den Alexandriner, der aus der Fremde gekommen, und den verso de arte mayor. Es fragt sich, ob unsre Dichter sie kannten, und, wenn auch selten, sie ge= brauchten?

Es finden sich einige Beispiele von vierzehnsylbigen Versen mit jambischem Wandel, die in zwei ganz gleiche Hälften, jede mit weiblichem Ausgang, zerfallen, mithin, da der weibliche Ausgang nicht zählt, zwölffylbig sind, also Alexandriner genannt werden können. Bei Dionys (138): De que morredes filha | a do corpo velido?

Madre, moyro d'amores que me deu meu amigo. In den Trovas (4):

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Pero eu m'ei amigos non ei niun amigo,

Con que falar ousasse a coita que comigo cet. Derselben Versart hatte sich Alfons X. in seinen Marienliedern mehrfach bedient, z. B. (Nic. Ant.):

Beneito foi o dia | e ben aventurada

A ora que a virgem | madre de deus foi nada. anderswo:

Com deus fez vino d' agua | ant' archetriclino, Ben assi pois sa madre | acrecentou o vino. Allein vermöge der durchgeführten völligen Gleichheit der Hemistiche entfernt sich der Vers wieder von dem Wesen des Alexandriners, der einen wenn auch regellosen Wechsel männlicher und weiblicher Cäsur fordert. So handhabten ihn auch die Provenzalen, wenn sie ihn, was sel

ten geschah, für die Lyrik benußten. Die portugiesische Form aber ist wohl gar nicht einmal durch ihn hervorgerufen worden, das Zusammentreffen beider zufällig, denn man kann sich ihn aus zwei sechssylbigen jambischen Versen mit ans Ende verlegtem Reim zusammengesett denken. Erklärt man ja auch z. B., ganz zutreffend, den verso de arte mayor aus einer Zusammenseßung zweier versos de redondilla menor (Rengifo, Sarmiento, F. Wolf zu Ticknor u. a.) Ein Beispiel jener kurzen unmittelbar gebundenen Verse, die man, wenn der Accent regelmäßig wechselt, den anacreontischen vergleichen kann, ist das folgende:

Bon dia vi, amigo,

Poys seu mandad' ey migo (D. 135);

Desgleichen mit eingelegtem Refrän:

Amigo, meu amigo,

Valha deus,

Vede la frol do pinho (D. 144).

Der Doppelvers findet übrigens sein Ebenbild im italiänischen Volkslied, nur ist hier die Behandlung freier : Me ne ando a casa, a casa della signora

E la trovai nel letto, che lei dormiva sola.

Kürzt man das zweite Hemistich des portugiesischen Verses um eine Sylbe, so entspringt die folgende Versart (D. 179): Coytada viv' amigo por que vos non vejo,

E vos vivedes coytad(o) | e con gram desejo; doch ist das Lied nicht fehlerfrei. Mit noch weiterer Verkürzung und männlichem Reim (D. 171):

Gram tenp' a, meu amigo que non quis deos,
Que vos veer podesse | dos olhos meos.

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