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Allgemeine deutsche

Real-Encyklopädie

für

die gebildeten Stände.

Conversations-Lexikon.

Zehnte,

verbesserte und vermehrte Auflage.

In funfzehn Bånden.

Zweiter Band.

Atmosphäre bis Blutgefäße.

Leipzig:

F. A. Broch aus.

185 1.

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A.

Atmosphäre, Dunstkreis oder Luftkreis, wird zunächst die Luft, in welcher der Erdball gleichsam zu schwimmen scheint, im weitesten Sinne aber jede Masse feiner elastischer Flüssig. keiten genannt, von welcher ein Körper allenthalben umgeben ist. Man spricht daher von einer Atmosphäre der Sonne, des Mondes, der Planeten, elektrischer, magnetischer, thierischer Körper u. f. w., deren Dasein zwar nicht streng erwiesen, aber mit mehr oder weniger Gründen wahr. scheinlich gemacht werden kann. Vermöge ihrer Schwere ist die Atmosphäre der Erde unzertrennlich mit derselben verbunden und drückt auf sie nach den Gesezen schwerer elastischer Flüssig. keiten. Ihr gesammter Druck ist ihrem Gewicht gleich, wirkt aber, wie der Druck aller schweren elastischen Flüssigkeiten, von allen Seiten. Wird nun durch irgend einen Umstand an einem Orte ein stärkerer Druck verursacht, so nimmt man besondere Erscheinungen und Wirkungen wahr, die so lange fortdauern, bis das Gleichgewicht wiederhergestellt ist. So steigt z. B. in der Röhre einer Pumpe das Wasser, seiner Natur und den Gesezen der Schwere zuwider, in die Höhe, sobald zwischen demselben und dem in die Höhe gezogenen Kolben ein luftleerer Raum in der Röhre entsteht. Die Ursache davon ist das aufgehobene Gleichgewicht, indem die Luft zwar fortwährend auf das außerhalb der Röhre befindliche Wasser drückt, innerhalb der Röhre aber keine Luft vorhanden ist. Durch diesen Druck wird das Wasser, wenn die Röhre lang genug ist, bis 32 F. emporgetrieben. Dies ist das Gewicht, mit welchem die Atmosphäre auf die Erde drückt, und welches ebenso viel beträgt als der Druck eines 32 F. hohen Oceans, wenn ein solcher über den ganzen Erdball verbreitet wäre. Hieraus ergibt sich, daß die Atmosphäre auf dem menschlichen Körper, nimmt man diesen zu 12 DF. an, bei 28 Zoll Barometerhöhe mit einem Gewichte von 34320 Pf. ruht. Daß der Mensch diesen Druck nicht empfindet, kommt daher, weil die Luft ihn von allen Seiten umgibt, weil sie überdies auch in seinem Innern befindlich ist, also vermöge ihrer Elafticität von allen Seiten und selbst von innen nach außen wirkt, und mithin der über dem Körper befindlichen Luft das Gleichgewicht hält.

Daß die Atmosphäre nicht einerlei Dichtigkeit habe, läßt sich schon daraus vermuthen, weil die untern Luftschichten die Last der obern mitzutragen haben, wodurch sie mehr zusammengepreßt und dichter werden. Dem von Mariotte aufgestellten Geseze gemäß nimmt die Dichtigkeit der Atmosphäre in geometrischer Progression ab, sowie die Höhen in arithmetischer Progression zunehmen. Bis an die äußersten Grenzen der Atmosphäre mag indeß auch die ses Geses nicht stattfinden, weil dort die Luft, frei von allem Drucke, völlig in ihrem natürlichen Zustande, d. h. ohne irgend eine Äußerung der Elasticität sein muß. Die Höhe der Atmosphäre ist von den Physikern, theils nach dem Drucke, den sie ausübt, theils nach der Dämmerung (indem anzunehmen ist, daß die Luft, so weit sie Licht zurückwirft oder Erleuchtung annimmt, zu unserm Planeten gehört) auf acht geographische Meilen geschäßt worden. Nach Delambre beträgt diese Höhe indes fast zehn solcher Meilen, wie dies, merkwürdig genug, schon Kepler angegeben hat. Ihrer Gestalt nach ist die Atmosphäre als ein Sphäroid zu betrachten, welches unter dem Äquator wegen der ununterbrochenen Schwungkraft, die daselbst stattfindet, und wegen der großen Verdünnung der Luft durch die daselbst heftig wirkenden Sonnenstrahlen, sehr erhoben wird. Die Bestandtheile der irdischen Atmosphäre sind Stickstoff- und Sauerstoffgas, welche sich überall und zu allen Zeiten in wenig veränderlich quantitativen Verhältnissen, nämlich dem Volumen nach 79: 21, vorfinden, und wozu ein geringer Antheil von Kohlensäure, gleichwie daneben eine wechselnde Menge Wasserdampf, sammt einem fehr geringen, unbeftimmbaren Quantum Wasserstoffgas tritt. Außerdem enthält sie aber, zum Theil in Dampfform, eine Menge mit fortgeriffener Substanzen, derjenigen schädlichen Beimischungen nicht zu gedenken, welche unter dem Namen der Miasmen bekannt, ihrer Natur nach Conv.-Lex. Zehnte Aufl. II.

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