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An die Freiherrn

Eligius von Münch-Bellinghausen

und

Adolf Friedrich von Schack.

Wenn ich mir erlaube, Ihre gefeierten Namen, sehr verehrte Freunde und Fachgenossen, diesen Blättern vorzusetzen, so darf ich wohl auf ihre Genehmigung hoffen; denn in Folge Ihrer Aufforderung habe ich es unternommen, sie zu sammeln und wieder herauszugeben.

Ein minder freundlicher Mahner, das Greisenalter, rieth auch zur Rückschau und zum Abschluss. Doch kann ich nicht läugnen, dass diese Rückschau auf vor dreissig Jahren Begonnenes, mit dem Resultate, dass ich auch nun, trotz der ruhigeren Prüfung, der reicheren Erfahrung und des besonneneren Urtheiles noch so Vieles nur zum subjectiven oder hypothetischen Abschluss habe bringen können, ein sehr wehmüthiges Gefühl in mir erregt hat. Eben auch ein Bild, wenn auch nur ein Miniaturbild, menschlichen Lebens und Strebens!

So biete ich Ihnen, wie Sie gewollt, allerdings nur Herbstblätter; aber so wünsche und hoffe ich nicht blos dürres Laub, sondern darunter auch hie und da eine gereifte Frucht, oder doch Samen für den Weiterbau.

Ich habe diese Aufsätze die fast alle ursprünglich in der Form von Anzeigen oder Recensionen und in grossen Zwischenräumen erschienen, wohl so zu ordnen gesucht, dass sie in einer Art von pragmatischem Zusammenhange stehen; auch habe ich die auf dieselben Gegenstände sich beziehenden verschmolzen, um Wiederholungen zu vermeiden (wie die über

ratur im Mittelalter; und die über die Romanzenpoesie und Duran's Romancero); aber ich bin weit entfernt, darin ein organisches Ganzes, eine vollständige und erschöpfende Geschichte der behandelten Perioden und Zweige der spanischen und portugiesischen Literatur geben zu wollen, sondern eben nur, wie der Titel sagt,,,Studien" dazu, die ihren Zweck erreicht haben, wenn Begabtere und Begünstigtere, wie Sie, verehrte Freunde, sie zu ihren künstlerischen Schöpfungen gebrauchen können.

Ebenso wenig konnte und wollte ich die ursprüngliche Form der Aufsätze verändern; aber ich habe diese Anzeigen und Recensionen nun so überarbeitet, wie es der jetzige Standpunct der Wissenschaft erforderte und wie meine eigenen fortgesetzten Studien mich dazu befähigten und verpflichteten; kurz so, als wenn ich sie jetzt erst zu schreiben unternommen hätte. Ich kann daher wohl sagen, dass fast keine Seite ohne Berichtigungen und Zusätze geblieben ist; dass ganze Partien völlig umgearbeitet werden mussten; denn wie viel neues

Material ist seitdem bekannt geworden, wie hat sich erst in neuester Zeit die Literaturgeschichte eigentlich wissenschaftlich gestaltet! Unter diesen Zusätzen sind auch einige von grösserem Umfange, wie die nun, durch Hinzufügung der zweiten Periode der Geschichte der castilischen Literatur bis zum Schlusse des Mittelalters, vollendete Anzeige der spanischen Übersetzung von Bouterwek's Werk.

So glaube ich nach bestem Wissen und Gewissen gethan zu haben, was ich nicht nur der Wissenschaft und mir selbst, sondern auch Ihnen, sehr verehrte Freunde, schuldig war, um Sie Ihre vertrauensvolle Aufforderung nicht bereuen zu machen.

Wien, im August 1858.

Ferdinand Wolf.

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