Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

in einigen Gemeinden nur für seine Person den Anspruch erlangte, sich in eine Tribus einschreiben zu lassen, in andern Gemeinden dagegen mit seiner ganzen Familie, seinen Eltern, seiner Frau und seinen Kindern des Bürgerrechts theilhaftig wurde 1), und dies ist der Unterschied, welchen die Ausdrücke Latium maius und Latium minus 2) bezeichnen, welche auf die hier in Rede stehende Zeit keine Anwendung zu haben scheinen.

Latium maius und minus.

Zweite Periode.

Italien nach dem Bundesgenossenkriege. Erweiterung
Italiens durch Hinzuziehung von Gallia Cisalpina.

ge

Unzufriedenheit der

Das Verhältniss der Bundesstädte, von welchen wir sprochen haben, war durch die wachsende Macht Roms schon Italiker. nach dem zweiten punischen Kriege ein so ungleiches geworden, dass, während die Lasten der fortdauernden Kriege grossentheils den Verbündeten aufgebürdet wurden, die Früchte der Eroberungen den Römern allein zu Gute kamen. Seit dem J. 536=218 hatten die socii doppelt so viel Truppen gestellt, als die Römer 3) und ihr Contingent selbst besoldet 4), bei dem Triumph des C. Claudius Pulcher über die Ligurer 577=177 erhielten sie dagegen als Triumphalgeschenk die Hälfte von dem, was die römischen Soldaten bekamen 5), und bei der Ackerassignation in Ligurien im J. 581173 wurden den Römern zehn, den Latinern drei iugera angewiesen 6). Dies sind nur einzelne Beispiele

1) Lex munic. Salpens. c. 21. Mommsen Stadtrechte S. 405. Rudorff De maiore ac minore Latio ad Gaium 1, 95. 96 disputatio critica, Berol. 1860. 4.

2) Gaius 1, 95 nach Rudorffs, Mommsens und Huschkes Restitution in Huschke Iurisprudentia anteiustiniana: alia causa est eorum, qui Lati[i iure] cum liberis suis ad civitatem Romanam perveniunt; nam horum in potestate fiunt liberi. Quod ius quibusdam pe[regrinis civitatibus competit, si modo maius Latium habent. Nam aut maius Latium dicitur aut minus. Maius Latium est, cum magistratum vel honorem in civitate sua gerendo etiam parentes et liberi et uxor cum his, qui] magistratum gerunt, civitatem Romanam consequuntur; minus Latium est, cum hi tantum, qui vel magistratum vel honorem gerunt, ad civitatem Romanam perveniunt, idque compluribus epistulis principum significatur.

3) So stellten im J. 536=218 die Römer 24,000 M. Infanterie, 1800 Reiter; die socii 40,000 M. Fussvolk, 4400 Reiter. Liv. 21, 17, vgl. Polyb. 2, 24.

4) Liv. 27, 9, 13.

5) Liv. 41, 13.

6) Liv. 42, 4.

einer Zurücksetzung, welche, mit Consequenz durchgeführt 1), die Italiker in eben dem Grade erbitterte 2), wie die Ausschliessung von den gesetzlichen Schutzmitteln, welche die römischen Bürger der anmaassenden Willkühr der Behörden gegenüber zu ihrer persönlichen Sicherstellung errungen hatten 3). Dazu kam, dass die eigene Verwaltung eines Gemeinwesens um so mehr an ihrem Werthe verlor, je mehr dieselbe den Eingriffen des übermächtigen Rom fortwährend ausgesetzt war, während das Streben nach politischem Einflusse, welches in Rom durch die Fortschritte der Demokratie immer allgemeiner ward, sich den Italikern mittheilte und am Ende zu der Ueberzeugung führte, dass nur in einer vollständigen Gleichberechtigung zwischen Rom und Italien eine Abhülfe der vorhandenen Uebel zu finden sei. Der erste Antrag, allen italischen Bundesgenossen das Bürgerrecht zu ertheilen, ging von dem Consul M. Fulvius Flaccus (629=125) aus), aber weder er noch drei Jahre darauf C. Gracchus 5) drangen damit gegen die Nobilität durch; die harte Ausweisung aller Italiker, welche in Rom das Bürgerrecht zu usurpiren suchten, durch die lex Licinia Mucia des J. 659-956) und die Vereitelung der durch. den Tribunen M. Livius Drusus im J. 663-94 zum dritten Mal den Bundesge Italikern erregten Hoffnungen 7) führte endlich zu dem kurzen aber blutigen Bundesgenossenkriege, durch welchen die Italiker ihren Forderungen Gewährung verschafften. Schon Ende 664-90 lex Iulia. wurde das Gesetz des Consuls L. Iulius Caesar (lex Iulia) genehmigt, durch welches die bis dahin treu gebliebenen föderirten und namentlich alle latinischen Städte Italiens das Bürgerrecht erhielten, wenn sie dasselbe annehmen wollten (si ei legi fundi facti essent) ); unmittelbar darauf, im December desselben Jahres oder

nossenkrieg.

1) S. die Ausführungen bei Mommsen R. G. 13, 796 ff. Lange 2, 254 ff. 2) Liv. 41, 13, 8. Asconius p. 67.

3) S. oben S. 56 Anm. 2.

4) Appian. B. C. 1, 21. 34. Val. Max. 9, 5, 1.

5) Appian. B. C. 1, 23. 34. Plut. C. Gracch. 5. 8. 9. Vell. 2, 6: dabat civitatem omnibus Italicis, extendebat eam paene usque Alpes.

6) S. oben S. 55 Anm. 7 und Rudorff R. Rechtsgesch. 1, 30. Lange 3, 88. 7) Appian. B. C. 1, 35. Liv. ep. 71. Vell. 2, 14.

8) Appian. Β. C. 1, 49: Ιταλιωτῶν δὲ τοὺς ἔτι ἐν τῇ συμμαχία παραμέ νοντας ἐψηφίσατο (ἡ βουλὴ) εἶναι πολίτας· οὗ δὴ μάλιστα μόνον πάντες ἐπεθύμουν. καὶ τάδε ἐς Τυρρηνούς περιέπεμπεν· οἱ δὲ ἄσμενοι τῆς πολιτείας μετελάμβανον. Cic. pr. Balb. 8, 21: ipsa denique (lege Iulia), qua lege civitas est sociis et Latinis data, qui fundi populi facti non essent, civitatem non haberent. Gell. 4, 4, 3. Vell. 2, 16,

Papiria.

im Januar 665891), bestimmte ein zweites, von den Volkstribunen M. Plautius Silvanus und C. Papirius Carbo rogirtes Gesetz, die lex Plautia Papiria, dass alle cives und incolae der föderirten Lex Plautia Staaten, welche zur Zeit des Gesetzes in Italien ihr Domicil hatten, das römische Bürgerrecht bekommen sollten, im Falle sie sich innerhalb 60 Tagen bei dem städtischen Prätor in Rom meldeten 2). Allein die Ausführung dieser Gesetze stiess auf verschiedene Schwierigkeiten. Die erste war die Einschreibung der neuen Bürger in die Tribus. Man beabsichtigte, dieselben, um sie nicht ein Uebergewicht in den Comitien erlangen zu lassen, in acht Tribus zu vertheilen 3), in derselben Art, wie man die Freigelassenen in vier Tribus stimmen liess, allein diese halbe Maassregel kam weder bei dem nächsten Census des J. 665 894), noch überhaupt zur Ausführung, sondern nach einem vergeblichen Versuche des Tribunen P. Sulpicius 666-88, diese beschränkende Bedingung durch ein neues Gesetz aufzuheben 5), gestand schliesslich der Senat durch einen Beschluss des Jahres 67084 den Neubürgern das Stimmrecht in allen Tribus zu 6). Sodann hatte ein Theil der Bundesgenossen das angebotene römische Bürgerrecht nicht sofort angenommen), ein anderer Theil durch Sullas lex Cornelia de civitale (673=81) wieder verloren); es dauerte sonach noch einige Zeit, bis ganz Italien wirklich desselben theilhaftig wurde 9).

1) Mommsen R. G. 2, 242 Anm.

=

[ocr errors]

2) Cic. pr. Arch. 4, 7: data est civitas Silvani lege et Carbonis si qui foederatis civitatibus adscripti fuissent; si tum, quum lex ferebatur, in Italia domicilium habuissent; et si sexaginta diebus apud praetorem essent professi." Schol. Bob. p. 353. Cic. ad fam. 13, 30.

3) Velleius 2, 20: itaque quum ita civitas Italiae data esset, ut in octo tribus contribuerentur novi cives, ne potentia eorum et multitudo veterum civium dignitatem frangeret, plusque possent recepti in beneficium, quam auctores benefici, Cinna in omnibus tribubus eos se distributurum pollicitus est. Appian 1, 49 sagt dagegen, dass neue Tribus gebildet werden sollten. Die Stelle ist indess in der Erklärung zweifelhaft. S. Mommsen Die R. Tribus S. 11.

4) Cic. pr. Arch. 5, 11: est enim obscurum,

Crasso, nullam populi partem esse censam.

5) Liv. ep. 77. Appian. B. C. 1, 55. 56. 6) Liv. ep. 84.

primis (censoribus) Iulio et

7) So die Lucaner und Samniten. Appian. B. C. 1, 53. Dio Cass. fr. 102, 10 Bekk.

8) Sall. Hist. I fr. 41 p. 12, 6 Dietsch. Cic. pr. domo 30, 79. de lege agr. 3, 2, 5. Appian, B. C. 1, 100.

9) Vell. 2, 16: paulatim deinde recipiendo in civitatem qui arma aut non ceperant aut deposuerant maturius vires refectae sunt,

Das cisalpinische

Wir haben oben S. 19 gesehn, dass Italien damals im NorGallien den nur bis zum Arnus und Aesis reichte, Gallia Cisalpina aber

ebenfalls von Rom aus verwaltet und, nachdem es aus unbekannten Gründen auf kurze Zeit, wahrscheinlich von 673=81 bis 712=42, mit einer neuen Begrenzung als Provinz administrirt war, definitiv zu Italien gezogen wurde. Während des Bun– desgenossenkrieges stand das cisalpinische Gallien treu zu Rom und nahm am Ende desselben Theil an den Bewilligungen der lex Iulia. Es lagen in ihm sieben Colonien, drei coloniae civium Romanorum, Mutina, Parma und Eporedia, und vier latinische, nämlich südlich vom Po Placentia und Bononia, nördlich vom Po Cremona und Aquileia; die ersteren blieben in ihrem alten Verhältnisse, die letzteren wurden in die civitas aufgenommen und in municipia verwandelt 1). In Beziehung auf die übrigen födeDas cispa- rirten Städte unterschied man zwischen dem cispadanischen Lande, welches bereits grossentheils romanisirt war, und dem transpadanischen, in welchem sich noch bis in die Kaiserzeit barbarische erhält das Keltenstämme erhielten; dem ersteren scheint damals das BürBürgerrecht, gerrecht allgemein verliehen zu sein 2), das Verhältniss des letzteren ordnete im J. 66589 der Consul Cn. Pompeius Strabo durch ein eigenes Gesetz (lex Pompeia) 3), indem er dasselbe in

danische

1) Daher nennt Cicero in der Pisoniana bei Asconius p. 3 Placentia ein municipium, und es ist nur Unkenntniss, wenn Asconius dazu bemerkt: magno opere me haesitare confiteor, quid sit quare Cicero Placentiam municipium esse dicat. Video enim in annalibus eorum, qui Punicum bellum secundum scripserunt, tradi, Placentiam coloniam deductam. Auch Aquileia heisst municipium. Vitruv. 1, 4, 11. C. I. L. V n. 903. 968 und dazu Mommsen p. 83.

2) Hiefür giebt es ein directes Zeugniss nicht, man kann nur einen Schluss machen aus dem besonderen Verfahren, welches die Transpadaner nöthig machten. Im J. 68965 hatten die Cispadaner bereits das Bürgerrecht. Denn Cicero ad Att. 1, 1, 2 sagt in diesem Jahre: videtur in suffragiis multum posse Gallia, und Dio Cass. 37, 9 von den Censoren desselben Jahres zai of runtai repi tõv ὑπὲρ τὸν Ηριδανὸν οἰκούντων διενεχθέντες (τῷ μὲν γὰρ ἐς τὴν πολιτείαν αὐτοὺς ἐσάγειν ἐδόκει τῷ δὲ οὕς οὐδὲν οὐδὲ τῶν ἄλλων ἔπραξαν, ἀλλὰ καὶ τὴν ἀρχὴν

άлeiлоv. Ausführlich handelt über die ganze Frage Savigny Verm. Schr. 3, 304 ff. Mommsen R. G. 2, 242 f. und im Widerspruch zu Savigny Zumpt Stud. Rom. p. 32- 42.

3) Plin. N. H. 3, 138 giebt das Verzeichniss der von Augustus unterworfenen Alpenvölker und fügt hinzu: non sunt adiectae Cottianae civitates XII, quae non fuerunt hostiles, item attributae municipiis lege Pompeia. Asconius in Pisonianam p. 3: neque illud dici potest, sic eam coloniam esse deductam (nämlich Placentiam), quemadmodum post plures aetates Cn. Pompeius Strabo, pater Cn. Pompeii Magni, Transpadanas colonias deduxerat. Pompeius enim non novis colonis eas constituit, sed veteribus incolis manentibus ius dedit Latii, ut possent habere [ut post ea haberent Rudorff] ius, quod ceterae Latinae coloniae, id est, ut gerendo magistratus civitatem Romanam adipiscerentur.

danische

der jüngeren

Colonien,

eine Anzahl von städtischen Territorien eintheilte, diese Städte auf italische Weise constituirte, ihnen zwar nicht die römische Civität, aber das Recht der jüngeren latinischen Colonien ge- das transpawährte, und ihren Stadtgebieten die noch ganz unrömischen Kel- das Recht tenstämme nicht als gleichberechtigte Gemeindemitglieder, sondern latinischen als unterworfene und zinspflichtige Peregrinen einverleibte 1). Für die Transpadaner selbst war diese Organisation nur eine vorbereitende Maassregel, deren baldige Abstellung sowohl sie selbst erstrebten als auch die römischen Behörden von vorn herein annahmen 2). Im J. 705-49 gewährte Cäsar ihnen das Bürgerrecht dann das Bürgerrecht. und römische Municipalverfassung 3); nach der Schlacht bei Philippi, 742=42, wurde die Provinz Gallien aufgehoben), das Land definitiv mit Italien vereinigt, und seitdem giebt es in Italien keine latinischen Städte mehr. Nichtsdestoweniger erhielt sich aber das neue Rechtsverhältniss, welches Cn. Pompeius Strabo dadurch geschaffen hatte, dass er, ohne Colonisten auszuführen, vorhandene Gemeinden mit einem fingirten Rechte von coloni Latini ausstattete, durch die ganze Kaiserzeit als ein neues ius Lati oder Latium 5), welches theils ganzen Provinzen, wie lus Latii der Spanien durch Vespanian), theils durch die lex lunia Norbana des J. 772-19 n. Chr. einer gewissen Classe von Freigelas

senen

besonderen Beschränkungen ertheilt wurde 7), so

1) S. oben S. 13 f. Mommsen Hermes 4, 112 ff.

2) Im J. 688-66 heisst es von Caesar Suet. Caes. 8: decedens ergo ante tempus colonias Latinas de petenda civitate agitantes adiit, worunter nur die transpadanischen verstanden werden können (Savigny Verm. Schr. 3, 309); im folgenden Jahre war einer der Censoren Willens, die Transpadaner in die Tribus aufzunehmen (Dio Cass. 37, 9); Cäsar liess sie schon vor 705-49 in den Legionen dienen (Caes. B. C. 3, 87: hae copiae, quas videtis, ex dilectibus horum annorum in citeriore Gallia sunt refectae: et plerique sunt ex colonis Transpadanis; im J. 703-51 spricht Cicero ad Att. 5, 2, 3: eratque rumor de Transpadanis, eos iussos IIII viros creare. Vgl. ad fam. 8, 1, 2 und Mommsen R. G. 3, 309 Anm.

3) Dio Cass. 41, 36: τοῖς Γαλάταις τοῖς ἐντὸς τῶν Ἄλπεων ὑπὲρ τὸν Ἠριδανὸν οἰκοῦσι τὴν πολιτείαν ἀπέδωκε.

[ocr errors]

4) Appian. Β. C. 5, 3: τήν τε γὰρ Κελτικὴν τὴν ἐντὸς ̓́Αλπεων ἐδόκει, Καίσαρος ἀξιοῦντος, αὐτόνομον ἀφιέναι, γνώμῃ τοῦ προτέρου Καίσαρος, vgl. c. 22. Dio Cass. 48, 12. Es war dies schon früher beabsichtigt. Appian. B. C. 3, 30: ἦσαν δὲ οἱ καὶ τὸ ἔθνος ὅλως ἐλευθεροῦν ἡγεμονίας ἠξίουν· οὕτως ἐδεδοίκεσαν dyyou thν Keλtexy oucav. S. Drumann 1, 387. Mommsen C. I. L. I p. 118.

5) Ueber die Bezeichnungen ius Latii (Tac. Ann. 15, 32), Aatioυ díxatov (Appian. B. C. 2, 26), Latium (Tac. Hist. 3, 55. Plin. N. H. 3, 7 u. ö.) s. Rudorff De maiore et minore Latio p. 21 Anm.

6) Plin. N. H. 3, 30.

7) S. Vangerow Ueber die Latini Iuniani, Marburg 1833. 8. Rudorff R. Rechtsgesch. S. 62. Ueber die Zeit des Gesetzes Borghesi Oeuvres 5, 216.

Provinzen.

« VorigeDoorgaan »