Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

Größte Länge

Größte Breite

Bregmahöhe

Kleinste Stirnbreite

Interorbitalbreite

Intermastoidalbreite

Hintere Stirnbreite

Distanz der Stirnhöcker

Länge der Schädelbasis

Länge des For. magnum

Breite des For. magnum

Horizontalumfang

Sagittalumfang

Länge des Stirnbeines

Länge des Scheitelbeines

Länge der Oberschuppe

Länge der Unterschuppe

Querumfang (vertic.)

Kalottenhöhe

Glabella-Inionlänge

Jochbreite

Gesichtsbreite (Virchow)

Gesichtshöhe

Obergesichtshöhe

Breite der Orbita

Höhe der Orbita

Innere Biorbitalbreite

Neandertal

[merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors]
[merged small][ocr errors][merged small][merged small]
[merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

18,5 14,1
23,0 15,0 13,2 10,2 2,7
19,4 13,9 (13,4) 9,5 2,1 5,4 11,4 4,3 9,8
18,5 15,6 14,9 10,6 2,65 10,2 14,4 10,9 3,9 3,0 54,6 53,7 14,5 12,6 9,3 4,5 34,5 11,0 18,6 13,4 11,5
17,5 15,3 12,1 10,0 2,2 11,9 12,8 7,5 9,8 3,3 3,2 52,0 38,5 12,5 14,0 7,0 5,0 32,5 10,6 17,4 13,2 9,5
17,5 13,2 13,0 9,5 2,6 9,2 10,5 4,7 9,7 3,0 2,6 49,8 36,0 12,5 11,5 7,5 4,5 29,0 10,5 16,4 12,8
20,0 12,6 14,6 10,7 2,8 9,8 11,5 5,1 10,8 3,0 2,4 54,7 42,0 14,5 15,0 6,0 5,5 33,5 18,4 27,0 13,6 10,1 (13,0) 7,7 4,1
18,4 13,3 13,3 9,0 2,1 9,6 11,3 5,3 9,5 3,5 2,8 51,5 38,0 13,0 12,0 8,5 4,5 31,0 10,7 17,5 12,4| 8,4 11,7 7,3 3,5
23,0 14,3 14,2 10,0 2,1 10,5 12,0 5,8 10,7 3,8 2,7 57,0 41,5 13,5 15,0 7,0 6,0 32,0 10,9 22,0 12,9 9,7 12,8 7,7 4,0 3,4
20,0 14,7 12,5 10,2 2,710,3 12,1 5,0 9,9 3,7 2,8 56,2 39,5 13,0 14,0 7,0 5,5 31,0 10,7 19,3 13,3| 9,4 12,0 6,8 3,9 3,5
18,3
2,1 10,0
3,8 3,4 51,7 36,5 12,5 12,5 7,5 4,0 31,0 10,4 17,6|13,5

12,3 4,0

11,7 4,9

[ocr errors][ocr errors]

10,5 14,0 5,3 10,4 3,3

[merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

52,2
13,5 12,5
2,8 56,7 41,0 15,0 13,0 6,0 7,0 33,5 10,2 22,0 14,1 10,4 11,0 6,9 4,5
53,0 41,0 13,2 13,8 8,5 5,5 30,0 11,4 19,1

[ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]
[merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

11,3 85 1590 17,1 65,21 57,19 88,0 68,0 84,85 24,55 105,77 66,35 78,0 48,9 57,78 44,9 60,78 53 86
15,6 71,3 68,72 96,4 68,35
136 77
21,0
77 1925 16,3 84,32 80,54 95,52 67,94 76,92 27,17
76,15
84,0 42,566,1 63 97 127 75
9,5 90 14,9 87,43 69,14 79,08 65,36 96,97 22,22 114,74 70,53 82,58 50,76 76,32 50,0 68,09 67 98 132 70
82 14,6 75,43 74,29 98,48 71,97 86,67 25,74
72,04
52,34 72,5 52,08 91,3 60 90,9 130 88
15,7 63,0 73,0 86,3 84,92 80,0 20,7 (128,7) 76,24 (95,6) 56,6 78,05 53,06 76,79 57 89 138 82
15,0 72,28 72,28 100,0 79,65 80,0 22,83 139,0 84,88 91,94 58,87 91,43 40,0 52,27 60 92
17,7 62,17 64,35 99,3 69,93 55,26 21,0 130,0 79,38 99,22 59,69 85,0 42,31 89,58 60 90
12,4 73,5 62,5 85,03 69,39 75,68 28,43 127,7 72,34 90,23 51,13 79,49 52,0 77,08 52.90
15,276,5 72,13 94,29 72,14 89,47 21,21 116,84 71,58 88,22 50,37 85,0 44,9 48,78 58 84

3,15 2,55 5,9 3,9.
4,6 2,3 4,7 3,2 11,5
4,8 2,5 4,6 4,2
4,9 2,6 5,6 4,3 (12,7) (10,4) 85
5,5 2,2 4,4 2,3 11,5 9,7 85
5,2 2,2 4,8 4,3 11,2 9,6 88
5,0 2,6 4,8 3,7 12,3 10,4 99
4,9 2,2 8,2 4,0 12,0 10,475

135.80

133 80
133 84

140 82

Obergesichts-Index

Jochbreitengesichts-Index

Jochbreiten-
obergesichts-Index

Augenhöhlen-Index

Nasen-Index

Gaumen-Index

Bregmawinkel

Stirnwinkel
Stirnwölbungswinkel
Lambdawinkel

Scheidung in einzelne Kulturen, wir müssen untersuchen, inwieweit sich Gemeinsamkeit und Trennung der Merkmale, namentlich das Nebeneinanderauftreten schwach und stark modellierter Formen, auf unsere ältesten Menschenrassen zurückführen lassen. Auf die Gefahr hin, Bekanntes zu sagen, müssen wir uns daher zuerst kurz mit dem Neandertaler Schädel befassen.

Der Neandertaler Schädel.

Auf den ersten Anblick erscheint der Schädel als eine außerordentlich stark modellierte Form. Entkleiden wir ihn aber des augenfälligsten Merkmals, der der Kalotte nur als „Außenwerk" angegliederten gewaltigen Superciliarbogen, so vereinfacht sich der Kurvenverlauf ganz erheblich. Wenn wir für die Grundform, nach unserem Schema die kleinste Stirnbreite, mit der Breite der Hinterhauptsschuppe in der Ebene des Horizontalumfanges" des Schädels vergleichen, so sind beide nahezu gleich. Wir erhalten eine Ellipse mit blasigen Auswölbungen in der Ebene der Tubera parietalia; im übrigen ist die Linienführung der Kurven eine recht gleichmäßige. In der Norma lateralis steigt die Kurve von der Fossa supraglabellaris in gleichmäßig flachem Bogen bis zur Kalottenhöhe, nur unterbrochen von der bekannten Prominentia bregmatica, einer „Voussure", welche die Form der früheren Fontanelle hat. Für die Entstehung dieser Voussure" bitte ich Sie die Tafel 1) in meinem Aufsatz: „Künstlich deformierte Schädel in germanischen Reihengräbern", zu vergleichen. Sowohl diese Vorwölbung als auch die blasige Auftreibung der Ossa parietalia sind ein gemeinsames Merkmal sämtlicher dort dargestellter künstlich deformierter Schädel. Die gemeinsame Ursache ist die Verhinderung des Weiterwachstums der Stirn durch den Druck auf die Stirnschuppe und dadurch kompensatorische Auftreibung im Gebiete des geringsten Widerstandes: Bregma und die druckfreien Schalen der Seitenwandbeine. Wenn wir dagegen das durch die entsprechenden Gesichts- und Unterkieferteile von Krapina ergänzte Profil des Neandertalers betrachten, so sehen wir die massigen Superciliarwülste als Widerlager für die gewaltige in ihrer Tätigkeit vorwiegend auf die hinteren Mo

,,

1) Archiv f. Anthropol., N. F., Bd. III, Heft 3, 1905.

laren gerichtete Kaumuskulatur, mit einem flach am Schädel hinaufreichenden Musc. temporalis. Zugleich sehen wir frühzeitige Verknöcherung der Stirnnaht in Form einer Crista frontalis. Diese Hindernisse für die Auswölbung der Stirn ergab kompensatorische Auftreibung in den Richtungen des geringsten Widerstandes. Die gewaltige Kautätigkeit mit ihrem Hilfsapparat im Knochenbau war nötig, solange der Mensch die Speisen nicht zu kochen verstand, sondern sie durch Kauen in die Breiform verwandeln mußte, die die nächste Stufe der Ernährung beim wachsenden Kind nach der Entwöhnung vorstellt. Die Arbeitshypertrophie der Stützknochen des Gebisses begann also längst vor vollendetem Knochenwachstum. Mit der Erfindung des Kochtopfes dürfen wir auch die Rückbildung des jetzt anderen Ernährungsformen sich anpassenden Gebisses und damit auch seiner Stützknochen im Obergesicht annehmen, bis die mächtigen Superciliarwülste zu der rudimentären Dekoration zusammenschrumpfen, welche den Brauen des Homo sapiens ihre Unterlage gibt. Wenn wir diese kompensatorischen Auftreibungen von der Grundform der Kalotte abrechnen, so haben wir ein gleichmäßig flaches und breites Schädeldach, dessen Mediankurve von der Fossa supraglabellaris gleichmäßig bis zur Kalottenhöhe ansteigt, um ebenso flach und gleichmäßig zum Lambda zu fallen. An dieser breiten und flachen Beschaffenheit nimmt auch das Hinterhaupt teil, soweit nicht die starke Nackenmuskulatur Knochenverdickung der Lineae semicirculares sup. erforderte. Die Neandertaler Kalotte ist also in der Grundanlage von gleichmäßig elliptischer Form mit aufgesetztem Ausbau der Gegend der Tubera parietalia, und die Mediankurve setzt sich nur aus drei führenden Bogen zusammen: Glabella Kalottenhöhe Lambda - Protuber. occipitalis. Aber auch wenn wir die seitlichen Ausbuchtungen der Seitenwandbeine in den Grundriß einbeziehen, so erlaubte uns die große Breite der Stirnbasis immer noch eher die Bezeichnung der Birnform für den Kalottengrundriß, als die eines Ovoids. Mit der Ausscheidung der verschiedenen Ausbauten aus dem Grundriß der einfachen Ellipse kann jedoch die Folgerung pathologischen Ursprunges derselben nicht verbunden

[ocr errors]

werden. All diese Abweichungen sind durch | physiologische Gesetze, durch die durch den Gesamtbau des Schädels bedingte Einwirkung von Zug und Druck entstanden und finden sich als typische Rassenmerkmale bei den anderen Schädeln dieser Klasse. Sie sind nur als mit der Veränderung der physikalischen Entstehungsbedingungen wechselnd, also nicht als unumgänglich persistentes Merkmal zu betrachten, wenn wir die Ellipse, auf welcher der Neanderschädel aufgebaut ist, als eine Urform des menschlichen Schädels ansehen, aus welcher unsere späteren langköpfigen Rassen sich entwickelt haben können. Nur die Protuberantia bregmatica wird einer Ungleichmäßigkeit im Entwickelungsgang des Wachstums des Gehirns und seiner knöchernen Hülle zugeschrieben werden können. Vorhanden ist sie ebenfalls bei dem paläolithischen Schädel von la Truchère, angedeutet bei dem von Brünn. Auch andere Vortreibungen an Schädeln primitiver Rassen, wie die Crista frontalis beim Neandertaler und der "Lophocephalus Kurganicus", wie ihn G. Sergi (1. c. S. 81) abbildet, dürften auf dieselbe Ursache zurückzuführen sein. Ein Seitenstück bildet dieselbe Schädelbildung bei dem Südseeinsulaner unserer Abbildung. Es findet hier sichtlich ein Vorauseilen der Wachstumsenergie der Schädelknochen vor der des Gehirns und damit Stauung und Aufwulstung in den Nähten statt, ein sicheres Zeichen niederer Rasse. Auf das umgekehrte Verhältnis und seine Einwirkung auf die Schädelbildung werden wir beim Cro-magnonschädel zu sprechen kommen. Die Urform, welcher der Neandertalschädel angehört, ist also eine flache Ellipse von einfacher Führung der Mediankurvenlinien, niederen Bregma-, Stirnund Lambdawinkeln, weitem Stirnwölbungswinkel, starker Interorbitalbreite und niederer, (8,8) aber vom nächsten niederstehenden Rassenschädel (Australneger 9,1) nicht allzuweit entfernter Kalottenhöhe. Die Vergleichsmaße sind in der zu unseren Tafeln gehörigen kraniometrischen Tabelle zusammengestellt. Besonders instruktiv ist die stufenweise Steigerung der Bregma- und Stirnwinkel vom Neandertaler (47o, 63°) zum Altalamannen [60°, 90°] 1).

1) Vgl. auch G. Schwalbe, Studien über Pithecanthropus. Zeitschr. f. Morphologie 1899.

Direkt anschließend an den Neandertaler ist

Der Lößschädel von Brünn.

[ocr errors]

Beide Diagramme erweisen ihn als echten Nachkömmling des Neandertalers. Wir sehen, wie hier mit der veränderten Lebenshaltung und Ernährungsweise die hauptsächlichen Hindernisse der Entwickelung der Stirn zurücktreten und damit die kompensatorischen Ausbauten ihre Rückbildung erfahren. Die Prominentia bregmatica ist nur als Andeutung vor dem Bregma vorhanden, wie auch die Crista frontalis; die Ausbauchungen der Seitenwandbeine flachen sich ab, die Superciliarbogen springen nur noch als schmale, bloß in der Mitte stärker aufgewulstete Leiste vor, und die Fossa supraglabellaris verlängert sich bereits vertikal zu einer, wenn auch nur stark 2 cm hohen, Pars facialis der Stirnbildung. Als Grundform haben wir jetzt eine nahezu reine Ellipse. Aber der niedere Bregmawinkel (48° : 47° Neandertal) und die niedere Kalottenhöhe (9,1:8,8) und der gleichmäßige Kurvenverlauf vom Beginn der Pars cerebralis des Stirnbeins bis zur Kalottenhöhe erweisen diesen Menschen der letzten Zwischeneiszeit als einen echten Abkömmling der Neandertalrasse. Wir haben hier dessen Urform auf höherer Kulturstufe. Jedenfalls zeigt der Schädel von Brünn, daß die Neandertalrasse sich bis ins Solutréen weiter entwickelt hat.

Die Cro-magnonrasse.

Ein wesentlich anderes Bild bieten diese Schädel. Hier haben wir es nicht mit einem in der Entwickelung und Fortbildung begriffenen, sondern mit einem fertigen, in sich abgeschlossenen Typus zu tun. Auch hier ist die Grundform der Norma verticalis eine Ellipse mit gleichem Kreisabschluß von Stirn und Hinterhaupt, verbunden durch zwei parallele Bogenlinien, und auch hier sind die Langseiten im letzten Drittel durch eine Auswölbung unterbrochen, aber dieselbe besteht lediglich aus den rund aufgesetzten Tubera parietalia, welche so hoch sitzen, daß die Glabellarhorizontale eine nahezu reine Ellipse, die Stirn-Hinterhauptshorizontale einen Pentagonoides" ergibt. Ein Ausbau im Sinne einer bewegten Modellierung

zeigt sich noch deutlicher in der Mediankurve: Auf einer stark eingezogenen Nasenwurzel über vorspringender Nase erheben sich zwei rundlich herausgewölbte, durch eine Glabellareinsenkung getrennte, nur bis zur Orbitamitte reichende kleine Superciliarwülste. Von der Glabella steigt in geschwungener Linie bis zu 4,5 cm Höhe der unten eingezogene, oben leicht vorgewölbte Gesichtsteil der Stirn an. Nach rascher Umbiegung steigt der Schädelteil der Stirn in flacher Kurve bis zum Bregma, um dann bis zur Scheitelhöhe eben zu verlaufen. Nach ebenso rascher Umbiegung fällt das Hinterhaupt in ganz flachem Bogen bis zum Lambda, um von da die Oberschuppe des Occiput durch eine engere Kurve bis zum Inion hervorzuheben. Die Cerebellarlinie läuft ganz flach bis zum Foramen magnum. Wir sehen hier das Diagramm der Sagittalmitte vom Inion bis Nasion in fünf deutlich geschiedene Segmente von ganz verschiedenem Bogenradius zerlegt. Wir haben also hier den Prototyp der stark modellierten Form. Ergänzt wird dieses bewegte Bild durch zwei runde, durch die Coronarnaht geschiedene Auswölbungen der Postorbital- und Temporalgegend. Die Gestalt der Tubera frontalia scheint flach und ist eines artifiziellen Defekts wegen nicht genau festzustellen. Der Bregmawinkel steigt auf 53°, der Stirnwinkel auf 86° und der Lambdawinkel auf 75o. Es ist ein flachschädeliger Langkopf mit Breitgesicht, niederen Augenhöhlen, schmaler Nase, schmalem Gaumen und mesosemem Frontoparietal-Index. Während beim Neandertaler Scheitelhöhe und Kalottenhöhe sich decken und beim Brünner Schädel beide Höhenlinien sich kreuzen, liegt die erstere jetzt vor, die letztere hinter dem Aurikularpunkt, ein Verhältnis, das sich im Laufe der Entwickelung immer mehr steigert, so daß die Differenz zwischen beiden Höhenpunkten auf der Kalotte, welche beim Cro magnonschädel 1,7 cm beträgt, beim Schwedenschädel bis auf 6,7 cm anwächst. Dieser Schädel des Homo sapiens liegt als ein fertiges Gebilde vor uns, dessen einzelne Konstruktionsteile sich von der Nacheiszeit an durch alle prähistorischen Epochen bis zur Jetztzeit in wechselndem Verhältnis zueinander wiederfinden. Wir brauchen bloß die Diagramme und Winkel

[ocr errors]

maße des modernen Schwedenschädels mit denen von Cro-magnon zu vergleichen, um die Persistenz dieses Typus deutlich zu empfinden. Der Cromagnonschädel ist aber sicher nicht der Ausgangspunkt, sondern der Endpunkt einer bestimmten Entwickelungsreihe, also keine Urform. Diese Urform kennen wir nicht, die Gräber von Solutré gehören im günstigsten Falle dem Magdalénien an, die Entwickelung unseres Typus muß aber bis in eine Zeit menschlicher Hochkultur, ins Solutréen zurückgehen. Eine derart ausgeprägte Vielgestaltigkeit der Modellierung setzt eine frühzeitige freie Entwickelung der Gehirnform mit nachträglicher Anpassung der Schädelkapsel vor Abschluß des Knochenwachstums voraus. Die runde Form der Stirn, die tief herabgerückten Augenbrauenwülste, die gedrückten Orbitae, Proguathie, Abflachung der Tubera frontalia und hohe Jochbreite legen den Gedanken eines Einschlages nordafrikanischer Bevölkerung, der „Eurafrikaner" Sergis, in die aus demselben Stamm wie der Neandertaler erwachsene Urbevölkerung Europas in der zweiten Zwischeneiszeit nahe.

Der Schädel von Engis,

gefunden mit Mammut, Rhinozeros usw. ist zweifellos aus derselben Urform wie der Cromagnonschädel erwachsen, aber mit deutlicher Weiterannäherung an die späteren frühneolithischen Formen. Auch hier stehen die für sich herausgewölbten Tubera frontalia so hoch, daß der Grundriß der Glabellarhorizontale ein reines Ellipsoid, der der Scheitelhorizontale ein „Pentagonoid" vorstellt; die Scheidung in sechs Segmente vom Nasion bis Opisthion ist ebenfalls deutlich hervortretend, aber wir finden schon den Beginn der Weiterentwickelung zu neolithischer Form in Abflachung des Glabellarteiles der Stirn, engstehenden deutlich aufgesetzten Tubera frontalia und etwas hinausgezogenem Hinterhaupt. Der Bregmawinkel ist noch weiter gestiegen (590), Stirn- und Lambdawinkel annähernd gleich geblieben. Im übrigen ist auch dieser Schädel ein flachschädliger mesosemer Langkopf. Die ganze Linienführung ist jedoch eine grazilere mit allmählichem Übergang der Kurvensegmente und Abschwächung der Ausbauten.

Die kurzköpfige Urform, Taf. II (S. 243).

Es ist mir hier nicht gelungen, einen der als spätpaläolithisch bekannten brachykephalen Schädel von Grenelle, Furfooz, Solutré, la Truchère im Original oder als Gipsabguß zur Untersuchung zu bekommen. Ich habe daher von diesen bekannten Typen den am besten als paläolithisch gewährleisteten von la Truchère als Vergleichsstück aus dem Werk von Quatrefages und Hamy herübergenommen. Wir sehen hier eine ganz andere Form, wie die bisherigen, deren Grundform der Kreis und deren Wachstumsprinzip das Höhenwachstum, statt wie bisher das Längenwachstum ist. Die reinen Formen zeigen, daß sie durchweg hochschädelig sind. Der Schädel von la Truchère, gefunden von Mr. Legran de Mercey (Mat. d'arch. et d'hist. N. 12, p. 188) an der Seille in den grauen Mergeln mit Elephas primigenius zusammen 4 m unter dem Steilrand ist ein umfangreicher Schädel mit dem ansehnlichen Modulus von 16,3 und einer Kapazität von 1925 cbcm, gleichmäßig nach allen Seiten entwickelt mit breiter Stirn. Auf die kleinen Superciliarwülste folgt ein steiler Stirnanstieg mit scharfer Umbiegung nach dem Scheitel. Die gleichmäßige Kurve über die Schädelhöhe bis zum Lambda ist unterbrochen durch eine Voussure" des Bregmas. Die persistierende Stirnnaht ist von einer Crista begleitet. Die lange Oberschuppe des Hinterhauptes ist steil aufgerichtet und abgeflacht. Auch die Schläfen sind platt und gerade abfallend. Der Bregmawinkel steigt daher bis 63o, der Stirnwinkel bis 97. Das Gesicht ist dagegen klein und schmal mit großer, vorspringender, schmaler Nase, schmalem Gaumen, flachen Wangen mit alveolarer Prognathie des Oberkiefers. Wir haben also hier den Kurzkopf mit Langgesicht. Die Form ist so verschieden von den bisherigen, daß wir sie als zweite Urform betrachten müssen, die bis ins Magdalénien zurückgeht. Weiter reicht unsere Kenntnis nicht. Wir könnten annehmen, daß die Form aus der blasigen Auftreibung des Hinterhauptes beim Neandertaler entstanden ist, wenn wir nicht beim Schädel von Brünn gesehen hätten, daß die Weiterentwickelung dieser Form ganz andere Wege geht. Diese Rasse verbreitete sich in neolithischer Zeit vom Mittel

[ocr errors]

Archiv für Anthropologie. N. F. Bd. VII.

meer (Grotte des bas - Moulins), das Rhonetal, die Schweiz und das Moseltal über Nordfrankreich bis Belgien und behält ihre somatischen Eigentümlichkeiten in diesem Länderstrich, der als ihr Ursprungsgebiet betrachtet werden muß, unverändert durch alle Epochen bei. In diesem Gebiet sitzt sie neben den Vertretern der Cromagnonrasse als bodenständige Bevölkerung noch mit den ausgestorbenen Tieren der Quartärzeit zusammen und bildet bekanntlich jetzt noch ein brachykephales Zentrum von unverwüstlicher Lebenszähigkeit. Wir haben keinen Grund einen anderen als europäischen Ursprung anzunehmen und der Glaubwürdigkeit der Funde von Grenelle (Carrière Hélie), la Truchère und Furfooz zu mißtrauen. Das Langgesicht bei brachykephalem Schädel scheint eine besondere Eigentümlichkeit dieser Rasse im Gegensatz zu den östlichen Brachykephalen gewesen zu sein.

Als Beweis der Unveränderlichkeit der brachykephalen Merkmale folgt hier noch der hyperbrachykephale Schädel von Wahlwies mit Beigaben der Zonenbecherzeit, einem LängenBreiten-Index von 87,43, Bregmawinkel von 67o, Stirnwinkel von 98° und Lambdawinkel von 70o. Er unterscheidet sich von der Form des Schädels von la Truchère durch eine Einschnürung der Kurve der Norma verticalis in der Coronarnaht so daß ein kugelförmiges Hinterhaupt an einen breitovalen Stirnteil angesetzt erscheint. Diese Form erscheint auch hier das Resultat späteren Nahtschlusses bei früher Wachstumsenergie des Gehirns, so daß die Auswölbung der Seitenwandbeine unter die Bereicherung des Zykloids durch seitlichen Ausbau zu rechnen wäre, im speziellen Fall als kompensatorischer Ausgleich für die auffällige Abplattung des Hinterhauptes. Auch der Schädel 2 (fem.) von Furfooz erscheint so gebaut. Leider gestatten die Abbildungen bei Quatrefages und Hamy keinen so bestimmten Schluß wie die nach dem Objekt selbst aufgenommenen Diagramme.

Die Mittelmeerrasse, Taf. III (S. 250).

Es liegen als Vergleichsobjekte zwei von G. Sergi selbst als hervorragende Typen dieser Rasse bezeichnete Schädel vor, der eine hier abgebildete ein "Ovoides", der andere ein

32

« VorigeDoorgaan »