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Aber auch eine Übertragung des Dolmengedankens auf dem Landwege nach weit entfernten Punkten durch wandernde Völker erscheint mir recht wohl denkbar. Erstreckten sich die Wanderzüge der alten Livländer bis an die fernen Ufer der Kama und bis zum Vorlande des Ural, so konnten auch kleinere Völkerstämme, ohne unterwegs längeren Aufenthalt zu nehmen und ohne daher tiefere Spuren ihres Durchzuges zu hinterlassen, von der norddeutschen Tiefebene bis Bulgarien und selbst zur Krim und zum Kaukasus vordringen und damit ihre heimischen Bestattungsbräuche in jene entlegenen Gebiete verpflanzen. Vielleicht bezeichnen die oben (S. 300) erwähnten Steindenkmäler Böhmens und Sachsens den Weg, den einzelne jener Wanderzüge genommen haben. Jedenfalls erscheinen mir die Ausführungen Muchs in dieser Hinsicht (a. a. O., S. 163 ff.) höchst beachtenswert, wenn auch eine endgültige Entscheidung dieser Frage erst von einer genauen und sorgfältigen Analyse der sonstigen Kulturerscheinungen in jenen südöstlichen Megalithbauten erwartet werden kann. Gehören die nordkaukasischen Dolmen, wie manche russische Archäologen annehmen, der neolithischen Zeit und nicht erst, wie Philimonow behauptet, der Eisenperiode an, so liegt es nahe, sie zu den Vorfahren jener westindogermanischen Bevölkerung in Beziehung zu bringen, die schon in sehr früher Zeit bis nach Ost- und Nordturkestan vordrang und von der uns die Turfanexpedition so wertvolles Material gebracht hat.

müssen wir die Idee des Stammbaumes gänzlich aufgeben. Ich möchte an seine Stelle das Bild der Welle setzen, welche sich in konzentrischen mit der Entfernung vom Mittelpunkte immer schwächer werdenden Ringen ausbreitet.... Mir scheint auch das Bild einer schiefen, vom Sanskrit zum Keltischen in ununterbrochener Linie geneigten Ebene nicht unpassend. Sprachgrenzen innerhalb dieses Gebietes gab es ursprünglich nicht, zwei voneinander beliebig weit entfernte Dialekte A und X waren durch kontinuierliche Varietäten B, C, D usw. miteinander vermittelt." Erst dadurch, daß einzelne Glieder CDE ausgewandert oder vernichtet sind, konnten Sprachgrenzen entstehen, da ja in einem solchen Falle die Varietät B nunmehr unmittelbar an F angrenzte.

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Es ist schon von anderer Seite hervorgehoben worden, wie gerade die Schmidtsche Wellentheorie stark für die europäische Urheimat zeugt, denn wenn wir die Italiker und Griechen, wie es ganz sicher ist, aus Mitteleuropa kommen lassen, so schließt sich hier in der Tat Glied an Glied, Griechen, Italiker, Kelten, Germanen, Litauer, Slawen bilden dann sofort eine kontinuierliche Kette, in der aber nur ein Glied fehlt, das Indo-Iranische, das zwischen Slawisch und Griechisch in der Mitte steht. Es ist dann aber viel wahrscheinlicher, daß sich dies eine Glied. losgerissen hat, während die anderen den Ursitzen näher oder ganz in ihnen geblieben sind, als das Umgekehrte" (Hirt, Die Indogermanen usw., S. 93 f.).

Besteht diese geistreiche Hypothese, der es freilich nicht an vielfachem Widerspruch gefehlt hat, zu Recht, so würden die Zentren der einzelnen Wellensysteme, die ja nicht notwendig kreisförmig und auch nicht sämtlich gleichzeitig entstanden zu sein brauchen, zugleich als Kulturzentren anzusprechen sein. Bildlich läßt sich dieser Entwickelungsvorgang in folgender Weise darstellen:

Bei A sehen wir die ursprüngliche Gruppierung des indogermanischen Urvolkes und der noch bis über das deutsche Mittelgebirge hinüberragenden südlichen, nicht indogermanischen Urbevölkerung. B veranschaulicht die Verbreituug der älteren und jüngeren Winkelbandkeramik, während sich im Osten der litauisch-baltische und

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böhmisch-mitteldeutsche Gruppe, in denen nur noch einige wenige der zahlreichen, im nordbalkanischen Gebiete beliebten Spiral-Mäandermuster Verwendung finden, die aber auch untereinander mancherlei, wenn auch nur unwesentliche Unterschiede erkennen lassen. Ungefähr gleichzeitig mit ihr oder nur wenig später breitet sich im Osten der Kreis mit bemalter Keramik aus, die von der nordbalkanischen Gruppe die Spiral-Mäandermotive übernommen hat und die sich von Böhmen (Schneider, Steinzeitliche Gefäßmalerei in Böhmen, Z. f. E. 1908, H. IV, S. 573 ff.), Mähren und Niederösterreich (Palliardi, Mitt. der prähist. Komm. 1897, S. 237 ff.), über Galizien (Ossowski, Sprawozdanie z wycieczki paleoetn. po Galiciyi 1881, p. 35; Hörnes, Urgesch. d. Kunst, S. 214 ff.) und die Bukowina (Schipenitz im Pruthtale Romstorfer, Mitt. d. k. k. Zentralkomm., Bd. XIX, S. 243, 256, Fig. 29 bis 31; Szombaty, Jahresb.

Schema C.

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Ältere Winkelbandkeramik Jungere

Kulturkreise in den älteren Abschnitten des
Neolithicums.

d. Bukow. Landesmus. 1894, S. 5; Hörnes, a. a. O., S. 214) bis an den Dnjepr (Funde von Kiew, Chalepje, Tripolje; Pič, a. a. O., Bd. I, S. 107, 108, Fig. d), südwärts über Ungarn (Wosinsky, Das prähist. Schanzwerk v. Lengyel), Siebenbürgen (Teutsch, a. a. O.) nach Rumänien (Funde von Cucuteni und Radošeni; Hörnes, a. a. O, S. 210; Archiva Societatii stiintifice și literare dni Jasy, I, p. 257-270) und weiter nach Kleinasien (Troja und Jortan bei Smyrna;

Kulturkreise zur Zeit der Spiral-Mäander-Keramik.

H. Schmidt, Z. f. E. 1904, S. 648) erstreckt. Innerhalb dieses großen Kreises hebt sich etwas später als eine besondere Gruppe die Siebenbürgische Gruppe mit polychromer Malerei hervor, deren Mittelpunkt die überaus interessanten, von J. Teutsch aufgedeckten Stationen von Erösd am rechten Altufer, Komitat Harómszek, und vom Priesterhügel bei Brenndorf, Komitat Kronstadt, bilden (Teutsch, Mitt. d. prähist. Komm. 1903; Mitt. d. Wien. Anth. Ges. 1900, S. 193 ff.; Z. f. E. 1907, S. 108; H. Schmidt, a. a. O., S. 637 ff.; Z. f. E. 1907, S. 121 ff.). Ganz im Norden haben wir noch den Kreis mit

Megalith und Steinkistengräbern und östlich | Anfängen vielleicht sogar in eine noch frühere anstoßend die Skelettgräber des baltisch-litauischen Formenkreises.

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Periode zurück, da sich schon im Stadium der älteren und namentlich der jüngeren Winkelbandkeramik (Rössener und Jordansmühler Typus) recht erhebliche Unterschiede zwischen Westen und Osten bemerkbar machen. Andererseits aber bleibt diese Kulturscheide auch in den späteren Perioden bestehen, wie wir es oben bereits in der verschiedenartigen Ausbildung der Schnurkeramik in Ost- und Mitteldeutschland gesehen hatten und wie es Kossinna (a. a. O., S. 186 ff.) für die frühste Bronzezeit gezeigt hat.

Indoiranier

Verwandtschaftsverhältnisse der indogermanischen Sprachen nach der
Schmidtschen Wellentheorie.
(Nach Hirt, Die Indogermanen, S. 93, Fig. 2.)

ziemlich mit dem der Aunjetitzer Gruppe deckt,
mit dem der Italiker, Kelten und Illyrer zu-
sammen. Der Kreis der bemalten Keramik ent-
spricht dem der Indo-Iranier, aus dem sich dem
Kreis der Thrako-Phryger entsprechend als ein
besonderer Kreis die Gruppe der Siebenbürgi-
schen polychromen Gefäßmalerei abhebt. Der
nordische Kreis deckt sich mit dem Ausbrei-
tungsgebiet der Germanen, der nordöstliche mit
dem der Slawoletten. Und wenn die Sprach-
forschung weiter besonders betont (Hirt, a. a. O.,
S. 95), daß die große Dialektspaltung in eine
Kentum- und eine Satemgruppe schon durch
die indogermanische Ursprache hindurchging,
so findet dies in der Abscheidung des lettisch-
baltischen Kulturkreises und namentlich des
Kreises mit bemalter Keramik volle Bestätigung.
Ja, diese Differenzierung führt in ihren ersten

Besonders bemerkenswert erscheint die Ausbildung eines besonderen schnurkeramischen Typus im südlichen Polen in den Stationen von Dziesławice, Grabowa, Borzymów, Janina, Jestrzembiec, Beszowa, Nieciesławice, Badrzychowice u. a. (v. Majewski, Powiat Stopnicki pod wzgledem przedhist; Swiatowit, Bd. III, IV, V; Z. f. E. 1906, S. 223 ff.), und in Złosa und anderen Orten Galiziens (Dzieduszyckisches Museum in Lemberg), der sich durch die Verwendung wellenförmiger, in Schnurtechnik ausgeführter Ornamentmuster charakterisiert. Bei einem Vergleich des Ausbreitungsbezirkes dieser schnurkeramischen Sondergruppe mit dem oben reproduzierten Schema der Verwandtschaftsverhältnisse der indogermanischen Sprache liegt der Gedanke nicht zu fern, in ihr die embryonale Anlage der slawischen Sprachgruppe zu erblicken. Doch möchte ich ausdrücklich den von v. Majewski, wenn auch nur vermutungsweise, ausgesprochenen Gedanken, daß die Schnurwellenlinie mit der über zwei Jahrtausende später erscheinenden slawischen Wellenlinie in Verbindung stehen könnte, zurückweisen. Diese Schnurwellenlinie ist meines Erachtens zweifellos unter der Einwirkung der südosteuropäischen Spiral-Mäanderkeramik entstanden, deren äußerste Wellen gleichzeitig mit der Schnurkeramik die mittlere Weichsel erreichten.

Ist unsere Hypothese, daß die Bildung bestimmter Kulturzentren während der neolithischen

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böhmisch-mitteldeutsche Gruppe, in denen nur noch einige wenige der zahlreichen, im nordbalkanischen Gebiete beliebten Spiral-Mäandermuster Verwendung finden, die aber auch untereinander mancherlei, wenn auch nur unwesentliche Unterschiede erkennen lassen. Ungefähr gleichzeitig mit ihr oder nur wenig später breitet sich im Osten der Kreis mit bemalter Keramik aus, die von der nord balkanischen Gruppe die Spiral-Mäandermotive übernommen hat und die sich von Böhmen (Schneider, Steinzeitliche Gefäßmalerei in Böhmen, Z. f. E. 1908, H. IV, S. 573 ff.), Mähren und Niederösterreich (Palliardi, Mitt. der prähist. Komm. 1897, S. 237 ff.), über Galizien (Ossowski, Sprawozdanie z wycieczki paleoetn. po Galiciyi 1881, p. 35; Hörnes, Urgesch. d. Kunst, S. 214 ff.) und die Bukowina (Schipenitz im Pruthtale Romstorfer, Mitt. d. k. k. Zentralkomm., Bd. XIX, S. 243, 256, Fig. 29 bis 31; Szombaty, Jahresb.

Schema C.

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Winkelbandkeramik Jungere

Kulturkreise in den älteren Abschnitten des Neolithicums.

Belgisch

SPIRAL-MAEANDER

d. Bukow. Landesmus. 1894, S. 5; Hörnes, a. a. O., S. 214) bis an den Dnjepr (Funde von Kiew, Chalepje, Tripolje; Pič, a. a. O., Bd. I, S. 107, 108, Fig. d), südwärts über Ungarn (Wosinsky, Das prähist. Schanzwerk v. Lengyel), Siebenbürgen (Teutsch, a. a. O.) nach Rumänien (Funde von Cucuteni und Radošeni; Hörnes, a. a. O, S. 210; Archiva Societații stiintifice si literare dni Jasy, I, p. 257-270) und weiter nach Kleinasien (Troja und Jortan bei Smyrna;

Südwestdeutsche
Gruppe

Mitteldeutsch Tulumsche Gruppe

Nordalpine Gruppe

Gefäß Malerei Polychrome

Malerei

KERAMIK

Nordbalka

nische Gruppe

Kulturkreise zur Zeit der Spiral-Mäander-Keramik.

H. Schmidt, Z. f. E. 1904, S. 648) erstreckt. Innerhalb dieses großen Kreises hebt sich etwas später als eine besondere Gruppe die Siebenbürgische Gruppe mit polychromer Malerei hervor, deren Mittelpunkt die überaus interessanten, von J. Teutsch aufgedeckten Stationen von Erösd am rechten Altufer, Komitat Harómszek, und vom Priesterhügel bei Brenndorf, Komitat Kronstadt, bilden (Teutsch, Mitt. d. prähist. Komm. 1903; Mitt. d. Wien. Anth. Ges. 1900, S. 193 ff.; Z. f. E. 1907, S. 108; H. Schmidt, a. a. O., S. 637 ff.; Z. f. E. 1907, S. 121). Ganz im Norden haben wir noch den Kreis mit

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Megalith- und Steinkistengräbern und östlich | Anfängen vielleicht sogar in eine noch frühere
anstoßend die Skelettgräber des baltisch-litau-
ischen Formenkreises.

Wie man sieht, deckt sich das der Periode der Spiral-Mäanderkeramik entsprechende Bild recht gut mit dem Schema D, das die Verwandtschaftsverhältnisse der indogermanischen Sprache nach der Schmidtschen Wellentheorie veranschaulicht. Der Kreis der nordbalkanischen Spiral-Mäanderkeramik fällt mit dem der Griechen, der der nordalpinen, südwestdeutsch-belgischen und böhmisch-mitteldeutschen Gruppe, der sich

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Periode zurück, da sich schon im Stadium der älteren und namentlich der jüngeren Winkelband keramik (Rössener und Jordansmühler Typus) recht erhebliche Unterschiede zwischen Westen und Osten bemerkbar machen. Andererseits aber bleibt diese Kulturscheide auch in den späteren Perioden bestehen, wie wir es oben bereits in der verschiedenartigen Ausbildung der Schnurkeramik in Ost- und Mitteldeutschland gesehen hatten und wie es Kossinna (a. a. O., S. 186 ff.) für die frühste Bronzezeit gezeigt hat.

Indoiranier

Verwandtschaftsverhältnisse der indogermanischen Sprachen nach der
Schmidtschen Wellentheorie.
(Nach Hirt, Die Indogermanen, S. 93, Fig. 2.)

ziemlich mit dem der Aunjetitzer Gruppe deckt,
mit dem der Italiker, Kelten und Illyrer zu-
sammen. Der Kreis der bemalten Keramik ent-
spricht dem der Indo-Iranier, aus dem sich dem
Kreis der Thrako-Phryger entsprechend als ein
besonderer Kreis die Gruppe der Siebenbürgi-
schen polychromen Gefäßmalerei abhebt. Der
nordische Kreis deckt sich mit dem Ausbrei-
tungsgebiet der Germanen, der nordöstliche mit |
dem der Slawoletten. Und wenn die Sprach-
forschung weiter besonders betont (Hirt, a. a. O.,
S. 95), daß die große Dialektspaltung in eine
Kentum- und eine Satemgruppe schon durch
die indogermanische Ursprache hindurchging,
so findet dies in der Abscheidung des lettisch-
baltischen Kulturkreises und namentlich des
Kreises mit bemalter Keramik volle Bestätigung.
Ja, diese Differenzierung führt in ihren ersten

Besonders bemerkenswert erscheint die Ausbildung eines besonderen schnurkeramischen Typus im südlichen Polen in den Stationen von Dziesławice, Grabowa, Borzymów, Janina, Jestrzembiec, Beszowa, Nieciesławice, Badrzychowice u. a. (v. Majewski, Powiat Stopnicki pod wzgledem przedhist; Swiatowit, Bd. III, IV, V; Z. f. E. 1906, S. 223 ff.), und in Złosa und anderen Orten Galiziens (Dzie. duszyckisches Museum in Lemberg), der sich durch die Verwendung wellenförmiger, in Schnurtechnik ausgeführter Ornamentmuster charakterisiert. Bei einem Vergleich des Ausbreitungsbezirkes dieser schnurkeramischen Sondergruppe mit dem oben reproduzierten Schema der Verwandtschaftsverhältnisse der indogermanischen Sprache liegt der Gedanke nicht zu fern, in ihr die embryonale Anlage der slawischen Sprachgruppe zu erblicken. Doch möchte ich ausdrücklich den von v. Majewski, wenn auch nur vermutungsweise, ausgesprochenen Gedanken, daß die Schnurwellenlinie mit der über zwei Jahrtausende später erscheinenden slawischen Wellenlinie in Verbindung stehen könnte, zurückweisen. Diese Schnurwellenlinie ist meines Erachtens zweifellos unter der Einwirkung der südosteuropäischen Spiral-Mäanderkeramik entstanden, deren äußerste Wellen gleichzeitig mit der Schnurkeramik die mittlere Weichsel erreichten.

Ist unsere Hypothese, daß die Bildung bestimmter Kulturzentren während der neolithischen

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