An der hohen wissenschaftlichen Bedeutung der Entdeckung war nicht mehr zu zweifeln, und so durfte ich es denn wagen, aus Anlaß des Frankfurter Anthropologenkongresses das Interesse auf meine Ausgrabungen zu lenken, und den von daher kommenden Gelehrten die eigentliche Hebung und das endgültige Urteil über den Skelettfund zu reservieren. v. Baelz- Stuttgart; Prof. Dr. v. d. SteinenBerlin; Prof. Dr. G. Kossinna-Berlin; Rentier Rehlen - Nürnberg; Dr. Hahne Hannover; Dr. Wüst-Halle; Dr. Haake-Braunschweig. Die Herren fanden nach Entfernung der schützenden Erdschichten die Sachlage den früher aufgenommenen Akten entsprechend und bestätigten mir das gleichen Tags auch in einem Am 10. August 1908 fanden sich in Moustier freundlich anerkennenden, offiziellen Protokoll. ein die Herren: Die Schichten waren intakt und nichts wies auf irgendwelche Störungen in der primären Lage des Skelettes hin. Fig. 2. Wie schon erwähnt, waren von den übrigen Gliedmaßenknochen bei der Entdeckung am 7. März 1908 losgelöst der linke Vorderarm und die ganzen unteren Extremitäten. Am 10. August wurde der Fund möglichst von der umliegenden Erde befreit, damit man sich ein Urteil bilden konnte über die zur Hebung anzuwendenden Maßnahmen. Wir erachteten als eine erste Notwendigkeit ein Trockenwerdenlassen der bloßgelegten Teile. Körbe und Kisten wurden über die Knochen gelegt und beschlossen, so während eines Tages die bessere Austrocknung zu befördern. Herr Prof. Klaatsch erbot sich zu der Übernahme der äußerst schwierigen Hebearbeit und Archiv für Anthropologie. N. F. Bd. VII. widmete sich den ganzen 12. August in äußerst anerkennenswerter Aufopferung dieser mühevollen Arbeit. Stück für Stück wurden die einzelnen Kopfskeletteile von der Erde entblößt und jede neu zutage tretende Partie von mir sofort in 22 Ansichten photographisch aufgenommen; außerdem fertigte Herr Prof. Klaatsch successive Skizzen der einzelnen Situationen an. Jedes auch noch so unscheinbare Silexsplitterchen wurde genau in seiner Lagebeziehung etikettiert und die umliegende Erde nach Horizonten in Säcke gesammelt. Das Becken und die Lendenwirbelsäule zerfielen beim Öffnen des Erdreiches sofort in 37 Staub und konnten nicht mehr konserviert werden. Herr Prof. Klaatsch konstatierte nach dem Befund der vorhandenen Skeletteile eine Schlafstellung des hier in altpaläolithischer Zeit Bestatteten (Taf. XIII). Das Gesicht lag auf der rechten Seite, der rechte Arm unter den Kopf gestützt mit dem Ellenbogen unter der Wange. Am Hinterhaupt fand sich die rechte Hand; der Rücken zeigte sich nach aufwärts gekehrt, die linke Schulter angehoben gegen den Unterkiefer. Flach ausgestreckt lag der linke Arm und in unmittelbarer Nähe davon hatten wir zu einer Zeit, wo wir vom Vorhandensein von Fig. 3. Skeletteilen noch nichts wußten, den schönsten Coup de poing gehoben, der je aus dieser Station kam; er maß etwa 17 cm, war auf beiden Seiten ganz hervorragend gut gearbeitet und jedenfalls als Waffe dem jugendlich Bestatteten nebst einem sehr gut ausgeführten Schaber von etwa 13 cm Länge beigegeben. (Fig. 3 u. 3a.) Die linke Clavicula war hinter den linken Unterkiefer eingekeilt und hatte ihn derart vom Schädel abgedrängt, daß der Condylus schon bei der ersten Abdeckung abgelöst wurde und sich später vermischt mit den Gliedmaßenresten wiederfand. Der Unterkiefer sowohl als der Schädel zeigten eine durch den Druck der umFig. 3 a. gebenden Erdmassen entstandene Verdrehung derart, daß die rechtsseitigen Teile hinten angehoben waren, d. h. die Medianebene eine Krümmung mit dem hinteren Ende nach links . erfahren hatte. Die folgende Skizze (Fig. 4) gibt in durchbrochener Linie die richtige Lage, in ausgezogenem Strich die durch Druck entstandene Verschiebung wieder. Die Pfeile zeigen die Verschiebungsrichtung an. Durch den Druck hatten sich die beiderseitigen Hälften ineinander verschoben, wie z. B. am Oberkiefer deutlich sichtbar ist. Die linke Seite war zugleich etwas angehoben, die rechte gesenkt worden. Die rechte Gesichtshälfte lag auf einer Art Pflaster, das aus einzelnen Silexstücken in sorgfältiger Weise zusammengefügt war. Darüber konnte die genaue Anpassung der Oberflächenformen der Silex an die Weichteile und die Knochenvorsprünge keinen Zweifel lassen. Von der rechten Seite der Schädeldecke wurden Feuersteine losgelöst, welche eine flache Aushöhlung zeigten, die Nase war eingefaßt durch zwei Silexstücke, deren eines dem Rücken, ein anderes der Fläche entsprachen. Die Lagerung der letzteren Silexplatte zeigt, daß die Nasenlöcher nicht nach abwärts, sondern nach vorwärts und ein wenig abwärts gerichtet waren. Der freie Raum zwischen den Silexstücken und dem Skelett läßt die ursprüngliche Form der Weichteile noch erkennen (Fig. 7). Der Supraorbitalwulst hat sich in der Erdmasse der größten Silexplatte so fest abgedrückt, daß dieses Wider es scheint uns am allerwahrscheinlichsten, daß diese Brandspur lediglich von den diese Skelettpartie umlagernden, angebrannten Tierknochen herrühren dürfte. Der Gedanke, etwa aus dieser Spur auf Kannibalismus zu schließen, muß nach den übrigen Umständen abgewiesen werden. Sollte es sich überhaupt um Kannibalismus handeln, so könnte höchstens ein solcher aus Pietät in Frage kommen. (Wie bei den heutigen Australiern.) Die ganze Art und Weise rechts der Bettung der Leiche verrät ein hohes Maß von liebevoller Teilnahme; die Kopflagerung eröffnet einen Einblick in die Methode des Schlafens, welche den damaligen Bewohnern der Grotte eigen gewesen sein dürfte. Man wird künftig in solchen „Éclats" etwas mehr als nur bloßes wertloses Schuttmaterial sehen, man wird ihnen volle Aufmerksamkeit zuwenden müssen, da sie als Komponenten eines „Steinernen Kopfkissens" gedacht werden können. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch noch etwas näher eingehen auf die im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Schädel gefundenen Silexstücke. Auf gleiche Weise in Leimlösung ließ sich ein Silexstück konservieren, das direkt unter der Mundpartie gelegen hatte und deutlich an der ihm anhaftenden Erdkruste die getreuen Abdrücke der ehemaligen Weichteile wiedergibt. Die den Inhalt des Schädelvolumens bildende Erdmasse ist separat gehalten und wird noch eingehend untersucht werden. Wir stellen nach ihrer Fundfolge und -lage zusammen: Am rechten Humerus . . Gegend an Nacken und Hand Brust... Unmittelbar im Kontakt mit dem Schädel, auf dem Scheitel. In der Augenhöhle Unter dem Hinterhaupt Unter dem Stirnbein In der Wirbelsäule Unter dem rechten Vorderarm Beim Unterkiefer . . Unter dem Gesicht übereinandergeschichtet. 2 Silex 5 Staub und konnten nicht mehr konserviert werden. Herr Prof. Klaatsch konstatierte nach dem Befund der vorhandenen Skeletteile eine Schlafstellung des hier in altpaläolithischer Zeit Bestatteten (Taf. XIII). Das Gesicht lag auf der rechten Seite, der rechte Arm unter den Kopf gestützt mit dem Ellenbogen unter der Wange. Am Hinterhaupt fand sich die rechte Hand; der Rücken zeigte sich nach aufwärts gekehrt, die linke Schulter angehoben gegen den Unterkiefer. Flach ausgestreckt lag der linke Arm und in unmittelbarer Nähe davon hatten wir zu einer Zeit, wo wir vom Vorhandensein von Fig. 3. Skeletteilen noch nichts wußten, den schönsten Coup de poing gehoben, der je aus dieser Station kam; er maß etwa 17 cm, war auf beiden Seiten ganz hervorragend gut gearbeitet und jedenfalls als Waffe dem jugendlich Bestatteten nebst einem sehr gut ausgeführten Schaber von etwa 13 cm Länge beigegeben. (Fig. 3 u. 3a.) Die linke Clavicula war hinter den linken Unterkiefer eingekeilt und hatte ihn derart vom Schädel abgedrängt, daß der Condylus schon bei der ersten Abdeckung abgelöst wurde und sich später vermischt mit den Gliedmaßenresten wiederfand. Der Unterkiefer sowohl als der Schädel zeigten eine durch den Druck der umFig. 3 a. gebenden Erdmassen entstandene Verdrehung derart, daß die rechtsseitigen Teile hinten angehoben waren, d. h. die Medianebene eine Krümmung mit dem hinteren Ende nach links erfahren hatte. Die folgende Skizze (Fig. 4) gibt in durchbrochener Linie die richtige Lage, in ausgezogenem Strich die durch Druck entstandene Verschiebung wieder. Die Pfeile zeigen die Verschiebungsrichtung an. Durch den Druck hatten sich die beiderseitigen Hälften ineinander verschoben, wie z. B. am Oberkiefer deutlich sichtbar ist. Die linke Seite war zugleich etwas angehoben, die rechte gesenkt worden. Die rechte Gesichtshälfte lag auf einer Art Pflaster, das aus einzelnen Silexstücken in sorgfältiger Weise zusammengefügt war. Darüber konnte die genaue Anpassung der Oberflächenformen der Silex an die Weichteile und die Knochenvorsprünge keinen Zweifel lassen. Von der rechten Seite der Schädeldecke wurden Feuersteine losgelöst, welche eine flache Aushöhlung zeigten, die Nase war eingefaßt durch zwei Silexstücke, deren eines dem Rücken, ein anderes der Fläche entsprachen. Die Lagerung der letzteren Silexplatte zeigt, daß die Nasenlöcher nicht nach abwärts, sondern nach vorwärts und ein wenig abwärts gerichtet waren. Der freie Raum zwischen den Silexstücken und dem Skelett läßt die ursprüngliche Form der Weichteile noch erkennen (Fig. 7). Der Supraorbitalwulst hat sich in der Erdmasse der größten Silexplatte so fest abgedrückt, daß dieses Wider den sch dieser beiden S t und je atteten Der vos FT. 1.32) den k derat lylas sc wurde abernet il as I der links lager nach Leimdurchtränkung konserviert werden Unter dem rechten Ellenbogen lag ein Silex- es scheint uns am allerwahrscheinlichsten, daß diese Brandspur lediglich von den diese Skelettpartie umlagernden, angebrannten Tierknochen herrühren dürfte. Der Gedanke, etwa aus dieser Spur auf Kannibalismus zu schließen, muß nach den übrigen Umständen abgewiesen werden. Sollte es sich überhaupt um Kannibalismus handeln, so könnte höchstens ein solcher aus Pietät in Frage kommen. (Wie bei den heutigen Australiern.) Die ganze Art und Weise rechts der Bettung der Leiche verrät ein hohes Maß von liebevoller Teilnahme; die Kopflagerung eröffnet einen Einblick in die Methode des Schlafens, welche den damaligen Bewohnern der Grotte eigen gewesen sein dürfte. Man wird künftig in solchen „Éclats" etwas mehr als nur bloßes wertloses Schuttmaterial sehen, man wird ihnen volle Aufmerksamkeit zuwenden müssen, da sie als Komponenten eines „Steinernen Kopfkissens" gedacht werden können. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch noch etwas näher eingehen auf die im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Schädel gefundenen Silexstücke. Auf gleiche Weise in Leimlösung ließ sich ein Silexstück konservieren, das direkt unter der Mundpartie gelegen hatte und deutlich an der ihm anhaftenden Erdkruste die getreuen Abdrücke der ehemaligen Weichteile wiedergibt. Die den Inhalt des Schädelvolumens bildende Erdmasse ist separat gehalten und wird noch eingehend untersucht werden. Wir stellen nach ihrer Fundfolge und -lage zusammen: Am rechten Humerus . . Brust.. barster Nähe des Skelettes, können nur als Bei- Am rechten Femur fand sich ein dunkler Unmittelbar im Kontakt mit dem Schädel, Unter dem Stirnbein In der Wirbelsäule Unter dem rechten Vorderarm Unter dem Gesicht übereinandergeschichtet 2 Silex |