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sein Herz wünschte." Die folgenden zwei Strophen und Gegenftrophen laffen nun Dsiemfchid die 300 Theile des weiten und dritten Drittheils der Erde besuchen und überall Ackerbau, zahmes und wildes Vieh, Menschen, Geflügel und rothglänzende Feuer verbreiten. Das vierte Bruchstück fängt wieder mit Beschreibung des Winters an und erzählt dann, wie Dsjemschid den Ver gebaut habe. Es hat ebenfalls die Liederform und heißt so: Der ungünstige Winter war in die Welt gedrungen; gewaltsam und verwüstend war der Winter. Der unfreund liche Winter schlug die Erde und bedeckte sie mit Schnee in Überfluß. Diese Geißel zog sich über die höchsten Gebirge und durch alle drei Erdabtheilungen, welche Dejemschid mit lebendigen Wesen erfüllt hatte. Schrecklich wurden davon diese Örter. Aber auf Höhen der Aber auf Höhen der Berge, wie in tiefe Thaler, an alle Örter und in alle Dörfer brachte der Winter Gras und Kraut in Menge, nachdem das Wasser in Strömen geflossen und der Schnee von Hige geschmolzen war. Dies alles begab sich in den Tagen Dsiemschid's. Dsjemschid baute nun den Ver, deffen weiter Umfang von vier Seiten begrenzt wird. Er brachte hierher den Keim der Thiere des Hauses und Fel des, der Menschen, Hunde, Vögel, und rother Glanz feuer. Er machte den Ver, dessen weitfassendes und vierseitig eingeschlossenes Erdreich durch Menschen und Kinder und andere Thiere belebt wurde. Wasser ergoß sich in Strömen und umgab die große Burg von Ver. Geflügel war da aller Art; die immer fruchtreichen Gold, felder trugen ales, was gut ju effen ift. So war biefer Ort. Die schamvolle Jugend war bescheiden, ehrerbies tig, stark und wohlgenährt." In den folgenden Stro: phen wird nun geschildert, wie lieblich und herrlich durch die Besetzung mit Menschen, Thieren, Bäumen und Nah rung gebenden Pflanzen das Land geworden sei, wie glücklich und patriarchalisch seine Bewohner gelebt hätten, denn,,im segensreichen Ver war kein Herrscher, der von Weitem oder in der Nähe (unmittelbar er selbst oder mittelbar durch seine Diener) mit Härte befahl, kein Bettler und kein Betrüger, der zum Dienste der Dews vers führte, weder Feind im Finstern, noch grausamer Plager, der die Menschen schlug, noch zerreißender Zahn. Man sonderte nicht Menschen von Menschen (es war noch das reine patriarchalische Leben, äußerer Stand schuf noch nicht den Eigendünkel, sich besser zu wähnen als Andere). Die Weiber unterlagen nicht ihren Zeiten, wodurch Ahris man das Menschengeschlecht geschlagen hat" *). Darauf wird noch berichtet, wie Dsiemschid Straßen, Brücken, kleine, mittlere und größere Städte gebaut, so durch sei nen Golddolch (durch Cultur) das Land gesegnet und julegt sich selbst auf einer Anhöhe einen mit Mauern umzogenen und im Innern mit mehren Abtheilungen (Zimmern) versehenen Palast gebaut habe.

Mit Recht macht Rhode auf diese Bruchstücke auf merksam, deren Inhalt und Form sie als Töne ankün

*) Nur ein Bild von der höchsten Reinheit. Auch bei Moses ist das Weib zur Zeit der Periode unrein. Dieser Abfluß wurde für etwas Ahrimanisches, für eine Folge der Entartung der Mens schen gehalten.

digt, die von einer sehr alten Vorzeit in das Zeitalter Boroafters her berweheten. Aus denfelben ergibt fich, da Eeriene Véedio das Urland des Zendvolks war, daß hier zuerst sich Menschen mit ihren Heerden sammelten, die Dsjemschid mit Hilfe himmlischer Menschen, d. h. der einzelnen Stammvåter und Anführer, zu einem Volke vers einigte, dessen Haupt er wurde. Sein Golddolch spaltete die Erde, d. h. er führte den Ackerbau ein. Nun aber veränderte sich das Klima. Aus einem fünfmonatlichen Winter ward ein zehnmonatlicher, wie man ihn noch jest auf den Höhen Asiens findet. Diese Nachricht ist in der That bemerkenswerth. Kannegießer (in seinem Grundrisse der Alterthumswissenschaft) stellt die mit vielen Gründen unterstüßte Hypothese auf, daß nach der legten Revolution der Erdfläche die Länder der alten Welt sich nur allmálig aus den Fluthen emporgehoben hatten, die höchs ften Gegenden zuerst, später die tiefern; daß jene Hochs länder damals bedeutend höher als jest gewesen wären, somit auch der Wasserstand des Meeres und die Atmos sphäre. Lettere håtte also in einer Höhe, die gegenwärs tig kein organisches Leben mehr gestattet, noch Dichtigs keit und Wärme genug beseffen, um jene Hochländer zum Aufenthalte lebendiger Wesen geschickt zu machen. Über mit dem Sinken des Meeres hátten auch die Schich ten der Atmosphäre sich tiefer senken müssen, dadurch wäre in den Hochländern dieselbe dünner und folglich auch kälter geworden, Menschen und Thiere aber nun genöthigt gewesen, ihre Wohnsige zu verlassen und in die tiefern Begenden binabzulteigen. Bon Erfeinungen fols cher Art scheint nun in der That das alte Fragment zu sprechen. Das Klima des Zendlandes ward kälter, das Volk mußte auswandern und dieser Zug ging, wie die Folge der nach und nach besesten Landstriche ergibt, von Nordost nach Südwest, daher denn auch Rhode zu zeigen sucht, daß die Ursige des Zendvolks nicht im heutigen Georgien und auf den Höhen des Kaukasus gesucht wer den müßten, wie die bisherigen Ausleger thaten, sondern in dem Hochlande von Mittelafien an den Quellen des Jarartes und Orus, und daß der Weltberg Albordi nicht der kaukasische Elborus, sondern die Gipfel des Hindukusch gewesen sei, obgleich später der Name, der überhaupt nur einen hohen Berg anzeigt, auf den Elborus übergetragen worden sein mag. Für diese Lage von Ees riene Véedjo spricht auch der wichtige Umstand, daß die Bendsprache eine Tochter oder vielmehr eine Schwester des Sanskrit ist, eine Verwandtschaft, die sich nur schwer erklären lassen würde, wenn man jenen Ursig in das Ges birgsland an der Westseite des kaspischen Meeres verles gen wollte. Diese Wanderung geschah nicht in Einem fort, sondern mit Unterbrechungen. Das Volk blieb jedes Mal in dem neu erlangten Wohnsige so lange, bis neu entstandene Übel und Unannehmlichkeiten, die in dem ersten Bruchstücke erwähnt werden, es zum Fortwandern nöthigten. Das Land, wo ein noch rohes Volk wohnt, ist ihm jedes Mal die ganze Erde, und kommt es in ein neues, so ist dies gleichsam erst für dasselbe geschaffen worden. Daraus erklärt sich der Ausdruck im ersten Bruchstücke: Eeriene Véedjo ist das zuerst von Ormuzd

geschaffene Land, Sogdiana das zweite u. f. w. Diese Wanderung übrigens mag schon vor Dsjemschid geschehen sein, da sie überhaupt in eine sehr frühe Urzeit fallen muß, wie sich auch daraus ergibt, daß die neuen Wohnfiße überall noch als unbewohnt geschildert werden, indem nirgends von einem Verdrängen oder Besiegen älterer Einwohner die Rede ist, vielmehr die neuen Ankömmlinge als die ersten Anbauer geschildert werden. Vielleicht war erst Dsjemschid der Unführer, als das Volk in seinen bleibenden Wohnsitz Ver- ene einrückte; denn dieses eigents liche Ver, im Pehlvi Var, ist wegen der beständigen Vers wechslung des V, F und P kein anderes Land als das bekannte Pars oder Parsis und zwar nicht blos die eigents liche Provinz dieses Namens, sondern das gesammte Hochland Persien, welches in der That, wie das Frag ment sagt, ein långliches Viereck bildet, gegen Westen vom Tigris, gegen Süden vom persischen Meerbusen und dem indischen Meere, gegen Often vom Indus und gegen Norden vom Drus und dem kaspischen Meere be grenzt wird, und welches den allgemeinen Namen Iran, aus dem Zendworte Eeriene entstanden, führte, eine Benen nung, die unstreitig vom Urlande auf dasselbe übergetras gen wurde. Dieses Land wurde also vom Zendvolke befest und angebaut. Dšjemschid ist Herrscher und baut sich selbst eine Wohnung, die Burg von Ver, welche, wie schon der Name ergibt, keine andere, als das in der Folge so berühmt gewordene Persepolis ist, eine Stadt, die deswegen der Nation in der Folge so wichtig war, weil sie, als erster Ursih ihres weltberühmten Herrschers, nothwendig als die erste Stadt des Reiches angesehen werden mußte. Das war denn auch der Grund, warum die Könige Persiens hier ihre lehte Ruhestätte fanden, denn sie war gleichsam eine heilige Stadt, an welche sich die ältesten Sagen knüpften, und von welcher aus Kyros die Stiftung seines Weltreiches begonnen hatte. Um die Cultur überall in seinem Staate zu verbreiten, suchte er denselben regelmäßig zu organisiren und theilte ihn in drei große Provinzen und jede wieder in 300 Bezirke. Denn dies ist unstreitig der Sinn, wenn es in dem obi gen dritten Bruchstücke heißt, daß Dsjemschid die drei Theile der Erde und in jedem die 300 Abtheilungen desselben durchzogen habe. Auf diese Art wurden denn Cultur und Ackerbau überall begründet, Städte gebaut und Straßen und Brücken angelegt, woraus späterhin insbesondere die medische Bildung hervorging, während in dem Berglande des eigentlichen Parsis entweder der nomadische Zustand des Volks geblieben, oder die Cultur wieder ausgeartet zu sein scheint, sodaß sich hier das Volk von dem cultivirtern Theile trennte, sich einen eigenen Sprachdialekt, das eigentliche Parsi, bildete, und erst unter Ky ros das herrschende Volk wurde. Von Dsjemschid wird auch ausdrücklich bemerkt, daß er das Land mit glänzen den Feuern erfüllt habe. Dies bezieht sich auf die Eins führung des Sonnen- und Feuerdienstes, oder der Religion des Ormuzd, von der später Zoroaster als Refors mator auftrat. Diese Religion brachte das Zendvolk wol schon aus seinem Ursize mit, denn unter Viwengham, dem Vater, vielleicht nur Vorfahr Dsjemschid's, hatte

Hom die Hauptfäße des Feuer- und Lichtcultus gelehrt. So heißt es in Izeschne Ha 9 als Antwort auf die an Hom gerichtete Frage Zoroaster's, welcher Sterbliche sich zuerst in Demuth an ihn gewendet habe: Das war Viwengham, der Vater Dsiemschid's, des Vaters der Völker." Indessen mag Dsjemschid derjenige gewesen sein, der den Cultus bestimmter ordnete, denn in andern Stel len des Zend-Avesta wird er bestimmt als erster Einführer der Ormuzdreligion bezeichnet. So fragt im Bendidad (Farg. 3) Zoroaster den Ormuzd, wem er zuerst das Ge sest enthüllt habe. Die Antwort ist:,,Dsjemschid, das Haupt der Völker und der Heerden, war der erste Mensch, der mich suchte und dem ich das Geses enthüllte. Füge dich unter mein Geses, reiner Dsiemschid, sprach ich zu ihm, und gib es deinem Volke. Wie sollte ich, antwor tete Dsjemschid, der ich nicht gerecht bin, dein Geset befolgen und es den Menschen lehren? Da sprach ich Ormuzd: Kann Dsjemschid mein Gesetz nicht üben und den Menschen lehren, so wird er noch weniger mein Eigenthum, die Welt, beglücken und Führer seines Volks sein können. Ich will, antwortete Dejemschid, Ernährer, Haupt und Regierer meines Volks sein und durch Fruchtbarkeit und überfluß die Welt beglücken, daß unter mir weder Frost noch Gluthwind, weder Fäulniß noch Tod sei, daß alle Dews vor mir verschwinden, wenn ich dein Wort ausspreche." Indem nun so Dsjemschid in jeder Hinsicht die Wohlfahrt seines Volks beförderte und es glücklich machte, mußte die Zeit seiner Regierung den spätern Enkeln als das goldene Zeitalter, er selbst allen folgenden Fürsten als Muster und Vorbild erscheinen. Von ihm heißt es daher Izeschne Ha 9: „Er war der glänzendste der Sterblichen, deren Geburt die Sonne fah, Unter ihm starben die Thiere nicht; an Wasser, Frucht: bäumen und Geschöpfen der Nahrung war kein Mangel. Bei Dsjemschid's Lichtkraft war nicht Alter, nicht Tod, nicht Frost, nicht Hiße, nicht zügellose Leidenschaft. Die Menschen blühten in ewiger Jugend und schienen an Munterkeit und Glanz nur 15jährig." Im Vendidad (Farg. 3) aber heißt es: „Hundert Strahlen des göttlichen Lichts gab ich, Ormuzd, ihm, denn alles erste Licht in seiner Erhabenheit und seinem Glanze ist ursprünglich von Gott; es (das Urlicht) ist das Licht, das seinen Glanz in fich selbst und im Augenblicke hat, und wo durch alle Sterne, Sonne und Mond leuchten." - Als ઢ Culturstifter war auch Dsjemschid derjenige, der das Volk in vier Kasten theilte, in Priester, Krieger, Acker bauer und Gewerbtreibende, eine Eintheilung, deren Ühnlichkeit mit den Kasten der Hindus unverkennbar ist.

Wenn schon das alte einfache Wort der Zendschriften so begeistert von diesem Herrscher spricht, so ist es kein Wunder, wenn die spátern persischen Schriftsteller aus den Zeiten nach Muhammed des Außerordentlichen noch mehr von ihm zu erzählen wissen, aber auch diesen Be richten mag so manche uralte Volkssage zum Grunde lie gen. gen. Als er, heißt es bei diesen, den Thron seines Dheims Tahamurath bestiegen hatte, vollendete er den Bau der schon von seinem Vorfahren angelegten Stadt Esthakar oder Isthakar (0. h. der Felsenstadt), welche mit

der Burg von Ver in den Zendschriften einerlei ist. Er Er machte sie zu seinem Wohnsite, und da der Einzug in dieselbe in dem Augenblicke geschah, wo die Sonne in das Zeichen des Widders trat, so wurde dieser erste Früh lingstag zum Anfangstage des Jahres bestimmt und Neuruz, d. h. der neue Tag, genannt. Außerdem baute er auch die Stadt Thus in Khorassan und Hamadan, im persischen Irak, sowie eine als Wunderwerk berühmte teinerne Brücke über den Tigris. Bei der Gründung von Isthakar, erzählt der Verfasser des Giame al Tovarikh, fand man ein Gefäß von Türkis, dem man den Namen Giamschid, Gefäß oder Becher der Sonne, gab. Dieses Bechers geschieht bei den persischen Dichtern sehr oft Erwähnung. Es ist ein Wunderbecher, in dem das ganze Weltall sich spiegelt, ein Becher der Weisheit und der Kunde der Zukunft, denn in ihm erblickt man alles Verborgene und alles Zukünftige. Wer ihn besißt, der ist glücklich, denn er kennt durch ihn alle Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sowie jedes Geheimniß der Natur. Weil man in ihm das ganze Weltall erblickt, so heißt er bei den Dichtern auch Dschami Dschehan nama, der die Welt zeigende Becher. Die Gestalt der Becher im Drient war bie sphärische und darum bezeichnete Dsjemschid's Becher auch das Himmelsgewölbe. Die Weissagung aus Bechern war uralt, wie schon aus Joseph's Geschichte erhellt, denn auch von ihm heißt es Gen. XLIV, 5, seine Bräder hätten das mitgenome men, woraus er trinke und weissage. Daraus könnte man schließen, daß auch die mit dem Becher verbundenen fymbolischen Begriffe, wenigstens der Hauptsache nach, dem höhern Alterthume nicht fremd waren. Helios schwimmt in einem goldenen Becher von seinem westlis chen Ruheorte auf dem Ocean nach dem Aufgange hin und die magische Laterne des ágyptischen Hermes, die der ihn vorstellende Priester an seinen Festen trug, ift ebenfalls ein solcher Becher. Oben ist die Lampe mit Oben ist die Lampe mit bem heiligen Öl, ein Symbol der Himmelslichter mit der náhrenden Feuchtigkeit, der Quelle alles Lebens und alles Entstehens; in der Mitte ist der Spiegel, in dem Her mes alle Wesen, Steine, Kräuter, Bäume, Blumen, Nasses Nasses und Trockenes, den Bau der Leiber und den Bau der Erde schaut; unten aber ist der Becher mit dem heis ligen Nilwasser. Mit der Lampe zündet der Priester das Rauchopfer an, mit dem Becher gießt er das Trankopfer aus und der Spiegel zeigt ihm das Weltall abgebildet. Denn wunderbar mußte es in der That dem mit den Gefeßen der Natur noch wenig bekannten Menschen vorkommen, wenn er im hellpolirten Metall eines solchen Bechers alle Gegenstände auf der Erde und am Himmel fich abspiegeln sah, und mystisch- symbolische Ideen muß ten dadurch fast nothwendig in der Seele erregt werden. Von der Wahrsagung aus Bechern, die auch zu seiner Beit in Egypten noch bekannt war und selbst in der uns fern noch getrieben wird, weiß auch Jamblichos (v. d. ágypt. Myй. Abschn. III. §. 14 und 78) zu berichten und Augustin (de Civ. D. VII. c. 35) führt eine Stelle aus einem verloren gegangenen Werke des Varro an, worin dieser sagt, daß die Perser Urheber dieser Kunst

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gewesen wären.
gewesen wären. Einen solchen Zauberbecher schreiben
daher die Dichter jedem in der Sage oder Geschichte be-
rühmt gewordenen Fürsten zu, und darum besiht ihn
Salomo und Alexander ebenso wol, als Dejemschid.
Von dem Becher des lettern sagte man auch, er sei mit
dem Tranke der Unsterblichkeit angefüllt gewesen, vielleicht
eine Anspielung auf den Wein, deffen Gebrauch unter
Dejemschid bekannt geworden sein soll. Dieser wird das
durch selbst ein symbolisches Wesen. Er ist die Sonne
und das Sonnenjahr, das die Erde mit Früchten erfüllt.
Seine Regierung beginnt deswegen mit dem Anfange
des Frühlings und sein Becher aus blauem Türkis ist
das Himmelsgewölbe selbst, und wenn er aus demselben
wahrsagt, so ist das vielleicht astrologisch zu nehmen,
denn der Stand der Sterne verkündete ja im Glauben
der alten Welt dem Menschen die Zukunft.
der Becher der Spiegel des ganzen Weltalls; es erscheis
Darum ift
nen ihm darin alle Naturgeheimnisse und alle gegenwär
tige, vergangene und zukünftige Zeit *).

Dsjemschid auch Eroberer und fügte fieben Provinzen
Nach den jüngern morgenländischen Sagen war
des obern Aftens zu seinem Reiche, das er 616 oder 700
Jahre beherrschte. Er baute Vorrathshäuser zum Auf-
bewahren der Früchte und lernte von den Bienen, an
die Pforte seines Palastes, an sein Zimmer und um seine
Person Wachen zu stellen. Er errichtete einen Thron
und einen Gerichtshof, befahl, daß die verschiedenen
Stände sich durch Kleidung und Kopfpus von einander
unterscheiden sollten, führte den Gebrauch von Siegelrins
gen ein, legte Bäder und Zelte an, und lehrte die Be-
reitung des Kalkes und Gypses, sowie die Kunst, Perlen
aus der Tiefe des Meeres heraufzubringen. Da war es
denn kein Wunder, daß er zulest übermüthig wurde, sich
selbst für einen Gott hielt und fein Bild in den Provinzen
des Reichs aufzustellen und göttlich zu verehren befahl. Von
diesem Falle Dsjemschid's wissen die Zendschriften nichts,
wenige Spuren in dem spätern Bundehesch ausgenommen,
wo es heißt: Dews hätten seine Hand geschwärzt und
fie verwundet, aber der Urin des heiligen Stiers ihn
wieder gereinigt. Noch später ist wol die Sage, daß er
sich mit einer Lochter der Dews vermählt und seine Vers
brechen in der Hölle gebüßt habe. Diese Verfinsterung
des reinen Dsjemschid gilt wol vorzüglich von dem sym
bolischen Begriffe desselben.
bolischen Begriffe desselben. Er gleicht darin andern
Heroen des Alterthums, z. B. dem Herkules, der ebens
falls seine hohe Bestimmung vergißt und dafür büßen
muß. So auch Dsjemschid. Sein eigener Neffe, Sche-
dad, Beherrscher der Tazians (wahrscheinlich die Araber)
überzieht ihn unerwartet mit Krieg, und sein Feldherr
3ohak, der im Bundehesch für den Herrscher selbst ge-
genommen und als ein mächtiger Dewsfürst geschildert
wird, schlägt den Dsjemschid und erobert sein Land.

*) Wir haben zum Theil diese Ideen aus Creuzer's Symbolik (I, 671, 373, 387) entlehnt, indem wir auch überzeugt sind, daß eine solche Mystik und Hieroglyphik grade Sache des frühesten Alterthums war, weil die Sprache der Abstraction noch mit sinnlichen Bildern vertauscht werden mußte.

Der König muß fliehen, durchwandert nun in 100 Jah ren die ganze Welt und stirbt dann. Nach Einigen aber wird er vom Zohak grausam getóbtet. Von der Tyrannei bes Lestern wird Persien erst durch Osjemschid's Sohn Feridun befreit, den die Königin Feramak, seine Mutter, vor der Gewalt des Feindes zu retten gewußt hatte. Es kann diesen Sagen ein wirklicher unglücklicher Krieg des Zendvolks mit seinen rohen Nachbarn zum Grunde liegen. Wenn es aber im Bundehesch heißt, daß Zohak tausend Jahre regiert habe, so ist dies ein bekanntes Bild für lange Zeit. Denken wir bei diesen Sagen an die mythische Bildersprache, so ist Dsjemschid bie Sonne, welche während ihres Laufs von einer Gleiche bis zur andern die Erde beglückt, aber nun sich immer mehr nach Süden, nach dem Lande der Finsterniß oder der Unterwelt, hinneigt, wo die Dews hausen. Da fällt sie denn in die Macht derselben, wird verdunkelt und ihrer Kraft beraubt. Mit dem Zeichen des Skorpions beginnt die Obermacht des Feindes. Sie muß fliehen und fern von dem Lande, welches durch sie beglückt wurde, in dem Reiche der Dunkelheit umherirren. Wäh rend dieser Zeit aber herrscht der grausame Winter und er drückt die Erde mit seiner Tyrannei, bis endlich die junge Frühlingssonne, Dsjemschid's Sohn, Feridun, die fich bis dahin verborgen hatte, um erst die nöthige Kraft zu gewinnen, mit dem Widderzeichen wieder erscheint, den Feind vernichtet und die Erde aufs Neue beglückt.

Die Frage, wann der historische Dsjemschid gelebt habe, läßt sich auf keinen Fall beantworten. Lebte er zu der Zeit, wo das Zendvolk auf seiner Wanderung zu feiz nen nachherigen festen Wohnfigen gelangte, so muß man feine Existenz vor den Anfang der historischen Zeit sehen. Rhode bemerkt, daß in den Zendschriften weder der Name Meder und Perser vorkomme, noch sich Spuren von dem Dasein der großen afsyrischen und babylonischen Reiche und ihrer berühmten Hauptstädte, Ninive und Babylon, vorfinden, und ist daher geneigt, selbst die erste Abfafsung derselben durch Zoroaster in eine Periode zu sehen, welche der Entstehung jener westlichen Reiche voranging. Auch andere Spuren möchten auf ein so hohes Alterthum hindeuten. Das heilige Feuer Zoroaster's tritt auch in der Mosaischen Religion bedeutend hervor und das Verbot des Genusses für unrein erklärter Thiere in dieser, wie in der ågyptischen, findet erst einen motivirenden Erklärungsgrund, wenn man die Lehre von Ahriman'schen Geschöpfen vorangehen läßt. Möglich also, daß die Re: ligion des Ormuzd älter ist als die Mosaische, daß Blige davon nach Ägypten hinüber leuchteten und manche Ideen von Moses aufgenommen wurden. Daß vor dem Anfange unserer Geschichte schon eine Geschichte da war, ist wol gewiß, und so könnten leicht aus jener einzelne Sagen in diese übergetragen und zu unserer Kenntniß gekommen sein. (Richter.)

DSIENNAD oder DSCHANNAD, bei den Eng ländern und Franzosen Giannad, ein sonst berühmter, jest kleiner Ort in dem südarabischen Umte Taås, nordöstlich von dieser Stadt eine halbe Lagereise weit gelegen.

Edrisi, der diesen Ort eine schöne Stadt nennt, bemerkt eine große, hier von Maad Ibn Dfiabbel erbaute Mos schee, und es ist merkwürdig, daß nach Niebuhr dieses Gebäude zum Andenken jenes jemenischen Apostels noch jest unterhalten wird. Nach Abulfeda waren die meisten Einwohner von Dsiennad Schiiten oder von der Sefte Ali's, zu welcher auch die Perser gehören. In der Re gel aber find die Schiiten Südarabiens Zeiditen, eine abgetheilte, nach Zeid Ibn Ali benannte Sekte, welche fich für ganz orthodor hält, mit den Schiiten annimmt, daß Ali dem Tochtermanne Muhammed's mit Unrecht von Abubekr, Omar und Othman das Khalifat entrissen sei, aber die sonst von den Schiiten verehrten zwölf Imams, welche nach Muhammed folgen sollen, verwirft. Vergl. Abulfedea Arabiae descriptio, p. 43, und Niebuhr's Beschreibung von Arabien, S. 242. (Rommel.)

Dsjerbi, Insel bei Tunis, f. Gerbi.

DSIESAN, eine südarabische Stadt im District Abn Arisch (f. d. Art.), unter der Polhöhe 16° 45', dicht am arabischen Meerbusen, daher man den Schluß machen kann, daß sie nicht sehr alt ist (Örter, die Abulfeda dicht ans Meer seht, liegen jest wegen des Abzugs des Wassers weiter im Binnenlande). Da aber Edrisi ein Geschlecht gleiches Namens (nach der lateinischen Übersetung Ghasan) hierher seßt, und auch die Kassaniten (Ghassaniden) des Ptolemaus, Diodorus und Ugatherchides in diefer Gegend wohnten, so schreibt Niebuhr dem Namen Ofiesan ein größeres Alterthum zu, ungeachtet es immer merkwürdig ist, daß Abulfeda in seiner Bes schreibung Arabiens (f. meinen Tommentar) den Ort gar nicht kennt. Die Araber nennen den Sherif der ganzen Landschaft nach dieser Hauptstadt, sowie sie den Sherif von Jemen nach Mochha, den von Oman nach Maskat Die Einwohner von Dsiesan, welche einigen Handel mit der gegenüber liegenden afrikanischen Küste treiben, besiken in den Sennesblättern, die hier wachsen, und in den Kaffeebohnen des östlich anstoßenden bergigen Districts Haschid u Bekil treffliche Artikel, welche nach Dschidda, Suez und Kahira verführt werden. (Vergl. Niebuhr's Beschreib. von Arabien 1772. S. 267.)

nennen.

(Rommel.) ländischen Religion in Japan, das Land des Elends, ober DSIGOKF, nach der Lehre der Budsdo oder aus die Hölle, in welche Alle kommen, die ein fündliches Les ben geführt haben, doch nur auf gewisse, mit ihren Lastern in Verhältniß stehende Zeit. Auch gibt es sehr viele Arten der Strafe, damit Jeder nach dem Maße seiner Sünde und nach den sie begleitenden Umständen den verdienten Lohn empfangen könne. Ist die Straf zeit und Buße vorüber, so wandern die Seelen in aller lei Thierkörper, und zwar ebenfalls nach Maßgabe ihrer Thaten in solche Thiere, die eine gewisse Ühnlichkeit mit dem sündhaften Charakter haben, den sie auf der Erde als Menschen darstellten. Aus den geringern_Thieren gehen nach und nach die Seelen in immer bessere und edlere über, bis sie endlich wieder in den Körper eines Menschen kommen, wo es dann wieder auf ihr Verhalten ankommt, ob sie zur Seligkeit gelangen können, oder den

Kreislauf nochmals durchwandern müssen. Durch Andachtsübungen und gute Werke von Seiten der Verwandten und Freunde des Verstorbenen, besonders aber burch Fürbitte der Priester, können die Strafen gemildert und abgekürzt werden. Man wendet sich alsdann an den Gott Amida, der den Beherrscher der Unterwelt, Jemma, bewegt, von der Strënge der Gerechtigkeit etwas nach zulassen. Man sieht, daß die Budsdoreligion wenig vers schieden von dem Buddhaismus ist, sowie auch der Name des Höllenrichters an den Jama der Hindus erinnert.

(Richter.)

DSIÖBLAH oder DSHÖBLA, bei den Englán dern und Franzosen Gioblah, fälschlich Gabalah, eine Stadt in Jemen im Gebiete des Imams von Sanna, zum Amte Jemen Ala, der Kornkammer dieses Reiches, gehörig, zwischen Aden und Sana, nordöstlich von Taás, unter 41° 40′ der Långe, 14° der Breite nach Niebuhr's Karte gelegen. Sie heißt auch Medinat al Nahhrain, d. h. die Stadt der beiden Flüsse, von den beiden hier vorbeifließenden Bergströmen Wadi Zabid und Meidam. Zu der Zeit Abulfeda's war sie neu angelegt von der Dynastie der Solaihhiten oder Ajubiten, welche, durch Saladin geftiftet, im 12. und 13. Jahrh. von Ügyp ten aus ihre Herrschaft über einen Theil von Arabien ausbreitete. Niebuhr fand sie mit ungefähr 600 hohen, fleinernen Häusern wohlgebaut, gegen die arabische und ágyptische Gewohnheit mit Straßenpflaster versehen; in einem Halbcirkel an einem der beiden oben genannten, im März austrocknenden Flüsse. Die Juden wohnen hier abgesondert. In derselben Stadt sind auch Seidenfabriken. Vergl. außer meiner Abulfedea Arabiae descriptio p. 46 Niebuhr's Beschreibung von Arabien 6.238, dessen Reise, 2. Bd. S. 346. De la Roque, Voyage de l'Arabie heureuse (unter dem Namen Gabala). (Rommel.)

DSIOF, eine im Süden an Hadramaut stoßende, südarabische, ebene, hin und wieder wüste Landschaft, wo einige Araber nach einem Regen viel Gold gesehen haben wollten, das aber Niebuhr für Kahensilber (Mica) hielt, welches in Jemen häufig gefunden wird. Die Pferde und Kameele dieses Districts sind berühmt, und die krie: gerischen Beduinen desselben tragen außer ihren sonstigen Waffen einen eisendrahtenen Harnisch und einen Helm mit einem ebenfalls von Eisendrahte geflochtenen Mäntel, der die ganze Schulter, und wenn er vorn befestigt ist, das Gesicht bis auf die Augen bedeckt. Dies geschieht jedoch nur zur Zeit der Unruhen und des Krieges. Dieselben Beduinen, welche zuweilen Mädchen entführen, sollen auch die besten Dichter in Jemen sein. Hier liegt die durch den großen Teich der Sabåer und durch die in der arabischen Geschichte Epoche machende Überschwemmung desselben berühmte Stadt Mareb (f. d. Art.). Vergl. Niebuhr's Beschreib. von Arabien (Kopenhagen 1772). 6. 275 fg. (Rommel.) DSIORASCH oder DSCHORASCH, bei den Engländern und Franzosen Giorasch, Gurasch, Churasch und Jorasch, eine unter 40° 20' der Länge, 17° 20′ der Breite gelegene südarabische Stadt, nördlich von der 1. Encykl. d. W. u, K. Erste Section. XXVIII.

Landschaft Haschid u Bekil, nach Edrisi sechs Tagereisen südlich von Nadsieran, dieser Stadt gleich an Umfang und Einwohnerzahl, und nicht minder durch fruchtbare Ücker ausgezeichnet. Die neuesten Reisebeschreiber und Geographen wissen wenig von diesem Orte zu erzählen (vergl. Büsching S. 658. 11. Thl. 1. Abth. der Erdbeschreibung), Niebuhr gibt nur die Lage desselben auf seiner Karte an (vergl. auch Beschreibung von Arabien, S. 264). Abulfeda aber belehrt uns, daß diese schöne, von echten jemenischen Familien bewohnte Stadt reich an Palmen und Acacien ist (welche die Araber Alkaradh nennen), und daß die hier an zahlreichen Teichen bearbeiteten Felle und Lederarten in Menge ausgeführt werden (vergl. meine Abulfedea Arabiae descriptio, p. 51). (Rommel.) DSI SIN GO DAI, b. b. der irdischen Götter fünf Geschlechter, heißt in der mythischen Geschichte der Jas paner das zweite Geschlecht göttlicher Menschen, welche das Reich beherrschten und in fünf Generationen auf eins ander folgten. Der Stammvater war Ten Sio Dai Dsin, d. h. des himmlischen, erbkaiserlichen Geschlechts großer Gott, auch Uma Teru Don Gami, d. h. der himmelstrahlende, große Geist genannt, ein Sohn des Isanagi und der Isanami, welche die siebente Generation der ersten mythischen Dynastie waren. Er war der ålteste und allein fruchtbare Sohn des Isanagi und zeugte die Menschen, die Bewohner dieser kleinen, unterhimmlischen Welt. Nach einer Regierung von 250,000 Jahren folgte ihm sein ältester Sohn Do Si Wonino Mikotto, der 300,000 Jahre regierte und zum Nachfolger den Ni ni Ki no Mikotto hatte, dem nach 318,533 Jahren der vierte Kaiser De Mi no Mikotto folgte, welcher nach einer Regierung von 637,892 Jahren den fünften und lesten Regenten dieses Geschlechts, den Awa se Dsuno Mikotto, zum Nachfolger hatte, der 836,042 Jahre regierte, und mit dem das Geschlecht dieser Gottmenschen und zugleich das filberne Zeitalter schloß, das während ihrer Regierung gewesen war. Von ihm stammte ein drittes Geschlecht her, das der jezigen Menschen. Der Erstgeburt eines jeden in absteigender Linie und beim Abgange derselben dem nächsten Erben ist ein übermenschliches Ansehen und die Herrschaft über alle Menschen verliehen. Die Generationen diefes dritten Geschlechts heißen überhaupt Do Dai, d. h. die großen Geschlechter; die Regenten aus denselben führen aber nicht mehr den Titel Mikotto, sondern Mikaddo, d. h. Kaiser, auch Ten Do oder Himmelsfürst, oder Tensin, d. h. Himmels kind. (Richter.)

DSO-MALOIBA, in der mythischen Geographie der lamaischen Religion unter den Mongolen ein im Mittelpunkte der Erde im Lande Otschirorron befindlicher großer Strom, an dessen Ufer der Baum sambubararcha steht, der jeden Herbst reife Früchte von trefflichem Ansehen und Geschmack und außerordentlicher Größe hervorbringt. Beim Herabfallen in den Strom lassen sie den Laut Sambu hören, daher der Name des Baumes. Der Strom führt die Früchte in das Weltmeer, wo sie dem Drachen Luchan zur Speise dienen. Pallas'

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