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sie wieder bei den sprachverwandten Assoni1), wo sie in etwas kleineren Dimensionen gebräuchlich war, und spricht erst wieder in den Dörfern der Arkansas von einer Änderung des Hausbaues. Es ist dieselbe Grashütte, die noch Roemer 2) 11/2 Jahrhundert später (1845) bei den Caddoindianern von Texas traf, und die auch Catlin3) auf seinen jahrelangen Wanderzügen bei den Pawnee-Picts und Möllhausen) 1853 bei den Waeko und Witchita fand, also bei Stämmen, die alle der gleichen Sprachgruppe angehören. Von allen diesen Reisenden werden diese Hütten aber als kleiner und nur für zwei Familien bestimmt geschildert 5).

Fig. 24.

Grashaus der Witchita. (Nach dem Indian Hand-Book.)

Dieselbe oder wenigstens eine ähnliche Strohhütte bauten auch schon seẞhafte Indianer des 16. Jahrhunderts weiter im Norden. Das sagenhafte Quivira der Indianer Neuspaniens, dem man Steinhäuser und Überfluß an Edelmetallen zuschrieb, sah Coronado mit 30 Begleitern nach mehrmonatlichem Marsch durch die Prärie als gutes Ackerland mit 25 Dörfern aus Strohhütten, die innen Familienabteile (,,sentry boxes") zeigten 6). Die moderne Forschung verlegt Quivira in das Grenzgebiet von Kansas und Nebraska 7), also in das Stammesgebiet der mitt

1) Joutel in Margry III, p. 393.
2) Roemer, Texas, S. 243.

3) Catlin II, p. 70.

*) Möllhausen, Reise nach der Küste der Süd

see, S. 73.

5) Vgl. schon Douay in Shea, p. 204.

6) Winship, Coronado-Expedition, p. 528, 529, 577, 582, 589. 7) Ebenda, p. 397 f.

leren Caddoindianer, der Pawnee. Das Vorkommen der Grashäuser könnte einen neuen Anhaltspunkt zur Bestimmung der sprachlichen Zugehörigkeit der Bewohner von Quivira geben, und zwar spricht es für die Annahme, daß es Pawnee waren, die zu jener Zeit noch das Haus ihrer südlichen Sprachverwandten bauten. Daun müßte freilich noch der Beweis erbracht werden, daß bei ihnen in der Folgezeit ein Wechsel im Hausbau stattgefunden hat; denn die Pawnee wurden den später von Osten vordringenden Weißen nur als Bewohner des Erdhauses bekannt.

2. Das Strohhaus der südkalifornischen Küstenstämme und das Haus der Pima.

Zu einem ähnlichen Bau, der freilich dem vorhergehenden weit unterlegen ist, war das Rundhaus bei den kalifornischen Küstenstämmen südlich der San Francisco-Bai geworden. Deren armselige Hütte bestand in einem einfachen Kuppelgewölbe aus Stämmchen und Pfählen, das etwa 2 m im Durchmesser und 11/3 m Höhe hatte und mit Strohbündeln gedeckt wurde. Sie entsprach den klimatischen Verhältnissen dieses Gebietes, der Bedürfnislosigkeit der Eingeborenen und auch dem Umstande, daß sie wegen der Flohplage und der Sitte, den Verstorbenen samt der Hütte zu verbrennen, häufig den Flammen preisgegeben werden mußte1).

Auf der Halbinsel Kalifornien, die zum größten Teile wüstenartiges Gebiet ist, kannten die niedrig stehenden Sammler der Yumasprachfamilie überhaupt keine rings geschlossene Hütte. Elende Schutzdächer oder ausgegrabene, etwas überdeckte Erdlöcher dienten ihnen als Unterschlupf während der Nacht, bei Krankheit oder an den wenigen Tagen schlechter Witterung 2).

Kulturell viel höher als diese westlichen Yumastämme stehen infolge besserer Naturbedingungen die Ackerbau treibenden Yuma des Colorado- und Gilagebietes. Die Mohave und Maricopa scheinen hauptsächlich Rundhütten bewohnt zu haben, deren kugelförmiges Gerüst mit Weizenstroh und Maishalmen durchflochten

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und mit Stroh gedeckt war und über 10 m Durchmesser erreichte 1). Die benachbarten Pima bauten ähnliche bienenkorbförmige Hütten. Das Gerüst erhob sich auf einem Stein- oder Erddamm und war mit Yuccablättern bekleidet 2). Diese Hütten mögen denen in Fig. 25 gleichen, die Browne von den Pima ohne jegliche BeFig. 25.

Dorf der Pima. (Nach Browne.) schreibung abbildet. Ähnliche Hütten scheinen auch schon die ersten Spanier des 16. Jahrhunderts hier angetroffen zu haben, jedoch waren diese in die Erde versenkt, so daß nur ihr Strohdach darüber hervorragte 3).

Teilweise haben die Pima und Yuma auch andere Häuser besessen, von denen später die Rede sein wird.

IV. Typus: Runde Erdhäuser.

Das Rundhaus findet dem Material nach den Höhepunkt seiner Entwickelung im Erdbau. Runde Steinhäuser sind für die Naturvölker eine gleiche Anomalie wie runde Holzhäuser. Freilich kann der Erdbau deswegen noch nicht als das Zeichen einer besonderen Kulturhöhe gelten; er will vielmehr in den verschiedenen Gebieten verschieden bewertet sein. Dem Kalifornier bot sich in seinen fast vegetationslosen Tälern häufig kein anderes Material, das dem Klima des pazifischen Winters hätte gerecht werden können; die Anwendung

1) Morgan, p. 130; Corbusier in Am. Antiq.

VIII, p. 283.

) Krause, Pueblo-Ind., S. 29.

3) Winship, Coronado-Exped., p. 485.

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Erdhütten im Sacramentotal. (Nach Powers.) oder eine Dachtür, die auf Erdstufen in der Bedachung erstiegen wurde 1) (Fig. 26).

Diese Erdhütte war die für Kalifornien charakteristische Hausform, in der zwei Drittel seiner Bewohner lebten 2), so die Patwin und Wintun, die Maidu und Miwok des Längstales ).

1) Powers, Tr. of Cal., p. 128, 221, 289, 350, 437. 2) Ebenda, p. 437.

3) Ebenda, p. 221, 241, 289, 350.

Die gleiche Bauweise war in größerem Maßstabe auch für das Versammlungshaus und Schwitzhaus üblich. Zu einer Art Sippenhaus wurde diese Erdhütte in den Küstentälern nördlich von San Francisco, namentlich im Tale des Russian River, wo die Häuser Familienabteile für 20 bis 30 und mehr Personen insgesamt hatten. Fig. 27 a.

zwar in einer sonderbaren Form, die an prähistorische Grubenwohnungen und die Winterhäuser der alten Germanen erinnert. Trotzdem dies Haus sich durch seine Bauweise eng an das Erdhaus des Sacramentotales anschließt, scheint seine Heimat weiter im Norden zu liegen. Es sind dieselben runden Grubenwohnungen, von denen schon Mackenzie 1793 bei den Dene am Fraser („Nagailer Indians") als den „,large subterraneous recesses" der südlichen,,bösartigen Nachbarn" 1) hörte, die aber erst Boas 2), Dawson) und Morice) genauer beschrieben als das Winterhaus der Binnensalisch und anderer Stämme (Fig. 27 a, b, c).

In einer runden bzw. vielseitigen Versenkung von über 1 m Tiefe und 4 m und mehr DurchFig. 27 c.

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Querschnitt der Grubenwohnung der Binnensalisch. (Nach Boas.)

nördlicher sitzenden Yuki (Yuki-Sprachfamilie), wie die Tatu, beschränkt gewesen zu sein 1).

2. Das Erdhaus der Binnensalisch. Nordwestkalifornien ist das Übergangsgebiet zum pazifischen Viereckstil, der mit Zunahme des Niederschlags und des hierin wurzelnden Holzreichtums schließlich die alleinige Herrschaft antritt. Nördlich des Mount Shasta erhält sich das runde Erdhaus fast nur auf der trockenen Leeseite des Kaskadengebirges und

1) Powers, Tr. of Cal., p. 80, 139, 163, 168, 436.

Außenansicht der Grubenwohnung der Binnensalisch. (Nach der Jesup North Pacific-Expedition.)

messer wurden etwa 1 m vom Rande vier schwere, 2 m hohe Stützpfosten an den Ecken eines Quadrates in die Erde gerammt. Sie trugen in Kerben an ihrem oberen Ende zur Hälfte gespaltene Balken als Sparren, die vom Rande der Grube radial nach der Mitte zuliefen, hier sich aber nicht erreichten. Auf je einen dieser Sparren oder Dachträger liefen wiederum vom Rande der Grube zwei Stangen, von jeder Seite eine, schräg zu, und zwischen je zwei der Dachträger lagen noch zwei weniger kräftige Stämme, so daß das Gerüst den acht Kanten einer achtseitigen Pyramide glich. Die einzelnen Seiten der Pyramide wurden mit horizontalen Quer1) Mackenzie, p. 245, 350.

2) Boas, 6. Rep. on the N.-W. Tr., p. 633 ff. 3) Dawson, Notes on the Shushwap People of B. C.; Trans. R. S. Can. Sect. II.

1) Morice, Notes on the Western Déné; Trans. Can. Inst. IV, p. 191 f.

balken ausgefüllt, indem die einzelnen Querbalken der einen Seite mit ihren Enden die der anderen Seite überragten. In der Mitte dieses Dachgerüstes blieb eine quadratische Öffnung frei, die durch Aufeinanderschichtung von Querlatten an vier senkrechten Eckpfeilern zu einer Art Esse oder Schlund aufgebaut wurde. Dies war die Dachtür. Zur Bedeckung des ganzen Gerüstes bediente man sich zunächst einer Schicht Heubündel, die durch besondere Stangen festgehalten wurden, und schließlich einer Lage Erde. Das obere Ende der Leiter, die ins Innere führte, war zum Anbinden der Mokassins, die nicht mit ins Innere genommen werden durften, gekerbt. Das Feuer brannte am Fuße der Leiter und ließ seinen Rauch durch die Tür entweichen. An der Peripherie der Grube, hinter den vier quadratischen Stützpfosten, waren die Schlafplätze hergerichtet. Der Innenraum zeigt hier auch das erste Mal die vorteilhafte Lösung der Raumfrage für Rundhäuser, wie sie wohl ähnlich auch in dem Erdhaus der Kalifornier bestanden haben muß. Die vier zentralen Stützpfosten sind zwar als Träger des schweren Daches geboten, erlauben aber zugleich eine Vergrößerung des Innenraumes zu viel weiteren Grenzen als ein einfaches gewölbeartiges Stangengerüst. Es ist dies ein Gewinn, dem wir bei allen hoch entwickelten Rundhäusern begegnen.

Diese Grubenwohnung ist das charakteristische Haus der meisten Binnensalisch, der Ntlakyapamuq, Stlatliumuq, Shushwap, Okanaken, in ihrem Jargon „Keekwileehaus" genannt. Es zog sich den Fraser bis zur Mündung des Harrison River hinunter und stieß dort mit dem Bau der Küstensalisch zusammen1). Doch hatte es diese Grenzen auch überschritten. Nach Norden zu hatte es bei einem Teile der angrenzenden Denestämme sich neuen Boden erobert. Die Chilcotin im Westen des Fraser und der südliche Teil der nördlich von diesen wohnenden Carrier, die Lower Carrier, bauten es ebenfalls in etwas vereinfachter Form, indem nur vier Dachträger, die auf den vier senk

1) Boas, 6. Rep. on the N.-W. Tr., p. 633; 5. Rep., p. 819; 10. Rep., p. 456; Ethnogr. Album of the Jesup North Pac. Exped. Part. I, p. 4; Teit, The Thompson Indians, p. 192 ff.

rechten Stützpfosten ruhten, ein vierseitiges, pyramidenähnliches Dach trugen 1). Nach Süden zu muß dies Haus mit dem Columbia River auch den südlichen Querriegel des Plateaus von Britisch - Kolumbien durchbrochen haben und dann weiter nach Süden vorgedrungen sein. Es war bei allen südlicheren Salischstämmen im Gebrauch. Von den Shahaptan benutzten es die Walla Walla am Kolumbiaknie während des Winters 2), und es erscheint schließlich wieder bei den Modoc (Lutuania - Sprachfamilie) nördlich des Mount Shasta. Hier kam es erst nach Ankunft der Weißen in Gebrauch und wurde von nördlichen Stämmen entlehnt 3).

Es liegt nahe, den Grund für das versprengte Auftreten des Hauses in den athapaskischen Einwanderungen zu sehen, die in vorhistorischer Zeit wiederholt und wohl durch die Salisch hindurch erfolgten. Dafür spricht auch die große Tiefe der Versenkung (1 m und mehr), die hier in Nordkalifornien plötzlich auch am Viereckstil auftritt. Ob die Dene dieses Gebietes ehemals jenen Stil allgemein bauten, ist freilich nicht bekannt. Doch ist seine ehemals weitere Verbreitung belegt 4), und auch das Vorkommen eines ähnlichen Stils bei den Hupa spricht dafür 5). Bei diesem athapaskischen Herrschervolk war die Grube an den Seiten noch mit Steinen ausgemauert; wenige Fuß vom äußeren Rande erhob sich eine Steinmauer, gegen deren Fuß sich die Dachsparren stemmten. Diese Steinmauer scheint dem gleichen Zweck gedient zu haben wie in Kalifornien das Aufdämmen der Erde. Im übrigen wissen wir, daß die eingedrungenen Dene allgemein auch das viereckige Bretterhaus angenommen hatten, das hier herrschte und der besprochenen Grubenwohnung entschieden überlegen war.

3. Der Hogan der Navaho.

Im Gegensatz zu diesen Dene hatte sich ein noch weiter nach Süden vorgedrungener Zweig in den Rocky Mountains den Rundstil bewahrt.

1) Morice, Notes on the western Déné, p. 191 f., mit Grundriß und Querschnitt; Derselbe, The western Dénés, p. 116 f.

2) Bancroft, Nat. Rac. I, p. 260.
3) Powers, Tr. of Cal., p. 255.
4) Bancroft, Nat. Bac. I, p. 324.
5) Powers, Tr. of Cal., p. 73.

Die Navaho hatten auch noch den Wechsel zwischen Sommer- und Winterhütte. Gleich ihren nordischen Sprachverwandten bauten sie sich im Sommer eine halbkreisförmige, halb offene Hütte, die sie mit Erde bedeckten (Fig. 28), im Winter dagegen bezogen sie den allseitig geschlossenen Hogan. In der neuen holzarmen Heimat war freilich an Stelle der Rindenbedeckung Erde getreten. Es mag wohl der gleichen Ungunst der Verhältnisse zuzuschreiben sein, wenn Mythologie und Tradition sich in besonders starkem Maße des Hauses annahmen, die wenigen und rohen Gerüststücke und einzelnen Teile des Hauses peinlich mit Fig. 28.

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Sommerhütte der Navaho. (Nach Mindeleff.) besonderen Namen belegten und mit einer reichen Phantasie welt umspannen, die Bauweise zu einer durchaus einheitlichen und typischen gestalteten und den Bau mit besonders großen Zeremonien verbanden.

Das Gerüst besteht zunächst aus fünf Holzstücken oder -stämmen, gewöhnlich „piñon trees", von 8 bis 10 Zoll Stärke und 10 bis 12 Fuß Länge. Drei dieser Gerüstbalken enden in großen Gabeln und bilden den Unterbau des Hauses, indem sie in der in Fig. 29 a angedeuteten Weise auf Grund mythologischer Vorstellungen auf Punkten der Peripherie eines auf dem Boden gezogenen Kreises sehr verschiedenen Durchmessers genau in der Richtung nach Norden, Süden und Westen aufgestellt werden. Die beiden anderen Stämme ruhen mit ihrem einen Ende auf den Gabeln, mit dem anderen auf dem Erdboden und geben,

Hogan der Navaho. (Nach Mindeleff.)

4. Das Erdhaus bei den Pima und Yuma.

Wir lernten die Pima und Yuma bereits als Erbauer von runden Stroh- bzw. Blätterhütten kennen. Es kann jedoch durchaus nicht verwundern, wenn diese Stämme teilweise auch zum Erdbau übergegangen sind. Sie nehmen

1) S. Mindele ff, Navaho - Houses, p. 487-493; Aboriginal Architecture, p. 423 f.; Shufeldt, Evolution of House Building, p. 279 f.

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