Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

2

ลง

Atmosphärische Eisenbahn

Atolien

aber fast noch ganz unerforscht sind. Über die Art, wie diese verschiedenen Bestandtheile neben oder miteinander bestehen, sind vielfache Hypothesen aufgestellt worden, unter welchen Dalton's Annahme, der die chemische Mischung leugnet, am bekanntesten geworden, aber auch am meisten bestritten ist. Atmosphärologie, f. Meteorologie..

Atmosphärische Eisenbahn. Die Einrichtung derselben beruht auf einer Anwendung des atmosphärischen Drucks gegen einen luftleeren oder luftverdünnten Raum. Die erste Idee dieser Art von Eisenbahnen rührt von Pinkus her, dessen im J. 1834 angestellte Versuche je doch misglückten. Einige Jahre später beschäftigten sich Clegg und Samuda wieder mit neuern Versuchen, welche die praktische Anwendbarkeit darlegten. Nach ihnen läuft in der Mitte, zwischen den Bahnschienen, der Länge nach eine gußeiserne Nöhre, in welcher sich ein luftdicht schließender Kolben bewegen kann. Wird auf der einen Seite der Röhre die Luft ausgepumpt so wird durch den auf der andern Seite entstehenden Luftdruck der Kolben fortgeschoben. Das Auspumpen der Luft geschieht mittels einer stehenden Dampfmaschine. Die Fortbewegung der Wagen wird dadurch ermöglicht, daß die gußeiserne Röhre der Länge nach aufgeschlißt und durch eine Lederklappe verschloffen ist. Durch einen Verbindungsarm wird die Klappe gehoben und durch eine daran angebrachte Rolle wieder verschlossen. Der Verbindungsarm geht von dem Kolben zum Wagen, und somit wird durch den Atmosphärendruck, welcher auf einem Kolben von 176 Quadratzoll mit einem Gewicht von 2640 Pfd. lastet, der Wagen nach dem luftverdünnten Raum bewegt. Bis jeht sind atmosphärische Eisenbahnen nur auf kurze Strecken angewandt, wie zwischen Kingstown und Dalkey in Irland. Ob sie für größere Strecken Vortheile bieten, ist noch ungewiß.

Atna (Mongibello, aus dem ital. monte und dem arab. gebel, d. h. Berg), der höchste der drei großen feuerspeienden Berge Europas, erhebt sich im nordöstlichen Theile Siciliens terrasfenförmig aus der Ebene von Catania bis zu einer Höhe von 10226 F. Der Fuß des Bergs hat 15 M. im Umfange, besteht aus kleinen Bergen und wurde sonst von mehr als 100000 Menschen bewohnt. Die Ansicht auf der Nordseite von dem Oliveto des Kapuzinerklosters Trecastagne zeigt den üppigsten Vorgrund mit Dattelpalme, indianischen Feige, Aloe, Lorberbaum, Drange und Granate, und die reichste Ferne. Man theilt den Berg in drei Regionen, die erste (Regione piemontese), die angebaute, ist mit Städten, Dörfern und Klöstern angefüllt, und wird von kleinen Lavabergen gebildet ; die zweite (Regione boscosa), die Holz. oder Waldgegend, ist berühmt wegen des üppigen Wachsthums ihrer Platanen, Kastanien und Eichen; die dritte, die wüste oder nackte (Regione scoverta), ist, mit Eis und Schnee und vulkanischer Asche bedeckt, welche keine Vegetation zuläßt. Der Atna versorgt nicht nur eisen großen Theil Italiens mit dem den Einwohnern zu kühlenden Getränken unentbehrlichen Schnee, fondern auch Malta; und es soll der Schneehandel, welcher für alleinige Rechnung des Bischofs von Catania betrieben wird, einen jährlichen Gewinn von 5-6000 Thlr. abwerfen. In der dritten Region findet sich der sogenannte Philosophenthurm, den die Sage dem Empedokles zur Wohnung gibt, und ein im J. 1811 von Engländern angelegtes Gebäude (Casa de' Inglesi). Der Krater hat ziemlich eine Stunde im Umfange. Der besonders im Norden und Osten steil aufsteigende, aber auch auf den andern Seiten wild zerklüf tete Berg scheint durch seine verschiedenen Lavaumlagerungen auf eine zweifache Epoche seiner Emporhebung hinzudeuten, denn einige Lavaschichten wechseln mit jüngern Falkgebilden. Vor Chr. Geb. kennt man elf Ausbrüche desselben, unter denen die vom J. 477 und 121 am merkwürdigsten; nach Chr. Geb. sind es die von 1160, 1169, 1329, 1536, 1537, 1669, 1693, 1763, 1787, 1792, 1802, 1809, 1811, 1819, 1832, und neuerdings 1838 und Nov. 1842. Die Lavaergüsse, die mehr aus Seitenöffnungen als aus dem Krater kommen, verhalten sich in Menge und Mächtigkeit zu denen des Vesuv, wie gewaltige Ströme zu unbedeutenden Flüssen, und haben schon oft mächtige Verheerungen angerichtet, deren Opfer wiederholt das nahe Catania und, wie im J. 1631, die Gegend um Bronte war. Um die Topographie und Naturgeschichte des A. machten sich Gemellaro durch seine Beobachtungen, Ferrara durch die,,Descrizione del Etna“ (Palermo 1818) und die zu Catania 1824 gegründete Gioenische Akademie, welche zu Ehren des Ritter Gioeni, des Verfassers einer,,Litologia vesuviana", so genannt wurde, verdient, sowie Smith durch sein,,Memoir descriptive of the resources, inhabitants and hydrography of Sicily" (Lond. 1824).

Atolien, eine Landschaft in Griechenland, an der Nordküste des Korinthischen Meerbusens, wurde der Sage nach so genannt von Ätolus, des elischen Königs Epeus Bruder, der, aus Elis weichend, sich zum Herrn des Landes machte. Das ältere Ä. wurde durch den Achelous

[blocks in formation]

von Akarnanien geschieden, und reichte von da bis Kalydon oder zum Flusse Euenos; gegen D. grenzte es an Lokris und Doris, gegen N. an Thessalien und Epirus, gegen Westen an Akarnanien, gegen S. an den Meerbusen von Korinth. Als es durch spätere Eroberungen, welche man unter dem Namen Atolia Epiktetos begriff, erweitert wurde, waren die Grenzen im N. der Öta und die Athamaner in Epirus; auch Thermopylä, Heraklea und ein großer Theil Theffaliens gehörten dazu. Östlich ward Dorien und die Küste bis Naupaktus und Eupalion dazu geschlagen. Das Land hatte sehr wenig Städte, war besonders im Innern rauh, unfruchtbar und durch seine vom Dta westlich auslaufenden Gebirge unzugänglich, und nach Herodot und Aristoteles in den ältesten Zeiten sogar ein Aufenthalt für Löwen; der ebene Küstenstrich und der Achelous war angebaut und ergiebig. Hier wurde der Mythe zufolge vom Hercules der Kalytonische Eber erlegt. Die ersten Stammväter der Ätolier waren Hellenen. In kleine Völterschaften getheilt, hatten sie keine Hauptstadt. Durch Räubereien waren sie zu Lande wie zur See furchtbar; frei und keinem andern Volke unterworfen, behielten sie die alten rohen Sitten am längsten bei. Früh schon errichteten sie den großen Atolischen Bund, der zunächst durch den lamischen Krieg 323 v. Chr. ins Leben gerufen ward, aber erst zur Zeit des Achäischen Bundes Bedeutsamkeit erhielt. Die einzelnen Staaten versammelten sich der Regel nach jährlich zu Anfang des Herbstes zu Thermus. Diese Zusammenkunft hieß Panätolium. Anfangs verbanden fie sich gegen den Achäischen Bund mit den Römern, dann aber, als sie bemerkten, daß auch die Römer ihre Unterdrückung beabsichtigten, gegen diese mit Antiochus von Syrien. Endlich hiel ten sie es mit Perseus von Macedonien und mußten zulest, 189 v. Chr., das Schicksal der Unterjochung mit den Macedoniern theilen. Vgl. Brandstätter,,,Die Geschichten des atolischen Landes, Volks und Bundes" (Berl. 1844). Gegenwärtig bildet A., nachdem es früher mit Akamanien zu einer Nomarchie vereinigt gewesen, ein livadisches Gouvernement des Königreichs Griechenland in Vereinigung mit dem Untergouvernement Trichonia. Es wird begrenzt im N. vom Gouvernement Eurytanes, im W. von Akarnanien, im D. von Phthiotis und Phofis und im Süden vom Busen von Patras. Das nordöstliche Panätoliongebirge (jest Biena) bildet eine rauhe Vorkette des livadischen Pindus; es fällt südwestlich steil zu den mittlern ätolischen, theils morastigen, theils mit Reis- und Getreidefeldern bedeckten Ebenen ab, welche die nicht unbedeutenden Seen von Angelo-Kastron (Arsione) und von Vrachori (Trichonion) nördlich umschließen. Südlich der Seen erheben sich die Berghaufen des Zigros (das Arakynthosgebirge der Alten), welche südwestlich steil zu einer sehr breiten von Morast und La gunen erfüllten und von Sandbänken umsäumten Küstenebene abfallen, während südöstlich noch über 3000 F. hohe Berggruppen an die Küste treten, wie z. B. der Chalkisberg, der mit dem Cap Antirhion in das Meer tritt und dem peloponnesischen Vorgebirge Rhion auf 2400 Schritt naht, die Straße von Lepanto (Naupaktos) bildend. Hauptflüsse Ä.s sind im Westen Aspropotamos (Achelous), der nördlich des Cap Skrophes mündet, und im Osten der Fidaris (Guenos). Unter den durch den lezten Freiheitskampf sehr herabgesunkenen Wohnplägen sind bie wichtigsten Missolunghi (f. d.) als Gouvernementshauptstadt, Lepanto (f. d.), zwischen bei den das Castell von Rumelien, ferner Agrinion oder Brachori, die Hauptstadt von Trichonion. In den Ebenen wird Ackerbau und Fischerei getrieben, bei den Gebirgsbewohnern aber erkennt man die kriegerischen, freien und rohen Sitten der alten Ätolier wieder, wie sie sich auch bei dem Aufstande im J. 1836 gezeigt haben.

Atome nennt man in der Chemie und Physik die kleinsten, durch kein Mittel für unsere Sinne mehr erkenntlich zu machenden, daher hypothetischen Massentheilchen, deren Gesammtmenge die Materie zusammensehen, indem sie sich durch eine bestimmte Kraft anziehen, durch eine andere abofen, und in Folge des Verhältnisses, in welchem diese beiden Kräfte zueinander stehen, Materien von festem, flüssigem, oder gasförmigem Aggregatzuftand liefern. Die Materien der Elemente haben einfache Atome, die zusammengesesten Materien entstehen nach der Atomentheorie durch die ihnen noch außer obigen beiden Kräften eigene chemische Anziehung, indem 2,3,4 u. f. w. Atome fich aneinander lagern. Die Theorie der Atome steht der dynamischen entgegen, indem lehtere vorausseßt, daß sich zwei Materien bis ins Unendliche durchdringen, und daß die Materien continuirlich sein können, während es im Begriffe des Atoms einer Ma terie liegt, daß der von demselben erfüllte Raum nicht noch durch eine zweite Materie erfüllt wird. Die Lehre von den Atomen ist schon alt. Bei den Griechen festen zuerst Leucipp um 510 v. Chr. und Demokrit die Atomen an die Stelle der von den ältern ionischen Philosophen bisher als Stoffprincipien angenommenen Elemente, und wollten dadurch die Entstehung der Welt

4

Atonie

Atreus

erklären. Epikur bildete dieses System bedeutend aus; seine Lehre haben Lucrez und unter den Neuern Gaffendi vorgetragen. Cartesius ward dadurch auf sein System von den Wirbeln geführt; auch Newton und Boerhaave nahmen an, daß der Grundstoff aus einer Anhäufung fe ster, harter, schwerer, undurchdringlicher, träger und unbeweglicher Theilchen bestehe, von deren verschiedener Zusammenordnung die Verschiedenheit der Körper herrühre. In älterer Zeit suchte man dabei die verschiedenen Naturerscheinungen, vorzüglich oft in abenteuerlich spielender Weise, aus der Gestalt der Atome zu erklären, z. B. die Cohäsion aus Häkchen, womit sie aneinander hielten; in neuerer Zeit beruft man sich dagegen auf die den legten Bestandtheilen inwohnenden Anziehungskräfte. Das auf jene Lehre von den Atomen, z. B. von Lesage, gegründete System der Naturlehre, welches man das atomistische System oder auch Corpuscularphilosophie nennt, steht als mechanische Naturerklärung dem dynamischen entgegen (s. Dynamik), welches Kant begründete. Daß die Naturforschung bis auf die neueste Zeit herab der Atomistik den Vorzug gegeben hat, während diese von Seiten der Philosophie fortwährend bekämpft worden ist, hat seinen Grund vorzüglich in dem größern praktischen Nugen, den sie gewährt. So ist es z. B. für die Erklärung chemischer Verbindungen bis jest am bequemsten anzunehmen, daß die Körper aus Atomen von verschiedenem Gewichte (Atomgewichte) bestehen, die sich anziehen und zu chemischen Verbindungen vereinigen, weil sich daraus die chemischen Proportionen auf sehr einfache Weise erklären lassen. Indessen hat auch die dynamische Theorie schon seit längerer Zeit die Beachtung der Physiker auf sich gezogen, und es sind bereits sehr bedeutende mathematische Bearbeitungen einzelner Theile der Naturlehre erschienen, welche sich theoretisch auf dem Boden der Dynamik bewegen.

Atonie, Abspannung oder Erschlaffung bezeichnet den Zustand, wo die Spannkraft oder Elasticität der thierischen Gewebe verloren gegangen ist. Doch gebrauchen die Ärzte dieses Wort auch häufig gleichbedeutend mit Asthenie (f. d.). Der atonische Zustand kann bedingt sein von einer mangelhaften Einwirkung der Nerven auf die contractilen Fasern eines Gebildes, z. B. Atonie der Gefäßwandungen von Lähmung der vasomotorischen Nerven, aber auch von Erweichung, Auflockerung, Schwund und andern materiellen Verschlechterungen des betreffenden Gewebes. Meist geht Beides Hand in Hand. Daher auch die Behandlung eine doppelte, und bald mehr auf Zusammenziehung, bald mehr auf Belebung (stärkend und reizend) gerichtet ist.

Atrefie bezeichnet in der Medicin den Zustand des Verschlossenseins der natürlichen Öffnungen und Kanäle des thierischen Körpers, so des Afters, der Scheide, der Harnröhre, des Mundes u. f. w. In der Mehrzahl der Fälle ist die Atresie angeboren; doch wird sie auch hervorgebracht durch späteres Verwachsen der Kanäle in Folge von Wunden, Geschwüren u. s. w. Sie verlangt fast immer das Messer des Chirurgen zu ihrer Beseitigung.

Atreus, der Sohn des Pelops, Königs von Elis, und der Hippodamia, einer Tochter des Onomaus, der Enkel des Tantalus und Bruder des Thyestes, vermählte sich nach der Erzählung Späterer zuerst mit der Kleola, mit der er den Plisthenes zeugte, und nach dessen Lode mit desselben Witwe Ärope, welche er nach Andern erst später heirathete, als er zum Eurystheus geflüch). tet, dessen Tochter sie war. Mit seinem Bruder Thyestes ermordete er auf Anreizung der Hippodamia den Chryfippus, der ihr Halbbruder von der Arioche war, flüchtete deshalb nach Mykena zum Eurystheus und bekam, als Lesterer im Kampfe gegen die Herakliden gefallen war, die Herrschaft über Mykenä. Hier wurde Thyestes von Liebe gegen seines Bruders Gemahlin hingerissen und verführte dieselbe. Dieses ist der Anfangspunkt jener Reihe Greuelthaten im Hause des Tantalus, welche von den Tragikern so vielfach benust worden sind. Thyestes, welcher neben dem A. König im südlichen Theile von Mykenä war, wurde verbannt und fandte dafür, um sich zu rächen, den eigenen Sohn des A., welchen er bei sich erzogen, ab, diesen zu tödten; jedoch trat der entgegengeseßte Fall ein, und A. tödtete seinen eigenen Sohn, ohne zu wissen, daß dieser sein Sohn sei. Als A. dieses erfuhr, sann er darauf, schreckliche Nache am Thyestes zu nehmen. Er stellte sich versöhnt, rief ihn nebst seinen Söhnen, die er mit der Aerope erzeugt, zurück, tödtete aber dieselben, sette ihr Fleisch dem Vater als Speise vor und ließ während der Mahlzeit die Gebeine der getödteten Söhne bringen. Als wegen dieser Unthat das Land des A. von Unfruchtbarkeit heimgesucht wurde und das Drakel dem A. befahl, seinen vertriebenen Bruder Thyestes zurückzurufen, machte er sich diesem Befehle gemäß auf, diesen zu suchen, und kam auf dieser Reise auch zum König Thesprotus, wo er die Pelopia, die Tochter des Thyestes, ohne ihre Her funft zu wissen, heirathete, welche, schon von ihrem eigenen Vater schwanger, hernach den Agisthus (f. d.) gebar, der später den A. tödtete, als dieser ihm befohlen hatte, seinen Vater Thyestes zu ermorden. Seine Söhne von der Aerope sind Agamemnon und Menelaus (ge

Atrium

Attake

5

wöhnlich Atriden genannt); nach Andern sind sie jedoch Söhne seines Sohns Plisthenes, welche er nach dessen Tode adoptirte. Überhaupt ist die ganze Mythe von den Pelopiden äußerst lückenhaft und unsicher, wozu die Tragiker nicht wenig beigetragen haben. Weder Homer noch sonst ein älterer Schriftsteller erörtert sie genau.

Atrium, eine bedeckte Vorhalle, nach der Stadt Atria in Etrurien so genannt, machte den Hauptheil cines röm. Hauses aus, in welchen man aus dem Vorhofe (vestibulum) unmittelbar nach der innern Thüre gelangte, worauf das unbedeckte Cavädium folgte, welches von Andern für das Atrium selbst gehalten wird. Das Atrium erhielt sein Licht von oben und hatte zu beiden Seiten wiederum Ausgänge in besondere Zimmer. Die Größe des Atriums richtete sich nach dem Verhältnisse der übrigen Theile des Hauses; eine besondere Sorgfalt und Pracht scheint man besonders nach dem Brande Roms unter Nero auf die innere Ausstattung verwendet zu haben. In dem Atrium, welches als Versammlungsort für die Hausgenossen und Fremden, zugleich auch für die Clienten bei der Aufwartung diente, standen der Thür gegenüber das Bett und neben demselben die Webestühle der Sklavinnen, mit denen die Hausfrau gemeinschaftlich arbeitete; auch wurden hier die Familien- und sonstigen Gemälde aufbewahrt. Die Atrien der Tempel wurden zu Versammlungen des Senats und zu andern öffentlichen Verhandlungen benutzt. Den Grundriß eines röm. Hauses mit dem Atrium geben Becker im „Gallus“ (Bb. 1, Lpz. 1838) und Ruperti im,,Handbuch der röm. Alterthümer" (Bd. 1, Hann. 1841). Atrophie, Schwinden, Schwund, bezeichnet in der Heilkunde die verminderte Ernährung eines Theils oder auch des ganzen Körpers. Lestere heißt auch Abzehrung (Consumtio), und wird eingetheilt in die Schwindsucht oder Auszehrung (Phthisis), wobei Eiter und andere Säfte verloren gehen, und in die Darrsucht oder trockene Schwindsucht (Tabes). Ein atrophirter (geschwundener) Körpertheil verliert an Gewicht und Umfang; bisweilen geht jedoch das Schwinden von den innern Höhlen des Theils, z. B. der Knochen, des Gehirns, aus, welche dann immer weiter werden, sich auch wol mit Wasser füllen (z. B. der Wasserkopf der Greise). Dies nennt man excentrische Atrophie, und hierbei kann der äußere Umfang des Theils unverändert bestehn. Atropos (die Unwandelbare), eine der drei Parzen (f. d.).

Atschin oder Atschi, der Name eines kleinen Fürstenthums und einer Stadt auf der Nordwestküste von Sumatra. Das Klima ist hier viel gesünder als in den übrigen Theilen der Insel, der Boden vortrefflich und zu allen tropischen Gewächsen geeignet. Noch vor zwei Jahrhunder ten war A. der große Marktplaß der Waaren und Erzeugnisse Indiens, Chinas und der östli chen Inselwelt, Die Europäer haben auch den Atschinesen gleich wie den übrigen Malaien den größten Theil des Handels entwunden und sie so gezwungen, sich dem Seeraub zu ergeben. Die Aeschinesen erfuhren mannichfache Mischungen mit Hindu und Arabern, und unterscheiden sich darum in Sprache und Aussehen bedeutend von den übrigen Malaien. Im 13. Jahrh. wendeten fie fich zum Islam, und sind jeßt sehr eifrige Moslems. Die Padri, eine moslemische Sekte, welche sich dem Umsichgreifen der Holländer auf Sumatra entgegenseßt, ist jest bis zu diesem Nordwestende der Insel zurückgedrängt. Hier leben sie der Hoffnung bald den Tag aufgehen zu sehen, wo sie diese Feinde ihres Landes und ihres Glaubens verderben können. Die Portugiesen landeten 1509 zu A. und begannen alsbald einen Kampf mit diesem damals mächtigen Staate, welcher bis zur Wegnahme Malakkas 1641 dauerte durch die vereinigte Macht von A. und der Holländer. Denkwürdig ist, daß von diesem Jahre an, wo der Sultan Pedakka Siri ohne Nachtommen starb, die Königin in der Herrschaft folgte und die weibliche Succession sich nun bis 1700 erhielt. Das Fürstenthum ist seit dem Ende dieses Weiberregiments stets durch Parteitampfe zerrüttet gewesen. Ein Usurpator folgte dem andern, sodaß 1823 selbst der Sohn eines Kramers von Pinang sich auf kurze Zeit zum Sultan emporschwingen konnte.

Attacca bezeichnet in der Musik am Ende eines Sages, daß der darauf folgende ohne Unterbrechung sich sogleich anschließen soll, z. B. Attacco allegro nach einem Adagio.

Attaché (franz.), so viel als Beigeordneter, Gehülfe, nennt man die jungen, sich den Staatsgeschäften widmenden Männer vornehmer Abkunft, welche den größern Gesandtschaften beigegeben werden, theils um allmälig in die Geschäftspraxis einzutreten, theils auch, um den Glanz der Gesandtschaft zu erhöhen.

Attake ist eine Vorwärtsbewegung gegen den Feind, in der Absicht, ihn durch Waffengewalt aus seiner Stellung oder von dem Terrain, das er besest hält, zu vertreiben. Die Attake unterscheidet sich also vom Angriff (f. d.) dadurch, daß es bei ihr jedesmal ernstlich gemeint ist, was beim bloßen Angriff nicht immer der Fall zu sein braucht, da es auch falsche und Scheinangriffe gibt, aber keine solche Attaken. Wenn nun mit dem Wort Attake der Begriff eines gewaltsamen

6

Attalus

Atterbom

Zusammentreffens mit dem Feinde verbunden wird, so hat man dabei vorzugsweise die Anwen dung der blanken Waffen (f.d.) im Auge, weshalb man den Ausdruck Attake oder attakiren auch nur für die Infanterie und Cavalerie, aber nicht für die Artillerie gebraucht. Die Attake der Infanterie wird Bayonnetattake, misbräuchlich Bayonnetangriff genannt, und die Attake der Cavalerie heißt eine Charge (von dem franz. Worte charger), daher der Ausbruck chargiren für at takiren. Der lehte und heftigste Moment einer Cavalerieattake heißt der Choc.

Attalus I., König von Pergamus, bestieg 241 v. Chr. den Thron. Mit gallischen Söldnern, die um jene Zeit Griechenland und Kleinasien plündernd durchzogen, und für Geld in die Dienste der Fürsten traten, erfocht er mehre glänzende Siege über Antiochus II. von Syrien. Er dehnte dadurch seine Herrschaft weit über die Grenzen seines kleinen Gebiets aus, wurde aber auch bald durch Antiochus III. und Philipp III. von Macedonien wieder hart bedrängt, und trat unter diesen mislichen Umständen 211 v. Chr. dem von den Römern und Ätoliern geschlossenen Bündnisse bei. Mit wechselndem Glücke, ohne großen Kriegsruhm zu erwerben, kämpfte er von nun an ununterbrochen auf Seiten der Römer gegen Philipp, da Antiochus durch eine Gesandtschaft des röm. Senats veranlaßt wurde, die Feindseligkeiten gegen A. einzustellen. Aber noch vor der entscheidenden Schlacht bei Kynoskephalä (197 v. Chr.), in welcher der Consul Flamininus den König Philipp gänzlich schlug, starb A. in dem Alter von 72 Jahren. Attalus II. Philadelphus, Sohn des Vorigen, diente zuerst seinem ältern Bruder Eumenes II., dem Nachfolger seines Vaters, und übernahm nach dessen Tode (159 v. Chr.) die Regierung. Auch er hielt fest an dem Bündnisse mit Rom, und wurde so in alle die Kriege verwickelt, welche damals Kleinasien und Griechenland zu einem ewigen Feldlager machten. Er starb 138 v. Chr. 82 Jahre alt. - - Ihm folgte sein Neffe, Attalus III. Philometor. Kaum war dieser zur Regierung gelangt, als er wie ein Wahnsinniger gegen Freunde und Verwandte zu wüthen be gann. Darauf fiel er in finstere Schwermuth, ließ sich Haar und Bart wachsen, zog sich von aller menschlichen Gesellschaft zurück, und ohne sich um sein Reich und die Regierung zu befümmern, beschäftigte er sich ausschließlich mit Gärtnerei, Bildhauerkunst und Erzgießerei. Er starb 133 v. Chr., nachdem er in seinem Testamente die Römer zu Erben seines Reichs eingescht hatte. Alle drei Fürsten hatten viel Sinn für Kunst und Wissenschaft, die sie in jeder Weise freigebig unterstüßten. Vgl. Wegener,,,De aula Attalica literarum artiumque fautrice" (Kopenh. 1836). Attellage, d. i. Angespann, nennt man alles Geschirr- und Gespannwesen bei den Artil lerie- und andern Kriegsfuhrwerken, besonders aber die zweckmäßige Verwendung der Pferde als Zugthiere, theils hinter, theils nebeneinander gespannt, sei es in der Gabel- oder Kluftdeichsel, oder an der gewöhnlichen Langdeichsel. Zu einer guten Attellage gehört ein richtiges Zusammenwirken der (lebenden) Zugkräfte zur Fortbewegung der Last mittels eines zwei- oder vierrädrigen Fuhrwerks.

Attentat heißt in strengem Sinne so viel als gefeßwidrige Unternehmung. Die ältern cri minalistischen Schriftsteller pflegten mit Attentat die erste Stufe des verbrecherischen Versuchs zu bezeichnen, den sogenannten conatus remotus. Auch im franz. wie im engl. Rechte kommt dieses Wort vor, jedoch in der Bedeutung von commencement d'exécution, wo es also die schon weiter vorgeschrittene verbrecherische Handlung anzeigt. — Attentat heißt ferner die unerlaubte Selbsthülfe des Privaten. Im ähnlichen Sinne heißt Attentatenstrafe die gewöhn. lich in einer Geldbuße bestehende Strafe, in welche der Nichter verfällt, der ungeachtet einer mit Suspensivkraft versehenen Appellation die Verfügung, gegen welche appellirt worden ist, zur Vollziehung bringt. — In neuern Zeiten hat man den Ausdruck Attentat ganz besonders auf misglückte Versuche der Ermordung eines Regenten angewendet, wozu namentlich die zahlrei chen Mordversuche auf Ludwig Philipp Veranlassung gaben.

Atterbom (Pet. Daniel Amadeus), schwed. Dichter, geb. am 19. Jan. 1790 im Kirchsprengel Asbo in Ostgothland, der Sohn eines Landgeistlichen, besuchte das Gymnasium von Linköping und kam 1805 auf die Universität zu Upsala. Frühzeitig hatte er sich mit der deutschen Sprache bekannt zu machen gesucht, deren Kenntniß wichtigen Einfluß auf seine literarische Laufbahn übte. Mit mehren Freunden stiftete er 1807 eine poetisch-kritische Gesellschaft,,Bund der Aurora", die den Zweck hatte, die vaterländische Literatur und vor allem die Poesie aus den Banden der akademischen Steifheit und franz. Ziererei zu befreien und zu dem Urquell nationa ler Begeisterung zurückzuführen. Aus den mannichfachen Arbeiten der Mitglieder des Bundes entstand 1810 in Upsala die Zeitschrift,,Phosphorus", die bis 1813 fortgeseßt wurde. Gleichzeitig hatten Askelöf und Hammarsköld die Zeitung,,Polyphem" begründet, an der auch mehre der sogenannten Phosphoristen Theil nahmen, die aber 1812 aufhörte. Der oft schneidende und

« VorigeDoorgaan »