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einflussung der Ornamentik der Schnurkeramik, zweitens das vergesellschaftete Vorkommen, und drittens die Existenz von Mischformen aus beiden Gruppen". Eine Beeinflussung der Ornamentik erblickt er in einem Schnurbecher von Nautschütz (a. a. O., Fig. 5), mit einem metopenartigen Band, das aus abwechselnd nebeneinander gestellten liegenden Kreuzen und Gruppen von drei senkrechten Linien gebildet wird und das der sonstigen neolithischen Keramik vollständig fremd sei. Für das gemeinschaftliche Vorkommen beruft er sich auf einen Fund von der Graslücke bei Korbetha, wo Klopfleisch ,,in dem untersten Begräbnis eines mehrschichtigen Hügelgrabes" Scherben von Zonenbechern zusammen mit Schnurkeramik antraf (Vorgesch. Alt. d. Prov. Sachsen, H. 1 bis 2, S. 91). Als Mischformen endlich sieht er solche Gefäße an, die vom Schnurbecher Form, Material und Verzierungstechnik, vom Zonenbecher dagegen das Ornamentsystem übernommen haben (a. a. O., Fig. 6 u. 7).

Indessen ist, wie schon Reinecke (Verhandl. 1900, S. 604 f.) sehr zutreffend ausführt, keines der drei genannten Momente maßgebend. Das Metopenband des Bechers von Nautschütz hat zwar eine gewisse Ähnlichkeit mit manchen Glockenbechermustern (z. B. Wosinsky, a. a. O., Taf. LXXIX, Fig. 1), genügt aber noch nicht, um daraus eine Beeinflussung durch die Zonenbecher herleiten zu können. Übrigens kommen verwandte Motive, liegende Kreuze zwischen senkrechten Bändern, auch in nordischen Megalithbauten vor, so ein Stück aus einem Ganggrabe von Aarby (Madsen, a. a. O., Bd. I, Taf. XXIr). Ebensowenig beweiskräftig sind die Funde von der Graslücke, da hier von einer ungestörten Lagerung keine Rede sein kann und daher die Fundverhältnisse nichts weniger als klar sind. Was endlich die von Götze sogenannten Zonenschnurbecher anlangt, so sind dies eben einfache Schnurbecher, aber keineswegs Mischformen im Sinne Götzes. Dazu kommt noch die Verschiedenartigkeit der Beigaben bei beiden Gefäßgruppen, die typischen facettierten Hämmer der Schnurkeramik und die nicht weniger charakteristischen Armschutzplatten der Glockenbechergräber, beides Formen, die streng auf die entsprechende keramische Gruppe beschränkt bleiben.

Wenn die Glockenbecher noch neben der Schnurkeramik bestanden haben, kann dies jedenfalls nur verhältnismäßig kurze Zeit gewesen sein. Andererseits aber kommen mit Glockenbechern bisweilen typische Aunjetitzer Gefäße vergesellschaftet vor, so bei einem Grabfund von Groß-Osterhausen, Kreis Querfurt, wo man in einem Skelettgrab neben einem gut erhaltenen Zonenbecher eine schlanke Henkelkanne mit niedrigem, konvexem Boden und hohem, einwärtsgeschweiftem Halsteil faud, wie dies für die Aunjetitzer Gruppe charakteristisch ist. (Grössler, Vorgesch. Funde aus der Grafsch. Mansfeld. Mansf. Bl., XII. Jahrg. 1898, S. 200 ff. u. Taf.). Ähnliche Beobachtungen liegen mehrfach aus Böhmen vor (v. Weinzierl, a. a. O.). Ich glaube daher mit Köhl die Glockenbecherkeramik als eine besondere Kulturstufe zwischen die Schnurkeramik und die Aunjetitzer Periode einreihen zu dürfen, so zwar, daß sie sich mit beiden noch berührt. Allerdings ist, wenn man für die Glockenbecher eine besondere Periode ansetzen will, die Zahl der Funde noch eine recht geringe. Doch erklärt sich dies wohl aus der Bestattungsweise, da nach dem Funde von Groß- Osterhausen und anderen Fundplätzen zu urteilen die Glockenbecherleute ihre Steinkistengräber sehr tief in den Boden einzusenken pflegten, so daß die meisten Gräber jedenfalls noch unentdeckt geblieben sind (Grössler, a. a. O.).

Die Einführung der Glockenbecherkeramik mag auf verschiedene Weise erfolgt sein, in der Hauptsache wohl durch Handelsbeziehungen, wofür vor allem die ungeheure Ausbreitung dieser keramischen Gruppe über fast ganz Europa spricht. Daneben müssen aber auch Völkerbewegungen eine gewisse Rolle gespielt haben. Das folgt mit großer Bestimmtheit aus der somatischen Beschaffenheit der Glockenbecherleute, die mit ihrer ausgesprochenen starken Brachy- und Hypsokephalie, dem breiten Gesicht, der Bildung der Kiefer und der rechteckigen Gestaltung der Augenhöhlen sich auf das schärfste von der nordeuropäischen Rasse unterscheiden.

Schlußbemerkungen.

In welcher Weise lassen sich nun die Ergebnisse unserer keramischen Studien für das Indogermanenproblem und die Frage der indo

germanischen Ausbreitung verwerten ? Bevor wir auf diesen Punkt eingehen, empfiehlt es sich, erst einmal die Frage der Wanderungen im allgemeinen zu betrachten. Noch nie", sagt Ratzel (Ber. d. Säch. Ges. d. Wissensch. 1898, S. 23), hat eine einmalige Völkerbewegung zu einer dauernden Ausbreitung des Wohnsitzes geführt. Durch einzelne Flüchtlinge, Verschlagene, Reisende kann ein Gedanke oder eine Fertigkeit in ein Volk hineingetragen werden, und der einzelne kann im besten Fall der Pionier einer größeren Bewegung werden. Aber zur Ausbreitung bedarf es zuerst einer Masse, die sich ausbreitet und festsetzt und dann der Nachschübe, die die unvermeidlichen Verluste dieses ersten Versuches ersetzen. Fehlen diese, dann wiederholt sich das Schicksal der normännischen Besiedelung Grönlands, die eines Tages ausgelöscht war, fast ohne eine Spur zu hinterlassen. So waren die Niederlassungen in Vinland und Markland ausgelöscht. So sind die germanischen Staaten und germanische Völker in Südeuropa und Nordafrika verschwunden." Wir werden schon aus diesem Grunde nicht jener Ansicht beipflichten, daß es in alten Zeiten anders gewesen sei. „Nicht einzelne große Völkerwanderungen, sondern immer sich wiederholende Bewegungen, im allgemeinen gleiche Richtungen bewahrend, können allein die Entstehung und Lage auch der arischen Völker in Europa und Westasien erklären."

Nun, ich denke, diese Voraussetzungen haben durch die vorstehenden Untersuchungen volle Bestätigung gefunden. Wir haben gesehen, wie im Norden des deutschen Mittelgebirges über einer älteren fremdrassigen Bevölkerungsschicht nordische Elemente sich niederschlagen und wie aus dieser Mischbevölkerung eine neue Kultur hervorwächst, die, alsbald weit über ihre ursprünglichen Grenzen sich ausbreitend, allmählich fast ganz Süddeutschland, Böhmen und Mähren durchdringt und mit einzelnen Ausläufen selbst Ungarn und Siebenbürgen erreicht. Dieser ersten Bewegung folgt bald eine neue. Wiederum dringen von Norden zunächst in das mitteldeutsche Gebiet nordische Elemente ein, durch deren Verschmelzung mit der seitherigen Bevölkerung ein neuer Stil, der Rössener Typus,

geschaffen wird. Seine Träger folgen den Spuren der früheren Bevölkerung, breiten aber ihre Grenzen noch weiter süd- und ostwärts aus. Von einer dritten und vierten Völkerwelle erzählt uns die Ausbreitung des Bernburger Stiles und der Kugelamphoren, von denen jedoch nur letztere weiter nach Süden und namentlich nach Osten vordringen, während ersterer nur mit versprengten Ausläufern das deutsche Mittelgebirge überschreitet. Die nächste große Völkerbewegung offenbart sich in dem Vordringen der Schnurkeramik, die, auf nordischem Boden aus nordischen Elementen erwachsen, dieselben Wege einschlägt wie ehedem die ältere und jüngere Winkelbandkeramik. Die letzte große Völkerwelle endlich haben wir in der Ausbreitung des Aunjetitzer Formenkreises vor uns, der, wie die ältere und jüngere Winkelbandkeramik unter nordischen Einwirkungen in Mitteldeutschland entstanden, die gleiche Richtung wie diese nimmt.

Neben diesen großen Völkerbewegungen, bei denen es sich nicht sowohl um ein sprunghaftes Durchwandern großer Räume, als vielmehr um eine systematische schrittweise Ausdehnung über die ursprünglichen Grenzen hinaus, um ein allmähliches Einschieben in ältere Volksschichten handelt, mögen aber auch noch einzelne Wanderungen nach weit entfernten Gebieten stattgefunden haben. So sehen wir die dolmenzeitlichen Kragenflaschen Dänemarks und des nordwestlichen Deutschlands, die in Mecklenburg, Brandenburg, Pommern und Nordschlesien völlig unbekannt sind, plötzlich wieder viel weiter südwärts in der Gegend zwischen Oder und Zobten in großen Massen auftauchen, und wir können sie von dort oderaufwärts bis nach Galizien, ja sogar vielleicht bis zum Kaukasus verfolgen (Wilke, Vorgesch. Bez. zwischen Kaukasus und den unteren Donauländern, ein Beitr. z. Arierproblem; Mitt. d. Wien. Anth. Ges. 1908, S. 144). Zahlreiche nordische Muster, die schraffierten oder punktierten Rauten (S. 321), konzentrische Kreise, eingeschachtelte Rhomben, mit kleinen Rauten ausgefüllte Dreiecke (S. 321) und viele andere Ornamente, die wir in Mitteldeutschland, Schlesien, Böhmen und Mähren vergeblich suchen, hatten wir an der mittleren und unteren Donau und in den Pfahlbauten Oberösterreichs in

Begleitung typischer nordischer Geräteformen wiedergefunden. Ebendort waren wir auch den so charakteristischen sichelförmigen Feuersteinmessern begegnet, die auf Rügen, in Dänemark und in Skandinavien zu vielen vielen Tausenden vorkommen, in Mecklenburg und Hinterpommern schon seltener werden und in Mitteldeutschland, Schlesien und Böhmen fast vollständig fehlen, dagegen in den Pfahlbauten Oberösterreichs auf einmal wieder in sehr großen Mengen erscheinen (Much, Die Heimat der Indogermanen, S. 14). Und die durch ihre Ornamentik so charakteristische, der ostdeutschen nahestehende Keramik vom Rinnekaln am Burtnecksee in Livland (Sievers, Verhandl. d. Berl. Anth. Ges. 1875 u. Virchow, Ebenda, 1877) ist absolut identisch mit den Gefäßen von Palkino im Gouvernement Perm, obschon es vollständig an verbindenden Zwischengliedern zwischen diesen über 2000 km auseinander liegenden neolithischen Stationen fehlt (Z. f. E. 1905, S. 357 ff.). Ja selbst die oben angeführten großen, keramischen Gruppen haben sich teilweise sprunghaft ihren Weg gesucht. So ist die ganze Südhälfte Böhmens südlich der Sazawa und dem Oberlauf der Elbe frei von Hinkelsteintypen, die erst wieder an der Thaya und March und ihren Zuflüssen, dann aber auch gleich in großen Massen auftauchen. Ebenso verhält es sich mit ihrer Ausbreitung nach Westen, wo sie das Gebiet der Werra, Fulda und Eder gänzlich vermeiden, um erst an der Nidda und Kintzig, den nördlichen Zuflüssen des Untermains sich wieder einzustellen. Und wie bei den Hinkelsteintypen sehen wir auch bei den übrigen Gruppen neben einer schrittweisen Ausbreitung stellenweise ein sprungweises Vordringen der aufeinander folgenden keramischen Typen, namentlich im Osten Deutschlands, wo beispielsweise die an der unteren Oder bis zur Warthe so häufige Schnurkeramik erst in der Gegend der Katzbach wiederkehrt 1).

1) Dürfen wir nach den hier angeführten Beispielen mit gutem Rechte auf größere, über weite Räume sich erstreckende Einzelwanderungen schließen, so müssen wir auch die Möglichkeit zugeben, daß auch die Ausbreitung der megalithischen Grabdenkmäler durch solche Wanderzüge erfolgt ist.

Nach meiner persönlichen Kenntnis der Megalith bauten der Iberischen Halbinsel, Süd- und Westfrankreichs und der diesen Grabbauten eigenen Keramik besteht für mich kein Zweifel darüber, daß die Megalithbauten der ganzen Westküste Europas

Immerhin spielen derartige Einzelwanderungen gegenüber dem stetigen Vordringen der nordischen Elemente und den immer von neuem gleichfalls im wesentlichen nur schrittweise erfolgenden Nachschüben in die bereits okkupierten Gebiete eine untergeordnete Rolle. Nur hierdurch war es möglich, daß die nordischen Eindringlinge gegenüber der numerisch überwiegenden, aber physisch und geistig schwächeren Urbevölkerung allmählich soweit erstarkten, daß sie in dem ganzen von ihnen überschwemmten Gebiete eine herrschende Stellung einnehmen und der gesamten Bevölkerung ihre Kultur und Sprache aufzwingen konnten. Schon lange vor Schluß der Steinzeit war dieser Assimilationsprozeß, der vielleicht noch durch eine gewisse Verwandtschaft gefördert wurde, vollzogen, so daß wir jedenfalls mindestens schon von der zweiten Hälfte des dritten Jahrtausends

auf seefahrende nordische Völkerstämme zurückzuführen sind, die die Küsten und vorgelagerten Inseln kolonisierten (vgl. auch L. Zink, Des nordeuropaeiske Dysse-Territoriums Stengrave og Dyssernes Udbredsete i Europa; Kobenhavn 1901, S. 132 ff.). Selbstverständlich soll damit nicht gesagt sein, daß nun jede einzelne Kolonie eine unmittelbare Schöpfung jener Nordleute sei, vielmehr muß man sich die Sache so vorstellen, daß von den ursprünglichen Kolonien aus neue Tochterkolonien gegründet wurden, wie wir es ja auch später in der phönikischen und griechischen Kolonisierungsgeschichte sehen. Dieser Vorgang ergibt sich, wie ich in einer besonderen zusammenfassenden Arbeit über Dolmenkeramik nachzuweisen gedenke, schon aus der Tatsache, daß der Gesamtcharakter der westeuropäischen Dolmenkultur um so stärker von der nordischen Megalithkultur abweicht, je weiter die betreffenden Gebiete vom Norden entfernt sind, während bei einer direkten Kolonisierung auch der abgelegeneren Küstengebiete durch seefahrende Nordländer mit den verschiedenartigen und verschiedenen Perioden angehörigen Megalith bauten zugleich auch die sonstigen Bestandteile der diesen Zeitabschnitten entsprechenden nordischen Kultur übertragen worden wären. So läßt sich auch die Übertragung der bretonischen Ganggräber mit „falschem Gewölbe" (z. B. in dem Tumulus auf der Ile longue bei Lokmariaker im Morbihan), das im westbaltischen Megalithgebiete noch völlig unbekannt ist, dagegen schon in Irland (Alexandre Bertrand, Nos origines; la religion des Gautris, les Druides et le Druidisme, Paris 1897, pl. I) erscheint, bis nach Sardinien (Nuraghen) und das östliche Mittelmeergebiet (mykenische Kuppelgräber) recht wohl durch die Annahme einer sekundären oder tertiären Kolonisierung verstehen, und der von Kossinna (a. a. O., S. 180) gegen Much erhobene Einwand, daß so weite Seereisen in jener frühen Zeit nicht denkbar und daß nicht einmal die Normannen über das westliche Mittelmeer hinausgekommen“ seien, wird dadurch entkräftet.

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Aber auch eine Übertragung des Dolmengedankens auf dem Landwege nach weit entfernten Punkten durch wandernde Völker erscheint mir recht wohl denkbar.

müssen wir die Idee des Stammbaumes gänzlich aufgeben. Ich möchte an seine Stelle das Bild der Welle setzen, welche sich in konzentrischen mit der Entfernung vom Mittelpunkte immer schwächer werdenden Ringen ausbreitet.... Mir scheint auch das Bild einer schiefen, vom Sanskrit zum Keltischen in ununterbrochener Linie

geneigten Ebene nicht unpassend. Sprachgrenzen innerhalb dieses Gebietes gab es ursprünglich nicht, zwei voneinander beliebig weit entfernte Dialekte A und X waren durch kontinuierliche Varietäten B, C, D usw. miteinander vermittelt." Erst dadurch, daß einzelne Glieder CDE ausgewandert oder vernichtet sind, konnten Sprachgrenzen entstehen, da ja in einem solchen Falle die Varietät B nunmehr unmittelbar an F angrenzte.

Es ist schon von anderer Seite hervorgehoben worden, wie gerade die Schmidtsche Wellentheorie stark für die europäische Urheimat zeugt, denn wenn wir die Italiker und Griechen, wie es ganz sicher ist, aus Mitteleuropa kommen lassen, so schließt sich hier in der Tat Glied an Glied, Griechen, Italiker, Kelten, Germanen, Litauer, Slawen bilden dann sofort eine kontinuierliche Kette, in der aber nur ein Glied fehlt, das Indo-Iranische, das zwischen Slawisch und Griechisch in der Mitte steht. Es ist dann aber viel wahrscheinlicher, daß sich dies eine Glied

Erstreckten sich die Wanderzüge der alten Livländer losgerissen hat, während die anderen den Ur

bis an die fernen Ufer der Kama und bis zum Vorlande des Ural, so konnten auch kleinere Völkerstämme, ohne unterwegs längeren Aufenthalt zu nehmen und ohne daher tiefere Spuren ihres Durchzuges zu hinterlassen, von der norddeutschen Tiefe bene bis Bulgarien und selbst zur Krim und zum Kaukasus vordringen und damit ihre heimischen Bestattungsbräuche in jene entlegenen Gebiete verpflanzen. Vielleicht bezeichnen die oben (S. 300) erwähnten Steindenkmäler Böhmens und Sachsens den Weg, den einzelne jener Wanderzüge genommen haben. Jedenfalls erscheinen mir die Ausführungen Muchs in dieser Hinsicht (a. a. O., 8. 163 ff.) höchst beachtenswert, wenn auch eine endgültige Entscheidung dieser Frage erst von einer genauen und sorgfältigen Analyse der sonstigen Kulturerscheinungen in jenen südöstlichen Megalithbauten erwartet werden kann. Gehören die nordkaukasischen Dolmen, wie manche russische Archäologen annehmen, der neolithischen Zeit und nicht erst, wie Philimonow behauptet, der Eisenperiode an, so liegt es nahe, sie zu den Vorfahren jener westindogermanischen Bevölkerung in Beziehung zu bringen, die schon in sehr früher Zeit bis nach Ost- und Nordturkestan vordrang und von der uns die Turfanexpedition so wertvolles Material gebracht hat.

sitzen näher oder ganz in ihnen geblieben sind, als das Umgekehrte" (Hirt, Die Indogermanen usw., S. 93 f.).

Besteht diese geistreiche Hypothese, der es freilich nicht an vielfachem Widerspruch gefehlt hat, zu Recht, so würden die Zentren der einzelnen Wellensysteme, die ja nicht notwendig kreisförmig und auch nicht sämtlich gleichzeitig entstanden zu sein brauchen, zugleich als Kulturzentren anzusprechen sein. Bildlich läßt sich dieser Entwickelungsvorgang in folgender Weise darstellen:

Bei A sehen wir die ursprüngliche Gruppierung des indogermanischen Urvolkes und der noch bis über das deutsche Mittelgebirge hinüberragenden südlichen, nicht indogermanischen Urbevölkerung. B veranschaulicht die Verbreitung der älteren und jüngeren Winkelbandkeramik, während sich im Osten der litauisch-baltische und

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böhmisch-mitteldeutsche Gruppe, in denen nur noch einige wenige der zahlreichen, im nordbalkanischen Gebiete beliebten Spiral-Mäandermuster Verwendung finden, die aber auch untereinander mancherlei, wenn auch nur unwesentliche Unterschiede erkennen lassen. Ungefähr gleichzeitig mit ihr oder nur wenig später breitet sich im Osten der Kreis mit bemalter Keramik aus, die von der nordbalkanischen Gruppe die Spiral-Mäandermotive übernommen hat und die sich von Böhmen (Schneider, Steinzeitliche Gefäßmalerei in Böhmen, Z. f. E. 1908, H. IV, S. 573 ff.), Mähren und Niederösterreich (Palliardi, Mitt. der prähist. Komm. 1897, S. 237 ff.), über Galizien (Ossowski, Sprawozdanie z wycieczki paleoetn. po Galiciyi 1881, p. 35; Hörnes, Urgesch. d. Kunst, S. 214 ff.) und die Bukowina (Schipenitz im Pruthtale Romstorfer, Mitt. d. k. k. Zentralkomm., Bd. XIX, S. 243, 256, Fig. 29 bis 31; Szombaty, Jahresb.

Schema C.

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Ältere Winkelbandkeramik Jungere

Kulturkreise in den älteren Abschnitten des
Neolithicums.

d. Bukow. Landesmus. 1894, S. 5; Hörnes, a. a. O., S. 214) bis an den Dnjepr (Funde von Kiew, Chalepje, Tripolje; Pič, a. a. O., Bd. I, S. 107, 108, Fig. d), südwärts über Ungarn (Wosinsky, Das prähist. Schanzwerk v. Lengyel), Siebenbürgen (Teutsch, a. a. O.) nach Rumänien (Funde von Cucuteni und Radošeni; Hörnes, a. a. O, S. 210; Archiva Societatii stiintifice și literare dni Jasy, I, p. 257-270) und weiter nach Kleinasien (Troja und Jortan bei Smyrna;

Nordbalka

nische Gruppe

Kulturkreise zur Zeit der Spiral-Mäander-Keramik.

H. Schmidt, Z. f. E. 1904, S. 648) erstreckt. Innerhalb dieses großen Kreises hebt sich etwas später als eine besondere Gruppe die Siebenbürgische Gruppe mit polychromer Malerei hervor, deren Mittelpunkt die überaus interessanten, von J. Teutsch aufgedeckten Stationen von Erösd am rechten Altufer, Komitat Harómszek, und vom Priesterhügel bei Brenndorf, Komitat Kronstadt, bilden (Teutsch, Mitt. d. prähist. Komm. 1903; Mitt. d. Wien. Anth. Ges. 1900, S. 193 ff.; Z. f. E. 1907, S. 108; H. Schmidt, a. a. O., S. 637 ff.; Z. f. E. 1907, S. 121 ff.). Ganz im Norden haben wir noch den Kreis mit

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