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vor uns haben. Die Dachdeckung erscheint noch vollkommener als bisher, und durch die Anwendung zentraler Stützpfosten war die Möglichkeit zu beliebiger Vergrößerung des Raumes erreicht. Der letztere Vorteil erscheint denn auch in großem Maßstabe bei den Versammlungshäusern dieser Indianer durchgeführt. Deren Bauweise war identisch der des geschilderten Wohnhauses 1), nur traten an Stelle der vier konzentrischen Stützpfosten zwei konzentrische Kreise solcher Pfeiler und noch ein kräftiger, 10m hoher Mittelpfeiler 2). Infolge dieser Bauweise konnte ein solches Versammlungshaus mehrere hundert Menschen fassen.

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Das behandelte Wohnhaus der Cherokee war ein Winterhaus. Man hat hier einen der wenigen Fälle, wo im Gebiet sommerseßhafter bzw. vollständig seßhafter Stämme ein besonderes Haus für den Winter existierte. Die Frage, ob diese Sitte hier allgemeiner verbreitet war, läßt sich wegen sich widersprechender Nachrichten nicht bestimmt entscheiden. tram erwähnt sie nur bei den Cherokee, wobei es freilich auffällt, daß er vom Winterhaus sehr nebenher, als ob er seinen Zweck nicht recht kenne, spricht 3). Adair wieder, der sich als Händler in vielen Jahren eine genaue Kenntnis der Südostindianer erworben hatte, berichtet sie ganz allgemein als eine Eigentümlichkeit der von ihm behandelten Indianer, d. h. der großen Stämme der Muskoki, Choctaw, Chikasaw und Cherokee 1). Diese allgemeine Darstellung ist wahrscheinlich zurückzuweisen, sie wird nicht durch andere Angaben bestätigt. Gentleman of Elvas, der genaueste Berichterstatter über die Expedition des kühnen Atelantado de Soto, beschränkt die Sitte auf alle kalten Gebiete und beschreibt dabei ebenfalls kurz das uns bekannte Haus 5). Der Verfasser schenkt in diesem Falle Bartram sein Vertrauen und sieht in dem Auftreten von Sommer- und Winterhaus bei den Cherokee eine Folge ihrer Südwanderung. Sie, ein mehr sommerseßhafter Stamm, brachten das viereckige

1) Adair, p. 241.

2) Bartrams Reisen, S. 354.

3) Ebenda.

) Adair, p. 419.

5) Gentleman of Elvas, p. 47.

Sommerhaus der Irokesen mit in ihre neue Heimat und behielten es als Sommerwohnung auch fernerhin bei. Bei der seßhafteren Lebensweise des Südens nahmen sie für den Winter das Rundhaus der hier sitzenden Stämme als Winterhaus an. Daß dies Haus bzw. ein ähnliches hier im Süden über die Cherokee hinaus verbreitet war, dafür zeugen andere Tatsachen. Schon de Soto hatte vorher, ehe er in das Gebiet von Sommer- und Winterhaus gelangte, Länder mit Strohlehmhütten durchzogen 1). Hauptsächlich aber spricht dafür noch das Ergebnis der Moundforschung. Thomas wies nach, daß die sogenannten „hut-rings“, niedrige, kreisförmige Wälle von 4,5 bis 6 m Durchmesser (15 bis 20 Fuß), die eine geringe Versenkung umschließen, nach Material, Schichtenfolge und Funden die Reste zerstörter Häuser sein müßten und sah deren ursprüngliche Gestalt in den von Adair geschilderten Strohlehmhäusern 2). Zu Tausenden sind diese „hut-rings" in Tennessee, Illinois, Südostmissouri und auch in Ohio gefunden worden, meist zu Gruppen vereinigt; sie gaben damit Kunde von der Existenz ehemaliger Indianerniederlassungen, die nur zum Teil den Cherokee gehört haben konnten 3).

Die beiden verschiedenen Moundarten, die sich hiernach auf ehemalige Häuser zurückführen lassen, könnten ein Motiv abgeben zu einer Zweiteilung des runden Strohlehmhauses in eine unversenkte und versenkte Form. So markant dieser Unterschied an den Resten ist, so verschwindet er dagegen vollkommen gegen die anderen großen verbindenden Züge der Häuser in dem Material, der Scheidung von Wand und Dach und dem Auftreten zentraler Stützpfosten.

Die Betrachtung von Bau und Verbreitung dieses Hauses ließe sich vielleicht mit Hilfe einer größeren Anzahl von Quellen, als dem Verfasser zugänglich waren, noch ausführlicher gestalten. Wir müssen uns mit diesem Resultat begnügen.

1) Gentleman of Elvas, p. 47; Biedma, p. 178.

2) Thomas, The Cherokee, p. 63.

3) Thomas, Mound-Expl., p. 31, 661 f.; Proudfit

in Am. Antiq. VIII, p. 222 f.

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a. Grundriß; b. Querschnitt; c. Innenansicht; d. Außenansicht des Erdhauses der Missouriindianer. gibt sich aus den wenigen Berichten früherer die äußeren Stützpfosten an ihrem unteren Ende Zeit das hohe Alter des Hauses 1). Beschreibungen und Abbildungen der Hütte in den verschiedenen Quellen zeigen eine Anzahl Variationen, die zum Teil auf ungenaue Beobachtung, zum Teil auf Stammeseigentümlichkeiten zurückzuführen sind 2). Dennoch läßt sich der gemeinschaftliche Typus dieser Erdhütte noch

deutlich rekonstruieren.

1) Siehe besonders Say in James I, p. 112; James II, p. 92; Lewis und Clark, p. 65; Pike, p. 255; Prinz zu Wied II. S. 118 ff.; Catlin I, p. 81; Morgan, p. 125 ff.; Dorsey, p. 269; Matthews, Ethnography and Philology of the Hidatsa Indians, p. 7 ff.; vgl. Will and Spinden, p. 106 ff.

2) Vgl. Matthews, The earth lodge in art., Am. Anthr. N. S., vol. IV, p. 1-12.

noch durch Langschwellen gesichert, die von einem zum anderen Pfeiler reichten, und durch Stützpfeiler, die sich schräg von außen nach innen an die Wand lehnten und die eigentlichen Wandpfeiler bildeten. Bei den Pawnee bestand die Wandfüllung 1806 noch aus Flechtwerk, sonst allgemein aus Holztafeln, die angelehnt und mit Erde bedeckt wurden. Die Dachunterlage bildeten zahlreiche lange Sparren, die wieder radial auf beiden Kreisen von Stützpfosten lagen und mit Querlatten befestigt waren. Binsen- oder Weidenrutenmatten und eine Schicht (1 bis 2 Fuß) Erde darüber vervollständigten die Deckung. Der Zugang bestand in einer Gangtür, 1 m breit, 112 m hoch, 3 m lang, aus Stangen und war eben

falls mit Erde bedeckt. Mitten im Dach blieb eine Rauchöffnung frei. Der Fußboden der Hütte war gewöhnlich etwa 2 Fuß versenkt 1), in der Mitte unter der Rauchöffnung war noch eine zweite 1 Fuß tiefe Versenkung mit Steinen eingefaßt; sie diente als Feuerplatz. Der Durchmesser der Hütte variierte von 12 bis 20 m, doch müssen nach alten Resten auch solche von 25 bis 30 m und mehr nicht selten gewesen sein (Fig. 33 a bis 33 d).

Die schematische Form des Erdhauses wird durch einen Zylinder dargestellt, auf den ein Kegel aufgesetzt ist. In Wirklichkeit waren natürlich diese Ebenheit der Flächen und dieser regelmäßige Verlauf der Kanten nicht vorhanden, so daß das Dach des Hauses dem Beschauer auch etwas gewölbt erscheinen konnte. Immerhin kann die regelrechte Wölbung des Daches, wie sie Catlin in seinen „Letters and Notes" gibt, auf naturgetreue Darstellung noch weniger Anspruch machen als die schematische Form, die ihm Morgan zuweist. Auch ist noch zu bemerken, daß die Neigung des Daches bei den einzelnen Stämmen sehr verschieden war. Bei den Pawnee z. B. war sie äußerlich fast verschwunden und näherte sich mehr dem Flachdach 2).

Im Innern zog sich längs der Wand eine Schlafbank aus Stangen, die mit Fellen bedeckt und etwa 1 m hoch war, hin. Auf ihr waren durch Matten oder Vorhänge aus Büffelfellen, die mitunter durch Ornamentierung und Fransung schön und geschmackvoll verziert waren, ziemlich vollständig abgeschlossene Familienabteile hergerichtet. Prinz zu Wied fand an Stelle dieser Schlafplätze 1833 in einem Mandandorf sonderbare Schlafkästen aus Fellen, viereckig, mit einem kleinen Eingang und geräumig für mehrere Menschen, die drinnen auf warmen Fellen und wollenen Decken lagen).

Erdhütten von diesem Typus bildeten die festen Dörfer der Missouriindianer, hauptsächlich die der Siouxsprachfamilie 4), wie der Mandan 5),

1) Die Nichterwähnung der Versenkung in manchen Quellen bezeugt noch nicht deren Abwesenheit. Naheliegend ist, daß bei einzelnen Stämmen die Vertiefung des Fußbodens sich verloren, vielleicht auch nie existiert hatte. *) Siehe darüber Matthews, The earth lodge in art. Am. Anthr. N. S., vol. IV, p. 1–12.

3) Prinz zu Wied, Reisen II, S. 120.

) James, Exped. III, p. 108.

3) Prinz zu Wied, II, S. 121; Catlin, Letters and Notes I, p. 81 u. a.

Minnetarree 1), Kansa 2), Omaha 3), Ponca), Oto), Missouri, Osage 6). Doch auch die Aricara 7) und Pawnee ) der Caddosprachfamilie bauten sie im 19. Jahrhundert. Meist wurde dies Haus nur als Aufenthaltsort während des Sommers benutzt, während man die große Winterjagd mit Lederzelten ausgerüstet unternahm. Die Mandan, Minnetarree und Aricara 9) hatten dagegen auch noch besondere Häuser für den Winter. Sie glichen in Form und Bauweise durchaus den Sommerhäusern und hatten sonst nur den Vorteil der Lage im Walde und geringerer Größe. Die Inneneinrichtung war insofern etwas verändert, als man vor der Türmündung noch eine Schutzwand aus Holz gegen Fig. 34.

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Die Betrachtung dieses Erdhauses in den Einzelheiten seiner Bauweise wird den Leser sehr stark an die des Winterhauses der Cherokee

erinnern. Ein Vergleich beider Häuser ergibt, daß der Unterschied hauptsächlich in der Anwendung reiner Erde zur Deckung anstatt eines Bewurfes durch Strohlehm und nur in geringen Abweichungen der Bauweise besteht, daß aber eine außerordentliche Analogie in anderen großen Zügen vorhanden ist: im Gerüst, in der geflochtenen Wandfüllung (noch bei den Pawnee gefunden), in der ähnlichen Bedachung, weiterhin in den besonders auffallenden Merkmalen der Versenkung und der Gangtür. Es wird berechtigt sein, hieraus den Schluß zu ziehen, daß wir im Erdhaus der Missouriindianer bis auf geringe Abwandlungen das Haus der „Moundbuilders", wie es die Cherokee und andere Stämme besaßen, noch im 19. Jahrhundert erhalten hatten. Die Zerstörung dieses Erdhauses hinterließ ganz ähnliche Reste, wie wir sie in den „hut-rings" vor uns haben, nur von größerem Durchmesser, entsprechend der Größe, die dies Sommerhaus vor jenem Winterhaus auszuzeichnen pflegte.

Das erhaltene Resultat erleidet auch vom Gesichtspunkte der Völkerverschiebung aus keinen Widerspruch, wird durch sie vielmehr noch erhärtet. Das Erdhaus war ein Charakteristikum für die seẞhaften Stämme der Siouxsprachfamilie amı Missouri, während wir es für die beiden Caddostämme als eine Entlehnung auszugeben haben.

Die ursprünglichen Sitze der Siouxsprachfamilie liegen bekanntermaßen im unteren Ohiotal und in dem Mündungsgebiet dieses Flusses, also unmittelbar benachbart dem Verbreitungszentrum der ",hut-rings" und dem Cherokeeland. Damit treten die beiden Variationen des östlichen Erdbaues auch räumlich in unmittelbare Berührung. Hieraus lassen sich für den ehemaligen Herrschaftsbereich des Rundstils im Südosten weitere Grenzen ahnen, als sich quellenmäßig feststellen lassen, wie auch. das vereinzelte Auftreten des runden Erdhauses bei siwischen Stämmen der atlantischen Küste

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Querschnitt durchs Winterzelt der Ayans.
(Nach Schwatka.)

Die Anwendung von zwei konzentrischen Zelten verhalf ihnen zu dem Vorteil einer isolierenden Luftschicht, außerdem mußte noch ein Schneemantel auf dem äußeren Zelt zur Erwärmung beitragen 1) (Fig. 35). Auf der waldlosen Küste des Polarmeeres machte sich zur Kälte noch die ungehinderte Kraft des Windes geltend, abgesehen davon, daß die Landtiere, soweit sie genügend Felle liefern konnten, im Winter dem Süden zu flohen. Der Mensch, der zum Bleiben gezwungen war, benutzte selbst auf einer Winterwanderung nicht das Zelt, da sich der Atem bald an der Zeltwand zu einer Eiskruste nieder

(Eno, Shoccoree) sich einfach als sporadisch schlug und der enge Raum, der notwendig wäre,

erhaltene Bauweise ihrer westlicher wohnenden Vorfahren deuten läßt.

1) Schwatka, Along Alaska's great R., p. 233.

leicht Feuersgefahren bot 1). Bei dergleichen Gelegenheiten nahm man vielmehr schon allgemein zu den Schneemassen Zuflucht, aus denen oder in die man sich ein Obdach baute 2).

Die Erscheinung eines Schneehauses als dauernde Unterkunft wenigstens während eines Winters kann demnach bei den Zentraleskimo nicht überraschen. Die geringe Wärmeleitungsfähigkeit des Schnees erhöht sich noch dadurch, daß die Innenseite der Mauer sich durch fortwährendes Tauen und Gefrieren bald mit einer Eiskruste überzieht. So hält eine Schneehütte der Eskimo die Temperatur in ihrem Innern auf immerhin 2 bis 3° C. Die Eskimo auf Baffinland brachten durch Anwendung einer isolierenden Luftschicht, die dadurch entstand, daß sie die Innenwand mit Fellen überzogen, die an der Decke nicht anlagen, die Temperatur selbst auf 10 bis 20° C). Die Rundform gerade an diesem Schneehaus erklärt sich in einfacher Weise: Bei ihr vermied man die Schwierigkeiten eines Dachbaues, die am Viereckhaus eintreten mußten, durch sinnreiche Anlehnung an die Bauweise eines Rundzeltes 4).

Diese ist überall die gleiche. Als Erfordernis zu einem Schneehaus, zunächst zur Herstellung einer Schneebank als Unterbau, gilt eine mindestens 1 m tiefe Schneewehe, die mittels einer Stange auf ihre Ungeschichtetheit, also einmalige Entstehung, und genügende Festigkeit geprüft wird. Zwei Männer übernehmen den Bau, der eine zum Schneiden von Schneetafeln, der andere zum Aufsetzen derselben, und vollenden ihn, schon von Jugend auf geübt, in ganz kurzer Zeit (selbst in 1/2 Stunde) (Fig. 36). Auf der geebneten Wehe erhält der Bau etwa 3 bis 4 m Durchmesser und bis 3 m Höhe. In Anlehnung an die Bedeckung des Zeltes werden quadratische oder längliche Schneetafeln in einer schneckenoder schraubenförmig vom Boden aufsteigenden Linie neben- und übereinandergestellt. Zunächst

1) Dall, Alaska, p. 26.

2) Murdoch, Ethnol. Res., p. 81 ff.; Nelson, p. 242; Boas, The Central-Eskimo, p. 540; Ross, S. 296. 3) Boas, ebenda, p. 543.

1) Die Westeskimo hatten in Anlehnung an den Stil ihres Winterhauses viereckige Schneehäuser. Dies war eher möglich, weil sie meist in Schneewände eingebaut und nur vorübergehend benutzt wurden (Murdoch, p. 81 ff.).

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