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gleichfalls schon ziemlich früh in untererdigen großen Kisten und halbvertieften Megalithgräbern in Begleitung von dünnblattigen Beilen und Meißeln mit mandelförmigem, spitzovalem Querschnitt (Schumann, a. a. O., S. 98), also ziemlich alten Typen erscheinen (Schumann, a. a. O., S. 101 und Taf. XXXVIII, XXXIX, XLII, XLV, XLVI) und hier teils mit Kugelamphoren, teils mit Gefäßen mit charakteristischer Tiefstichornamentik vergesellschaftet vorkommen. Schumann, der noch Fig. 91.

sich bisweilen mit letzteren vergesellschaftet | becher (Fig. 92), die im Norden (Fig. 93) finden (Z. f. E. 1900, S. 151). Weiter erwähne ich als zu dieser Gruppe gehörig ein schön verziertes Exemplar von Satzkorn, Kreis Osthavelland (Verhandl. 1879, S. 164), wo später noch ein zweites unverziertes Stück zum Vorschein kam, das freilich mit seinem engen, geschweiften Hals schon mehr an die schnurverzierten Amphoren Thüringens erinnert (Nachr. Alt. 1899, H. 3, S. 41, Fig. 4). Endlich zeigen auch noch mehrere Gefäße aus Flachgräbern von Hammelstall, Kreis Prenzlau, eine gewisse Verwandtschaft, von denen eines in Furchenstichtechnik (Schumann, a. a. O., Taf. XXXVIII, Flachgr. 2), eines bereits mit echtem Schnurornament (Ebenda, Taf. XXXVIII, Flachgr. 5) verziert ist.

Auch die in der Schnurkeramik so häufigen geschweiften Becher, die Götze (Verhandl. 1900, S. 261) als „abgeschwächte Form des Schnurbechers" bezeichnet, haben bereits in älteren nordischen Formen mit Stich-, Strich- oder Furchenstichverzierung, die hier in Brand- oder Skelettgräbern mit liegenden Hockern erscheinen (Schumann, a. a. O., S. 11) und nicht selten von dünnblattigen Feuersteinmeißeln begleitet werden, ihre Vorgänger (Fig. 91 und Brunner, Fig. 4, 38, 44, 67; Schumann, a. a. O., Taf. XII, Fig. 3; Taf. XVIII, Fig. 8; Taf. XXV, Fig. 8, 12; Taf. XXVII, Fig. 15; Taf. XXVIII, Fig. 19; Taf. XXXVIII; Taf. XXXIX, Fig. 1a bis d; Taf. XL, Fig. 9a; Taf. XLII, Fig. 8 usw.), und es ist bezeichnend, daß auch die Anordnung des Ornamentes ganz mit den Schnurbechern übereinstimmt, da es wie bei diesen so auch bei jenen nur den oberen Gefäßteil einnimmt. Wegen dieser Anordnung der Verzierung hat Götze (a. a. O.) diese Form von den gegliederten Schnurbechern, bei denen das Ornament gleichfalls nur den oberen Gefäßteil bedeckt, herleiten wollen, doch glaube ich, daß sie sich unmittelbar aus den früher erwähnten megalithzeitlichen geschweiften Bechern entwickelt haben (s. S. 304), die gleichfalls häufig, wenn auch durchaus nicht immer, dieselbe Verzierungsweise zeigen (Soph. Müller, Nord. Alt., Bd. I, Fig. 78, 1. oben; Ordning, Taf. XIII, Fig. 225).

In der Form den geschweiften Bechern ähnlich sind die ebenfalls recht häufigen Zapfen

Fig. 92.

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Fig. 93.

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Fig. 91. Geschweifter Becher aus einem Ganggrab von Katjberg. (Madsen, Stenald. Bd. II, Taf. XVIII i.) — Fig. 92. Zapfenbecher aus Flachkistengrab von Kuckenberg. (Götze, Ornament. usw., Fig. 37.) Fig. 93. Zapfenbecher aus Flachkistengrab von Hammelstall. (Schumann, Taf. XXXVIII, Fig. 4.) Fig. 94. Gegliederter Schnurbecher von Bergfernstadt. (Mansf. Bl. XX, Fig.-Taf.) Fig. 95. Gegliederter Becher von Börger, Reg.-Bez. Osnabrück. (Reimers. Taf. IV, 30.) an dem hohen Alter der Thüringer Schnurkeramik festhält, meint, daß sich diese Zapfenbecher aus dem Schnurbecher entwickelt haben, aber etwas jünger seien (a. a. O., S. 75), doch zwingt uns die Chronologie gerade zu der entgegengesetzten Annahme.

Endlich dürfte auch der gegliederte Schnurbecher (Fig. 94), neben den Amphoren die am meisten typische und häufigste Gefäßform der thüringschen Schnurkeramik, auf nordische Muster zurückzuführen sein (Fig. 95). Ganz gleiche Formen erscheinen mit und ohne Griffzapfen, zum Teil auch mit Furchenstichverzierung in Moor, Kreis Prenzlau (Schu

mann, a. a. O., Taf. XLII), Hammelstall (Ebenda, Taf. XXXIX, Fig. 1 u. 8) und anderwärts, die, wie schon Schumann (S. 75) richtig erkannt hat, zweifellos mit den obenerwähnten megalithzeitlichen Trichterbechern Nordwestdeutschlands (S. 315), Mecklenburgs (Beltz, a. a. O., S. 84), der Uckermark (Schumann, a. a. O., Taf. XLII, Fig. 1), Holsteins (Mestorf, a. a. O., Taf. XVII, Fig. 5), Dänemarks und Skandinaviens nahe verwandt und bereits in einer sehr frühen Periode aus ihnen hervorgegangen sind (Reimers, Vor- u. frühgesch. Alt. d. Prov. Hannover, Taf. IV, Fig. 30 und Soph. Müller, Nord. Alt., Bd. I, Fig. 78, r. u.). Allerdings unterscheiden sich die nordischen dolmenzeitlichen Becher mit abgesetztem Hals durch die Anordnung des Ornamentes, das hier ausschließlich auf den Bauchteil des Gefäßes beschränkt ist und lediglich aus senkrechten Furchen besteht, nicht unwesentlich von den gegliederten Schnurbechern, bei denen umgekehrt die Dekoration nur den Gefäßhals bis zur Umbruchskante und allenfalls noch die Gefäßschulter bedeckt. Indessen darf man diesem Umstande keine allzu große Bedeutung beimessen, da seit der Zeit der Kugelamphoren dieses Verzierungsprinzip ganz allgemein üblich geworden war.

Der gleiche Unterschied besteht ja auch zwischen den dolmenzeitlichen Kugelflaschen und den nord- und mitteldeutschen Kugelamphoren.

die keramische Differenzierung bedingten und die in der frühsten Metallzeit bei der Ausbildung des Aunjetitzer Gefäßstiles maßgebend waren, müssen auch die abweichende Entwickelung der Thüringer Schnurkeramik veranlaßt haben.

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Von Thüringen aus hat sich dann die mitteldeutsche Schuurkeramik auf denselben Wegen, wie früher die Hinkelstein- und Rössener Gruppe, westlich über Hessen bis in das Gebiet des Oberrheins verbreitet, wo wir ihr hier freilich schon in einem ausgesprochen bronzezeitlichen Milieu am Bieler und Neufchâteler See, in Oberwenigen, Schöfflisdorf, Burgsdorf, Niederried und anderen Stationen begegnen. Ein zweiter Weg führt südlich das Saal- und Elbtal aufwärts nach Bayern, Böhmen und Mähren (Hradisko, Naklo, Hajany, Krumlau und zahlreiche andere Fundorte), wo die einzelnen Formen sich noch eng an die Thüringer Schnurkeramik anlehnen und gewöhnlich auch von dem für diese charakteristischen Steingerät begleitet werden.

Dagegen trägt die Schnurkeramik im Odergebiet und östlichen Deutschland einen durchaus selbständigen Charakter, und die Parallelen, die zwischen ihr und der Thüringer Schnurkeramik bestehen, sind nicht auf eine Beeinflussung durch letztere zurückzuführen, sondern erklären sich aus dem gemeinsamen Ursprung beider aus derselben Quelle. Ja, im allgemeinen haben die ostdeutschen Typen sogar viel treuer ihr ursprüngliches nordisches Gepräge bewahrt als die mitteldeutschen. Ich erinnere vor allem an die schnurverzierten Töpfe mit asymmetrischen, randständigen Henkeln von Klein-Krabbel, Kreis Schwerin a. d. Warthe (Z. f. E. 1902, S. 173, Fig. 19), und Groß-Koludo, Kreis Strelno (Ebenda), die völlig mit mehreren Bechern von Rhinow, Kreis West-Havelland (Brunner, a. a. O., S. 17, Fig. 35, 36 u. 37), und Schwedt (Schumann, a. a. O., Taf. XLIII, Fig. 4, 5; Taf. XLIV, Fig. 7) übereinstimmen (Fig. 96).

Lassen sich sonach sowohl die Gefäßformen wie das Ornamentsystem der Thüringer Schnurkeramik, die übrigens wie die Kugelamphoren und die Bernburger Gefäße von Bernstein (Merseburg, Weimar und Wendelstein, Kreis Querfurt; Z. f. E. 1902, S. 182), vereinzelt auch von nordischen Feuerstein beilen mit mandelförmigem Querschnitt (Z. f. E. 1900, S. 268, Fig. 12) begleitet wird, mit ziemlicher Bestimmt heit von älteren nordischen Typen herleiten, so bleibt doch andererseits die Tatsache bestehen, daß der neue Stil im Saalegebiet sich in ganz Eine andere hierher gehörige Form bilden besonderer Weise entwickelt hat. Es ist also die merkwürdigen blumentopfartigen, teils mit wiederum das gleiche Gebiet, wo wir bereits Schnur-, teils mit Palmzweigmuster verzierten die ältere und jüngere Winkelbandkeramik aus Töpfe von Poln.-Peterwitz, Kreis Breslau (Merursprünglich nordischen Typen hervorgehen sahen tins, Wegweiser durch die Urgesch. Schlesiens und bis wohin von Süden her die Spiral-Mäander- und der Nachbargebiete, S. 40, Fig. 66) (Fig. 97), keramik sich ausgebreitet hatte. Dieselben eth- und Puschwitz, Kreis Neumarkt (Ebenda, Fig. 68) nischen Elemente, die in den älteren Perioden | (Fig. 98), deren nächste Verwandte die in den

jütischen Obergräbern vorkommenden, hier meist mit der Herzmuschel verzierten Becher bilden (Soph. Müller, Ordning Stenalderen, Fig. 226). Weiter südwärts erscheinen sie in galizischen Skelettgräbern, so zu Węgrzce bei Krakau, und in etwas modifizierter Form in Chorostkow in Ostgalizien, hier zusammen mit einer großen durchFig. 97.

Fig. 96.

lochten Bernsteinperle (Zbiór wiadomosci V, S. 9, Tab. I, Fig. 2, 3, 13, 14; XIV, Tab. I, Fig. 7).

Sehr charakteristisch sind auch die Zapfenbecher von Königsberg i. N. (Brunner, a. a. O., Fig. 44), Kl.-Gandau, Kreis Breslau (Mertins, a. a. O., S. 40, Fig. 64), und andere, die vollständig mit den Bechern von Pinnow (Brunner, Fig. 99. Fig. 105.

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Gefäß von Kl. Rietz.

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Fig. 96. Krug mit zwei dicht zusammengestellten Henkeln und kleinen Zapfen zwischen Hals und Bauch. Rhinow. (Brunner, S. 17, Fig. 35.) — Fig. 97. Blumentopfart. Becher von Poln. - Peterwitz. (Mertins, Wegweiser usw., Fig. 66.) Fig. 98. Schnurverz. Gefäß von Puschwitz, Kr. Neumarkt, Schlesien. (N. A. 1899, H. 6, S. 82, Fig. 1. M. V. Ie, 1134 a.) Fig. 99. Schnurverz. Becher von Kl.-Gandau, Kr. Breslau. (Mertins, S. 40, Fig. 64.) Fig. 100. Zapfenbecher von Stendall. (Schumann, Taf. XIV, 2.) Fig. 101. Becher mit Griffleiste und Schnurverzierung. Vietnitz, Kr. Königsberg i. N. (Brunner, Fig. 50 u. M. V. I, 4472.) Fig. 102. Zapfenbecher mit konvexer Wandung von Flieth. Fig. 103. Einhenklige Tasse mit echter und imitierter Schnurverzierung. Liepe, Kreis Angermünde. (Brunner, Fig. 54 u. M. M. II, 17905.) Fig. 104. Steinzeitl. Gefäß vom Burgwall Ketzin. (Nachr. Alt. 1899, H. 3, S. 42.) — Fig. 105. Schnurverz. Gefäß von Köben, Kr. Steinau, Schlesien. Fig. 106. Vierhenkl. (Brunner, S. 7, Fig. 10.) von Marschwitz, Kreis Ohlau (Mertins, a. a. O., S. 40, Fig. 67), und ein Stück aus Posen (Brunner, a. a. O.) sind im Havellande vertreten (Nachr. Alt. 1899, H. 3, S. 42, Fig. 5) (Fig. 104), das hier angeführte Stück sogar in Verbindung mit einem geschweiften Zapfenbecher. Besonders bemerkenswert ist hierbei

a. a. O., Fig. 52), Steenhagen, Liepe, Moor, Ketzin, Lunow u. a. Orten identisch sind (Fig. 99 bis 102 und Brunner, a. a. O., Fig. 52, 49, 56, 59, 51, 7).

Auch die tassenförmigen Krüge mit bandartigem, randständigem Henkel und S-förmigem Profil (Fig. 103), wie beispielsweise ein Exemplar

noch der untere Ansatz des Henkels, der in zwei rundliche sich zusammenneigende Reliefleisten ausläuft. Die gleiche Eigentümlichkeit des Henkelansatzes zeigt außer einem Gefäß von Rhinow (Fig. 96) auch der obenerwähnte schnurverzierte Becher von Posen, der Schnurbecher von Krebbel und ein schlauchförmiges Gefäß von Friedeberg, Kreis Breslau (Mertins, a. a. O., Fig. 69).

Gleichfalls unmittelbar auf ältere nordische Bilder geht der vierhenkelige, weitmündige Topf von Köben, Kreis Steinau (Nachr. Alt. 1899, H. 6, S. 82, Fig. 2) (Fig. 105), zurück. Wenn auch in der Form den obenerwähnten Thüringer Stücken völlig gleich, unterscheidet er sich doch von ihnen wesentlich in der Verzierung. Dagegen steht er in dieser Hinsicht dem bereits oben angeführten Stück von Kl.-Rietz (Fig. 106) sehr nahe, das wie das Köbener Exemplar zwischen den vier Henkeln eine Reihe von zapfenartigen Vorsprüngen trägt (Brunner, a. a. O., Fig. 10), während die in der Schnurtechnik hergestellten konzentrischen Ellipsen in den bereits früher angeführten Doppelkreisen der nordischen Megalithkeramik ihre Analogien haben (Madsen, a. a. O., Bd. I, Taf. XVIII, Fig. 9; Taf. XXXVI, Fig. 2; Taf. XLVII, Fig. 35; Schumann, a. a. O., Taf. XXI, XVII u. a.).

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Als eine besondere Form der ostdeutschen Schnurkeramik seien endlich noch die eigentümlichen schlauchartigen" Gefäße erwähnt, die gerade für Schlesien am meisten charackteristisch sind (Mertins, a. a. O., Fig. 69), sich aber wie die blumentopfartigen Becher südwärts bis nach Galizien hin verfolgen lassen.

Dürfen wir nach den bisherigen Ausführungen sowohl die mittel- wie die ostdeutsche Schnurkeramik als einen unmittelbaren Abkömmling der älteren nordischen Keramik mit großer Sicherheit betrachten, so liegt auch kein Grund mehr vor, in ihren Trägern eine fremde, nichtindogermanische Bevölkerung zu erblicken, wie es Kossinna in seiner oft zitierten Arbeit, „Die indogermanische Frage archäologisch beantwortet" (Z. f. E. 1902, S. 175) entgegen Hörnes (Deutsche Geschichtsblätter III, 152) getan hat. Diese Auffassung wird durch die somatischen Verhältnisse der Schnurkeramiker voll bestätigt. Die aus schuurkeramischen Gräbern Nord-, Mittel

und Westdeutschlands, Schlesiens, Süddeutschlands und Böhmens gehobenen Schädel zeigen mit ihrer ausgesprochenen ellipsoiden Dolichokephalie, der flachen Stirnbildung, dem feinen Schmalgesicht mit den weiten, eckigen Augenhöhlen und der alveolären Prognathie des Oberkiefers dieselben Eigenschaften, die wir an den sonstigen steinzeitlichen Schädeln dieser Gebiete wahrnehmen (Schliz, Der schnurkeramische Kulturkreis; Z. f. E. 1906, S. 337 ff.) und auch hinsichtlich der Größe stimmen die Skelette der Schnurkeramiker mit denen der nordischen Neolithiker durchaus überein 1).

VII. Glockenbecher.

Die letzte keramische Gruppe der jüngeren Steinzeit bilden die merkwürdigen Glockenbecher, von Voss nach einem mährischen Fundorte Gefäße vom Brannowitzer Typus genannt (Z. f. E. 1895, S. 121). Diese Gruppe findet sich durch beinahe ganz Europa verbreitet, nur in den Alpen scheinen sie auffälligerweise, abgesehen von einem Funde im Pfahlbau von Vinelz am Bieler See (Gross, Les Protohelvètes, Taf. II, Fig. 5) völlig zu fehlen. Wir begegnen ihnen auf Sizilien, der Pyrenäischen Halbinsel, in Südund Nordfrankreich, in der Bretagne (einige sehr schöne Exemplare in der Sammlung des Herrn du Châtellier auf Schloß Kernuz), auf den britischen Inseln (Montelius, Chronol. d. ält. Bronzezeit, S. 89, Fig. 236 bis 240), dann in Ungarn (Wosinsky, Inkr. Ker., Taf. LXXIX), Mähren (Voss, a. a. O.), Böhmen (v. Weinzierl, Prähist. Bl., Bd. VIII, 1896, S. 89), Sachsen (Prähist. Mus. in Dresden), Mitteldeutschland (Grössler, Vorgesch. Funde aus der Grafschaft Mansfeld. Mansf. Bl., XII. Jahrg., 1898, S. 200 ff), Norddeutschland und Dänemark (Montelius, a. a. O.) und überall gehören sie dem Ende der Stein oder der frühesten Bronzezeit an. Überall erscheinen in ihrer Gesellschaft die ersten Spuren des Metalles in Gestalt von kupfernen oder bronzenen Pfriemen, Dolchen, Messern, von Goldschmuck und von solchen Gegenständen, welche (wie die Knöpfe mit V-bohrung, Perlen aus Stein und Muschel

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1) Nach einer brieflichen Mitteilung hält auch Herr Prof. Kossinna gegenwärtig die Schnurkeramiker für Indogermanen.

schalen an anderen Orten) die Steinzeit mit der Bronzezeit verbinden" (M. Much, Die Kupferzeit in Europa, S. 76).

Die am meisten typischen Gefäße dieser Gruppe sind die glockenartig geschweiften Becher, die ja der ganzen Gruppe den Namen gegeben haben und deren Form mit den geschweiften Bechern der Schnurkeramik übereinstimmt. Doch unterscheiden sie sich von ihnen durch die Anordnung des Ornamentes, das in einzelne Zonen gegliedert den ganzen Gefäßkörper bedeckt, aber auch in technischer Hinsicht von jenen völlig verschieden ist. Die Verzierung wurde fast ausschließlich mit einem gezahnten Instrument oder in Rädchentechnik ausgeführt. So entstanden Reihen regulärer Eindrücke, welche Streifen aus geraden (horizontalen und gebrochenen Zickzack-)Linien oder breitere Bänder aus schrägen Schraffen, liegenden Kreuzen und schachbrettartigen Figuren bildeten. Die Ausführung dieser Ornamente ist so eigentümlich, daß, wie Voss betont, ihr Grundcharakter auch dann noch hervortritt, wenn sie nicht durch Punktreihen, sondern durch fortlaufende Linien hergestellt sind" (Hörnes, Urgesch. der bildenden Kunst in Europa, S. 272).

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Neben diesen Bechern erscheinen ähnlich geformte Krüge mit breitem, randständigem Henkel, schlanke Vasen, Schalen mit oder ohne Fuß und noch andere Gefäßformen, die aber gleichfalls dieselbe überaus charakteristische Ornamentierung aufweisen (Wosinsky, Inkr. Ker., Taf. LXXIX).

Den Ursprung dieses Typus sucht Montelius (Die Chron. d. ält. Bronzezeit usw., S. 89) im Orient. „Diese Becher zeigen nämlich in der Form große Ähnlichkeit mit Gefäßen aus Ägypten (Flinders Petrie, Kahun, Gurob und Hawaoa, Taf. XII und XIII; Ton; 12. Dynastie) und Kleinasien (Schliemann, Ilios, Fig. 168, 254, 300, 356 u. a. aus Ton; Fig. 779 bis 781 aus Silber), welche dem dritten Jahrtausend v. Chr. angehören. Ihre Dekoration durch parallele, horizontale Streifen von eingeritzten Linien und Punkten ist offenbar durch Nachbildung der gemalten Streifen entstanden, welche so früh auf den mit Hilfe der Drehscheibe verfertigten und gemalten orientalischen Tongefäßen auftreten."

Von dort aus sollen sie sich auf zwei Wegen nach dem Norden verbreitet haben, einem westArchiv für Anthropologie. N. F. Bd. VII.

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lichen über Spanien, Frankreich und England, einem östlichen über Ungarn, Böhmen und Mitteldeutschland. Indessen entbehren die dänischen Stücke, die Montelius als Beleg für die westliche Herkunft anführt (Fig. 241 u. 242) meines Erachtens der Beweiskraft. Denn bei ihnen handelt es sich, wie schon die auf den oberen Gefäßteil beschränkte Ornamentierung und die Art der Dekorationsweise erkennen läßt, anscheinend gar nicht um typische Glockenbecher, sondern um geschweifte Becher der Schnurkeramik (Fig. 241), oder um die noch älteren Becher aus der Periode der Winkelbandkeramik (Fig. 242). Das gleiche gilt auch von den beiden Bechern von Katbjerg (Fig. 288 Montelius Madsen, a. a. O., Bd. II, Taf. XVIIIh und Madsen Taf. XVIIIi unsere Fig. 91), die sich von den Schnurbechern nur durch die Technik der Verzierung unterscheiden und offenbar noch älter als diese sind. Diese Datierung ergibt sich schon aus der Form des Ganggrabes von Katbjerg (Madsen, a. a. O., Bd. II, Taf. XVI, Fig. 28), das mit seiner polygonalen Grabkammer und dem etwas seitwärts auslaufenden Gang der ältesten Kategorie der Ganggräber angehört, also nach Montelius' eigener Chronologie schon bald nach der Mitte des dritten Jahrtausends errichtet sein muß, während die Glockenbecher sowohl des westlichen Europa einschließlich Britanniens, wie Ungarns, Böhmens und Mitteldeutschlands kaum viel über das Jahr 2000 zurückgehen dürften. Dagegen gehören die von Montelius angeführten englischen Exemplare (Fig. 239, 240, 479) sicher zu den echten Glockenbechern und es ist noch besonders zu betonen, daß sie dort, wie in Mähren, Böhmen und Westdeutschland mit typischen Armschutzplatten (Montelius, a. a. O., Fig. 481) vergesellschaftet erscheinen.

Eine weitere Frage ist die, ob wir es bei den Glockenbechern mit einer besonderen Kulturperiode zu tun haben, oder ob nicht vielmehr diese Kulturstufe ganz oder teilweise mit anderen Perioden sich deckt. Letzteres hat Götze (Verhandl. 1900, S. 261 ff.) angenommen, nach dessen Ansicht die Zonenbecher, wenigstens während eines gewissen Zeitraumes, neben der Schnurkeramik bestanden haben sollen. Götze stützt sich dabei auf drei Momente: „erstens die Be

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