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schauung aufgenommen, die freilich etwas Anderes bedeuten. sollen, als sie sagen, theils wird das an sich Bedeutende, die reinen Bestimmungen des Gedankens, wie Subject, Object, Substanz, Ursache, das Allgemeine u. f. f. gerade so unbesehen und unkritisch gebraucht wie im gemeinen Leben und wie Stärken und Schwächen, Expansion und Contraction; so daß jene Metaphysik so unwissenschaftlich ist, als diese sinnlichen Vorstellungen. Statt des inneren Lebens und der Selbstbewegung seines Daseins wird nun eine solche einfache Bestimmtheit von der Anschauung, das heißt hier, dem finnlichen Wissen, nach einer oberflächlichen Analogie ausge sprochen und diese äußerliche und leere Anwendung der For mel die Construction genannt."*)

Wegen der Mängel in der Form hat Schelling das nicht realisiren können, was er beabsichtigte, nämlich, die Idealität aller Dinge, oder wie sie in ihrem absoluten Wesen sind, aufzuzeigen. Durch die s. 8. wissenschaftliche Construction des Universums fommt man zu keinem Erkennen der Nothwendigkeit und des Begriffs des Inhalts; denn sonst würde man nicht schematisiren und statt des Inhalts eine Inhaltsanzeige geben, der in solchem Verfahren sich kund gebende formelle Verstand übersieht, statt in den immanenten Inhalt der Sache einzugehen, das Ganze, und steht über dem einzelnen Dasein, von dem er spricht, d. h. er sieht es gar nicht. Das wissenschaftliche Erkennen erfordert vielmehr, sich dem Leben des Gegenstandes zu übergeben, oder, was dasselbe ist, die innere Nothwendigkeit desselben vor sich zu haben und auszusprechen. Sich so in seinen Gegenstand vertiefend, vergißt es jener Uebersicht, welche nur die Res flexión des Wissens aus dem Inhalte in sich selbst ist. Aber in die Materie versenkt und in deren Bewegung fortgehend, kommt es in sich selbst zurück, doch nicht eher als bis die Erfüllung und der Inhalt sich in sich zurücknimmt, zur Bestimmtheit vereinfacht, sich selbst zu Einer Seite eines Das seins herabseßt, und in seine höhere Wahrheit übergeht.

*) Hegel's W. Bd. II. (Phänomenologie). S. 39.

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Dadurch emergirt das einfache sich übersehende Ganze selbst aus dem Reichthume, worin seine Reflexion verloren schien.”*)

Dieß ist bei Schelling nicht der Fall, weßhalb die von ihm vorausgesetzte Identität eine abstracte bleibt; denn der immanente Inhalt bleibt nicht, sondern geht in das Absolute auf. Das absolute Erkennen soll in der realen Einheit und in der idealen Entgegensetzung des Realen und Idealen bestehen; aber dann würde die Entgegensetzung nicht eine wahre sein; die Entgegengesetten waren dann ideelle, vers schwindende Momente, und ihre Einheit müßte dann das allein Reale sein, sie selbst wåren zu Abstractionen gemacht, wodurch der Gegensaß ein quantitativer würde, d. h. zu eis nem unwesentlichen Unterschied als unmittelbaren Seins und der äußern Unschauung herabsånke. Wäre die Entgegensetzung eine qualitative, so würde die Schellingsche Philosophie zu einer wahren Methode gelangen können, statt dessen sie jezt gar keine hat. Würde der Gegensaß als der qualitative des Begriffs gefaßt, so müßte er in diesem selbst vorhanden sein und die absolute Bewegung des Uebergangs des Einen in das Andere" in sich schließen und in der Erkenntniß dieser innern Nothwendigkeit“ ebenso sehr sich aufheben als „selbst eine begriffene" werden. Da aber der Unterschied ein bloß quantitativer ist so wird die innere Nothwendigkeit verkannt, woraus dann erfolgt,,,daß die Darstellung der Sache in ih rem Verhältnisse ebenfalls nicht als ihre eigne innere Nothwendigkeit, sondern nur als die Reflexion eines Dritten über sie und ebenso die Construction nach dem vorausgeseßten Schema der Triplicitåt nicht als die eigne der Sache, wor nach sie sich selbst construirt, sondern als das Werk eines Dritten, nämlich des philosophischen Künstlers, erscheint.“

‚So ist also überhaupt die Idee des Absoluten, aus ihrer langen Vergessenheit wieder erweckt, von Schelling zwar erkannt, ausgesprochen und in das Bewußtsein der Menschen. wieder eingeführt worden; allein ohne die Erkenntniß der wahrhaften Natur des Logischen und Dialektischen,

*) Ebend. S. 42 f.

welches die Idee in ihrem eignen Begriffe in sich schließt, ist jenes Aussprechen, wie ihre wissenschaftliche Darstellung und Ausführung zuerst noch in das Element des reflectirenden Verstandes, der sonstigen wissenschaftlichen Methode überhaupt, und unter den Ausdruck von Kategorien gefallen, welche ihr, der Idee in ihrer Wahrheit, nicht angemessen find."*)

Mag aber auch die Schellingsche Philosophie, weil ihr die Methode, d. h. der Beweis durch sich mangelt, eine Hypothese bleiben, wer wollte nicht anerkennen, daß bereits in ihr ausgesprochen ist, was erst später erwiesen wurde? Sie hat dadurch, daß sie das Absolute wieder hervorrief, zuerst der Krankheit unserer Zeit, der jeden objectiv gegebenen Inhalt aufzehrenden Subjectivitåt, den herbsten Stoß gegeben. Nirgends schien man mehr eine Einheit zu erkennen; überall riß man willkürlich auseinander. Wie es in der Naturwis senschaft aussah, ist bereits oben berührt worden. Nur geist= loses Experimentiren war in ihr vorherrschend. Schelling's

besonderes Verdienst ist nun, sie auf einen höheren Standpunkt gebracht zu haben, wozu mit ihm gleichzeitig auch der Dichter hinstrebte. Die Natur ist die verkörperte Vernunft, und darum enthüllen sich in ihr vernünftige Gesetze, wiewohl sie selbst sich derselben nicht bewußt ist. Der Mensch aber soll zu deren Erkenntniß gelangen, welches jedoch durch die Naturwissenschaft, wie sie zu der Zeit bestand, nicht geschehen konnte. Schelling hat sich zuerst bemüht, die Natur als den bewußtlosen Geist oder als den im Raum sich offenbarenden Gedanken darzustellen. Der innere Zusammenhang der verschiedensten Formen ist von ihm, wenn auch nicht überall erwiesen, doch wenigstens ausgesprochen worden. Zwar hat das Verfahren der Naturphilosophie häufig einen Formalis: mus zur Folge gehabt, aus dem man sich nicht herauszuziehen gewußt hat, so daß der Urheber derselben auch hier ges nöthigt gewesen ist, sich auf unmittelbare Anschauungen seines Geistes zu berufen; allein nichts desto weniger steht fest,

Gabler a. a. D. S. 339.

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daß durch die s. 8. wissenschaftliche Construction des Universums die wahrhafte Erkenntniß der Natur um ein Großes weitergeführt worden ist.

Wiewohl die Schellingsche Philosophie vorzüglich der Natur zugewandt erscheint, weßhalb man ihr wohl den Namen Naturphilosophie beigelegt hat, so liegen doch auch in ihr die Keime einer den subjectiven Gedanken zur absoluten Wahrheit zurückführenden Geistesphilosophie, durch welche aller Dualismus zerstört und der Streit zwischen Glauben und Wissen endlich geschlichtet werden sollte. Dieß Zerstören des Dualismus kann nur durch eine Zurückführung auf das Christenthum geschehen, dem man durch die Bildung der Beit entfremdet worden war, und in dem die noch immer die Welt aus einander reißenden Gegensäte versöhnt erscheinen. Dadurch, daß Schelling die Identität dieser Gegensätze im Absoluten aussprach, hat er die Zeit vorbereitet, wo man zum wahren Evangelium, in welchem die Versöhnung der - 3um Welt mit Gott gefeiert wird, zurückkehren würde. Objectiv - Gegebenen also ist Schelling überall zurückgekehrt, daß dieses mit der Subjectivitát vermittelt werden müsse, hat er ausgesprochen; allein zu dieser Vermittelung ist er nicht gelangt, denn dem absoluten Inhalte fehlt die absolute Form. Weil mithin die Philosophie noch nicht dahin gelangt ist, wo sie die unendliche Wahrheit zu ihrem Inhalte und in ihr und ihrer Selbstentwickelung ihre Bewegung hat, so hat der Geist in ihr die Versöhnung seiner mit sich selbst noch nicht gefeiert; dieß ist erst durch die Hegelsche Philosophie ge= schehen.

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§. 45. Die Aussöhnung der Objectivität und Subjectivität durch die Hegelsche Philosophie.

Der größte Feind der gegenwärtigen Zeit ist der Dualis: mus. Daß derselbe nicht überall besiegt ist, kann als ein Zeichen der jetzigen subjectiven Schwäche, welche von einem Gegensatz zum andern getrieben wird und sie nicht zu über: winden weiß, angesehen werden. Hervorgegangen ist diese subjective Schwäche aus der Wegräumung jeglicher objec

tiven Macht. Durch die Vernichtung des Positiven und durch das Sichlossagen vom alten unmittelbaren Glauben ist eine Entleerung und Verödung des Bewußtseins herbeis geführt. Wenn nun die Verstandesaufklärung, d. h. der s. g. Rationalismus in der Kirche und der s. g. Liberalismus im Staate, in ihrer Schwäche bei der unmittelbar gegebenen Ferm stehen bleibt und deßhalb zu keiner Erkenntniß des objectiv gegebenen Inhalts kommen kann; so kann die entge gengeschte Richtung, welche sowohl in Kirche als Staat den unmittelbar gegebenen Inhalt festhält, ohne ihn mit der Subjectivität zu durchdringen, ebenfalls nicht soweit kommen, daß der Gegenstand mit der Erkenntniß eins wird. Darum sehen wir denn in der Kirche jene ihr subjectives Seelenheil betreibenden Frommen vielfach hervortreten, und im Staate sich hier und da eine Richtung ausbilden, welche, weil die Subjectivität zu schwach ist, das Positive zu durchdringen und es weiterzuentwickeln, es in seiner Unmittelbarkeit festhalten will. Ueberall zeigt sich der Dualismus, welcher den Gegensah zwischen Sein und Denken, zwischen Inhalt und Form bestehen läßt, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil das Christenthum nicht in seiner innersten Tiefe erkannt worden ist; denn in diesem ist Inhalt und Form, Object und Subject sich gleich geworden und die endliche Gestalt zur Identität mit ihrem unendlichen Inhalte gelangt. Aber wie sehr sich die Bildung der Zeit von dem Christenthume entfernt hatte, dieß anzudeuten, haben wir in der gegenwårtigen Schrift vielfach Gelegenheit gehabt. Es fehlt zwar innerhalb der Theologie nicht an Kåmpfen, und namentlich stehen sich Rationalismus und Pietismus hart einander ge= genüber; allein wie wenig durch alles Kämpfen ausgerichtet ist, darüber hat sich bereits die Philosophie vernehmen lassen. *) Das Wissen hatte über den Glauben obgesiegt, das Denken fich gegen die Religion gewendet und sie aufzehrend in das kahle Feld der Abstraction geführt, wo Ulles farblos erscheint.

*) Vgl. Hegel's Encyklopädie der philos. Wissenschaften. III. Xufl. S. XLI.

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