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anderwärts, namentlich bei den Provenzalen, nicht leicht vorkommende Erfindung. Uns Deutsche erinnert sie an Göthe's Was ist Weißes dort am grünen Walde

Sofern sie sich mit männlichen Decasyllaben mischt, vergleicht sich dieser Wechsel zwischen Versen von gleicher Sylbenzahl und verschiedenem rhythmisen Wandel dem in provenzalischen oder altfranzösischen Gedichten, welche aus achtsylbigen Versen, theils jambischen männlichen, theils trochäischen weiblichen, zusammengesetzt sind, z. B. Dieus qu' es ses tot comensamen

E fetz tot cant es, de nien,

De premier creet natura

Regen tota creatura.

Auch der Dichter der Trovas kennt den trochäischen Decasyllabus und mischt ihn am liebsten mit dem jambischen, z. B. 120:

Pero eu vej' aqui trobadores,

Sennor e lume destes ollos meus,
Que troban d' amor por sas sennores,
Non vej' eu aqui trobador, par deus,
Que m'oj' entenda o por que digo:
Al é alfanx e al seserigo.

Derselben Structur sind 77. 171. 180. 219. Gemischt mit achtsylbigen jambischen sieht man unsern Vers 78: Tanto me seng' ora ja cuitado,

Que eu ben cuido, que poder

Non aja ren de me valer.

Ca esta cuita, mao pecado,

Tal me ten ja, que non ei [eu] sen cet.

Mehrmals findet sich die Sylbenzahl verlegt, was aber

fast immer in handgreiflichen Fehlern seinen Grund hat.

D. 85, 3. 12 Terria mi razon, faria ist ein verderbter
Vers. In 132, 1 Non veg' eu ren de que vos hi
peccades ist de überflüssig. Daf. 3. 2 Sen hi mays
aver, mays guanhades I. gaanhades. 183,'5 Ora vej'
eu o gran malderto I. grande. T. 120, 2 Non vej'
ome de quantos vejo I. non vej' eu ome wie in der
folgenden Strophe. 171,1 O entender como seria: es
fehlt am Anfange ein Substantiv, etwa sen. 171, 4 E mal
me via, mais peor m' iria I. vai für via. 180,3 E de
min a ja muito proffaçado I. mui. Daf. E porem
soon mays pouco preçado ist mays zu streichen. Das. 4
Esta coyta ten me chegado I. achegado wie z. B. 77,3.
Auch Alfons scheint dergleichen Verse, aber mit männ-
lichem Reim, also neunsylbige, gebaut zu haben:
Sennor, vos embïastes por mi

E tanto que vosa carta vi,
Vin, quanto pude, áquem aqui.

Et el rey logo respos ll'asi.

Man müßte das ganze Gedicht vor Augen haben, um sein metrisches Verhalten beurtheilen zu können.

Bei der Annahme eines trochäischen Decasyllabus ist indessen zweierlei zu bedenken. Es gibt einige Lieder in zehnsylbigen Versen mit Cäsur nach der fünften Sylbe; man müßte jedem Hemistich jambisches Metrum zuerkennen. Dieser Art ist T. 119:

A mais fremosa de quantas vejo
En Santaren e que mays desejo,
E en que senpre | cuidando sejo,
Non cha direi, mais direi comigo:
Ay Sentirigo ay Sentirigo,

Al é alfanx e al seserigo.

Dieser Art etwa auch T. 184. In demselben Metrum fingt Alfons:

A que deus ama | amar devemos,

A que deus onra | nos muyt' onremos.

Auch die so eben als trochäische aufgefaßten Verse haben diese Cäsur sehr oft, aber bei weitem nicht überall: sie kann sich zufällig eingefunden haben. Einem Beispiele wie T. 171 Que nulla culpa | y non avia

stehen in demselben Liede andre gegenüber, die eine solche Zerlegung nicht zulassen, wie

E se eu est' ouvess', auveria.

E con tod' est' ainda seria.

Auch wäre es ein Widerspruch, wenn der oben citierte Vers Al é alfanx cet. einen andern Vortrag verlangte als in dem früher citierten Lied 120, dessen 1. und 3. Vers die angenommene Cäsur nicht erlauben. Nur das Studium der übrigen Dichter kann uns darüber aufklären, ob hier zweierlei Versarten anzunehmen seien oder nicht. Das zweite Bedenken ist: sind auch diese Zehnsylbler nicht vielmehr als versos de arte mayor aufzufassen? Ein starfer Einwand dagegen ist aber die bestimmte Sylbenzahl, an welche sich die zuletzt genannte Versart nirgends bindet. Doch bedarf dieser Gegenstand nochmaliger aufmerksamer Prüfung.

Die Genossen der zweiten Kunstschule bedienten sich nur zweier Arten von Versen nebst ihren zum Wechsel damit bestimmten Hälften, nämlich des genannten verso de arte mayor und des verso de redondilla mayor, doch kommt der verso de redondilla menor, der sechssylbige, zuweilen ungemischt vor. Sie suchten die Kunst

mehr in scharfsinnigen und wißigen oder auch in ernsten und würdigen Gedanken als in der Mannigfaltigkeit des Versbaues.

Wir kommen hier auf ein wesentliches Stück der Metrik, die Sylbenzählung. Sie kann nur da Bedeutung haben, wo zwei Vocale sich treffen, ohne einen Diphthong zu geben, was im Portugiesischen besonders häufig vorkommen muß, weil der Ausfall gewisser Consonanten, wie 1 und n, hier sehr häufig eintritt. Zählten die Dichter nun zwei nicht zu einem Diphthong zusammenschmelzende Vocale für zwei oder für einen? Man begegnet in diesem Punct einigen Widersprüchen, die sich leicht aus der Unzuverlässigkeit der Handschriften erklären. Doch mag in einzelnen Fällen der Grund dieser Widersprüche oder dieses Schwankens darin liegen, daß der poetische Sthl noch nicht vollständig ausgebildet war. Die italiänische Regel aber, daß zwei auslautende Vocale eines Wortes im Innern des Verses anders gezählt werden als am Ende, indem sie dort nur eine, hier zwei Sylben geben, findet im Altportugiesischen nicht Statt, wie sie auch im Neuportugiesischen nicht Statt findet, wo z. B. mao an jeder Stelle des Verses einsylbig, fêo zweisylbig ist. Das aber ist leicht wahrzunehmen, daß im Fortschritt der Sprache auch die Synärese fortschreitet und endlich zur Vereinfachung vocalischer Combinationen führt: seer scr, viir vir, poer pôr. Schon im Cancioneiro geral spricht sich dieser Fortschritt entschieden genug aus.

Was die Gruppen AA und AO betrifft, so sind die Dative des Artikels zweisylbig, worüber das Nähere

ve-er.

unten in der Grammatik., Man merke ma-o (lat. malus) 3. B. D. 53. T. 114, 1. 164, 3, später einsylbig mao. Einsylbig auch bei den Alten vaã (lat. vana) D. 34. AE getrennt in qua-es D. 37, desgl. bei Stuart 94a, wofür bei Varnhagen 286 quales, bei den Neueren und schon im Canc. ger. quaes, taes, wie auch caem (cadunt), sejaes sejais. Getrennt tra-edor D. 49. T. 99, 4, jest traidor. - AI: a-y (= fr. il y a) T.; a-inda T. 133, 2. 216,2, noch Canc. ger. 1. 299 2c., bei Camoens nur ainda, so schon T. 143, 1. 177, 1, wenn nicht zu bessern ist; tra-içon D. 191. 194. - EE: mercé-e D. 44. 45. 115, mercê T. 284, 2. Verba cre-er, se-er, EO, EU: ce-o (coelum) Alf. X., ceu T. 21,2, bei den Neueren ceo; ve-o (venit), ave-o (advenit) überall. Die Einsylbigkeit von deos deus, meos meus ist unzweifelhaft; wo sie zweisylbig gelesen werden können, ist ein Fehler anzunehmen. Die Combination IA auch außerhalb des Reimes zweisylbig zu sprechen: dazu neigen alle Schwestersprachen, nur nicht die italiänische, die bereits in ihrer ältesten Zeit Synärese eintreten läßt. So denn altport. di-a (dies), vi-a (via), in der Conjugation avi-a, devi-a, poderi-a, fari-ades, vive-lo-y-a, nicht anders bei Camoens di-a, vi-a, queri-a, movi-a, vi-am, di-ante. Wo einsylbiges ia steht, ist der Vers in Unordnung, z. B. queria ora T. 3, 1 (del. ora); sabia 90, 2 (del. mi); queria (del. de) 212, 3, Vs. 6; deviades p. 317 (del. vos). Spanisch wie portugiesisch: habi-a, pareci-a, mi-a, zuweilen aber doch, z. B. bei Calderon, habia u. f. w. Einsylbig im Altport. ist das Pronomen mia, das daher auch mha geschrieben wird; es ist untauglich

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