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war bereits großer Feldherr, und so großer, daß Teutsche selbst voll Ehrfurcht, als er krank war, ihn begleiteten, und wagten, wie Seneca fagt, kaum zu wünschen, was frommte. Seneca nennt hier, was wir durch: Teutsche" gegeben haben), die Feinde." Über die Stelle hat natürlich nur Sinn, wenn wir es auf die einzelnen Teutschen beziehen, die sich dem D. unterworfen hatten. Sieg reich war D. bis an die Elbe gedrungen. Uber unter worfen hatte er Teutschland nur bis an den Taunus, und nach der Weser zu am Weitesten, aber doch nicht bis an die Weser selbst, sondern blos bis an den teutoburger Wald. Sein fernstes Castell im Innern Germaniens war am Zusammenflusse der Lippe und des Aliso (Alm). Seine Hauptthaten zur Einschränkung der Teutschen was ren außerdem jene 50 Caftelle am Rheine. Richtig bes merkt Florus, dem gestorbenen D. habe der Senat nicht aus Schmeichelei, sondern verdienter Maßen den Bei namen (nämlich Germanicus) nach der Provinz gegeben. Einen Theil von Germanien hatte er allerdings zur Pros vinz gemacht. Provinzen waren leichter gemacht, als behaups tet, und die Teutschen, wie Florus richtig bemerkt, mehr blos besiegt als bezwungen, betrachteten unter D. die römische Denkart mit größerer Bewunderung, als die Waffen. Für Teutschland war der frühe Tod des D. das größte Glück, hätte er auch nicht ganz Teutschland bezwungen, so hatte doch der Theil zwischen der Weser und Elbe das römische Joch länger getragen. Aber auf den durch Tapferkeit und große Denkart ausgezeichneten D. sollte zum Glück bald ein Varus folgen, und nun verloren die Leutschen, welche die Waffen der Römer nicht scheueten, auch die Bewunderung vor ihrem Geiste. Zunächst nach dem D. lernten die Leutschen den Tiberius kennen, aber die ser war seinem Bruder nicht gleich. Unter andern er kannte dem D. der Senat einen marmornen Bogen mit Trophäen auf der Via Appia zu, der noch auf Münzen zu sehen ist 9), die ihm zu Ehren geschlagen worden 50). Durch Senatsbeschluß wurde ihm und seinen Nachkommen der Beiname Germanicus gegeben. D. hatte von der jüngern Antonia zwar mehre Kinder erhalten, hinter ließ aber nur drei: Germanicus, der nicht blos diesen Namen als Erbe trug, sondern auch von seinem Vater die Begierde geerbt hatte, die Teutschen zu unterjochen, ferner die Livilla, und endlich Claudius, den nachmaligen Kaiser. Augustus machte die Verse selbst, die auf den Stein des Grabhügels seines Stiefsohnes gegraben wurden, schrieb auch in ungebundener Rede eine Lebensbe schreibung desselben. Daher ist nicht glaublich, was Einige der Nachwelt schriftlich überliefert haben, daß D. dem Augustus verdächtig gewesen, und er aus der Provinz zu rudgerufen worden, aber gezaudert habe, und deshalb ihm Gift beigebracht worden ). Hat ja ein Verwandten

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mord statt gehabt, so ist D. als Opfer des Neides seines Bruders gestorben. Wenigstens ist die Eile sehr verdäch tig, mit der der Heuchler zu seinem kranken Bruder eilte und vor der Leiche bis Rom zu Fuße einherschritt. Daß er feinen Bruder, der bei den Bürgern viel beliebter war 2), nicht liebte, läßt sich von jenem Unmenschen er: warten, wenn auch ungegründet sein sollte, was Sueton (Tiber. XLIX, [L]) erzählt, daß Tiberius seinen Ver: wandtenhaß zuerst an seinem Bruder D. aufgedeckt habe, indem er deffen Brief verrathen, in welchem dieser mit ihm darüber verhandelte, daß sie den Auguftus zwingen sollten, die Freiheit wiederherzustellen. Was dem Tibe rius den D. so gefährlich machte, war die große Liebe der Soldaten zu ihm. der Soldaten zu ihm. Außer den Ehren an Standbil dern und dem Bogen, welche dem D. errichtet wurden, erhielt er am Rheine ein Kenotaphion 3) oder einer Honorarium tumulum, ein Ehrengrabmal, welches ihm das Heer errichtete. Um dasselbe hielten die Soldater jährlich am festgesetzten Tage Rennspiele, und die Städt Galliens feierten öffentlich Bittfeste ). Eutropius (VII 2) und Eusebius (zum J. 43) und der Abt von Ursspers sagen, daß D. ein Denkmal bei Mainz habe. Otto vol Freifingen (Chron. III, 4) berichtet: Es wird noch zi Mainz das Denkmal des D. in Gestalt einer Birne ge zeigt. Das Chronicon Augustanum c. V. fagt: Nach dem D. gestorben, sette ihm Tiberius Claudius Ner eine Pyramide von wunderbarem Cáment, was wir of mit unsern Augen gesehen haben. Die Usche wurde nac Rom gebracht und ein Beschluß zu seiner Trauer gefaß Da die Augsburger ein Gedächtniß an den Erbauer für sic haben wollten, nahmen sie die Gestalt der mainzer Pr ramide zum Wappen, doch wurde nachher auf Vor stellung der Maler, da jeder feiner als der andere scheine wollte, die Farben einer grünen Weintraube hinzugefüg Das augsburgische Stadtwappen wird gewöhnlich für ein Zirbelnuß gehalten. Fast allgemein nimmt man a und es ist nicht ganz unwahrscheinlich, daß der Eiche stein ") bei Mainz ein Überbleibsel jenes Denkmals f von welchem die äußere Bekleidung die Zeit oder Me schen zerstört hätten. Von ihr war schon im 16. Jahr keine Spur mehr vorhanden. Dagegen schreibt t Mönch Hermann, daß die alten Chronographen sagt der Koloß des D. sei dreieckig und dreihörnig gewes weshalb es der Eichelstein, der die Gestalt einer Eic hat, nicht sein könne, habe an einem andern Orte, nå lich am Drusilocum, Drusiliacum, teutsch Druselo gestanden, und sei noch um das J. 1330 vorhanden wesen, und, wie er vermuthe, in diesem Jahre be mainzer Aufruhre zerstört; an den Eichelstein habe n vermuthlich auch Hand angelegt, habe ihn aber in h

52) Tacitus, Annal. VI, 51. 58) Dio Cass. LV. Sueton. Claudius I. 55) Abgebildet und beschrieben findet der Eichelstein bei Johann Hüttich (Collectanea Antiquitat in urbe atque agro Moguntino repertarum [Mogunt. 1520], Gerrarius (Moguntiacarum Rerum Lib. I. Cap. XV. p. 67 65) und Tenzel (Monatliche Unterredungen von 1698. M August), der aber alles dieses nicht für hinlänglich hält, die S zu erweisen.

tiger Gestalt gelaffen. Das Druseloch befinde sich nicht weit von der alten S. Nikomeds - Kirche, und heiße noch jest fo. So der Mönch Hermann bei Serrarius (S. 60, 61), wo sich auch (S. 65) die dreieckige Saule abgebildet findet, ungewiß, ob nach einer Säule, die wirklich dort vorhanden war, oder blos nach dem Muster einer andern altrömischen Säule. Noch verdächtiger ist folgendes Steinbild, welches sich bis zum I. 1688 an der außern Mauer des mainzer Zollthurms und zwar an ter Sudecke wie eingepfropft fand, und von den Franzofen bei Anlegung neuer Befestigungswerke an dem alten Bollthurme zerschlagen wurde. Es stellte, nach der an= geblichen Abbildung davon, ein männliches Wesen mit Barte in vollem kriegerischem Schmucke, in einem zurück gefchlagenen Paludament, den Kopf mit einer gehörnten bierbaut bedeckt, mit Schild und Lanze stehend, dar, mit ber Inschrift: In. Memoriam. Drusi. Germanici. Daß ein ähnliches Steinbild mit dieser Inschrift vorhanden war, leidet keinen Zweifel 6), war aber schwerlich echt. Ist die Abbildung 7), die wir davon haben, echt, so war es wahrscheinlich entweder eine Bildsäule aus dem römischen Alterthum, und ein teutscher Steinmeh hatte die Urs sdrift darunter gesett und die Mainzer sie an dem Thurme angebracht, oder es war das Werk eines teutschen Steins mesen, dem irgend ein Bildniß des Alterthums auf einer Münze oder anderwärts zum Muster gedient hatte. Aber die Abbildung ftimmt nicht ganz mit der Beschreibung überein, die Serrarius davon macht: Statua cum cotelo et paludamento. Wahrscheinlich ist daher jene Abbildung unecht, und nach der Abbildung irgend einer alten echten Bildsäule frei entworfen, und die Nachricht von jenem Steinbilde hat die Veranlassung zu dieser, erst nach Zerstörung desselben gefertigten, sogenann ten Abbildung gegeben. Das Steinbild war aller Wahr (heinlichkeit nach ein rohes Werk eines Steinmehen des Mittelalters. Wäre es eine echte Bildsäule des Ulterthums gewesen, die Franzosen hätten sie wahrscheinlich nicht zerschlagen, sondern lieber geraubt. In den Ges

rona,

55) Von ihm, als noch bestehend, handeln Gerrarius (S. 64), Breweras (Annal. Trevir. Lib. I. p. 132, 183) und Hingel (Collectaneorum Naturae, Artis et Antiquitatis specimen. Lib. I. Cap. XV. §. 4. 57) In Kupferstich bei P. Joseph Fuchs, Mr Geschichte von Mainz (Daselbst 1771). 6. 70, und darnach bei Bilhelm Taf. I. Nach ihm ist der Verlust dieses Standbildes, weldes bem Drusus vor dem nach ihm benannten Drususthore am Ufer des Rheines nach Germanien hin, nebst einem Altar er richtet wurde, nicht tief genug zu beklagen. Allerdings ist es zu beklagen, daß das Steinbild zerschlagen worden, es håtte sich dann handgriftich erweisen lassen, daß es ein Werk des Mittelalters, we ein Kriegsbeld mit einer Krone abgebildet war. Da jene nach Berfidrung des Steinbildes gefertigte Abbildung das Gesicht des Drufus därtig darstellt, so fragt Wilhelm:,,Sollte nicht grade berin sich eine besondere historische Treue jenes Steinbildes be trtanben? Es gibt vielleicht die Gesichtszüge des Drusus in ben testen Tagen seines Lebens wieder, nach einem gefahrvollen Sage, wo der kühne Feldherr wol schwerlich viel Zeit auf die dußere Gultur seines Gesichts verwendet haben wird.“ So bringt Bilbelm jene angebliche Abbildung zu Ehren. Ferner sagt er, daß tires Bild bis zum 3. 1688 bei Mainz auf der alten Stelle terhanden gewesen; aber die Römer selbst hatten es doch nicht an bie Ecke des alten Zollthurms gesegt.

genden der Lippe ward dem D. auch ein Altar gefeht. Sein Sohn Germanicus nämlich führte im I. 16 die Legionen dahin, wo das Caftell an der Lippe von den Teutschen belagert ward. Sie hatten den Grabhügel, welchen Germanicus den Legionen des Varus kürzlich errichtet hatte, und den alten, dem D. gefesten Altar 5) niedergeworfen. Den Altar stellte Germanicus wieder her, und hielt in eigener Person Rennspiele zu Ehren seines Vaters. Den Grabhügel der Varianischen Legionen wieder herzustellen, schien nicht råthlich, aber Alles zwischen dem Castell Aliso und dem Rheine ward mit neuen Grenzen und Wällen versehen. Hieraus läßt sich wol mit Sicherheit schließen, daß das Varianische Schlachtfeld außerhalb der verschanzten Linien lag, der Altar hingegen innerhalb. Der Altar des D. stand wol an der bez deutungsvollsten Stelle, nämlich bei Arbolo auf jenem Schlachtfelbe, wo D. eingeschlossen und verloren schien, aber zulest doch siegte. Die auf die Waffenthaten des D. geprägten Münzen werden in drei Hauptelassen getheilt. In die erste gehören diejenigen, welche unter dem Augustus höchst wahrscheinlich kurz nach dem Tode des D. geprägt worden sind. Sie geben auf der Vorderseite den Kopf des D. und seinen ganzen Namen, auf der Rückseite aber beziehungsreiche Embleme auf die teutschen Siege, als namentlich Trophäen mit der Umschrift: De Germanis. Diese Classe ist die bedeutungsvollste, und besonders in ihr die Münzen, welche auf der Rückseite die Aufschrift Rhenus und das Bildniß des Flußgottes haben. Die zweite Classe umfaßt diejenigen Münzen, welche auf der Vorderseite den Kopf oder Namen des Nero Claudius Drusus, auf der Rückseite aber den Kopf oder den Namen des Tiberius Claudius vorstellen, und diese sind von dem Kaiser Claudius zur Verherrlichung des Andenkens feines tapfern Vaters geschlagen. In die dritte Claffe aber gehören die sogenannten Numi restituti, welche die Achtung und Ehrfurcht einiger späterer Kaiser gegen den in Germanien siegreichen Feldherrn beurkunden. mentlich find fünf Stück von Titus und eins von Domitianus 69). Die Liebe der Römer zu D. bezeugen auch noch fünf auf uns gekommene Siegelringe, welche alle den Kopf des Nero Claudius Drusus darstellen und in den Gesichtszügen vollkommen mit einander übereinstim= men 60). Eine in Herculanum aufgefundene Bronze,

Na=

58) Veterum aram Druso sitam. Tacitus, Annal. II, 16. Doch will Freinsheim in den Noten zu dieser Stelle einen Altar verstehen, den Drusus selbst habe erbauen lassen. 59) Wilhelm (S. 90-96) hat die bei Vaillant (Numismata Imp. Rom. T. II. fol. 50 et T. I. fol. 11) und in Imp. Rom. Numismata ab Adolpho Occone olim congesta ecc. illustrata a Francesco Mediobarbo Rivago fol. 59 abgebildeten Münzen des Drusus sämmtlich namentlich aufgeführt und beschrieben, und auch die merkwürdigsten Münzen der ersten Classe Taf. IV. abgebildet mitgetheilt. 60) S. die Abdrücke bei Lippert, Dactyliothek, Histor. Tausend, Nr. 610-612 und im Supplementband II. Nr. 241 und 255. Nr. 610 ist nach einem Chalcedon und Nr. 611 nach zwei Car= neolen geformt, die sich ehemals im Cabinet des Herzogs von Devonshire befanden. Nr. 241 ist der Abdruck eines vortrefflich geschnittenen kleinen Carneols mit dem Lorbeerkranze des Kopfes des Drusus und der Antonia, seiner Gemahlin, aus demselben

welche mit den geschnittenen Steinen am meisten über einstimmt, stellt den D. in ganzer Figur als Opfernden im priesterlichen Gewande und mit tiefsinnigem, fast schwer: müthigem Ausdrucke dar 61). (Ferdinand Wachter.) DRUSUS (Caesar), des Kaisers Tiberius und der Vipsania Agrippina Sohn, bekleidete zwar frühzeitig die Quástur und andere Ehrenamter, tritt aber eigentlich in die Geschichte erst ein mit dem J. 14 n. Chr., wo er nach Pannonien gesendet ward, um da die Empórung der Legionen zu dämpfen. Er erhielt keine bestimmten Vorschriften, sondern sollte, wie es sich am besten machte, verfahren. Beigegeben wurden die Ersten Roms und der Praefectus Praetorii Aelius Sejanus. Er erhielt an Truppen zwei prátorianische Cohorten durch Auswahl über die Zahl vermehrt, einen großen Theil der prátorianischen Reiterei und die Kerntruppen der Germanen, die dem Kaiser zur Leibwache dienten. Als er sich dem Lager der aufrührischen Legionen nåherte, gingen sie ihm zwar ent gegen, aber traurig und ungepust. Als er innerhalb des Walles angelangt, ließen sie die Thore des Lagers besezt halten, und die übrigen gingen lärmend zu dem Tribunal. Endlich nach gestilltem Lärme las D. den sie auf die Beschlüsse des Senats vertröstenden Brief des Tiberius vor. Sie foderten Entlassung nach 16 Jahren, die Belohnung für den beendeten Kriegsdienst, einen De nar als täglichen Sold, und daß die Veteranen nicht uns ter den Fahnen gehalten werden sollten. Da D. darauf sich auf den Ausspruch des Senats und seines Vaters berief, unterbrachen sie ihn durch Geschrei, warum er gekommen, wenn er die Erlaubniß nicht hätte, den Sold zu vermehren und die Arbeiten zu mindern? Als sie das Tribunal verlassen hatten, fielen sie den En. Lentulus mit Steinen an, von dem sie glaubten, daß er den D. vorzüglich unters ftüste, und der mit diesem nach dem Winterlager fortging. Ihn schüßten jedoch die von D. mitgebrachten prátoriani schen Cohorten. Zum Glücke für den von den Legionen belagerten D. fchien in der Nacht darauf der Mond plötzlich sein Licht zu verlieren. Das hielten die Solda: ten für eine unglückliche Vorbedeutung und als den Zorn der Götter verkündend. Diesen glücklichen Zufall benußte D., und schickte herum in die Zelte, und ließ drohen und versprechen. So ward Uneinigkeit unter die aufrührischen Soldaten gebracht. Sie gaben die Besehung der Thore auf, und trugen die Feldzeichen an ihre gewohnten Plätze. Den andern Morgen belobte D., dem vorzüglich En. Blå fus bei Stillung des Aufruhrs große Dienste geleistet, obgleich kein gebildeter Redner, aber von eingeborenem Adel, die Soldaten, daß sie zum Gehorsam zurückgekehrt. Eine Gesandtschaft ward an Tiberius abgeschickt. Im Rathe des D. ward darauf gestritten, ob man gelinde oder starke Mittel zur völligen Dämpfung des Aufruhrs anwenden sollte. D. war zu den härtesten rasch bereit,

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ließ den Vibulenus und Percennius rufen und umbringen. Hierauf wurden alle Hauptaufrührer aufgesucht, und ein Theil, welcher außerhalb des Lagers herumschweifte, von den Centurionen und von den Soldaten der prátoriani: schen Cohorten erschlagen. Häufige Regen sahen die Le: gionen als Zorn des Himmels an, und der Aufruhr war so gestillt, daß D., ohne die Rückkehr der Gesandtschaft abzuwarten, nach Rom zurückkehrte. Er war im I. 55 Consul mit C. Norbanus, saß den Gladiatorspielen vor, die er in seines Adoptivbruders Germanicus und in seinem Namen gab, hatte große Freude an dieser niedern Bluts vergießung, was man für das Charakterzeichen eines Furchtsamen hielt, und weshalb er von seinem Vater getadelt ward. Der Hof war getheilt, der eine Theil für Germanicus, der andere für Drusus gestimmt. Lestern begünstigte, als den Sohn seines Blutes, Tiberius. Namentlich ftritt man im J. 17, wer edler oder unedler geboren sei. Doch blieben die beiden Brüder (durch Adoption) einig. Im J. 17 ward D. nach Illyri cum geschickt, damit er in der Stadt nicht verweichliche, sich an den Kriegsdienst gewöhne und die Liebe des Hee res erwerbe. Bei den Römern gewann fich D. großen Ruhm, daß er die Germanen anreizte, einander selbst zu bekriegen, und daß er den schon gebrochenen Marbod im J. 19 vollends ins Verderben stürzte. Katwald, ein edler Jüngling unter den Gothen, früher durch Marbod's Gewalt vertrieben, ging im J. 19 mit einer mächtigen Heerschar in das Reich der Markomannen, die damale in Bojoheim (Böhmen) wohnten, bestach einige Groß und ward durch sie Meister des Königssites und des da: bei gelegenen festen Schlosses, in welchem Marbot's Schäße aufgehäuft waren. Dieser floh zu den Römern Aus dem Zusammenhange, in welchem Tacitus (Ann. II 62) dieses erzählt, läßt sich schließen, daß das Geld, mi welchem Katwald Bestechung übte, ihm D. gegeben hatte Vellcjus Paterculus (II, 129) sagt auch, Tiberius hab durch die Gewalt seiner Rathschläge, indem er seine Sohn D. als Werkzeug und Helfer gebraucht, aus de Gebiete seines Reiches herauszugehen gezwungen. Wege Aufnahme Marbod's und der im J. 19 gethanen That erkannte der Senat dem D. die Ehre der Ovation u einen Ehrenbogen zu. Des D. Werk war es wal scheinlich auch, daß noch im nämlichen Jahre Katwa von der Macht der Hermunduren unter Wibil's Anfi rung vertrieben ward und zu den Römern floh. Bei Marbod und Katwald, waren mit ihrem Gefolge zu t Römern gekommen. Diese Teutschen wurden, damit die ruhigen römischen Provinzen, wenn man sie in verpflanzte, nicht beunruhigten, zwischen den Marus (2 rawa) und den Eufus (Waag), und Wanni aus que schem Stamme als König über sie gesetzt. Dieses a ward wahrscheinlich zu den Thaten des D. im I. gerechnet. Aber seine Ovation hielt er nicht sogleich, im nämlichen Jahre sein Adoptivbruder Germanicus gebracht ward. Mit seinem andern Adoptivbruder C dius und den Kindern des Germanicus, die in 9 waren, ging D. im J. 20 der Asche des German bis Terracina entgegen. Nach Aufhebung der Landtr

reifte D. (im J. 20) zu den illyrischen Heeren. Alle heten, daß er an Piso, dem Verfolger und muthmaßlien Vergifter des Germanicus, Rache nehmen werde. No ging zu D., von dem er hoffte, daß er nicht über tes Bruders Ermordung wild, sondern daß er, da hier burch sein Nebenbuhler hinweggeräumt sei, gegen Piso billiger sein werde. D. antwortete dem Pife: wenn das wahr wäre, womit man sich truge, so nehme das beim Schmerz eine Hauptstelle ein, aber er wolle lieber, daß es falsch und ungegründet, und Niemandem der Tod des Germanicus Verderben bringend sei. Dieses sagte er offen nb ohne alles Geheimhalten, und man zweifelte nicht, caß dieses zu sagen ihm von Tiberius vorgeschrieben war, da er selbst wegen seiner Jugend leicht zugänglich und rantelos in Reden war, und sich doch damals der Künste eines Greises bediente. Da Vitellius und Veranius und die übrigen, welche den Germanicus begleitet hatten, den Tio verklagten, überließ Tiberius die ganze Sache dem Eenat. Unterdessen kehrte D. aus Illyricum zurück, ging aber nach Rom herein, indem er die Ehre der Coation, die ihm der Senat zuerkannt, aufschob. Der angeklagte Piso, da seiner Tiberius sich erbarmte, durch fait sich die Kehle. D. ging wieder aus Rom, um tie Aufpicien zu wiederholen, und ritt alsbald ovirend in bie Stadt ein. Wenige Tage darauf farb seine Mutter Bejania. Bei dem Processe der Livia nahm Tiberius den D., der zum Consul designirt war, und der, da die Sade den Confuln übergeben war, zuerst seine Meinung barte abgeben müssen, davon aus. D. führte im Jahre darauf (21) sein zweites Consulat mit seinem Vater, der zum vierten Male war, aber nach Campanien ging. D. erfüllte so die Verrichtungen des Consulats, und der Etreit zwischen Domitius Corbulo und Lucius Sulla, welcher Lehterer vom Erstern kim Senat verklagt ward, gab dem D. Gelegenheit, sich Gunst zu erwerben, indem a tie Gemüther durch passende Reden befánftigte, und Corbalo durch Mamercus, den Vaterbruder und Stiefvater des Sulla, Genugthuung erhielt. Als darauf Severus Carina bei Berathungen über die Provinzen die Meinung aussprach, daß keine obrigkeitliche Person, welche eine Preving erhielt, ihre Frau begleiten sollte, sprach D. bagegen, und führte ihre Ehe an, die Fürsten müßten foft in entlegene Gegenden des Reichs begeben. Wie oft ei Augustus von der Livia begleitet in den Occident Lan Drient gegangen. Er (D.) selbst sei nach Illyricum gereit, und werde erfoderlichen Falls auch zu andern Betiften gehen, aber nicht immer mit williger Seele, wenn er von seinem so theuren Weibe, der Mutter so vieler gemeinsamen Kinder, getrennt werden follte. So wird der Spruch Cácina's unwirksam gemacht, ungeach tet er vorgestellt hatte, welche große Nachtheile die Be: gleitung der Magistratspersonen durch ihre Frauen mit bringe. Als der C. Cestius dem Senat vortrug, wie die Fürstenbilder gemisbraucht würden, indem Verbres der zu ihnen flehen und nicht gestraft werden könnten, fo die verurtheilte Unnia Ruffină, die zu des Kaisers Elte ihre Zuflucht genommen, und man den D. bat, taß er ein Strafbeispiel gebe, ließ er sie holen und die 1. Uncpil. d. B. u. K. Erste Section. XXVIII.

überwiesene in Haft halten. Auch Considius Üquus und Cdlius Curfus, römische Ritter, weil sie durch erdichtete Majeftätsverbrechen den Prátor Magius Cácilianus angegangen, wurden auf Befehl des Fürsten (Tiberius) und den Beschluß des Senats gestraft. Beides wurde dem D. zum Lobe angerechnet: von ihm, der in der Stadt sich unter den Gesellschaften und Gesprächen der Menschen aufhalte, würden die Heimlichkeiten des Vaters gemildert. Auch die üppige Lebensweise, welche der Vater an dem Sohne tadelte, misfiel dem Volke gar nicht sehr: möge er immer die Tage mit Schauspielen und die Nächte mit den Gastmählern zubringen, es sei besser, als wenn er sich der Vergnügungen enthalte, und in der Einsamkeit böse Sorgen bege. In I. 22 erbat Tiberius für den D. die tribunicische Gewalt. Diesen Namen für die höchste Macht hatte Augustus erfunden, damit er nicht Königs oder Dictatorsnamen anzunehmen brauchte. So erlangte D. die höchste Gewalt. Bescheidene Briefe schrieb er an den Senat, aber sie wurden so aufgenom= men, als wenn es die stolzesten wären, indem man es äußerst anstößig fand, daß nicht einmal der Jüngling, nachdem er so große Würde erhalten, sich an die Götter der Stadt wendete, in den Senat ging, und die Würde feierlich antrete. So aber durchstreife er die Küsten und Seen Campaniens, und er, der Regent des Menschengeschlechts, lerne dieses von seinem Vater, der, daß ihm der Anblick der Bürger lästig, damit entschuldige, daß er alt und ermattet sei. Aber bei dem jungen D. sei es die höchste Unmaßung. Ülius Sejanus, der Praefectus praetorii, wollte sich zum Imperator aufschwingen. Aber Das Haus der Cafaren stand nicht öde. Tiberius hatte einen Sohn und Neffen und Enkel. D., der den Sejanus, der des Tiberius Gunft genoß, als Nebenbuhler ungern duldete, wußte sich wenig zu beherrschen, hatte Hand an Sejanus gelegt, und da dieser sich wehrte, ihn ins Gesicht geschlagen. Sejanus fing also feinen Plan zur Veródung des Hauses der Cäsaren mit D. an, verführte dessen Frau Livia, die Schwester des Germanicus, zu ehelicher Untreue, und trieb sie dann zur Hoffnung auf eheliche Verbindung und Mitgenossenschaft des Reiches und zur Ermordung des Gatten. So lange D. lebte, hielten sich Tiberius und Sejanus möglichst in Schranken, da Lezterer den Rächer fürchtete. Sejanus glaubte daher, daß er eilen müsse, und ließ dem D. durch den Verschnittenen Lygdus ein schleichendes Gift geben, damit es eine zufällige Krankheit schiene. starb D. im J. 23. Tiberius bewies sich sehr kaltsinnig bei seiner Krankheit und seinem Tode. Zum Gedächtnisse des D. wurde dasselbe beschlossen, was für den Germanicus beschlossen ward. Das Begängniß ward durch den Pomp der Ahnenbilder berühmt, dabei die Bilder des Julischen Geschlechts, des Aneas und aller Könige der Albaner und des Stifters von Rom, des Romulus, und hierauf die Bilder des sabinischen Adels, des Attus Claufus und der übrigen Claudier zur Schau getragen wur den. Bei Erzählung des Todes des D. folgt Tacitus den bewährtesten Schriftstellern, doch war ein gleichzeitiges Gerücht, das sich bis zu des Tacitus Tagen erhalten.

5

So

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hatte, und nach welchem Sejanus in der Frechheit so
weit gegangen, daß er den D. der beabsichtigten Ber
giftung des Vaters heimlich beschuldigt und den Tiberius
gewarnt, daß er den Becher vermeiden sollte, der, wenn
er bei dem Sohne speiste, ihm zuerst gegeben werden
würde. So habe Tiberius den Becher dem Sohne gege-
ben, und dieser ihn, ohne etwas zu wissen, in jugendlis
chen Zügen ausgetrunken. Hierdurch sei der Argwohn
vermehrt worden, daß D. aus Furcht und Scham den
Tod, den er dem Vater bereitet, sich selbst zugefügt.
Von des D. Söhnen starb der eine im J. 23, der
andere, Tiberius, überlebte seinen gleichnamigen Großvater,
ward von Caligula umgebracht. Des D. Tochter war
Julia Drusilla, erst an Nero, dann an Blandus verhei
rathet *).
(Ferdinand Wachter.)
DRUSUS, des Germanicus Sohn, nahm zu
Unfange des J. 23 die Toga virilis, und der Senat
beschloß für ihn, was er für seinen áltern Bruder Nero
beschlossen hatte; Tiberius fügte eine Rede hinzu, in
welcher er seinen Sohn Drufus (f. d. Art.) erhob, und
sagte, daß er gegen des Vaters Bruders Söhne våterlis
ches Wohlwollen zeigen werde, denn den Drufus, des
Tiberius Sohn, hielt man für den andern Drusus,
und dessen Bruder nicht ungünstig gesinnt. Tiberius
feierte den ersten Tag des Soldatendienstes des Drus
fus, wie er es bei dem des Nero gethan, und gab
dem Volk ein Geschenk; aber Rom tauschte sich in Lis
berius. Als zu Anfange des I. 24 die Pontifices und
übrigen Priester, als sie für das Heil des Fürsten Ge-
lübde thaten, auch den Nero und Drusus denselben Göt
tern empfahlen, empfand es Tiberius fehr übel, daß die
Jünglinge feinem Greifenalter gleichgestellt wurden, und
fragte die Pontifices, ob sie dieses auf Veranlassung von
Agrippina's, der Mutter der beiden, Bitten oder Drohun-
gen gethan.

Auch im Senat warnte er, es folle Nie mand bewegliche Jünglinge durch zu frühzeitige Ehren stolz machen. Doch schwankte noch Tiberius zwischen Begünstigung und Verfolgung. Drusus ward im J. 25 Praefectus urbis. Sejanus og auf seine Seite den Drusus, den Bruder Nero's. Drusus war hart und wild gefinnt, und beneidete Nero, weil die Mutter, Agrippina, diesem geneigter war. Doch hegte Sejanus den Drufus nicht so, daß er nicht auch auf sein künftiges Verderben gedacht. Durch jene Rede beim Senat hatte Tiberius die böswilligen Menschen zu Anklagen gegen Drufus er muthigt. Dieser ward schon im 3. 31 im innerften Theile des Palastes in Haft gehalten. In diesem Jahre ward Asien und Achaja durch ein Gerücht erschreckt, Drus fus, des Germanicus Sohn, sei auf den cycladischen Infeln und alsbald auch auf dem Festlande gesehen worden. Es war ein Jüngling von nicht ungleichem Alter, ward von einigen Freigelassenen gleichsam anerkannt, und von

ihnen begleitet. Der Ruf des Namens velockte Unwis
fende. Die Griechen dichteten und glaubten., Drusus sei
der Haft entronnen, gehe zu den väterlichen Heeren, um
sich Ägyptens und Syriens zu bemächtigen. Schon
strömte die Jugend zu dem Jünglinge, und die Volks-
gunst wandte sich zu ihm. Er war erfreut über das
Gegenwärtige, und hegte eitele Hoffnung. Als dieses der
Prases von Makedonien und Achaja, Poppaus Sabinus,
hörte, eilte er, ihm, möchte es wahr oder falsch sein, zu:
vorzukommen, und gelangte bei seinen Nachforschungen bis
Nikopolis. Hier erfuhr er endlich, daß Jener, als man
ibn sorgfältig gefragt, wer er fei, geantwortet habe: Der
Sohn des M. Sulanus. Viele, die ihn begleitet und
ihm angehangen, haben sich zerfreut, und er habe da ein
Schiff bestiegen, als wenn er nach Italien wollte. Ur:
sprung und Ende dieser Sache blieb unbekannt. Drusus,
als Feind des Staates verurtheilt, ward von Tiberius
zum Hungertode bestimmt, im J. 33.
Er ftarb am
neunten Tage, so lange hielt er sich hin durch elende
Nahrungsmittel, das Stopfwerk der Polsterkissen, in seinem
Zimmer *).
(Ferdinand Wachter.)

DRUWEN, in der myth. Geschichte der Hindus ein durch seine Frömmigkeit und Tugend berühmter Rajah, dem ersten Weltalter angehörig, Sohn des Utanabaden und der Sunady und also Enkel des Suayamphu, des Stammvaters der Menschen, und Urenkel Brama's. Sein Vater hatte noch eine zweite Gemahlin Surussy), die er mehr liebte als Sunady, und von ihr einen Sohn, Utamen. Einst war, wie der Bagavadam im vierten Buche erzählt, der fünfjährige Druwen mit dem Vater bei feiner Stiefmutter Surussy, und sah, wie derselbe den Utamen liebkofte. Da eilte er auch zu ihm und warf sich in seine Arme, aber der Vater stieß ihn mit einiger Härte von sich, um der Surus zu schmeicheln, und weinend erzählte das Kind der Deutter, was ihm begegnet war. Diese suchte ihn zu trösten, und rieth ihm, sich in den Wald zu begeben und dort dem Wischnu zu Ehren ein büßendes Leben zu führen. Dadurch nämlich erlangte, nach dem Glauben der Hindus, der Mensch eine Macht und Gewalt, vor der selbst die Götter erbebten. Es sollte also dies die Rache sein, die fie an dem harten Vater nehmen wollte. Im Walde fand der Knabe den Altvater Narada, der ihn erst von seinem Vorhaben ab: zumahnen suchte, dann aber, als er unerschütterlich blieb, ihn belehrte, wie er Wischnu ehren und seine Gnade fich erwerben sollte. Nun ging der kleine Druwen an das Ufer des heiligen Flusses Jamuna und machte ole Grate von Bußen durch, wie Narada sie ihm vorgeschrieben hatte. Er gewöhnte sich an immer längeres Fasten, bis zulegt das mit der hohlen Hand geschöpfte Wasser und wenige wilde Früchte zu seiner Nahrung hinreichten. Dann lebte er nur von Luft und durchging alle Grade der innern Selbstbeschauung und der Festheftung aller Gedanken auf

"Tacitus, Annal. Lib. I. p. 24-80, 54, 76. Lib. IL Betrachtung der Eigenschaften des Ewigen, bis er gulegt

p. 48, 44, 62, 64. Lib. III. p. 2, 5, 7, 8, 11, 19, 22, 80, 84,
36, 87, 55, 56, 59. Lib. IV. p. 3, 7—10, 12, 15. Lib. VI.
P. 46.
Vellejus Paterculus Lib. II. 125. 129. Suetonius,
Tiberius p. 25, 38 (39), 48 (52), 50 (54), 72 (76).

*) Tacitus, Annal. Lib. IV. p. 4, 15, 86, 60. Lib. V. p. 10, 23, 24. Suetonius, Tiberius p. 50 (54). Dio Cassius Lib. LVII.

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