Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

In den Neuenglandstaaten hatte sich auch eine konische Form entwickelt, die die Anwendung von steiferer und kräftigerer Rinde erlaubte. Das Stangengerüst glich dem der Lederzelte der Prärieindianer; die Rinden- oder Mattenbedeckung wurde bisweilen noch durch ein analoges Gerüst von außen befestigt. Penobscot in Maine kannten überhaupt nur diese Form des Hauses, während sie außerdem als zeitweilige Wohnung wohl noch bei den verwandten Nachbarstämmen existierte 1). Ähnliche konische Hütten waren auch als zeitweilige Jagdhütten bei den Missouriindianern, wenn sie im Walde blieben, in Gebrauch.

Mit der Zunahme eines größeren Schutzbedürfnisses, das an der atlantischen Küste besonders durch den Niederschlag hervorgerufen wird, taucht hier auch der Versuch auf, Holz als Wandfüllung zu verwenden. Wenigstens scheint in Ostflorida ein entsprechendes Haus existiert zu haben. Ribault beschreibt es folgendermaßen: „Leurs demeures sont de figure ronde et quasi à la façon des colombiers de ce païs, fondées et establies de gros arbres, couvertes au dessus de feuilles de palmiers, et ne craignet point les vents et tempestes" 2). Leider läßt sich wegen der Nichterwähnung der Form des Hauses bei den übrigen kurzen Berichten über die Wohnung der Floridaner dieses runde Holzhaus nicht genauer bestimmen. Es wird vielmehr der Eindruck erweckt, als ob gerade in Florida eine größere Mannigfaltigkeit von Hausarten vorhanden war 3).

2. Das Rinden- und Holzhaus in
Kalifornien.

In Kalifornien war auf den Höhen des Küstengebirges und der Sierra Nevada der konische Rundstil entstanden, den man nach Powers durch die Absicht erklären kann, die Schneemassen leicht vom Hause abrutschen zu lassen 4). Auch die Verwendung von festen Rindenstücken als Material mußte zu dieser Form hindrängen. In der einfachsten Art bestand diese Hütte aus

1) Willoughby in Am. Anthrop., VIII (1906), p. 118 f.

) Ribault in Recueil des Pièces sur la Floride, p. 261; Hakluyt Soc., VII, p. 107.

3) Vgl. S. 155 u. 166 f.

4) Powers, Tribes of Cal., p. 436.

[ocr errors][merged small][graphic][merged small][merged small][merged small][graphic][merged small]

Fresno River bis zu den Gebirgsmaidu und den Shasta im Norden, die Wintun des oberen Trinitytales und die Patwin des Gebirges. Hier, auf der „Coast Range", teilten auch die Stämme weiter westlich und nördlich diesen Stil, von den Quellen des Eel-River, wo die Kai Pomo, Kastel Pomo, die Yukistämme und die südlichsten Dene, zumal die Wailakki, saßen, bis zu den Wishosk an der Humboldtbai1).

Powers berichtet nichts davon, daß unter den genannten Stämmen diese Hütte zu einem noch weiter entwickelten Holzhaus gestaltet worden wäre. Noch vor wenigen Jahren (1898) stieß jedoch Holmes verschiedentlich bei den Eingeborenen auf solche Häuser, und zwar bei Pomostämmen. Diese Häuser hatten Wand und Dach gesondert. Die Wand bestand aus Fig. 23.

Haus der Pomo. (Nach Holmes.) senkrecht in die Erde gerammten Brettern, das Dach aus konzentrischen Kreisen von radial gelagerten Holzschindeln (Fig. 23). Der Durchmesser eines Hauses betrug etwa 8 m 2). Wenn auch europäischer Einfluß die Bearbeitung des Materials, wie z. B. der Schindeln, zuwege gebracht haben mag, so kann die Hütte in Nordwestkalifornien auch einheimischen Ursprungs sein. Hier trat der konische Stil in eifrige Konkurrenz neben das viereckige Bretterhaus des Nordwestens; es wurden selbst beide Stile von einigen Stämmen an der Humboldtbai und

1) Powers, Tribes of Cal., p. 101, 107, 114, 128, 148, 149, 241, 245, 284, 350.

2) Holmes, Anthr. Stud. in Cal., p. 170, 172, 173, 174.

am Klamath zugleich gebaut 1), so daß leicht der Gebrauch von Brettern auf ihn übergehen konnte. Wie dem sei, die Existenz dieses Hauses ist bemerkenswert, der Bau zeigt große Fortschritte im Vergleich zu den vorher genannten und macht den Bewohnern alle Ehre, trotzdem die gezwungene Zusammensetzung aus vielen Stücken nachteilig ist.

III. Typus: Rundhäuser aus Stroh, Gras oder Blättern.

1. Das Grashaus der Caddoindianer. In holzarmen Gebieten bezeichnen Häuser aus Gras oder Stroh das erste Stadium der Entwickelung eines festen Hauses, wenn es bei den herrschenden Voraussetzungen nicht schon ratsam war, sofort aus Erde zu bauen.

Grashäuser hatten zunächst die noch inmitten der Prärie am oberen Red River hauptsächlich sitzenden südlichen Caddoindianer. Das Haus hatte einfache und ursprüngliche, oben spitz zulaufende Kuppelform. Seine Größe setzt voraus, daß die in dem Gewölbe konvergierenden, eng aneinandergesetzten Gerüststangen ihre Biegung durch Feuer erhielten. Auf quer befestigten Weidenruten wurde dann die Deckung festgemacht, die von oben bis unten aus einer dicken Schicht langen Präriegrases bestand und nur ein Rauchloch über der zentralen Feuerstelle frei ließ. Nach den einzigen Angaben hatten die Hütten bei den Ceni um 1700 bis 15 m Höhe und 20 m Durchmesser 2). Im Innern begegnen wir das erste Mal der Einrichtung einer Schlafbank, die, mit Gras bedeckt, über dem Erdboden sich längs der Wand herumzog, und die auch schon durch herabhängende Matten in sechs bis zehn Familienabteile geschieden war (Fig. 24).

Diese Präriegrashütten traf La Salle mit seinen Begleitern auf dem verhängsnisvollen Durchbruchsversuch von der texanischen Küste nach Neufrankreich. Sie werden uns von zwei der drei Berichterstatter bei Gelegenheit ihres Aufenthaltes in den Dörfern der Ceni genauer geschildert. Wahrscheinlich war diese Hütte bei den Stämmen des Trinity River und des Red River noch weiter verbreitet. Joutel erwähnt

[graphic]

1) Powers, p. 89, 96, 436.

*) Joutel in Margry III, p. 345; Douay in Shea, p. 204; vgl. Parkmann, La Salle, p. 390, 417.

sie wieder bei den sprachverwandten Assoni1), wo sie in etwas kleineren Dimensionen gebräuchlich war, und spricht erst wieder in den Dörfern der Arkansas von einer Änderung des Hausbaues. Es ist dieselbe Grashütte, die noch Roemer 2) 11/2 Jahrhundert später (1845) bei den Caddoindianern von Texas traf, und die auch Catlin) auf seinen jahrelangen Wanderzügen bei den Pawnee-Picts und Möllhausen) 1853 bei den Waeko und Witchita fand, also bei Stämmen, die alle der gleichen Sprachgruppe angehören. Von allen diesen Reisenden werden diese Hütten aber als kleiner und nur für zwei Familien bestimmt geschildert ").

Fig. 24.

Grashaus der Witchita. (Nach dem Indian Hand-Book.)

Dieselbe oder wenigstens eine ähnliche Strohhütte bauten auch schon seßhafte Indianer des 16. Jahrhunderts weiter im Norden. Das sagenhafte Quivira der Indianer Neuspaniens, dem man Steinhäuser und Überfluß an Edelmetallen zuschrieb, sah Coronado mit 30 Begleitern nach mehrmonatlichem Marsch durch die Prärie als gutes Ackerland mit 25 Dörfern aus Strohhütten, die innen Familienabteile (,,sentry boxes") zeigten 6). Die moderne Forschung verlegt Quivira in das Grenzgebiet von Kansas und Nebraska 7), also in das Stammesgebiet der mitt

1) Joutel in Margry III, p. 393.

2) Roemer, Texas, S. 243.

3) Catlin II, p. 70.

) Möllhausen, Reise nach der Küste der Süd

see, S. 73.

5) Vgl. schon Douay in Shea, p. 204.

) Winship, Coronado-Expedition, p. 528, 529, 577, 582, 589. 7) Ebenda, p. 397 f.

leren Caddoindianer, der Pawnee. Das Vorkommen der Grashäuser könnte einen neuen Anhaltspunkt zur Bestimmung der sprachlichen Zugehörigkeit der Bewohner von Quivira geben, und zwar spricht es für die Annahme, daß es Pawnee waren, die zu jener Zeit noch das Haus ihrer südlichen Sprachverwandten bauten. Daun müßte freilich noch der Beweis erbracht werden, daß bei ihnen in der Folgezeit ein Wechsel im Hausbau stattgefunden hat; denn die Pawnee wurden den später von Osten vordringenden Weißen nur als Bewohner des Erdhauses bekannt.

2. Das Strohhaus der südkalifornischen Küstenstämme und das Haus der Pima.

Zu einem ähnlichen Bau, der freilich dem vorhergehenden weit unterlegen ist, war das Rundhaus bei den kalifornischen Küstenstämmen südlich der San Francisco-Bai geworden. Deren armselige Hütte bestand in einem einfachen Kuppelgewölbe aus Stämmchen und Pfählen, das etwa 2 m im Durchmesser und 11/3 m Höhe hatte und mit Strohbündeln gedeckt wurde. Sie entsprach den klimatischen Verhältnissen dieses Gebietes, der Bedürfnislosigkeit der Eingeborenen und auch dem Umstande, daß sie wegen der Flohplage und der Sitte, den Verstorbenen samt der Hütte zu verbrennen, häufig den Flammen preisgegeben werden mußte 1).

Auf der Halbinsel Kalifornien, die zum größten Teile wüstenartiges Gebiet ist, kannten die niedrig stehenden Sammler der Yumasprachfamilie überhaupt keine rings geschlossene Hütte. Elende Schutzdächer oder ausgegrabene, etwas überdeckte Erdlöcher dienten ihnen als Unterschlupf während der Nacht, bei Krankheit oder an den wenigen Tagen schlechter Witterung 2).

Kulturell viel höher als diese westlichen Yumastämme stehen infolge besserer Naturbedingungen die Ackerbau treibenden Yuma des Die Mohave und Colorado- und Gilagebietes. Maricopa scheinen hauptsächlich Rundhütten bewohnt zu haben, deren kugelförmiges Gerüst mit Weizenstroh und Maishalmen durchflochten

[graphic]

1) Klemm, Kulturgesch., S. 56 f.; Bancroft, Nat. Rac. I, p. 533; Schoolcraft II, p. 100; Leonard's Narrative, p. 230.

2) Baergert in Smiths. Rep. 1863, p. 360; Klemm, Kulturgesch. II, S. 57.

und mit Stroh gedeckt war und über 10 m Durchmesser erreichte 1). Die benachbarten Pima bauten ähnliche bienenkorbförmige Hütten. Das Gerüst erhob sich auf einem Stein- oder Erddamm und war mit Yuccablättern bekleidet 2). Diese Hütten mögen denen in Fig. 25 gleichen, die Browne von den Pima ohne jegliche BeFig. 25.

Dorf der Pima. (Nach Browne.) schreibung abbildet. Ähnliche Hütten scheinen auch schon die ersten Spanier des 16. Jahrhunderts hier angetroffen zu haben, jedoch waren diese in die Erde versenkt, so daß nur ihr Strohdach darüber hervorragte 3).

Teilweise haben die Pima und Yuma auch andere Häuser besessen, von denen später die Rede sein wird.

IV. Typus: Runde Erdhäuser.

Das Rundhaus findet dem Material nach den Höhepunkt seiner Entwickelung im Erdbau. Runde Steinhäuser sind für die Naturvölker eine gleiche Anomalie wie runde Holzhäuser. Freilich kann der Erdbau deswegen noch nicht als das Zeichen einer besonderen Kulturhöhe gelten; er will vielmehr in den verschiedenen Gebieten verschieden bewertet sein. Dem Kalifornier bot sich in seinen fast vegetationslosen Tälern häufig kein anderes. Material, das dem Klima des pazifischen Winters hätte gerecht werden können; die Anwendung

1) Morgan, p. 130; Corbusier in Am. Antiq.

VIII, p. 283.

) Krause, Pueblo-Ind., S. 29.

3) Winship, Coronado-Exped., p. 485.

von Erde brachte infolge ihrer natürlichen Eigenschaften die Ausbildung des Rundstiles. So war es leicht möglich, daß neben dem Kalifornier zu gleicher Zeit der kulturell hochstehende „Moundbuilder" den Erdbau betreiben konnte. Der Erdbau kann eben viel eher wie andere Häuser in ganz verschiedenen Kulturen auftreten, die ihre Heimat in Wald-, Steppenoder Wüstengebieten haben können. Auch in Nordamerika läßt sich diese Beobachtung machen.

[graphic]

1. Das kalifornische Erdhaus.

In der Winters- oder Regenzeit bezogen die zum Wanderleben neigenden Kalifornier im nördlichen Teile des Längstales und der Küstentäler nördlich der San Francisco-Bai meist eine kuppelförmige Erdhütte. Der Unterbau war ein Gerüst aus Weidenstämmen und -zweigen, das über einer Versenkung von zwei Fuß Tiefe errichtet und mit Stroh bedeckt wurde. Die ausgeworfene Erde dämmte man ringsum als Grundmauer und Damm gegen das Eindringen von Wasser auf, die übrige warf man auf das Dach. Die Tür war entweder an der Seite Fig. 26.

[graphic]

Erdhütten im Sacramentotal. (Nach Powers.) oder eine Dachtür, die auf Erdstufen in der Bedachung erstiegen wurde 1) (Fig. 26).

Diese Erdhütte war die für Kalifornien charakteristische Hausform, in der zwei Drittel seiner Bewohner lebten 2), so die Patwin und Wintun, die Maidu und Miwok des Längstales 3).

1) Powers, Tr. of Cal., p. 128, 221, 289, 350, 437. 2) Ebenda, p. 437.

3) Ebenda, p. 221, 241, 289, 350.

Die gleiche Bauweise war in größerem Maßstabe auch für das Versammlungshaus und Schwitzhaus üblich. Zu einer Art Sippenhaus wurde diese Erdhütte in den Küstentälern nördlich von San Francisco, namentlich im Tale des Russian River, wo die Häuser Familienabteile für 20 bis 30 und mehr Personen insgesamt hatten. Fig. 27 a.

zwar in einer sonderbaren Form, die an prähistorische Grubenwohnungen und die Winterhäuser der alten Germanen erinnert. Trotzdem dies Haus sich durch seine Bauweise eng an das Erdhaus des Sacramentotales anschließt, scheint seine Heimat weiter im Norden zu liegen. Es sind dieselben runden Grubenwohnungen, von denen schon Mackenzie 1793 bei den Dene am Fraser („Nagailer Indians") als den „large subterraneous recesses" der südlichen bösartigen Nachbarn" 1) hörte, die aber erst Boas 2), Dawson) und Morice) genauer beschrieben als das Winterhaus der Binnensalisch und anderer 'Stämme (Fig. 27 a, b, c).

In einer runden bzw. vielseitigen Versenkung von über 1 m Tiefe und 4 m und mehr DurchFig. 27 c.

[graphic][merged small][merged small]

Querschnitt der Grubenwohnung der Binnensalisch. (Nach Boas.)

nördlicher sitzenden Yuki (Yuki-Sprachfamilie), wie die Tatu, beschränkt gewesen zu sein 1).

2. Das Erdhaus der Binnensalisch. Nordwestkalifornien ist das Übergangsgebiet zum pazifischen Viereckstil, der mit Zunahme des Niederschlags und des hierin wurzelnden Holzreichtums schließlich die alleinige Herrschaft antritt. Nördlich des Mount Shasta erhält sich das runde Erdhaus fast nur auf der trockenen Leeseite des Kaskadengebirges und

1) Powers, Tr. of Cal., p. 80, 139, 163, 168, 436.

Außenansicht der Grubenwohnung der Binnensalisch. (Nach der Jesup North Pacific-Expedition.)

messer wurden etwa 1 m vom Rande vier schwere, 2 m hohe Stützpfosten an den Ecken eines Quadrates in die Erde gerammt. Sie trugen in Kerben an ihrem oberen Ende zur Hälfte gespaltene Balken als Sparren, die vom Rande der Grube radial nach der Mitte zuliefen, hier sich aber nicht erreichten. Auf je einen dieser Sparren oder Dachträger liefen wiederum vom Rande der Grube zwei Stangen, von jeder Seite eine, schräg zu, und zwischen je zwei der Dachträger lagen noch zwei weniger kräftige Stämme, so daß das Gerüst den acht Kanten einer acht

seitigen Pyramide glich. Die einzelnen Seiten der Pyramide wurden mit horizontalen Quer1) Mackenzie, p. 245, 350.

2) Boas, 6. Rep. on the N.-W. Tr., p. 633 ff. 3) Dawson, Notes on the Shushwap People of B. C.; Trans. R. S. Can. Sect. II.

1) Morice, Notes on the Western Déné; Trans. Can. Inst. IV, p. 191 f.

« VorigeDoorgaan »